Oskar Goldberg
Oskar Goldberg (* 1885 in Berlin; † 1952 in Nizza) war deutsch-jüdischer Arzt und Schriftsteller.
Leben
Oskar Goldberg wurde von seinem Großvater aufgezogen, da sein Vater früh starb. Er studierte Medizin, obwohl er seit seiner Jugend sich für viele Wissenschaftsgebiete interessierte. Bekannt wurde er durch sein Werk Die Wirklichkeit der Hebräer, in dem er die rituelle Praxis des jungen Israel und der hebräischen Vorzeit anhand des Pentateuches analysiert. Bereits während seiner Schulzeit war er in vielen Vereinen und Berliner Clubs aktiv, und hatte dort mit seinem "gefährlich-dämonischen Wesen" im Neuen Club großen Einfluss auf junge Expressionisten wie Jakob van Hoddis und Georg Heym. Bereits im Jahr 1908 veröffentlichte er sein erste Werk "Die fünf Bücher Mosis - ein Zahlengebäude", in dem er anhand von Zahlensystemen die göttliche Herkunft nachweisen wollte (ähnlich anderen kabalistischen Theorien). In den Jahren 1937/38 arbeitete er als redaktioneller Mitarbeiter bei Thomas Manns Exil-Zeitschrift Maß und Wert mit. Bereits 1938 emigrierte er aus Deutschland, und ging, eingeladen von Zwi Taubes, nach Genf. Von dort ging er nach Frankreich, wo er schon 1941 interniert wurde. Aber ihm gelang die Flucht in die USA. Dort arbeitete er als Mediziner. 1949 kehrte er nach Europa zurück.
Die Philosophische Gruppe
Im Jahr 1925 gründete Goldberg mit befreundeten Künstlern die Philosophische Gruppe als eines der bedeutendsten linken Diskussionsforen des Berlins der Zwanziger Jahre. Viele der bedeutendsten Vertreter der deutschen und jüdischen Intelligenz waren dort versammelt. So unter anderem Bertolt Brecht, Walter Benjamin, Gershom Scholem, Alfred Döblin, Karl Korsch und Robert Musil. Durch die Verfolgung ab 1933 wurde sie jedoch schon kurz darauf aufgelöst.
Das Hauptwerk
Das Hauptwerk Goldbergs, welches erst 1924/25 erschien, aber nach seinen Worten schon vor dem Ersten Weltkrieg in den Grundzügen fertig gedacht war, heißt: Die Wirklichkeit der Hebräer. G. Scholem, der professorale Erforscher der Kabbala aus Jerusalem und Thomas Mann, zwei Bekannte mit Fühlung am Puls der Zeit gelten M. Voigts, dem Herausgeber der Neuauflage des Hauptwerkes Goldbergs als Intimfeinde. Thomas Mann nennt ihn einen "typisch jüdischen Faschisten. Für G. war der Pentateuch Paradigma des Lebens und Analyse desselben. Jegliche Aufklärung im allgemeinen Sinne war ihm fremd, ja galt ihm, als Gegenteil, als Verdunkelung der transzendenten, empirisch erfahrbaren Realität. Die Transzendenz war Goldberg empirisch erfahrbar. Das ist der Grundgedanke seines Werkes. Und darüber hinaus gibt es Mittel in der Transzendenz zu wirken, denn einerseits ist diese zwar der Realität vorgeordnet, andererseits aber auch wieder von ihr abhängig. Eines der wesentlichen Mittel dazu ist nach ihm das Opfer, welches von ihm nicht mit dem überall zu hörenden "do ut des?" erklärt wird, sondern mit einer Transzendentalmechanik "sui generis?" . Dabei nähert Goldberg sich den Zentralgedanken der Magie. Im Grunde aber war er kein Kabbalist. Die Kabbala galt ihm als vorsintflutliches, hebräisches Gut, dem die pentateuchische Ritualistik haushoch überlegen ist. Die Begriffe Rasse, Volk und Bevölkerung erfahren innerhalb seines Denkens eine präzise Definition und eine uns schon virtuos erscheinende Etymologie verhilft seiner stringenten Beweisführung zu einer ihren Effekt nicht verhehlenden Plausibilität.
Wenn es so etwas wie ein säkulares Glaubensbekenntnis des Szientismus gibt, dann ist es Karl Poppers "The open society and her enemies". Mit Sicherheit fällt von Poppers Standpunkt aus Oskar Goldberg unter die Feinde der Offenen Gesellschaft, aber vom Standpunkt Goldbergs aus ist Karl Popper kein Feind, weil für ihn vollkommen egal ist ob die Gesellschaft offen oder geschlossen ist. Die Gesellschaft ist keine Kategorie seines Denkens mehr, weil sie im Zustand der "Fixation", also ohne transzendenten Bezug mehr, lebend, nach G. so etwas wie die Leiche eines Volkes ist.
Ein Lieblingssteckenpferd Goldberg scheint der "liebe Gott" der modernen Zivilreligion zu sein, der so manch passenden Seitenhieb einzustecken hat. Goldberg bricht zum Beispiel mit der Allmachtshypothese, also mit der zum Axiom verfestigten Vermutung, dass Gott omnipotent sei, ein Tatbestand, der ihn mit Sicherheit in keiner Religion zum Kanoniker werden lässt. Darüberhinaus lässt er die Quellenscheider Quellenscheider sein, und behauptet einfach Tetragrammaton und Elohim sei etwas Unterschiedenes, ja sie seien sogar gegeneinander und stritten widereinander.
Werke (Auswahl)
- Die fünf Bücher Mosis ein Zahlengebäude -(1908)
- Die Wirklichkeit der Hebräer - (1924 und 2005) - ISBN 978-3447052160
- Maimonides - (1935)
Bücher über Oskar Goldberg
- Oskar Goldberg - Der mythische Experimentalwissenschaftler. Ein verdrängtes Kapitel jüdischer Geschichte - von Manfred Voigts - Agora Verlag - ISBN 978-3870081164
Quellen
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Goldberg, Oskar |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-jüdischer Arzt und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 1885 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 1952 |
STERBEORT | Nizza |