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Vitzthum (Adelsgeschlecht)

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Das Wappen der Familie Vitzthum von Eckstädt (Weigel'sches Wappenbuch von 1734, Teil I, Tafel 146)

Vitzthum ist der Name eines alten und weit verzweigten thüringischen Adelsgeschlechts.

Geschichte

Die Herkunft der Herren, Freiherren und Grafen Vitzthum, in alten Urkunden und Schriften auch von Vitzdom genannt, ist von den ab 1123 urkundlich genannten Herren von Apolda abzuleiten. Diese bekleideten im Dienste des Erzbischofs von Mainz die Ämter des Vitzthums (vicedominus = Vertreter des Fürsten) und des Schenken. Der Vitzthum des Erzbischofs hatte seinen Verwaltungssitz in Erfurt. Da diese Hofämter zeitweise erblich waren, wurden sie bei einzelnen Linien in den Familiennamen übernommen und auf diese Weise weitervererbt, auch als das Amt selbst nicht mehr erblich und schließlich gar nicht mehr vorhanden war.

So entstanden aus den Herren von Apolda die Schenken von Apolda, welche gegen Ende des 14. Jahrhunderts ausgestorben sind. Zuvor hatte sich aber von diesen Mitte des 13. Jahrhunderts eine Linie abgetrennt, deren Begründer Ritter Berthold (gest. um 1285) das Amt des Erfurter Vicedominus innehatte und dessen Familiensitz Eckstädt bei Erfurt war. Diese Linie nannte sich fortan Vitzthum von Eckstädt. Zu einer weiteren Abspaltung aus dem Haus der Schenken von Apolda kam es Anfang des 14. Jahrhunderts, bei welcher Ritter Berthold (gest. 1335) die Linie Vitzthum zu Apolda und dessen Bruder Dietrich (gest. 1337) die Linie Vitzthum zu Roßla begründeten.

Stammsitz der Familie war Apolda (wohl schon im 11. Jh.), welches die Schenken um 1348 verkauften. Später oder doch gleichzeitig kamen Eckstädt (urkl. 1279) und Roßla (urkl. 1308, um 1375 an Ritter Busso Vitzthum verkauft) hinzu.

Die Familie besaß bis 1376 Burgscheidungen und nach 1371 auch die Wasserburg Niederroßla. Nach einer Erbteilung der Linie Vitzthum zu Roßla um 1400 bildeten sich die zwei Linien Roßla und Tannroda heraus, wobei Letztere ab 1410 im Besitz der Burg Kriebstein, 1418 zu Tannroda und 1423 zu Nebra erscheint. Die Linie Roßla besaß hingegen Dornburg, Laucha, Klöden, Lichtenwalde, Kapellendorf usw.

Die Familie zählte zu den mächtigsten und reichsten Adelsgeschlechtern der damaligen Zeit.

Wappen

Die Linie Vitzthum von Eckstädt pflanzte sich bis in die Gegenwart fort und führte zwei Pfähle mit Querbalken in ihrem Stammwappenschild (s. o.). 1711 wurde ein Zweig dieser Familie, welcher Schönwölkau und ab 1772 auch das Schloss Lichtenwalde besaß, in der Person des Friedrich Vitzthum von Eckstädt (gest. 1726) in den erblichen Reichsgrafenstand erhoben.

Die Linie Vitzthum zu Apolda führte einen schräg gestellten Zweig mit drei daran hängenden Äpfeln im Wappen und ist 1639 erloschen.

Die Linie Vitzthum zu Roßla, die den gleichen Wappenschild wie die Apoldaer Linie führte, teilte sich zu Beginn des 15. Jahrhunderts in die Zweige Roßla und Tannroda. Während der Zweig Tannroda bereits 1479 erlosch, pflanzte sich der Roßlaer Zweig hauptsächlich in Böhmen, ab 1623 aber auch wieder in Sachsen und im Elsass bis in die Gegenwart fort.

Namensträger

Zu dieser Familie gehören:

  • Apel von Vitzthum der Ältere zu Tannroda († 1425)
  • Apel von Vitzthum der Jüngere zu Tannroda († 1475)
  • Apel Vitzthum der Ältere zu Roßla († 1474)
  • Christoph Vitzthum zu Apolda (* um 1483; † 1559)
  • Moritz Vitzthum zu Apolda († 1578), Sohn des Christoph
  • Friedrich Vitzthum zu Apolda (* um 1521; † 1591), Sohn des Christoph
  • Wilhelm Friedrich Vitzthum zu Apolda († 1612), Sohn des Friedrich
  • Anton Friedrich Vitzthum zu Apolda († 1631), Sohn des Wilhelm Friedrich, letzter Schlossherr von Apolda
  • Georg Graf Vitzthum von Eckstädt (1880 - 1945), deutscher Kunsthistoriker
  • Hermann Graf Vitzthum von Eckstädt (1876-1942), Dr.phil., großherzoglich sächsischer Kammerherr, Milbenforscher aus Leidenschaft, Mitglied der Mikrobiologischen Vereinigung München.
  • Otto Heinrich Graf Vitzthum von Eckstädt (1861-1916), Dr.theol.h.c., Wirklicher Geheimer Rat, Hauptmann a.D., Ehrenbürger von Dresden (6. Oktober 1909).
  • Otto Friedrich III. Graf Vitzthum von Eckstädt (* 1855 † 1936), Letzter königl. Sächs. Oberstmarschall, Letzter Sächs. Präsident der I. Ständekammer, Letzter Majoratsherr auf Schloss Lichtenwalde
  • Otto Siegfried II. Graf Vitzthum von Eckstädt (* 1904 † 1943), Sohn des Otto Friedrich III.
  • Wolfgang Graf Vitzthum von Eckstädt (* 1941), Jurist, Professor für Öffentliches Recht an der Universität Tübingen

Die Grabmale von Christof und Friderich befinden sich in der Apoldaer Martinskirche.

Siehe auch

Literatur

  • Mansberg, Richard Freiherr v. - Erbarmannschft wettinischer Lande - Dresden 1905 bis 1908
  • Vitzthum von Eckstädt, Rudolf Graf - Beiträge zu einer Vitzthumschen Familiengeschichte - 1935