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Tristan und Isolde (Oper)

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Werkdaten
Titel: Tristan und Isolde
Originalsprache: deutsch
Musik: Richard Wagner
Libretto: Richard Wagner
Uraufführung: 10. Juni 1865
Ort der Uraufführung: München
Spieldauer: ca. 4 1/2 Stunden
Ort und Zeit der Handlung: England und Frankreich, keine Zeitangabe
Personen
  • Tristan (Tenor)
  • König Marke (Bass)
  • Isolde (Sopran)
  • Kurwenal (Bariton)
  • Melot (Tenor)
  • Brangäne (Sopran)
  • Ein Hirte (Tenor)
  • Ein Steuermann (Bariton)
  • Stimme eines jungen Seemanns (Tenor)
  • Schiffsvolk, Ritter und Knappen. Isoldes Frauen
Der so genannte Tristan-Akkord (Musiktheorie)

Tristan und Isolde ist ein Musikdrama von Richard Wagner, der das Werk selbst als „Handlung in drei Aufzügen“ bezeichnete. Die Uraufführung fand am 10. Juni 1865 im Königlichen Hof- und Nationaltheater in München statt.

Quellen des Stoffs

Die Tristan-Handlung stützt sich auf den keltischen Sagenkreis um König Artus und Tristan – letzterer überliefert in dem groß angelegten Versroman „Tristan“ des Gottfried von Straßburg (13. Jahrhundert). Wagner kannte dieses bedeutende Werk der spätmittelalterlichen Literatur ebenso wie die zeitgenössischen Adaptionen des Stoffs durch August von Platen, Karl Ritter (senior) und Julius Mosen.

Darüber hinaus ließ Wagner in seine Handlung Motive und Stimmungen aus Novalis’ Gedichtband „Hymnen an die Nacht“ einfließen, auch Auswirkungen des philosophischen Werks von Arthur Schopenhauer (s. auch die Erwähnung dort) gelten als gesichert – Wagner selbst relativiert dies allerdings: die Schopenhauer-Lektüre traf danach bei ihm auf eine bereits vorhandene Stimmung, die ihn zur Schaffung des Tristan angeregt hatte, und die er nun bei Schopenhauer wiederfand. Mit Schopenhauer in Zusammenhang zu bringen sind dagegen Gedanken, die dieser aus dem Buddhismus und indischen "Brahmanismus" herleitet, nämlich eine Tendenz des gänzlichen Verlöschens der menschlichen Existenz im Tode. – Ein Gedanke, der sich bei Wagner bis in sein Spätwerk Parsifal, und ganz besonders dort, nachweisen lässt.

Entstehungsgeschichte

Der erste Sänger des Tristan: Ludwig Schnorr von Carolsfeld
  • 1842: Wagner lernt Julius Mosen und dessen Gedicht zur Tristan-Sage kennen.
  • 1846: Robert Schumann trägt sich mit dem Gedanken einer Tristan-Oper. Das Libretto stammt von Robert Reinick, die Oper wurde jedoch nie realisiert. Durch regelmäßigen Kontakt mit Schumann erfährt Wagner von dessen Überlegungen.
  • 1854: ein Dramatisierungsversuch des Tristan-Stoffes durch Karl Ritter, mit dem Wagner befreundet ist, wird Anlass für Wagner, sich intensiver damit zu befassen. Er befindet sich zu der Zeit im Schweizer Exil, wo er noch am „Ring des Nibelungen“ (Ring, Entstehung) arbeitet.
  • 1856: Wagner berichtet Franz Liszt in einem Brief von der vollständigen gedanklichen, aber schriftlich noch nicht fixierten Konzeption.
  • 1857: Am 28. April bezieht Wagner das Gartenhaus der Wesendoncks in Zürich. Getragen von einem leidenschaftlichen Verhältnis zu Mathilde Wesendonck (s. auch Wesendonck-Lieder, Entstehung) unterbricht er die Arbeit am „Siegfried“ (zur Verknüpfung der Entstehung von Tristan, Meistersingern und Ring siehe auch diese Grafik), um sich ganz dem „Tristan“ zu widmen, der unter den gegebenen Umständen seine persönliche Situation widerzugeben scheint: Wagner sieht sich selbst als Tristan, Mathilde als Isolde und den zwischen ihnen stehenden Otto Wesendonck in der undankbaren Rolle des König Marke. Am 18. September überreicht Wagner die vollendete Urschrift der „Tristan“-Dichtung an Mathilde Wesendonck. In engem Freundeskreis trägt er den Text vor. Im Dezember ist bereits die Kompositionsskizze des ersten Aktes beendet.
  • 1858: Im Frühjahr liegt die vollständige Partitur des Ersten Aktes vor. Wagner trennt sich nach einem Eklat zwischen Mathilde Wesendonck und seiner Frau vorübergehend von dieser und reist nach Venedig, wo innerhalb von sechs Monaten der zweite Akt komponiert wird.
  • 1859: Nachdem er im März Venedig verlassen musste, kehrt Wagner nicht nach Zürich zurück sondern geht nach Luzern, wo er den dritten Akt fertigstellt. Im August liegt der „Tristan“ komplett vor. Die Uraufführung des Stückes verzögert sich jedoch, da das Werk seiner ungewohnten musikalischen Schwierigkeiten wegen bald als unaufführbar gilt. Über diese Probleme berichtet Wagner in einem offenen Brief vom 18. April 1865 an Friedrich Uhl.
  • 1860: Das „Tristan“-Vorspiel kommt zu einer ersten konzertanten Aufführung, wo es vom Publikum jedoch abgelehnt wird.
  • 1862: Es beginnen in Wien nach schwierigen Verhandlungen die Proben für die Uraufführung - nach unzähligen Problemen und 77 Proben wird diese jedoch 1863 abgesagt.
  • 1865: Nach der Berufung Wagners durch Ludwig II. von Bayern nach München kommt es am 10. Juni zur Uraufführung des Werkes am Münchner Hof- und Nationaltheater.
  • 1886: Erstaufführung des "Tristan" bei den Bayreuther Festspielen in der szenischen Einstudierung von Cosima Wagner unter der musikalischen Leitung von Felix Mottl.

Orchester

3 Flöten (3. auch Piccolo), 2 Oboen, Englischhorn, 2 Klarinetten, Bassklarinette, 3 Fagotte, Kontrafagott, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Basstuba, 1 Paar Pauken, Becken, Triangel, Harfe, 16 Erste Geigen, 16 Zweite Geigen, 12 Bratschen, 12 Celli, 8 Kontrabässe. (Wagners Anweisung: „Die Streichinstrumente sind vorzüglich gut und stark zu besetzen.“) Bühnenmusik: Englischhorn, 6 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen.

Bemerkenswert ist der Umstand, dass der Schlussakkord des „Tristan“ nicht wie üblich von allen Instrumenten im Tutti gespielt wird. Das Englischhorn hat Pause, was Richard Strauss zu der Deutung veranlasste: „Das Gift ist raus ...“

Handlung

Vorgeschichte

Cornwalls Held Tristan hat im Unabhängigkeitskrieg seines Landes gegen Irland dessen König Morold im Zweikampf getötet und seinen Kopf an Morolds Verlobte Isolde geschickt. Tristan selbst wurde bei dem Kampf ebenfalls schwer verwundet und ließ sich an die Küste Irlands treiben, denn er wußte, nur Isolde würde ihn von seiner Wunde heilen können. Diese erkannte in dem Fremden, der sich Tantris nannte, den Mörder ihres Verlobten, denn der Splitter, den sie aus Morolds Kopf gezogen hatte, fehlte in Tristans Schwert. Isolde beschloß, den Wehrlosen zu töten. Ein Blick Tristans hielt sie jedoch davon ab, und sie ließ ihn geheilt nach Cornwall zurückkehren.

  • (11:09 Minuten – 13,9 MB)

Erster Aufzug

Zeltartiges Gemach auf dem Vorderdeck eines Seeschiffes – Überfahrt von Irland nach Cornwall.

Tristan ist erneut nach Irland gekommen, um für König Marke von Cornwall um Isolde zu werben und sie gleich mit sich in seine Heimat zu nehmen. Isolde ist tief gedemütigt, dass ausgerechnet er sie dem alten König als Friedenspfand zuführt. Sie fordert eine Unterredung mit Tristan, die dieser jedoch ablehnt. Erst als sie droht, nicht mit ihm an Land zu gehen, kommt Tristan ihrer Bitte nach. Isolde verlangt von ihm Genugtuung für den Mord an Morold, für den sie Rache zu nehmen einst nicht imstande war; sie reicht ihm einen Trank „zu sühnen alle Schuld“, von dem sie glaubt, er werde ihm und ihr den Tod bringen. Tatsächlich aber hat Brangäne ihrer Herrin einen Liebestrank gereicht, und nachdem Tristan und Isolde davon getrunken haben, gestehen beide einander ihre Liebe. In diesem Moment landet das Schiff in Cornwall.

Zweiter Aufzug

Garten mit hohen Bäumen vor dem Gemach Isoldes – Cornwall.

König Marke ist auf die Jagd gegangen, und Isolde wartet im Garten seiner Burg auf Tristan. Entgegen der Warnung Brangänes löscht sie die Fackel, womit sie Tristan das Zeichen zu kommen gibt. Tristan stürzt herbei und beide verschmelzen in der herabsinkenden „Nacht der Liebe“. Voll in Ekstase ignorieren sie Brangänes Warnruf vor dem anbrechenden Tag, weihen sich vielmehr der ewigen Nacht und wünschen, den gemeinsamen Liebestod als höchste Vollendung ihrer Liebe zu sterben. In diesem Augenblick werden sie von Marke und seinem Hofstaat überrascht, die von dem verräterischen Melot herbeigeholt wurden. Der König ist bestürzt über die Untreue seines Freundes Tristan, der verzweifelt versucht, die störenden „Tagsgespenster“ zu verbannen. Dann aber stellt er sich der Realität und fasst den Entschluss, Isolde um ihres Geheimnisses willen in das „Wunderreich der Nacht“, in den Tod, vorauszugehen. Mit dem letzten Kuss für Isolde provoziert er Melot, so dass dieser gegen den Verräter das Schwert zieht. Tristan dringt auf ihn ein, verteidigt sich aber nicht und sinkt verwundet in Kurwenals Arme.

Dritter Aufzug

Garten auf Tristans Burg Kareol in der Bretagne.

Kurwenal hat seinen Herrn auf dessen Burg Kareol gebracht. Dort durchlebt Tristan im Fiebertaumel noch einmal die Stationen seines Lebens und seiner Liebe zu Isolde. Er sehnt sich nach dem erlösenden Tod, den ihm Isolde, wiederum als Heilerin, bringen soll. Mehrmals glaubt er, ein Schiff zu erkennen – Kurwenal hat nach Isolde geschickt –, wird aber von Halluzinationen getäuscht und flucht dem Liebestrank und seinem Schicksal, Isolde nicht zu sehen und doch nicht sterben zu können. Da endlich wird die Ankunft von Isoldes Schiff gemeldet. In den Armen der herbeigeeilten Isolde stirbt er.

Ein zweites Schiff legt an: Es sind Marke mit seinem Gefolge und Brangäne. Kurwenal wirft sich ihnen mit seinen Leuten entgegen und erschlägt Melot, wird aber selbst im Kampf tödlich verletzt. Marke beklagt die Toten: Er ist gekommen, um Tristan mit Isolde zu vermählen, nachdem ihm von Brangäne die Zusammenhänge um das Verhältnis des Liebespaares offenbart wurden. Isolde jedoch sinkt "entseelt" über Tristans Leiche. Diese Schlußmusik, die heute meist fälschlich als Liebestod bezeichnet wird, nannte Wagner selbst "Isoldes Verklärung".

Wirkung

Zur Wirkungsgeschichte des "Tristan" (wie er meist verkürzt genannt wird) ist eine nahezu unübersehbare Fülle von Literatur erschienen, inklusive ausgesprochen kritischer Beträge (z.B. von Thomas Mann). Wagner selbst hat dies bereits während seiner Arbeit an der Oper vorausgesehen, wie die berühmte Briefpassage an Mathilde Wesendonck zeigt:

„Kind! Dieser Tristan wird was furchtbares! Dieser letzte Akt!!! - - - - - - -

Ich fürchte die Oper wird verboten - falls durch schlechte Aufführung nicht das Ganze parodirt wird -: nur mittelmässige Aufführungen können mich retten! Vollständig gute müssen die Leute verrückt machen, - ich kann mir's nicht anders denken. So weit hat's noch mit mir kommen müssen!!...“

Die Auswirkungen von Wagners Neuerungen vor allem auf dem Gebiet der Harmonik wirkten bis in die letzte Phase der romantischen Musik nach -- also bis hinein ins 20. Jahrhundert.

Diskographie (Auswahl)