Hochschule für die Wissenschaft des Judentums
Die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums wurde am 6. Mai 1872 in Berlin als unabhängige Lehranstalt zum Zwecke der Erhaltung, Fortbildung und Verbreitung der Wissenschaft des Judentums eröffnet. Zu ihren Gründungsmitgliedern gehörte Ludwig Philippson.
Von 1883–1922 führte sie den Namen: Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums.
Vorläufer war der Verein für Cultur und Wissenschaft der Juden mit seiner Publikation Wissenschaft des Judentums.
Die Hochschule sollte die unparteiische, an keine religiöse Richtung gebundene wissenschaftliche Forschung und Lehre zur Grundlage haben, das Gesamtgebiet der Wissenschaft des Judentums behandeln und allen Studierenden ohne Unterschied des Glaubens und der Fakultät zugänglich sein. In der Folgezeit wurde sie aber mehr für die wissenschaftliche Ausbildung von Rabbinern und Religionslehrern ausgebaut.
Berühmte Lehrer waren:
- Chanoch Albeck, Leo Baeck, Eduard Baneth, David Cassel, Hermann Cohen, Ismar Elbogen, Ismar Freund, Pinkus Fritz Frankl, Abraham Geiger, Julius Guttmann, Israel Lewy, Leopold Lucas, Sigmund Maybaum, Joel Müller, Friedrich Ollendorf, Martin Schreiner, Chajim Steinthal, Eugen Täubler, Harry Torczyner, Max Wiener und Abraham Schalom Yahuda.
Während des Dritten Reichs wurden Fortbildungskurse für jüdische Sozialarbeit eingerichtet. Eine Verlegung des Institutes nach London scheiterte. Am 19. Juli 1942 wurde die Einrichtung geschlossen und das wertvolle Inventar beschlagnahmt. Das ehemalige Hochschulhaus in der Tucholskystrasse 9 wurde vom Zentralrat der Juden in Deutschland erworben und am 19. April 1999 als „Leo-Baeck-Haus“ eröffnet. Es dient dem Zentralrat als Sitz. 1999 wurde als Nachfolgerin der Hochschule das Abraham-Geiger-Kolleg an der Universität Potsdam gegründet. Es erhielt Teile der Bibliothek Leo Baecks, die 2006 der Familie restituiert worden waren. Am 14. September 2006 wurden die ersten drei Rabbiner in Deutschland seit der Shoa in der Neuen Synagoge Dresden ordiniert.