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Das Gottlieb-Daimler-Stadion (1949–1993: Neckarstadion, 1945–1949: Century Stadium/Kampfbahn, 1933–1945: Adolf-Hitler-Kampfbahn) ist ein Leichtathletik- und Fußballstadion auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart-Bad Cannstatt. Es wurde 1933 fertig gestellt und seitdem mehrfach um- und ausgebaut. Das Stadion fasst heute bis zu 57.000 Zuschauer und ist neben dem Olympiastadion Berlin, dem Olympiastadion München und dem Frankenstadion Nürnberg das einzige deutsche Großstadion, das für Leichtathletik-Wettbewerbe genutzt werden kann. Die noch vorhandene Laufbahn führt jedoch bei Fußballspielen zu einer vergleichsweise großen Entfernung der Zuschauer vom Spielfeld.
Das Stadion ist die Heimat des VfB Stuttgart; Eigentümerin ist aber die Stadt Stuttgart.
Geschichte
1933–1973: Bau, Umbau und Umbenennungen
Architekt des Stadions war Paul Bonatz. Das Stadion wurde 1929 bis 1933 für das 15. Deutsche Turnfest erbaut und 1933 unter dem Namen Adolf-Hitler-Kampfbahn in Betrieb genommen. Zunächst fasste es 35.000 Zuschauer. Bis 1935 wurde es auf 70.000 Plätze erweitert. 1939 wurde im Stadion vor einer bis heute für Boxveranstaltungen in Deutschland geltenden Rekordkulisse von über 60.000 Zuschauern der Boxkampf Max Schmeling gegen Adolf Heuser ausgetragen.
Nach dem Krieg wurde das Stadion von der US-Besatzung zunächst in Century Stadium und später in Kampfbahn umbenannt und für Baseballspiele genutzt. 1949 wurde das Stadion in Neckarstadion umbenannt. Im selben Jahr fand vor 90.000 Zuschauern das Endspiel um die Deutsche Fußballmeisterschaft zwischen dem VfR Mannheim und Borussia Dortmund statt. 1950 fand im Stadion das erste deutsche Nachkriegs-Länderspiel gegen die Schweiz vor 103.000 Zuschauern statt. Zwischen 1949 und 1951 wurde eine offene Gegentribüne errichtet. Nach dem Ausbau fasste das Stadion 97.500 Zuschauer.
Am 3. Juni 1959 fand dort vor 80.000 Zuschauern das Endspiel im Europapokal der Landesmeister zwischen Real Madrid und Stade Reims und am 5. September 1962 eins der beiden Finalspiele im Europapokal der Pokalsieger zwischen Atletico Madrid und dem AC Florenz statt.
1974–1993: Große Veranstaltungen und umfassende Umbaumaßnahmen
Für die Fußball-Weltmeisterschaft 1974 wurde die Haupttribüne abgerissen sowie an ihrer Stelle eine neue dreigeschossige Tribüne errichtet. Die Gegentribüne wurde überdacht und eine Anzeigetafel errichtet. Das Stadion fasste nunmehr 72.000 Zuschauer, bei internationalen Spielen mit erhöhter, aber platzraubender Kapazität für die Presse, knapp 70.000 Zuschauer, davon knapp 40.000 Sitzplätze. Während des Turniers fanden im Stadion vier Spiele statt: in der Vorrunde die Partien Polen – Argentinien (3:2), Argentinien – Italien (1:1) und Polen – Italien (2:1) sowie in der 2. Runde Gruppe B Polen – Schweden (1:0).
1986 erhielt die Arena als erstes deutsches Stadion eine Farbanzeigetafel, wodurch die Kapazität auf knapp unter 70.000 Zuschauer sank, da für die ausgedehnte Anzeigetafel Stehplätze in der Untertürkheimer Kurve umstrukturiert wurden. Im selben Jahr war das Stadion Austragungsort der Leichtathletik-EM 1986. Trotz schlechten Wetters besuchten insgesamt 300.000 Zuschauer die Veranstaltungen. Für die Organisation der Europameisterschaften erhielt die Stadt Stuttgart den Olympic Cup des IOC.
Am 25. Mai 1988 fand dort das Endspiel im Europapokal der Landesmeister zwischen dem PSV Eindhoven und Benfica Lissabon vor 70.000 Zuschauern statt.
Während der Fußball-EM 1988 war das Stadion Austragungsort von zwei Spielen: die Vorrundenpartie England-Irland (0:1) sowie das Halbfinalspiel Italien-Sowjetunion (0:2).
Am 17. Mai 1989 erreichte der VfB Stuttgart dort im 2. Finalspiel des UEFA-Cups gegen den SSC Neapel ein 3:3. Das Hinspiel hatte Stuttgart mit 1:2 verloren.
1990 wurde eine Rasenheizung installiert. Für die Leichtathletik-Weltmeisterschaft 1993 wurden die Überdachungen von Haupt- und Gegentribüne abgerissen. Das Stadion erhielt die heute noch bestehende komplette Membran-Überdachung. Die meisten Stehplätze wurden in Sitzplätze umgewandelt; die Kapazität sank dadurch auf 53.700 Plätze, davon 47.600 Sitzplätze. Die Leichtathletik-WM wurde von insgesamt 585.000 Zuschauern besucht – die höchste je erreichte Zuschauerzahl bei Leichtathletik-Weltmeisterschaften. Die WM war für die Stadt Stuttgart ein voller Erfolg. Für „das große Zuschauerinteresse, die Fachkundigkeit und Begeisterung des Publikums“ wurden die Besucher der WM mit dem Fairplay-Preis der UNESCO ausgezeichnet.
1993: Stadionumbenennung
Im Rahmen des Umbaus zur Leichtathletik-WM erhielt das Stadion seinen heutigen Namen „Gottlieb-Daimler-Stadion“. Dies wurde durch einen Beschluss des Gemeinderats der Stadt Stuttgart gefasst. Der damalige Automobilkonzern Daimler-Benz finanzierte zwar für 10 Millionen Mark den Bau eines überdachten Übergangs bei der benachbarten Hanns-Martin-Schleyer-Halle, jedoch erfolgte die Umbenennung des Stadions auf freiwilliger Basis. Daimler-Benz lehnte eine Umbenennung zunächst ab, da es seitens des Konzerns keine Bedingungen für die Finanzierung des Baus gab. Dies waren die Informationen, welche die Öffentlichkeit seinerzeit erhielt.
Erst im Mai 2007 wurde bekannt, dass die Stadt Stuttgart 1992 einen Geheimvertrag mit der damaligen Daimler-Benz AG abgeschlossen hatte, der eine unbeschränkte Laufzeit für die Vermarktung der Namensrechte durch den Automobilkonzern vorsieht. Im Gegenzug bekam die Stadt Stuttgart als Eigentümer des Stadions für den Ausbau des Areals rund 10 Mio. D-Mark. Enthüllt wurde dieser Deal durch die Stuttgarter Zeitung im Zuge einer Untersuchung der Energie Baden-Württemberg AG, die unter Fans des VfB Stuttgart eine telefonische Umfrage durchführte, ob das Stadion künftig unter einem neuen Namen vermarktet werden sollte.
Die Bezeichnung Gottlieb-Daimler-Stadion stellt indirekt das erste Stadion-Sponsoring in der deutschen Fußball-Bundesliga dar.
Seit 1994: Umfassende Modernisierung und Fußball-WM
Zwischen 1999 und 2003 wurde der zweite Rang der Haupttribüne abgerissen und durch einen neuen Oberrang ersetzt. Zwischen beiden Rängen befinden sich heute 44 Logen. Vor der Haupttribüne wurden ein Vorgebäude mit gastronomischen Einrichtungen und ein Parkhaus errichtet. In einem weiteren Bauabschnitt erhielt das Stadion zwischen 2004 und 2005 u. a. einen Oberrang für die Gegentribüne sowie zwei neue Anzeigetafeln. Dadurch stieg die Kapazität auf nunmehr 57.000 Plätze (bei einer Belegung nur mit Sitzplätzen 54.000 Plätze). Im Vorfeld der Fußball-WM 2006 erhielt das Stadion als einziges großes Leichtathletikstadion eine grüne Laufbahn.
Während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 fanden im Gottlieb-Daimler-Stadion folgende Partien statt:
13. Juni 2006 | Gruppe G | ![]() |
– | ![]() |
0:0 | |
16. Juni 2006 | Gruppe C | ![]() |
– | ![]() |
2:1 (2:1) | |
19. Juni 2006 | Gruppe H | ![]() |
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3:1 (0:1) | |
22. Juni 2006 | Gruppe F | ![]() |
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2:2 (1:1) | |
25. Juni 2006 | Achtelfinale | ![]() |
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1:0 (0:0) | |
08. Juli 2006 | Spiel um Platz 3 | ![]() |
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3:1 (0:0) |
Zukunftspläne
Für die Zeit nach der WM 2006 ist ein weiterer Umbau des Stadions nicht ausgeschlossen; der VfB Stuttgart und diverse Fangruppierungen drängen auf einen Umbau der Arena in ein reines Fußballstadion. Leichtathletikveranstaltungen könnten in Stuttgart dann nur noch im Stadion an der Festwiese ausgetragen werden. Am 9. und 10. September 2006 fand im Gottlieb-Daimler-Stadion das Leichtathletik-Weltfinale statt. Auch 2007 und 2008 soll es hier stattfinden.
Im Juli 2006 hat der Präsident des VfB Stuttgart, Erwin Staudt, der Stadt Stuttgart eine Machbarkeitsstudie für den Umbau des Daimler-Stadions in ein reines Fußball-Stadion vorgelegt. Die Studie sieht vor, das Membrandach des Gottlieb-Daimler-Stadions ebenso wie bei der Frankfurter Commerzbank-Arena mit einer Spinnennetz-Konstruktion zu überspannen. In dessen Zentrum soll ein Videowürfel aufgehängt werden. Dieser soll einerseits gut sichtbare Bilder liefern und andererseits die Zeltplanen verbergen, mit denen das Dach komplett geschlossen werden kann. Damit seien wesentliche Forderungen von Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster erfüllt: Eine Kapazität von mehr als 50.000 Zuschauern (um große Länderspiele austragen zu können), der Erhalt der erst wenige Jahre alten Tribüne sowie der Schutz der Cannstatter Mineralquellen.
Um das Fassungsvermögen der Fußball-Arena auf bis zu 57.000 Zuschauer zu erhöhen, sieht die Studie eine Tieferlegung des Spielfeldes um 1,30 Meter vor. Ohne Laufbahn könnten dann fünf zusätzliche Reihen mit Sitzplätzen auf der Haupttribüne und der Gegengeraden eingezogen werden. Die Kurven würden abgerissen und durch zwei steile Geraden ersetzt, die bis auf 7,5 Meter an die Torauslinien heranrücken.
Noch völlig unklar ist die Finanzierung des Projektes. Der Umbau soll der Studie zufolge rund 70 Millionen Euro kosten, für deren Finanzierung der VfB noch einen Partner sucht. OB Schuster verlangt zudem, dass der Verein das Stadion für etwa 90 Millionen Euro kauft. Im Gegenzug wolle die Stadt das Grundstück zur Verfügung stellen. VfB-Präsident Staudt bevorzugt dagegen eine Pacht des Stadions durch den Klub.
Anlässlich des Gewinns der deutschen Meisterschaft im Mai 2007 durch den VfB Stuttgart bekräftigte Erwin Staudt seine Absicht auf ein reines Fußballstadion innerhalb der nächsten drei Jahre und deutete eine Vorentscheidung bis zum Sommer 2007 an. Eine Übernahme des Stadions durch den VfB stellte er hierbei als die derzeit wahrscheinlichste Option dar.
Die Stuttgarter Zeitung berichtet in ihrer Ausgabe am 12. September, dass der VfB Stuttgart und die Stadt sich über den Kauf des Gottlieb-Daimler-Stadions für ca. 40 Millionen Euro geeinigt haben. Der Gemeinderat muss im November 2007 diese Einigung noch absegnen. Eine dritte Weltfinale-Veranstaltung im Jahr 2008 wird es voraussichtlich nicht geben, da der zugesagte Zuschuss von 1,1 Millionen Euro bereits nach zwei Veranstaltungen aufgebraucht sein wird und die IAAF genug Interessenten in Asien hat.
Lage des Stadions

Das Gottlieb-Daimler-Stadion ist das Kernstück des auf dem Cannstatter Wasen gelegenen Sportgebiets NeckarPark. Direkt an der Nordseite des Stadions befindet sich das neue Carl Benz Center, ein lang gestrecktes Erlebniszentrum für Fußballfans mit der Carl Benz Arena. Unmittelbar anschließend folgen Porsche-Arena und Hanns-Martin-Schleyer-Halle. Gegenüber dem Stadion befindet sich das neu erbaute Mercedes-Benz Museum. Südlich des Stadions liegt das Vereinsgelände des VfB Stuttgart und östlich das Haus des Sports „SpOrt“.
Technik
Fassungsvermögen
Von 2004 bis 2005 wurde das Stadion für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 umgebaut. Das Fassungsvermögen beträgt nun 57.000 Zuschauer (54.000 bei reiner Sitzplatznutzung). Vor Beginn der Umbauarbeiten konnte das Stadion 54.267 Zuschauer aufnehmen, davon 6.060 auf Stehplätzen. Bei reiner Sitzplatznutzung betrug das Fassungsvermögen 50.348 Zuschauer.

Flächen
- 34.200 m² Dachfläche
- 32.849 m² Tribünenfläche
- 17.420 m² Arenafläche
- 13.640 m² Netto-Grundrissfläche ohne Tribüne
- 8.920 m² Nutzfläche ohne Tribüne
Überdachung
Das Dachmaterial besteht aus einem PVC-beschichteten Polyestergewebe mit einer Lichtdurchlässigkeit von ca. 8 %. Die Reißfestigkeit eines 10 cm breiten Streifen dieses Materials beträgt ca. 1.000 kg. Für die Dachkonstruktion wurden insgesamt ca. 2.700 Tonnen Stahl und ca. 420 Tonnen hochfeste Stahlseile und Gussteile verwendet.
Flutlichtanlage
Die Flutlichtanlage besteht aus 284 Flutlichtscheinwerfern mit je 1,8 kW Leistung, davon befinden sich 104 auf vier Beleuchtungstribünen und 180 auf den Wartungsstegen. Die Gesamtleistung beträgt ca. 520 kW, die vertikale Nennbeleuchtung über dem Spielfeld beträgt 1.200 Lux Sie wurde mit 136 Strahlern mit je 2,0 kW ergänzt. Neue Gesamtleistung ca. 780 kW
Anzeigetafel
2 LED-Anzeigetafeln, 17,12 m × 7,22 m × 0,90 m, pro Tafel 603.136 LED, Gewicht ca. 11 Tonnen (Rekord: kein anderes europäisches Stadion verfügt über LED-Tafeln solch großen Ausmaßes)
Beschallungsanlage
Die computergesteuerte Anlage besteht aus einer Regiezentrale mit einem 24-kanaligen Mischpult sowie sieben dezentral im Stadion untergebrachten Verstärkerzentralen (Gesamtleistung 91 kW). An diesen sind 152 Hochleistungslautsprecher in Mehrwegtechnik angeschlossen. Bis zu 120 dB Schallpegel sind erreichbar.
Rasenheizung
Unter dem Rasen (ca. 20 cm unter der Rasennarbe) befinden sich über 20 km verlegte Heizungsrohre.
Weblinks
- Geschichte des Gottlieb-Daimler-Stadions
- Offizielle Homepage Gottlieb-Daimler-Stadion
- Homepage des Vereins VfB Stuttgart 1893 e. V.
- Lageplan mit Verkehrsmitteln
- Panoramabilder während des Tages der offenen Tür am 15.1.2006
- SpOrt Stuttgart - Haus des Sports
- Initiative für den Umbau des Gottlieb-Daimler-Stadions in eine reine Fußballarena
- Initiative für den Erhalt des Gottlieb-Daimler-Stadions als Leichtathletikstandort