Hypertensive Krise
Die hypertensive Krise (englisch: hypertensive urgency) ist eine plötzlich auftretende Fehlregulation des Blutdrucks im systemischen Kreislauf. Sie geht mit einem hohen Blutdruck einher, meist größer als 220/120 mm Hg, und hat kurzfristig eine gute Prognose.[1]Sie ist eine Notarztindikation.
Begriffsdefinition und Differenzialdiagnose
Bei der hypertensiven Krise besteht kein Hinweis auf eine bedrohliche akute Organschädigung. Hierin unterscheidet sich die Erkrankung vom prognostisch kritischen hypertensiven Notfall (englisch: hypertensive emergency).
Vom unkontrollierten Bluthochdruck (englisch: uncontrolled hypertension) unterscheidet sich die hypertensive Krise dadurch, dass bei ihr bereits chronische Folgen der Hochdruckerkrankung manifest geworden sind, wie Veränderungen des Augenhintergrundes, ein stattgehabter Schlaganfall oder eine Hypertrophie des Herzmuskels.
Auslöser
Am häufigsten wird die hypertensive Krise ausgelöst, wenn blutdrucksenkende Mittel nicht eingenommen worden sind, sei es aus leichtsinniger Unachtsamkeit des Patienten oder aufgrund fehlender finanzieller Mittel bei Armut. Seltenere Ursachen sind Übergewicht, Verengungen der Nierenarterien, akute Nierenerkrankungen oder ein DD-Genotyp des Angiotensin Converting Enzyme. Emotionale Erregungszustände, Angststörungen oder Panikattacken sind weitere Ursachen der Blutdruckerhöhung. Im ärztlichen Rettungsdienst ist die klassischerweise nachmitternächtliche Hochdruckkrise bei Patienten anzutreffen, die im Rahmen eines positiven Rückkopplungsmechanismus in einer zunehmend ängstlichen Erwartungshaltung bei wiederholten Blutdruckselbstmessungen einen permanent ansteigenden Blutdruck feststellen und in eine hypertensive Krise geraten.
Symptome und Behandlungsstrategie
Die Betroffenen haben oft Kopfschmerzen, Schwindel oder Nasenbluten, können aber auch symptomfrei sein. Da die Beschwerden nicht lebensbedrohlich sind, reicht es aus, den Blutdruck allmählich auf normale Werte abzusenken. Hierzu können Medikamente oral verabreicht und die Patienten zunächst engmaschig ambulant weiterbetreut werden.
Kommt es zu schweren akuten Symptomen wie Brustschmerzen, Lähmungserscheinungen, Sehstörungen, ist die Erkrankung bereits ein hypertensiver Notfall und bedarf aufgrund ihres bedrohlichen Verlaufs auf jeden Fall einer stationären Behandlung und meist einer zügigen medikamentösen Kontrolle des Blutdrucks mit intravenös verabreichten Medikamenten wie Nitroglycerin, Kalziumantagonisten (Nifedipin, Nitrendipin), Urapidil oder Clonidin.
Erste Hilfe
- betroffene Person beruhigen
- Lagerung mit erhötem Oberkörper (ca. 30°-90°)
- Notruf absetzten (Notarztindikation!)
- wenn vorhanden: Sauerstoffgabe (4L/min.)
- regelmäßige Kontrolle der Vitalfunktionen
- auf Wärmeerhalt achten
Quellen
- ↑ Blumenfeld JD, Laragh JH. Management of Hypertensive Crises: The Scientific Basis for Treatment Decisions. Review. AJH 2001;14:1154-1167 PMID 11724216