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Mirabellgarten

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Zur Gartenanlage des Schlosses Mirabell in der Stadt Salzburg gehören neben Teilen, die heute verbaut sind (etwa durch die Universität Mozarteum )

  • das Große und Kleine Parterre,
  • das Heckentheater,
  • der darunter gelegene Zwergelgarten,
  • die Wasserbastei

Im Norden grenzt an den Mirabellgarten der Kurgarten (anstelle der abgetragenen Mirabell-Bastei = St. Vitalis-Bastei) an.

Das Große und Kleine Gartenparterre

Die Neugestaltung des Mirabellgartens erfolgte in ihrer heutigen Form im Auftrag von Johann Ernst von Thun, wobei Johann Bernhard Fischer von Erlach die Leitung der Arbeiten innehatte. Die Anlage wurde um 1730 dann vom bekannten Architekten und Hofgarteninspektor Franz Anton Danreiter teilweise verändert. Um das zentrale Springbrunnenbecken des Großen Gartenparterre südlich dees Schlosses gruppieren sich auf hohen Sockeln vier Figurenpaare, die von Ottavio Mosto 1690 geschaffen worden waren: Sie symbolisieren einerseits die vier Elemente Wasser, Feuer, Luft und Erde, anderseits variieren sie gekonnt das Thema eines Menschen, der einen zweiten trägt, um ihn zu retten, zu rauben, zu entführen oder zu besiegen. • Der Raub der in Paris verliebten Helena durch denselben in einem Schiff, wodurch dann der Trojanische Krieg ausgelöst wurde. • die Rettung des Aeneas durch dessen Sohn Anchises aus dem brennenden Troja • Die Entführung der Persephone in die Unterwelt durch Hades • Der Sieg des Herkules über den erdverbundenen Halbgott Anthaeus, dem hochgehoben seine aus der Erde stammenden, sonst unüberwindlichen Kräfte ausgingen.

Die Marmorbalustraden um das Große Gartenparterre mit ihren kunstvollen Vasen wurden von Johann Bernhard Fischer von Erlach entworfen. Die auf den Balustraden stehenden antiken Statuen im Süden sind 1689 geschaffen worden. Sie stellen acht antike männliche und acht weibliche Gottheiten dar, nämlich Chronos und Bacchus, Jupiter und Mars, Herkules und Vulkanos sowie Merkur (Hermes) und Apollo. Die acht Göttinnen sind Diana und Flora, Athene und Ceres, Pomona und Venus, sowie Vesta und Juno. Die Figuren stammen dabei von Bartholomäus Opstal (Herkules, Merkur), Johannes Frölich (Apoll) und wohl vermutlich auch von Gregor Götzinger (Athene) und Ottavio Mosto (Flora).

Die Kopien der berühmten antiken Skulptur des "Borghesischen Fechters" werden das innere Paar betreffend Andreas Götzinger und das äußere, künstlerisch wertvollere Paar betreffend Bernhard Michael Mandl zugeschrieben. An den Postamenten findet sich hier das Wappen des Salzburger Erzbischofs Johann Ernst von Thun (1687 - 1709). Die beiden Löwen und die Einhörner nächst dem Pegasusbrunnen stammen höchstwahrscheinlich aus dem Schlossgarten von Schloss Klessheim und sind wahrscheinlich ebenfalls von Bernhard Michael Mandl gefertigt. Erzbischof Leopold Anton von Firmian hat diese Figuren, die Wappentiere Ernst von Thuns, in Klessheim gegen seine eigenen Wappentiere, gesternte Hirsche ausgetauscht.

Im Raum der beiden direkt neben einander liegenden Gartenteile finden sich heute noch zwei historische Gebäude: Auf der alten Basteimauer westlich des Schlosses befindet sich neben dem kleinen Gartenparterre das Vogelhaus (um 1730 errichtet) mit einer kuppelförmigen ehemaligen Voliere auf dem Dach. Die Orangerie im Süden des Schlosses mit dem angrenzenden Palmenhaus neben dem Großen Gratenparterre entstand um 1725.

1854 wurde der Mirabellgarten von Kaiser Franz Joseph der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und präsentiert sich bis heute als gartenarchitektonisches Kleinod. Die Treppenanlage vom Mirabellgarten in den Kurgarten wurde dabei anstelle einer früheren Sala terrana erst 1894 von Drobny gestaltet.

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Mirabellgarten mit Skulpturen und Blick auf die Festung

Der Pegasosbrunnen

Der Brunnen ist vor allem auch als Fotomotiv von Hochzeitspaaren bekannt. Der Innsbrucker Metall-Kunstgießer Kaspar Gras, ein „Erzfürstlich Österreichischer Possierer“, der auch das Denkmal von Erzherzog Leopold in Innsbruck gestaltet hatte, stellte das Werk 1661 im Auftrag von Erzbischof Guidobald von Thun für eine Pferdeschwemme am Kapitelplatz her. Das zugehörige Wasserbecken diente einst dem praktischen Zweck, Pferde waschen und tränken zu können. Auf dem Kapitelplatz blieb das geflügelte Ross bis um 1700. Dann übersiedelte die Pegasos-Skulptur zur alten Pferdeschwemme auf den Mirabellplatz. Dieser Platz war damals im Westen von der barocken Fassade des Schlosses, gegenüber von einer schmucken Kaserne, der „Neuen Türnitz“ mit ihren Pferde-Marställen, und im Norden und Süden jeweils von mächtigen Torbögen begrenzt. Mit der Aufwertung der dortigen Pferdeschwemme wollte der jüngere Halbbruder von Erzbischof Johann Ernst von Thun damals das Umfeld seiner Sommerresidenz Mirabell kunstvoller ausgestalten. 1732 wurde diese Pferdeschwemme von Felix Anton Danreiter dann neu gestaltet und vergrößert, wobei der Pegasus an seinem Platz blieb. Neu hinzu kamen aber die beiden Einhörner und die beiden Löwen, die vermutlich aus Schloss Klesshem stammen und heute in der Nähe des Pegasusbrunnens im Mirabellgarten zu sehen sind.

Nach dem großen Brand in der Neustadt 1818, dem nicht nur der Turm über der Hauptfassade des Schlosses, sondern auch viele Häuser am rechten Salzachufer zum Opfer fielen, musste die Pferdeschwemme mit dem Pegasos erneut weichen. Die Bronzeskulptur wurde nun vorläufig eingelagert, man vergaß sie dabei aber bald. 1836 wollte man sie beinahe versteigern, da man ihren künstlerischen Wert und die geschichtliche Bedeutung nicht erkannte.

1842 erhielt das Flügelross auf dem damaligen „Hannibalplatz“, dem heutigen Makartplatz einen neuen Standort. Schon 1859 kam aber die Figur wieder ins Depot des neugegründeten Städtischen Museums „Carolino Augusteum“ (Salzburg Museum). Erst 1913 erinnerte man sich wieder der alten Pferdeskulptur und stellte Pegasos nun auf die aus Konglomeratsteinen aufgebaute Felsenbrücke in der Mitte eines alten runden Brunnenbeckens im Mirabellgarten auf. Im Mirabellgarten passte Pegasos gut in seine Umgebung mit den übrigen Statuen und Skulpturen. Gleich westlich der Statue befindet sich zudem das Vogelhaus, in dem einst nicht nur von verschiedenen Singvögeln und einem großen Greifvogel gehalten wurden, sondern in winzigen Käfigen auch einige Wildtieren (Deren Gefangenschaft endete erst 1940).

In der griechischen Mythologie ist Pegasus das Kind des Meeresgottes Poseidon (der für den Liebesakt den Körper eines Pferdes angenommen hatte) und der Medusa, jene Gorgone mit dem bekannten Schlangenhaar, deren glühender Blick jeden sofort zu Stein erstarren ließ. Durch den Hufschlag des Pegasos entstand nicht nur der Brunnen in Troizen. Pegasos schlug auf Geheiß von Zeus auf dem Gebirge auch die „helikonische Quelle“. Als der Berg Helikon beim Gesangswettbewerb der Musen vor Entzücken immer höher in den Himmel wuchs, brachte ihn erst Pegasos mit einem Hufschlag auf seine Spitze zur Ruhe. Dabei entsprang an dieser Stelle die Quelle Hippokrene, die jeden, der aus ihr trinkt, in Begeisterung versetzt. Als Dichterpferd, auf dessen Rücken sich Poeten in schöpferische Höhen emporschwingen, erscheint Pegasos erst in der Zeit der Romantik. Die Skulptur im Mirabellgarten zeigt dabei Pegasos, in jenem Augenblick, in dem er grazil in die Lüfte erhebt. So wird der Brunnen unter dem Pferd zur Quelle Hippokrene und der kleine Fels zum Berg Helikon. Diese Quelle bekam schon auf dem Kapitelplatz einen wichtigen christlichen Bezug, indem Pegasus auf das Kreuz der nahen Domkuppel hinblickt. Als Guidobald von Thun zum Kardinal erhoben wurde, entstand ein bekannter Stich im Auftrag des Fürsten, der das Horn der Wappentiere der Thun zeigt, in dem das Wasser der "Helikon-Quelle" am Kapitelplatz gesammelt wird, um den Strahl in einen oben geöffneten Globus zu leiten und das so den Erzbischof als Bauherrn würdigt. Damit soll zudem die Wohltätigkeit und tätige Frömmigkeit des Erzbischofs auf Erden dargestellt werden. Übrigens blickt auch an dem heutigen Standplatz die Skulptur des Pegasos nach wie vor auf den Dom.

Der Zwergelgarten

Der Salzburger Zwergelgarten stammt aus der Zeit des Erzbischofs Franz Anton von Harrach. Der Fürst, an dessen Totenbett selbst noch ein Hauszwerg stand, ließ dieser Figuren um 1715 anfertigen und in einem alten ornamentalen Barockgarten aufstellen. Der Zwergelpark umfasste dabei ursprünglich 28 Zwerge aus weißem Untersberger Marmor. Über den Schöpfer der "mysteriosen Figuren" ist nichts bekannt. Auf fast allen europäischen Fürstenhöfen wurden in der Barockzeit aber bedauernswerte, verwachsene Menschen zur Belustigung gehalten, die jedoch - ob ihrer Treue und Loyalität - hoch geschätzt wurden.


In der Zeit der Aufklärung gerieten die Marmorfiguren missgestalteter Menschen im Mirabellgarten aber immer mehr in Verruf. Höchstwahrscheinlich entfernte die Zwerge bereits Erzbischof Colloredo im Zuge der ersten Umgestaltungen des einstigen Barockgartens. Dem schöngeistige bayrische Kronprinz Ludwig I. missfielen während der kurzen bayrischen Regentschaft über Salzburg auch die vielleicht schon an wenig bedeutsamer Stelle aufgestellten Marmorzwerge. Er wollte sie angeblich sogar als Kalkrohmaterial in einen Kalkofen werfen lassen. Der Geschäftssinn siegte aber und die Figuren wurden versteigert. So waren bald die Salzburger Zwerge in alle Winde verstreut.

Die Zwerge gerieten danach für mehr als hundert Jahre in Vergessenheit. Erst im Jahre 1921 erinnerte sich der Salzburger Verschönerungsverein, der heutige Stadtverein wieder an dieses Stück Salzburger Kulturgeschichte und überzeugte die Stadtväter, die verbliebenen neun, damals im Besitz der Stadt befindlichen Zwerge zumindest wieder in der Nähe ihres historischen Platzes aufzustellen. Auch suchte man wieder Spuren der alten Zwerge und fand sie in Salzburger Hausgärten, aber auch in Bayern, im Hausruck und im Pongau. Heute findet man der größere Teil der Zwerge liebevoll restauriert zwar noch immer nicht im alten Zwergelgarten, sondern im naheliegenden Bastionsgarten. Vielleicht gelingt es eines Tages, alle noch erhaltenen Zwerge zurückzuholen und auf ihrem historischen Platz in einem barocken Garten wieder zu vereinen. Der barocke Zwergengarten südlich der erhöhten Wasserbastei selbst wurde wohl schon im Auftrag des letzten Fürsterzbischofs Hieronymus Colloredo von in einen zeitgemäßen englischen Garten umgewandelt, der sich bis heute in einen wenig gestalteten Parkbereich weiter entwickelte, der heute einen Kinderspielplatz und einen provisorischen Platz für einen Veranstaltungspavillon besitzt. Alte Pläne dokumentieren jedoch den einstigen barocken Zustand des Zwergelgartens: Er besaß einen großen zentralen Springbrunnen, der größer war, als der mittige Residenzbrunnen, um den sich neben in Marmorbalustraden eingefassten ornamentale Zierbeeten vier weitere kleine Springbrunnen gruppierten.

Das Heckentheater

Im westlichen Teil des Gartens wurde um 1715 unter Leitung des bekannten Gartenarchitekten Matthias Diesel nach französischen Vorbildern errichtet. Er war, wie alte Stiche (etwa jener von Franz Anton Danreiter) zeigen, früher noch differenzierter und reizvoller gestaltet als heute. Dieses Heckentheater besitzt heute als eines der ältesten Naturtheater nördlich der Alpen und als ältestes Heckentheater im deutschen Sprachraum eine besondere Bedeutung.

Häufig diente in fürsterzbischöflicher Zeit dieser verschwiegene Ort als heitere Aufführungsstätte für Ballette, Pantomimen und kleine Opern. Es gab dabei in der jüngeren Geschichte wiederholte Versuche den kleinen Ort als Aufführungsort von Balletten und Singspielen wieder zu beleben. Angesichts der hohen Ziergehölze und des Umgebungslärmes und der damit verbundenen mangelhaften Akustik war bisher dieser Belebung noch kein dauernder Erfolg beschieden. Einfache akustische Maßnahmen können den Ort aber künftig auch für Streicherensemble und Sänger bespielbar machen. Nur die Blasmusikkapellen haben auch heute schon wenig Schwierigkeiten mit den akustischen Bedingungen und konzertieren hier oft.

Die Wasserbastei (der Bastionsgarten)

Die Wasserbastei wurde im Dreißigjährigen Krieg als Vorbastei zur großen Vitalisbastei und deren Vorwerken angelegt. Vermutlich um 1730 wurde die Wasserbastei in den Mirabellgarten und seine barocke Gestaltung miteinbezogen. Sie erhielt dabei einen großen mittigen Springbrunnen samt kunstvoller ornamentaler Umrandung, der umgeben war von einem Kranz von acht ebenfalls ornamentalen Beetanlagen zwischen den Wegen. Im Norden der Bastei befand sich noch bis um 1860 der wehrhafte tiefe Wassergraben der Stadtbefestigung. Durch die folgende Einschüttung des Wehrmauerfußes ist die Wasserbastei als Teil der Außenbefestigung der Stadt heute nicht gut erlebbar. Eine teilweise Freilegung des nördlichen Mauerfußes könnte zur Wiederherstellung eines historischen Bildes beitragen.

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