Schweizer Parlamentswahlen 2007

Die Schweizer Parlamentswahlen 2007 wurden am 21. Oktober 2007 abgehalten. Dabei waren die 200 Mandate des Nationalrats sowie 43 der 46 Mandate im Ständerat neu zu vergeben. Diese 48. Legislaturperiode wird vier Jahre bis Oktober 2011 dauern.
Am 12. Dezember 2007 werden die beiden Kammern des neuen Parlaments in einer gemeinsamen Sitzung als Vereinigte Bundesversammlung die neue Schweizer Regierung, den Bundesrat, wählen.
Wahlmodus
Nationalrat
Die Nationalräte werden seit 1919 nach dem Proporzwahlsystem gewählt, d.h. die Sitze werden nach dem Wähleranteil der Parteilisten in den einzelnen Kantonen verteilt und erst innerhalb der Liste gemäss den Personenstimmen. Eine Ausnahme bilden die sechs kleinsten Kantone, die aufgrund ihrer Grösse nur einen Sitz im Nationalrat haben: Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, Glarus, Nidwalden, Obwalden und Uri. Deren Vertreter werden nach dem Majorzwahlsystem gewählt.
Den Wählenden ist es erlaubt, zu panaschieren und zu kumulieren. 2003 panaschierten 60 Prozent der Wählenden, wobei nur 14 Prozent Kandidaten anderer Parteien eintrugen. Die anderen setzten Kandidaten, die auf anderen Listen derselben Partei (z.B. Liste der Jungpartei) waren, auf ihre Wahlliste.
Listenverbindungen
Listenverbindungen sind nur bei den Nationalratswahlen möglich. Zwei miteinander verbundene Listen werden in der ersten Sitzverteilung wie eine einzige Liste behandelt. Erst in späteren Verteilungen wird ermittelt, welche der verbundenen Listen wieviele Sitze erhält.
Restmandate
Restmandate sind jene Sitze, die bei der ersten Verteilung aufgrund der Listenstärken nicht eindeutig zugewiesen werden können. Sie werden in einer zweiten Verteiligung auf jene Listen verteilt, die die Sitze annähernd erreicht haben. Bei den letzten Nationalratswahlen erhielten die SP und die FDP je 11 Restmandate, die SVP 7, die CVP 5 und die Grünen 4. Alle anderen Parteien bekamen ein oder kein Restmandat.
Ständerat
Jeder Kanton wählt seit 1848 zwei Vertreter für den Ständerat (Halbkantone: einen Vertreter). Die Ständeratswahlen richten sich nach kantonalem Recht. Ausser dem Kanton Jura wenden alle Kantone das Majorzwahlrecht an. Mit Ausnahme der Kantone Appenzell Innerrhoden und Zug wird in allen Kantonen auch die Ständevertretung am 21. Oktober gewählt. Zug hat seine beiden Ständeräte bereits am 29. Oktober 2006 bestimmt, Appenzell Innerrhoden wählte seinen (einzigen) Ständerat, Ivo Bischofberger (CVP), am 29. April 2007 an der Landsgemeinde. Im Kanton Graubünden finden die Ständeratswahlen zum ersten Mal gleichzeitig mit den Nationalratswahlen statt.
Wahlgeschichte
Wichtige Einschnitte im Wahlgeschehen der Schweiz waren 1919 (Nationalrat erstmals nach Proporzbedingungen gewählt) und 1959 mit der Einführung der Zauberformel für die Zusammensetzung des Bundesrates nach Konkordanzbedingungen. 1971 schliesslich konnten die Frauen erstmals bei den Parlamentswahlen teilnehmen.
1995 setzte nach einer längeren Phase der parteipolitischen Stabilität die Polarisierung im schweizerischen Parteiensystem ein, die 2003 ihren (bisherigen) Höhepunkt erreichte. Sie brachte vor allem der SVP Stimmengewinne, etwas eingeschränkt auch der SP und den Grünen. Gleichzeitig verschwanden mit der Freiheitspartei oder dem Landesring verschiedenen Parteien auf nationaler Ebene, und es nahm die Wahlbeteiligung wieder etwas zu. Da so die beiden grossen Parteien an den Polen gestärkt wurden, spricht man häufig auch von Polarisierung oder Bipolarisierung.
Gleiches, wenn auch abgeschwächt, zeigt sich seit 1995 auch bei den Ständeratswahlen. Seit 1995 werden die SP und die SVP stärker, ohne die CVP und FDP jedoch überholt zu haben. Gleichzeitig sind die LP und der LdU nach längerem im Ständerat verschwunden, und die Lega, 1991 erstmals gewählt, konnte sich schon bei der ersten Wiederwahl nicht mehr halten.
Die Wahlbeteiligung bei Schweizer Parlamentswahlen ist im internationalen Vergleich seit längerem tief. Sie sank unter den Bedingungen der Konkordanz und erreicht 1995 mit 41,6 Prozent ihren bisherigen Tiefpunkt. Seither steigt sie, wenn auch nicht kontinuierlich leicht an. Bei den Wahlen 2003 lag sie bei 45,2 Prozent.
Die Ursachen werden verschieden gedeutet: Einmal aufgrund der Polarisierung, mit der die Polparteien durch klarere Positionen rechts und links bisherige Nicht-WählerInnen mobilisieren können; sodann mit der erleichterten brieflichen Wahl, die das Wählen administrativ vereinfacht hat.
Auswirkungen 2003 auf die Bundesratswahlen
Die verstärkte Polarisierung in den Wahlergebnissen von 2003 hatte Folgen: Die seit 1959 konstante Zusammensetzung des Bundesrates nach der Zauberformel 2 FDP, 2 CVP, 2 SP und 1 SVP wurde geändert: Die CVP verlor einen Sitz an die SVP. Damit büsste sie auch ihre entscheidende Scharnierrolle in der Landesregierung ein.
Die Verlagerung des Schwerpunktes im Bundesrat nach Mitte/Rechts, verbunden mit der Wahl des SVP-Protagonisten Christoph Blocher in die Landesregierung, brachte eine erhebliche Unruhe in die schweizerische Politik. 2004 verloren Bundesrat und Parlament die ersten acht Volksabstimmungen; Ende 2004 / Anfang 2005 hat sich diese politische Unruhe wieder etwas gelegt.
Ausgangslage
Bei den Nationalratswahlen 2003 erzielten die Parteien folgende Ergebnisse:
| Partei: | SVP | SP | FDP | CVP | Grüne | LPS | EVP | EDU | PdA | SD | Lega | CSP | SGA | SolidaritéS |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Sitze: | 55 | 52 | 36 | 28 | 13* | 4 | 3 | 2 | 2 | 1 | 1 | 1 | 1* | 1 |
| Wähleranteil in %: | 26.73 | 23.33 | 17.30 | 14.38 | 7.62 | 2.18 | 2.28 | 1.26 | 0.90 | 0.92 | 0.35 | 0.36 | 0.50 |

* Während der Legislatur wechselte Martin Bäumle zur neu gegründeten Grünliberalen Partei, was für die Grüne Partei einen Sitzverlust zur Folge hatte. Umgekehrt trat Jo Lang von der SGA im Kanton Zug der Grünen Fraktion bei und vertritt seither die Zuger Alternativen.
Die 46 Sitze im Ständerat waren wie folgt verteilt:
| Partei | Sitze 2003 | Sitzanteil 2003 |
|---|---|---|
| CVP | 15 | 32,6 % |
| FDP | 14 | 30,4 % |
| SP | 9 | 19,6 % |
| SVP | 8 | 17,4 % |
Trends in den Kantonsratswahlen
Die Wahlen in den Kantonsrat des bevölkerungsreichsten Kantons Zürich am 15. April 2007 brachten der SP einen Einbruch von 26.7 auf 19.5 % der Wählerstimmen. Gewinner der Wahlen waren die Grünliberale Partei, die bei ihrem ersten Antreten 5.8 % der Wählerstimmen erreichte, und die Grüne Partei, die ihren Wähleranteil von 8.1 auf 10.4 % steigern konnte.[1] Die SP führte ihr schwaches Abschneiden neben der neuen Konkurrenz auf eine verfehlte Kommunikation und fehlgeschlagene Mobilisierung ihrer Wählerschaft zurück. Untersuchungen der Wahlströme kamen zum Schluss, dass die Grünen mehr als die SP (und FDP) an die Grünliberalen verloren. Die SP musste aber zusätzlich grössere Wechslerverluste an die Grünen hinnehmen. Sichtbar wurde, dass insbesondere das linksliberale Lager im Kanton Zürich parteipolitisch in Bewegung geraten ist.
Im Vergleich zu allen kantonalen Wahlen seit den letzten eidgenössischen Parlamentswahlen ergibt sich aber ein differenziertes Bild. Das Parteienbarometer, das alle kantonalen Parlamentserneuerung nach einem einheitlichen Raster bewertet, spricht von einer abgeschwächten Bi-Polarisierung. Es zeigten sich neu auch eigentliche Links- resp. Rechtsrutsche. In ausgewählten Fällen wurde sogar das Zentrum wieder gestärkt, oder es obsiegten nur kantonale Aussenseiterparteien.
Gemäss einer Untersuchung des Lausanner Instituts IDHEAP[2] ergeben die Trends in den kantonalen Wahlen auf die nationale Ebene hochgerechnet: Gewinne für die Grünen (+3,4%), für die SVP (+0,6%), weitgehende Stabilität bei der CVP (-0,6%) und beschränkte Verluste für SP (-1,7%) und FDP (-1,8%). Die Problematik solcher Extrapolationen liegt indessen darin, das sie nur bisher bekannte Entwicklungen abschätzen, nicht aber neue Wirkungen des laufenden Wahlkampfes. So werden beispielsweise keine Aussagen zu den Grünliberalen gemacht.
Legislaturbilanzen
An medialer Beliebtheit gewonnen haben im Wahlkampf 2007 Legislaturbilanzen und Rankings der bisherigen Parlamentarier/-innen.
In der ausgehenden Legislatur hat die CVP die höchste Erfolgsquote. In 93 % der Namensabstimmung war mehr als die Hälfte ihrer Fraktion im Mehrheitslager. Es folgt die FDP mit 87 %, während die SVP auf 70 %, die SP auf 69 % und die Grünen auf 63% kommen. Unabhängig traten zwischen 2003 und 2007 die Grünen am geschlossensten auf. 89 Prozent ihrer Fraktion stimmten in der Regel gleich; bei der SP waren es 88 %, bei der FDP und der SVP je 77 und bei der CVP 73 %.
Das umfangreichste Ranking der Politiker im Nationalrat ermittelte aufgrund der eingenommenen Positionen und Fremdeinschätzungen der Politiker die Fraktionspräsidenten von FDP und SVP, Felix Gutzwiller und Caspar Baader, als die einflussreichsten Nationalräte. Gefolgt werden sie von Jacqueline Fehr (SP) und Christine Egerszegi-Obrist (FDP) als den einflussreichsten Politikerinnen im Nationalrat. Einflussreichster Ständerat war demnach der St. Galler Eugen David (CVP).
Wie schon 2003 gilt die ehemalige Konsumentenschützerin und heutige Berner SP-Ständerätin Simonetta Sommaruga in der wahlberechtigten Bevölkerung als die glaubwürdigste Parlamentarier/in in der Schweiz.
Nationalratswahlen

Folgende Ratsmitglieder treten nicht mehr zur Wahl an:[3]
- SVP: Fritz Abraham Oehrli (BE), Walter Schmied (BE), Hermann Weyeneth (BE), Otto Laubacher (LU), Jean Fattebert (VD), Robert Keller (ZH)
- SP: Paul Günter (BE), Peter Vollmer (BE), Ruth-Gaby Vermot (BE), Remo Gysin (BS), Marlyse Dormond-Beguelin (VD), Barbara Haering (ZH)
- FDP: Jean-Paul Glasson (FR), John Dupraz (GE), Jacques-Simon Eggly (LPS/GE), Gerold Bührer (SH), Yves Guisan (VD), René Vaudroz (VD), Rolf Hegetschweiler (ZH)
- CVP: Walter Jermann (BL), Pierre Kohler (JU), Adriano Imfeld (OW)
- Grüne: Anne-Catherine Menetrey-Savary (VD)
Nach vorläufigen Angaben kandidieren in den 20 Wahlkreisen mit mehr als einem Nationalratsmandat 3089 Personen auf total 311 Listen für einen der 194 Sitze im Nationalrat, die effektiv nach dem Proporzverfahren vergeben werden. Dies übertrifft die bisherige Höchstmarke von 1999, als 2845 Kandidaturen aufgestellt wurden. Der Frauenanteil beträgt 35 % und ist stabil.
Ständeratswahlen

- Aargau: Im Kanton Aargau trat der bisherige SVP-Politiker Maximilian Reimann wieder an. Mit seiner Wiederwahl im ersten Wahlgang wurde allgemein gerechnet. Für den zurücktretenden Ständerat Thomas Pfisterer (FDP) kandidierte die Nationalratspräsidentin Christine Egerszegi-Obrist (FDP). Sie wurde jedoch von Pascale Bruderer (SP) und Esther Egger (CVP) konkurrenziert. Reimann und Egerszegi wurden im ersten Wahlgang gewählt.
- Baselland: Im Kanton Basel-Landschaft verteidigte die FDP ihr bisheriges Mandat im Ständerat gar nicht. Als Erben kamen Claude Janiak (SP) oder Erich Straumann (SVP) in Frage. Gewählt wurde im ersten Wahlgang Claude Janiak.
- Basel-Stadt: Im Kanton Basel-Stadt trat gegen die bisherige Anita Fetz (SP) der liberale Grossrat Andreas Albrecht an, der von CVP, FDP, LDP und SVP unterstützt wurde. Ohne Wahlchancen kandidierte ausserdem der Rechtspopulist und ehemalige Grossrat Eric Weber. Anita Fetz wurde wiedergewählt.
- Bern: Im Kanton Bern trat die bisherige SP-Ständerätin Simonetta Sommaruga wieder an. Für den zurücktretenden Hans Lauri schickte die SVP Regierungsrat Werner Luginbühl in die Ausmarchung. Sommaruga galt als gesetzt, während die Ausgangslage für den zweiten Sitz offen war. Chancen rechneten sich auch Dora Andres (FDP) respektive Franziska Teuscher (Grüne) aus. Sommaruga wurde glanzvoll wiedergewählt, der zweite Ständerat ist Luginbühl.
- Freiburg: Im Kanton Freiburg trat CVP-Fraktionspräsident Urs Schwaller wieder an; seine unbestrittene Wiederwahl wurde erwartet. Der zweite Bisherige, Alain Berset (SP), wurde von seinem Vorgänger Jean-Claude Cornu (FDP) konkurrenziert. Gewählt wurden Schwaller und Berset.
- Genf: Im Kanton Genf kandidierten die beiden bisherigen Frauen, Christiane Brunner (SP) und Françoise Saudan (FDP), nicht mehr. Für die Rechte kandidierten die ehemalige liberale Staatsrätin, Martine Brunschwig Graf und der CVP-Quereinsteiger Jean-Pierre Jobin. Liliane Maury Pasquier, SP, wollte den bisherigen Sitz ihrer Partei sichern, wurde aber vom Grünen Regierungsrat Robert Cramer konkurrenziert. Gewählt wurden Cramer und Pasquier, womit erstmals ein Grüner im Ständerat sitzt und der Kanton Genf im Ständerat links-grün vertreten ist.
- Glarus: Die beiden Bisherigen Fritz Schiesser (FDP) und This Jenny (SVP) wurden problemlos wiedergewählt.
- Graubünden: Die beiden Bisherigen Christoffel Brändli (SVP) und Theo Maissen (CVP) wurden problemlos wiedergewählt.
- Jura: Die Bisherige Madeleine Amgwerd (CVP) wurde zugunsten ihrer Parteikollegin Anne Seydoux-Christe abgewählt. Zweiter Ständerat ist Claude Hêche (SP).
- Luzern: Im ersten Wahlgang wurde die Bisherige Helen Leumann (FDP) wiedergewählt, Konrad Graber verteidigte im zweiten Wahlgang den CVP-Sitz.
- Neuenburg: Im Kanton Neuenburg stellten sich die beiden SP-StänderätInnen der Wiederwahl. Mit der Bestätigung von Gisèle Ory rechnet man allgemein, während das bei Pierre Bonhote unsicher war. Er wurde sowohl vom kommunistischen Stadtpräsidenten von Le Locle herausgefordert, als auch von der liberalen Regierungsrätin Sylvie Perrinjaquet und dem FDP-Nationalrat Didier Burkhalter. Im zweiten Wahlgang verteidigte Ory ihren Sitz, neu wurde Burkhalter gewählt.
- Nidwalden: Der ehemalige Finanzdirektor Paul Niederberger, CVP, wurde in den Ständerat gewählt.
- Obwalden: Hans Hess (FDP) wurde problemlos wiedergewählt.
- St. Gallen: Im Kanton St. Gallen attackierten zwei aussichtsreiche Kandidaturen die Bisherigen Eugen David (CVP) und Erika Forster (FDP): Toni Brunner (SVP) einem bekannten Nationalrat und SVP-Kantonalpräsidenten; die SP schickte Regierungsrätin Kathrin Hilber ins Rennen. Im zweiten Wahlgang wurden die beiden bisherigen David und Forster wiedergewählt.
- Schaffhausen: Die beiden bisherigen Ständeräte Peter Briner (FDP) und Hannes Germann (SVP) wurden im Amt bestätigt.
- Schwyz: Die beiden bisherigen schwyzerischen Ständeräte Bruno Frick (CVP) und Alex Kuprecht (SVP) traten zur Wiederwahl an. Als weitere Kandidaten traten an: Alois Kessler (CVP), Ueli Metzger (FDP) und Patrick Nauer (JUSO). Die beiden bisherigen Frick und Kuprecht wurden wiedergewählt.
- Solothurn: Die beiden bisherigen solothurnischen Ständeräte Rolf Büttiker (FDP) und Ernst Leuenberger (SP) traten zur Wiederwahl an. Sie wurden von Annelies Peduzzi, Präsidentin der CVP des Kantons Solothurn, herausgefordert. Es bestand keine gemeinsame Wahlempfehlung der bürgerlichen Parteien FDP und CVP oder der SP und einer dieser Parteien. Die Kandidatur von Peduzzi wurde von der FDP als Angriff auf ihren Ständerat Büttiker wahrgenommen. Leuenberger wurde ausserdem von den Grünen unterstützt, Büttiker von der SVP und den Schweizer Demokraten, Peduzzi von der EVP. [4] [5] Die beiden Bisherigen Büttiker und Leuenberger wurden wiedergewählt.
- Tessin: Im Kanton Tessin ging der bisherige FDP-Ständerat Dick Marty als Favorit ins Rennen. Bedrängt war dagegen der Bisherige Filippo Lombardi (CVP), der wegen verschiedenen Gesetzesverstössen als Autofahrer ins Gerede gekommen ist. Er hätte durch den früheren SP-Nationalrat und weltweit bekannten Krebsforscher Franco Cavalli (SP) abgelöst werden können. Repräsentative Umfragen im Vorfeld gaben Cavalli bessere Wahlchancen als Lombardi. Die beiden Bisherien Marty und Lombardi wurden im zweiten Wahlgang wiedergewählt.
- Thurgau: Im Kanton Thurgau traten die zwei bisherigen Ständeräte Hermann Bürgi (SVP) und Philipp Stähelin (CVP) für ihre dritte Amtsperiode zur Wiederwahl an. Sie wurden von drei Kandidaten herausgefordert. Chancen auf einen Sitz wurden vor allem der grünen Kantonsrätin Isabella Stäheli-Tobler und dem SP-Kantonsrat Walter Hugentobler eingeräumt, während Gabriela Coray, die für den Nationalrat auf ihrer eigenen Liste „Alternative Liste gegen Politlügen“ antratt, keine Chance hatte. Die beiden Bisherigen wurden im Amt bestätigt.
- Uri: Die beiden CVP-Ständeräte Hansruedi Stadler und Hansheiri Inderkum wurden im Amt bestätigt.
- Waadt: Im Kanton Waadt versuchten Charles Favre (FDP) und Géraldine Savary (SP) die Zurücktretenden ihrer Parteien zu ersetzen. Sie wurden von Guy Parmelin (SVP) und Luc Recordon (GP) herausgefordert. Gewählt wurden im zweiten Wahlgang Savary und, als weiterer Grüner im Ständerat, Recordon, womit auch die Waadt im Ständerat links-grün vertreten ist.
- Wallis: Der Kanton Wallis ist weiterhin im Ständerat von der CVP vertreten. Jean-René Fournier wurde im ersten Wahlgang gewählt, der Visper Stadtpräsident René Imobersteg im zweiten.
- Zug: Die Ständeratswahlen im Kanton Zug fanden bereits im Oktober 2006 statt. Gewählt wurden Rolf Schweiger, FDP, und Peter Bieri, CVP.
- Zürich: Acht Kandidaten bewarben sich für die frei werdenden Sitze von Hans Hofmann und Trix Heberlein. FDP und SVP wollten mit Felix Gutzwiller und Ueli Maurer das „bürgerliche Ticket“ verteidigen. Daneben traten alt Regierungsrätin Verena Diener (GLP), Chantal Galladé (SP), Daniel Vischer (Grüne), Kathy Riklin (CVP), Niklaus Scherr (AL) und Ruedi Aeschbacher (EVP) an. Felix Gutzwiller (FDP) wurde im ersten Wahlgang gewählt. Beim zweiten Wahlgang traten Maurer und Diener wieder an, Galladé verzichtete nach einer Auseinandersetzung zwischen SP und Grünliberalen. Verena Diener wurde deutlich gewählt.
Wahlkampf
Wahlziele der Parteien
Es wurden folgende Wahlziele bekanntgegeben:
- SVP: „100'000 neue Wähler gewinnen und Wähleranteil erneut steigern.“
- SP: „Stärkste Partei werden und die rechte Mehrheit im Bundesrat sprengen.“
- FDP: Sechs zusätzliche Sitze für die FDP-Fraktion (FDP und LPS)
- CVP: Zulegen und (jetzt oder 2011) zweiten Bundesratssitz zurückerobern
- Grüne: „Drei bis fünf zusätzliche Sitze im Nationalrat und Einzug in den Ständerat.“
- EVP: Fraktionsstärke sichern
Wahlkampfauftritte der Parteien
- SVP: Die Schweizerische Volkspartei hat eindeutig den sichtbarsten und aggressivsten Wahlkampf betrieben. Sie besass das weitaus grösste Wahlkampfbudget und betrieb erfolgreiches Agenda Setting. Ihre Plakate gegen Ausländerkriminalität, auf dem weisse Schafe ein schwarzes Schaf über die Grenze bugsieren, und ihr Film „Himmel und Hölle“[6] sorgten für teils friedliche, schliesslich sogar gewalttätige Proteste. Mit ihrer Verschwörungstheorie, die den anderen Parteien einen Geheimplan zur Abwahl von Christoph Blocher vorwarf, trieb sie den Personenkult auf die Spitze. Christoph Blocher eröffnete in der Hauptphase des Wahlkampfes eine Serie von TV-Videos auf Internet und Privatfernsehstationen. Selbst Silvia Blocher, die Frau von Bundesrat Blocher, griff in den Wahlkampf ein.
- SP: Die Sozialdemokratische Partei der Schweiz versuchte mit sogenannten „Gipfelkonferenzen“ Sachthemen in den Vordergrund zu stellen. Sie sammelte Unterschriften für ihre Steuergerechtigkeitsinitiative und gegen die Unternehmenssteuerreform und führte mit einer neuen Website und Blogs einen fortschrittlichen Online-Wahlkampf. Ein Plakat, das ein an einem AKW zerschellendes Flugzeug zeigt, erntete intern wie extern Kritik.

- FDP: Unter dem Titel „Hop Sviz“ setzte die Freisinnig-Demokratische Partei auf vier Projekte: Die intelligente Schweiz, die offene Schweiz, die gerechte Schweiz und die wachsende Schweiz. In ihrer Werbung setzte sie vorwiegend auf positive Emotionen und am wenigsten aller Parteien auf einzelne Köpfe.
- CVP: Die Christlichdemokratische Volkspartei setzte im grossen Stil auf ihre Sympathieträgerin, Doris Leuthard. Sie warb mit friedlichen Festen für Ausgleich, Dialog und konstruktive Lösungen.
- Grüne: Die Grünen verzichteten weitgehend auf einen national geführten Wahlkampf und konzentrierten ihre Mittel vorwiegend auf Kantone, in denen sie mit Sitzgewinnen rechnen. Trotzdem machten sie auf einem Plakat landesweit mit einem schmelzenden Eis am Stiel auf den Klimawandel aufmerksam.
Wahlkampfmitteleinsatz
Die im Wahlkampf eingesetzten Mittel waren sehr unterschiedlich verteilt. Zwischen Mai und September 2007 machten die Aufwendungen der SVP für Inserate und Plakate 52 Prozent der Gesamtausgaben aller Parteien aus. 20 Prozent gingen auf das Konto der FDP, 9 Prozent der SP, 8 Prozent der CVP und 2 Prozent der Grünen. Die Ausgaben aller anderen Parteien machten zusammen nochmals 8 Prozent aus. Im August 2007 war die Propaganda-Dominanz der SVP mit einen Anteil von 77 Prozent am grössten.
Wahlkampfthemen
Das Wahlbarometer lässt die folgenden Rückschlüsse auf die für die wahlberechtigte Bevölkerung relevanten Sachthemen zu:
In den letzten sechs Monaten vor der Wahl dominierten abwechslungsweise die Themen „Umwelt/Klima“ und „Ausländer/Integration/Ausschaffung“. Im gleichen Zeitraum etablierten sich Fragen der sozialen Sicherheit und der Sozialversicherungen einerseits, sowie der Arbeitslosigkeit und Wirtschaftslage anderseits als die dritt- und viertmeist-interessierenden Themen. Weitere für die wahlberechtigte Bevölkerung relevante Themen sind: Asyl/Flüchtlingspolitik, Familienpolitik, Gesundheitswesen, Krankenkassenprämien, Verhältnis zur EU, Staatsfinanzen.
Klimaschutz und Energie
Durch den UN-Klimabericht, Al Gores Film Eine unbequeme Wahrheit und Unwetterereignisse hat das Thema Klimaschutz neuen Auftrieb erhalten. Es wird vorausgesagt, dass vor allem die Grünen davon profitieren werden können – überwiegend auf Kosten der SP, die trotz langjährigem Leistungsausweis auf diesem Gebiet eine Verschiebung zu den Grünen kaum verhindern kann. Zentrale Forderungen der linken Seite sind eine CO2-Abgabe, die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene und die staatliche Förderung der erneuerbaren Energien. Die bürgerlichen Parteien FDP und CVP haben sich, auch angesichts der neuen Konkurrenz durch die GLP, ebenfalls dieses Themas angenommen.
Während die bürgerlichen Parteien den Bau eines neuen Atomkraftwerks befürworten, da damit eine drohende Abhängigkeit vom Ausland abgewendet werden und gegenüber Gaskraftwerken Treibhausgasemmissionen eingespart werden könnten, lehnt die Linke AKWs kategorisch ab und setzt stattdessen auf Effizienzsteigerungen und die erneuerbaren Energien.
Die FDP will mit einer Volksinitiative das Verbandsbeschwerderecht beschneiden, das Umweltverbänden wie dem Verkehrs-Club der Schweiz die Möglichkeit gibt, behördliche Entscheide auf Übereinstimmung mit dem Umweltgesetz richterlich prüfen zu lassen.
Jugendgewalt
Obwohl über die Zunahme der Jugendgewalt von Polizei und Jugendanwaltschaft scheinbar widersprüchliche Statistiken aufgestellt werden, ist die Bedeutung dieses Themas gewachsen. Verschiedene Fälle, insbesondere von Vergewaltigungen durch Jugendliche, wurden öffentlich und sorgten für Aufsehen. Ein Inserat der SVP, das ein Bild eines Rappers zum Thema Jugendkriminalität zeigt, erzürnte die Hip-Hop-Szene – Rapper wie Gimma und Stress protestierten lautstark. Die SVP sieht das Problem vor allem als Ausländerproblem, obwohl die Delikte der Jugendlichen mit Schweizer Pass stärker zugenommen haben, und fordert härtere Massnahmen. Aufsehen erregte auch SP-Ständeratskandidatin Chantal Galladé mit der Forderung, das Strafrechtsalter zu senken.
Ausländerkriminalität und -integration
Die SVP fordert mit ihrer Ausschaffungsintitative eine konsequente Ausschaffung von kriminellen Ausländern. Insbesondere die linken Parteien fordern hingegen verstärkte Integrationsbemühungen nach dem Motto «fördern und fordern». Das Basler Modell von Thomas Kessler dient dabei oft als Vorbild.
Steuern
Durch den Steuerwettbewerb unter den Kantonen versuchen die Kantone mit verschiedenen Modellen, Reiche und Unternehmen anzulocken. Die bürgerlichen Parteien sehen den Steuerwettbewerb als Mittel zur Förderung der Standortattraktivität. Die linken Parteien möchten ihn begrenzen, da er vor allem den Reichen nütze und den Staat ruiniere. Das Bundesgericht beurteilte das im Kanton Obwalden eingeführte Steuermodell mit degressiven Elementen als nicht verfassungskonform.
Mit ihrem Modell Easy Swiss Tax will die FDP die Steuererklärung stark vereinfachen, indem viele Möglichkeiten für Abzüge gestrichen werden. Dadurch sollen Steuerschlupflöcher gestopft werden. Damit gekoppelt will sie Steuersenkungen durchbringen. Auch eine Flat Tax ist im Gespräch. Die SP will die Steuererklärung noch stärker vereinfachen. Mit ihrer Steuergerechtigkeitsinitiative fordert sie einen Mindeststeuersatz für Superreiche und die Verankerung des Verbots von degressiven Steuermodellen in der Verfassung.
Wirtschaft und Bildung
Linke Parteien fordern mehr Investitionen in die Bildung. Ausserdem setzen sie sich für die Konsumenten (tiefe Preise, Parallelimporte) und die Arbeitnehmenden (Mindestlöhne) ein. Die CVP hat sich mit ihrer Forderung nach einer einseitigen Einführung des Cassis-de-Dijon-Prinzips hervorgetan.
Aussenpolitik
Die Aussenpolitik war während des Wahlkampfes wenig prominent. Die SVP fährt weiterhin einen klar isolationistischen Kurs und ist gegen einen EU-Beitritt und erweiterte Personenfreizügigkeit. Die wirtschaftsnahen bürgerlichen Parteien FDP und CVP sind in der Frage des EU-Beitrittes gespalten, befürworten aber eine starke Anbindung an die EU mit bilateralen Verträgen. Die SP spricht sich als einzige Partei klar für EU-Beitrittsverhandlungen aus.
Völkerrecht und Anti-Rassismus-Gesetz
Während einem laufenden Rechtsverfahren gegen Doğu Perinçek wegen Leugnung des Armenier-Genozids kritisierte Blocher im Oktober 2006 in der Türkei die schweizerische Anti-Rassismus-Strafnorm. In seinen Reden zum Nationalfeiertag 2007 warnte Blocher vor internationalem Recht, das die Volksrechte beschneide. Für die anderen Partei sind die internationalen Völkerrechtsnormen nicht diskutabel.
Bundesfeier auf dem Rütli
Nach den Störaktionen von Rechtsextremen in den Jahren 2004 und 2005 und dem massiven Polizeieinsatz im Jahr 2006, der einen weiteren Auftritt von Rechtsextremen verhinderte, konnte für das Jahr 2007 zunächst keine Lösung für eine friedliche Durchführung der Bundesfeier auf dem Rütli gefunden werden, da weder die angrenzenden Kantone noch der Bund für die Kosten des Polizeieinsatzes aufkommen wollten. Trotzdem kündigte Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey an, sie werde auf dem Rütli sprechen. Während die SVP die Feier auf der "Wiese mit Kuhdreck" ausfallen lassen wollte, wollten andere auf keinen Fall die Rechtsextremen "siegen" lassen. Schliesslich ermöglichten private Spender um Johann Niklaus Schneider-Ammann und Nicolas Hayek eine Durchführung.
Fall Roschacher
Am 5. September 2007 wurde ein Bericht der Geschäftsprüfungskommission (GPK) veröffentlicht, der die Geschehnisse rund um den Rücktritt des Bundesanwalts Valentin Roschacher untersuchte. Darin wird SVP-Bundesrat Christoph Blocher der Kompetenzüberschreitung und Verletzung der Gewaltenteilung beschuldigt.
Anlässlich der öffentlichen Präsentation dieses Berichts erwähnte die Präsidentin der mit dessen Erarbeitung betrauten Subkommission, Lucrezia Meier-Schatz, Hinweise auf weitergehende Auffälligkeiten in dieser Angelegenheit: Bei der Verhaftung von Bankier Oskar Holenweger, der von der Bundesanwaltschaft der Geldwäscherei verdächtigt wird, seien Dokumente gefunden wurden, deren Inhalt auffällige Parallelen zu späteren Ereignissen im Zusammenhang mit Roschachers Abgang verrate. In der Folge war von einem „H-Plan“ die Rede, der darauf abgezielt habe, Roschacher zu Fall zu bringen und in den auch Bundesrat Blocher involviert gewesen wäre. Die SVP, die bereits vorgängig die anderen Parteien bezichtigt hatte, einen Geheimplan zur Nichtwiederwahl Blochers zu verfolgen, sah ihre Vermutungen aufgrund dieser Entwicklung bestätigt. Beide Seiten forderten eine rasche und lückenlose Aufklärung der Vorwürfe gegen Blocher – nach dem Willen der SVP noch vor den Wahlen, wofür die GPK ihrerseits keine Garantie abgeben konnte.
Die offen bleibenden Fragen wurden in der Folge breit diskutiert und trugen erheblich zur Emotionalisierung des Wahlkampfs bei. Bundesrat Pascal Couchepin steigerte diese, indem er in Anspielung auf seinen Kollegen Blocher sagte, für das Wohlergehen eines Landes brauche es keinen „Duce“. Daraufhin bezichtigte Bundesrat Christoph Blocher die französischsprachigen Bundesratsmitglieder, Pascal Couchepin und Micheline Calmy-Rey, Teil der Putschplanes zu sein. Die SVP und die SP erzwangen kurz vor den Wahlen eine dringliche Nationalratsdebatte, die aber keine Lösungen brachte. Zu lösen gilt es es vor allem die Frage, wer die Aufsicht über die Bundesanwaltschaft haben soll.
Ausschreitungen vom 6. Oktober 2007

Am 6. Oktober 2007 kam es in Bern zu schweren Ausschreitungen im Vorfeld der anstehenden Parlamentswahlen. Anlass war der sogenannte „Marsch nach Bern“, eine bewilligte Demonstration der SVP, und eine unbewilligte, jedoch geduldete Gegendemonstration des Komitees „Schwarzes Schaf“, welches einen Kontrapunkt zur Politik der SVP setzen wollte. An der SVP-Kundgebung nahmen rund 10'000 Personen teil, die Gegenveranstaltung wurde von etwa 3000 Personen besucht. Mit Sitzblockaden erzwangen linke Aktivisten die Umkehr des SVP-Umzuges. In der Folge kam es zu Ausschreitungen des schwarzen Blocks, bei denen Autos, Imbissstände und öffentliche Einrichtungen demoliert und zum Teil in Brand gesetzt, der Bundesplatz gestürmt und eine grössere Zahl von Polizisten verletzt wurden.[7][8]
Den Entscheiungsträgern der Berner Polizei wurde vorgeworfen, die eingesetzten Verbände nicht mit dem erforderlichen Mannschaftsbestand und den nötigen Kompetenzen ausgestattet zu haben. Alle Schweizer Parteien verurteilten die Ausschreitungen als Angriff auf die Demonstrationsfreiheit. Linke Parteien postulierten aber gleichzeitig eine Mitschuld der SVP wegen ihres polarisierenden Stils ganz allgemein und wegen der als Provokation emfpundenen Abhaltung der zur Debatte stehenden Demonstration. Gegenüber letzterer äusserten selbst einzelne Vertreter der politischen Mitte wie etwa SVP-Bundesrat Samuel Schmid gewisse Reserven.[9]
Internationale Wahrnehmung
Mit Verwunderung und Sorge nahmen einzelne internationale Medien zur Kenntnis, dass in der Schweiz die grösste an der Regierung beteiligte Partei derartige Werbung machen kann und es politische Ausschreitungen gibt. Sie zeichneten vereinzelt ein Bild eines egoistischen, rassistischen und gespaltenen Landes. The Independent fragte am 7. September 2007 auf der Titelseite: „Ist die Schweiz das Herz der Finsternis in Europa geworden?“[10] Die New York Times berichtete am 8. Oktober auf der Frontseite von den Ausschreitungen in Bern.[11]
Fazit
Der Wahlkampf war wohl der härteste in der jüngeren Geschichte der Schweiz. Es war eine Tendenz zur Fokussierung auf einzelne Personen festzustellen, Bundesräte wurden - entgegen der früheren Praxis - vermehrt in den Wahlkampf einbezogen resp. führten diesen selber.
Entscheidungshilfen
Smartvote bietet im Internet systematisierte Kandidaten- und Kandidatinnen-Profile an. Sie basieren auf 73 Sachfragen, welche die Bewerber und Bewerberinnen ausgefüllt haben. Interessierte Wähler und Wählerinnen können die gleichen Fragen beantworten und so die Übereinstimmung der Präferenzen mit den Bewerbenden und der Parteien ermitteln lassen. Die Profile werden anhand von acht Faktoren erstellt: aussenpolitische Öffnung, gesellschaftliche Liberalisierung, ausgebauter Sozialstaat, mehr Umweltschutz, wirtschaftliche Liberalisierung, restriktive Finanzpolitik, Recht und Ordnung, sowie restriktive Migrationspolitik. Sie lassen sich auf zwei Dimensionen abbilden, einerseits dem Gegensatz zwischen links und rechts, andererseits jenem zwischen Konservatismus und Liberalismus.
Wahlbeobachtung
Erstmals wurden die Parlamentswahlen 2007 von einer Delegation der OSZE beobachtet. Positiv interessierte sie sich für die Schweizer Erfahrungen mit dem hohen Anteil an Briefwahlstimmen, weil dieser auch international steigt. Kritisch hinterfragt wurden die Wahlbeteiligung, die Wahlbewerbung und die Abhängigkeit der Printmedien von Parteiinseraten. Hierzu soll nach den Wahlen ein Bericht mit Empfehlungen erscheinen.
Zuvor hatte Doudou Diène, der UN-Sonderberichterstatter für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, im Menschenrechtsrat den Rückzug der "Schäfchen"-Plakate der SVP gefordert, da sie nicht nur betont ausländerfeindlich, sondern auch aggressiv seien. Der Bundesrat wies das als unerlaubte Einmischung in den Wahlkampf zurück. Die SVP reduzierte ihre Plakat in der Folge und ersetzte sie mit Plakat zu Justizminister Christoph Blocher. Dieser wiederum verteidigte mehrfach die Plakate seiner Partei in der Öffentlichkeit.
Instrumente der Wahlanalyse
Vorwahlumfragen
Wahlumfragen über das Ergebnis der Nationalratswahlen sind in der Schweiz wegen der komplizierten Zuteilung der Sitze schwierig zu erstellen. Aus folgenden Gründen können die durch Umfragen auf nationaler Ebene gewonnenen Stimmenanteile praktisch nichts darüber aussagen, wie der nächste Nationalrat sitzmässig zusammengesetzt sein wird:
- Die Stimmenanteile der Parteien werden nicht wie in Deutschland auf Bundesebene auf Mandate umgerechnet, sondern jeder der 26 Kantone bildet einen eigenen Wahlkreis, innerhalb dessen die dem Kanton zustehenden Sitze proportional zugeteilt werden.
- In den Kantonen können die Parteien ihre Parteilisten zu Listenverbindungen vereinigen. Diese bilden bei der Zuteilung der Mandate zunächst eine den Parteilisten übergeordnete Einheit, die durch Proporzglück oftmals Anspruch auf mehr Sitze hat als die Parteilisten getrennt erzielt hätten.
- Durch das Panaschieren kann der Wähler Kandidaten verschiedener Listen auf einer neuen Liste vereinigen. Jede Stimme, die er dabei einer Kandidatur einer anderen Partei gibt, wird der Partei, deren Liste verwendet wird, anteilsmässig zu den vorhandenen Linie abgezogen.
- In den vielen kleinen Kantonen, denen aufgrund ihrer niedrigen Bevölkerungszahl nur wenige Sitze im Nationalrat zustehen, sind kleinere Parteien traditionell benachteiligt. Dies gilt zumal für die Kantone Uri, Obwalden, Nidwalden, Glarus, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden, die nur je 1 Nationalrat nach dem Majorzverfahren wählen. Hier ist, wenn nur eine einzige Person kandidiert, sogar Stille Wahl möglich. Zwei weitere Kantone (Schaffhausen und Jura) wählen nur je 2 Nationalräte.
Alle Wahlbefragungen in der Schweiz verzichten deshalb darauf, die ermittelten Parteistärken auf Sitze umzurechnen.
Zu den bisher ungelösten Problemen aller Wahlbefragungen in der Schweiz zählt, dass die Stimmen der Auslandschweizer nicht erfasst werden. Auch die amtliche Statistik weist diese in der Regel nicht aus. Eine Untersuchung aus dem Jahre 2003 legte jedoch nahe, dass die Ausland- und Inlandschweizer vor allem aufgrund ihrer unterschiedlichen soziologischen Struktur nicht die gleichen Parteipräferenzen haben.
Wahlbefragungen sind ein nützliches Instrument, um den Willen der Wählenden (beschränkt auch der Nicht-Wählenden) zu ergründen. Sie zeigen die Motive der Wählenden auf, und sie lassen analytische Modelle, die Ursachen der Wahlentscheidungen nach Gesichtspunkten der Wahlforschung zu untersuchen. Zu den vorläufigen Schlüssen für die Wahlen von 2007 gehören:
- die wichtige Form der Identifikation mit Parteien verläuft über Personen (Bundesräte, ParteiexponentInnen, lokale Spitzenkandidaturen;
- die zweitwichtigste geht über die Wahlkampfführung, die motivierend wirken muss;
- die drittwichtigste betrifft die politische Position auf der Links/Rechts-Achse, die mit Werten gefüllt werden muss, die ein klares Bild der Partei zeichnen;
- am viertwichtigsten sind Themen, welche die Wählenden interessieren, resp. von den Parteien mit Positionen besetzt werden können; und
- der fünftwichtigste Identifikationsansatz betrifft die Konsequenzen der Parteienwahl für die Zusammensetzung des Parlaments, das den neuen Bundesrat bestimmt.
Je nach Partei ist die Wichtigkeit der fünf Gründe für den Parteientscheid unterschiedlich. Zudem änderte sich die Hierarchisierung gegen Ende des Wahlkampfes: Die Bedeutung der Themenidentifikation ging zurück. Bei der Personenidentifikation rückte die Haltung zu Bundesrat Blocher ins Zentrum.
Wahlbarometer
Vor den Wahlen führt das Forschungsinstitut gfs.bern im Auftrag der SRG SSR idée suisse in regelmässigen Abständen repräsentative Wahlumfragen durch. Diese ergaben bisher folgende Resultate:[12]
| Partei: | SVP | SP | FDP | CVP | Grüne | LPS | EVP | glp | PdA | EDU |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Oktober 2006: | 26.4 | 23.5 | 15.5 | 14.2 | 9.2 | 1.1 | 1.9 | 1.2 | 1.1 | |
| Januar 2007: | 27.0 | 23.0 | 16.1 | 14.9 | 9.0 | 1.0 | 1.9 | 1.0 | 0.8 | 1.2 |
| April 2007: | 26.2 | 22.6 | 15.6 | 14.6 | 10.7 | 1.9 | 1.7 | 1.5 | 1.4 | 0.9 |
| 4.–16. Juni 2007: | 25.1 | 22.1 | 17.0 | 15.0 | 10.9 | 1.0 | 1.4 | 1.3 | 1.6 | 1.1 |
| 9.–21. Juli 2007: | 26.2 | 21.6 | 16.2 | 14.6 | 10.3 | 1.5 | 1.8 | 1.8 | 1.4 | 1.2 |
| 6.-18. August 2007: | 26.2 | 22.8 | 15.8 | 15.2 | 9.5 | 1.5 | 1.9 | 1.5 | 1.1 | 1.4 |
| 27. August – 8. September 2007: | 25.6 | 22.6 | 14.7 | 15.0 | 10.7 | 1.1 | 1.7 | 2.2 | 1.2 | 1.6 |
| 12.–22. September 2007: | 26.7 | 22.3 | 15.0 | 15.4 | 10.6 | 1.0 | 1.8 | 2.5 | < 1 | 1.7 |
| 24. September – 6. Oktober 2007: | 27.3 | 21.7 | 15.5 | 15.4 | 10.0 | 1.6 | 2.2 | 2.5 | < 1 | 1.2 |
Das Wahlbarometer beruht auf einer repräsentativen Befragung von jeweils mindestens 2000 wahlberechtigten Personen, die innert zehn Tagen mit einem einheitlichen standardisierten Fragebogen befragt werden. Die Interviews werden computergesteuert telefonisch geführt. Der statistische Stichprobenfehler beträgt (in 95% der Fälle) +/-2.2 Prozent. Der effektive mittlere Prognosefehler liegt bei rund einem Prozent.
Das Wahlbarometer rechnet mit einer höheren Stimmbeteiligung als 2003 (damals: 45 %), obwohl die Mobilisierungsbereitschaft zuletzt nach einem Zwischenhoch im August 2007 wieder sank.
Das Wahlbarometer lässt einige Rückschlüsse über das Wechselwählen zu: Demnach kennen die Grünen aktuell die höchste Wechselwählenden-Attraktivität. Sie gewinnen vor allem von der SP Stimmen hin, aber auch von allen bürgerlichen Parteien und von den kleinen Linksparteien etwas. Die FDP verliert namentlich an die CVP, aber auch an die grünen Parteien und an die SVP.
Schliesslich relativiert das Wahlbarometer die Stimmenkraft der Grünliberalen in Umfrage, weil die Partei nur in 2 Kantonen antritt. Rund zwei Fünftel ihres Potenzials in Befragungen holt sie so nicht ab.
Andere Wahlumfragen
Auch das Meinungsforschungsinstitut Isopuplic führt Umfragen durch. Deren Resultate unterscheiden sich teilweise deutlich von denjenigen des „Wahlbarometers“.
| Partei: | SVP | SP | FDP | CVP | Grüne | LPS | EVP | CSP | PdA | EDU | SD | FPS | andere |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| 20.–28. Oktober 2006[13]: | 24.7 | 25.3 | 15.2 | 14.1 | 9.1 | 3.8 | 3.3 | 0.4 | 0.4 | 0.3 | 0.3 | 0.2 | 2.9 |
| 6.–23. Juni 2007[14]: | 24.6 | 24.2 | 15.4 | 14.6 | 9.8 | 4.2 | 3.2 | 0.4 | 0.6 | 0.3 | -- | 0.2 | 2.5 |
| 5. September – 1. Oktober 2007 [15]: | 26.1 | 22.3 | 15.3 | 14.9 | 12.6 | 1.9 | 2.3 | 0.4 | 0.3 | 1.3 | 0.8 | -- | 1.8 |
Schliesslich hat auch das Institut Demoscope eine Wahlumfrage veröffentlicht, zu der jedoch nur beschränkt technische Daten[16] verfügbar sind.
| Partei: | SVP | SP | FDP | CVP | Grüne |
|---|---|---|---|---|---|
| März 2007: | 29.1 | 23.1 | 15.4 | 15.6 | 8.1 |
| Juni 2007: | 24.4 | 25.2 | 15.9 | 15.0 | 9.8 |
| 2.-4. Oktober 2007: | 27.0 | 22.8 | 15.8 | 13.3 | 10.8 |
Bei allen Vorwahlbefragungen muss man zudem den Zeitpunkt der Erhebung berücksichtigen. 10 Tage vor dem Wahlsonntag dürfen in der Schweiz keine Wahlbefragungen mehr veröffentlicht werden. Die Umfragen, die dann erscheinen, sind meist 1 bis 2 Wochen alt.
2007 veröffentlichte das von Asien aus finanzierte Marktforschungsinstitut CBC erstmals eine Wahlbefragung innerhalb der 10tägigen Sperrfrist.
Die erste Evaluierung der Wahlumfragen ergab eine recht hohe Uebereinstimmung mit dem Wahlergebnis. Das Wahlbarometer wich bei den 5 grossen Parteien im Schnitt 1 Prozent ab, die Umfragen von Isopublic und Demoscope waren etwas weniger präzise. Grosse Abweichungen wie jüngst in Deutschland oder Oesterreich blieben in der Schweiz aus.
Wahlbörsen
Das Schweizer Fernsehen bietet neben dem Wahlbarometer auch die Wählbörse als spielerische Orientierungshilfe zu den Parteistärken an. Dabei werden die Parteistärken mit Aktienwerten der Parteien bestimmt, die sich aus dem täglichen virtuellen Aktienkauf und -verkauf an der Wahlbörse ergeben. Die Ergebnisse gleichen auffällig jenen des Wahlbarometers und gleichen sich diesen nach der Publikation des Wahlbarometers häufig an. Weitere Wahlbörsen bieten der Blick und die NZZ an. Die Ergebnisse unterscheiden sich vor allem bei der SVP, die bei der NZZ-Wahlbörse klar verlieren würde. Die Behandlung der Grünliberalen Partei zeigt die Grenzen von Wahlbörsen auf. SF und Blick lassen sie ganz weg, während ihr bei der NZZ 6 Prozent der Wähler zukommen.
| Partei: | SVP | SP | FDP | CVP | Grüne | GLP |
|---|---|---|---|---|---|---|
| SF: | 26.4 | 21.0 | 15.3 | 15.8 | 11.3 | k.A. |
| Blick: | 26.9 | 21.8 | 15.2 | 14.6 | 10.5 | k.A. |
| NZZ: | 25.0 | 20.7 | 15.0 | 14.7 | 10.2 | 6.2 |
Sitzschätzungen
Schliesslich bieten verschiedene Zeitungen Schätzungen zu den Auswirkungen der Wahlen auf die Sitzverteilungen im Nationalrat an. Sie beruhen nicht auf eigenen Erhebungen. Sie berücksichtigen in der Regel die Restmandatverteilung der letzten Wahl, die kantonalen Wahltrends, die letzten Wahlbefragungen und eigene Erfahrungen.
Die Basler Zeitung sieht Sitzgewinne für die Grünen (+5) und für die SVP (+1) und die Grünliberalen (+1), während FDP (-1), CVP (-1) und SP (-2) leicht Sitzverluste erleiden würden. Der Bund sieht deutlich mehr Verluste bei der SP (-6) sowie beschränkte Abgänge für FDP und SVP (je -1). Zulegen könnten demnach die Grünen (+3) und die CVP (+2). Der Blick kommt auf folgende Verschiebungen: Gewinne für die Grünen (+4), GLP (+2), CVP (+1) und die äussere Rechte (+1), Verluste für die SP (-3), die FDP (-2), die SVP (-2) und die EVP (-1). Im Ständerat rechnet der Blick aufsummiert mit einer Sitzverschiebung von der CVP zu den Grünen.
Wahlergebnisse
Nationalrat
Sitzverteilung und Wähleranteil: [17][18]
| Kanton | Total | SVP | SP | FDP | CVP | Grüne | LPS | EVP | glp | EDU | PdA/Sol. | CSP | Lega | SD | |||||||||||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Aargau | 15 | 6 | 3 | 2 | 3 | +1 | 1 | 0 | -1 | ||||||||||||||||||
| Appenzell-A. | 1 | 1 | |||||||||||||||||||||||||
| Appenzell-I. | 1 | 1 | |||||||||||||||||||||||||
| Baselland | 7 | 2 | 2 | 1 | 1 | 1 | |||||||||||||||||||||
| Basel-Stadt | 5 | 1 | 2 | -1 | 1 | 1 | +1 | ||||||||||||||||||||
| Bern | 26 | 10 | +2 | 6 | -2 | 4 | 1 | 3 | +1 | 1 | 1 | 0 | -1 | ||||||||||||||
| Freiburg | 7 | 1 | 2 | 1 | 2 | 1 | |||||||||||||||||||||
| Genf | 11 | 2 | 3 | 1 | 1 | 2 | +1 | 2 | 0 | -1 | |||||||||||||||||
| Glarus | 1 | 1 | |||||||||||||||||||||||||
| Graubünden | 5 | 2 | 1 | 1 | 1 | ||||||||||||||||||||||
| Jura | 2 | 1 | +1 | 1 | 0 | -1 | |||||||||||||||||||||
| Luzern | 10 | 3 | 1 | 2 | 3 | 1 | |||||||||||||||||||||
| Neuenburg | 5 | 1 | 1 | -1 | 1 | 1 | 1 | +1 | |||||||||||||||||||
| Nidwalden | 1 | 1 | |||||||||||||||||||||||||
| Obwalden | 1 | 1 | +1 | 0 | -1 | ||||||||||||||||||||||
| Schaffhausen | 2 | 1 | +1 | 1 | 0 | -1 | |||||||||||||||||||||
| Schwyz | 4 | 2 | 1 | 1 | |||||||||||||||||||||||
| Solothurn | 7 | 2 | 1 | -1 | 1 | -1 | 2 | +1 | 1 | +1 | |||||||||||||||||
| St. Gallen | 12 | 5 | +1 | 2 | 1 | -1 | 3 | 1 | |||||||||||||||||||
| Tessin | 8 | 2 | 3 | 2 | 1 | ||||||||||||||||||||||
| Thurgau | 6 | 3 | 1 | 1 | 1 | ||||||||||||||||||||||
| Uri | 1 | 1 | |||||||||||||||||||||||||
| Waadt | 17 | 5 | +1 | 4 | 3 | -1 | 1 | +1 | 3 | +1 | 1 | -1 | 1 | -1 | |||||||||||||
| Wallis | 7 | 1 | 1 | -1 | 1 | 4 | +1 | ||||||||||||||||||||
| Zug | 3 | 1 | 1 | 1 | |||||||||||||||||||||||
| Zürich | 34 | 12 | 7 | -3 | 4 | -1 | 3 | +1 | 4 | +1 | 1 | 3 | +2 | 0 | -1 | ||||||||||||
| Schweiz | 200 | 62 | +7 | 43 | -9 | 31 | -5 | 31 | +3 | 20 | +6 | 4 | ±0 | 2 | -1 | 3 | +2 | 1 | -1 | 1 | -2 | 1 | ±0 | 1 | ±0 | 0 | -1 |
| Wähleranteil in % | 100 | 29.0 | +2.3 | 19.5 | -3.8 | 15.6 | -1.5 | 14.6 | +0.2 | 9.6 | +2.2 | 1.8 | -0.4 | 2.4 | +0.1 | 1.4 | +1.4 | 1.3 | ±0 | 1.1 | -0.1 | 0.4 | ±0 | 0.5 | +0.1 | 0.5 | -0.5 |
Als Wahlsiegerin ging zum 5. Male die SVP hervor. Sie konnte sich um 7 auf 62 Sitze steigern und hat das beste Resultat einer Partei seit der Einführung des Proporzwahlsystems 1919 erreicht. Ebenfalls grosse Gewinne konnten die Grünen erzielen. Sie holten 20 Mandate (+6) und blieben bei ihrem dritten Wahlsieg in Serie nur knapp unter einem Wähleranteil von 10 %. Gut abgeschnitten haben auch die CVP (31 Sitze, +3), die nach sechs Niederlagen eine Trendwende herbeiführen konnte, und die Grünliberale Partei, die auf Anhieb 3 Sitze holen konnte.
Verloren hat vor allem die SP. Ihre Mandatszahl reduzierte sich um 9 auf 43. Sie verzeichnet im Wähleranteil einen Verlust von 3.8 Prozentpunkten. Ebenfalls verloren hat die FDP (31 Sitze, -5), die trotz gleicher Sitzzahl im Wähleranteil vor der CVP bleibt. Dennoch ist es das schlechteste Wahlresultat in der Geschichte der FDP. Im neuen Nationalrat nicht mehr vertreten sind die Schweizer Demokraten und das Linksbündnis Solidarités, deren Vertreter abgewählt wurden.
Abgewählte
- Aargau: Hans Ulrich Mathys (SVP), Ulrich Siegrist (Forum Liberale Mitte), Heiner Studer (EVP)
- Basel-Stadt: Urs Schweizer (FDP)
- Bern: Bernhard Hess (SD), Hans Grunder (SVP), Marc F. Suter (FDP)
- Genf: Pierre Vanek (SolidaritéS), Jacques Pagan (SVP)
- Graubünden: Jürg Michel (FDP)
- Luzern: Franz Brun (CVP)
- Neuenburg: Valérie Garbani (SP)
- St. Gallen: Andreas Zeller (FDP), Urs Bernhardsgrütter (Grüne)
- Solothurn: Boris Banga (SP), Rudolf Steiner (FDP)
- Waadt: Serge Beck (LPS)
- Wallis: Jean-Noël Rey (SP)
- Zürich: Ulrich Schlüer (SVP), Vreni Hubmann (SP), Vreni Müller-Hemmi (SP), Barbara Marty Kälin (SP), Markus Wäfler (EDU)
Durch die Abwahl von Bernhard Hess und Pierre Vanek sind die Schweizer Demokraten und die Linksallianz SolidaritéS nicht mehr im Nationalrat vertreten. Bekannte Abgewählte sind der Grenchner Stadtpräsident Boris Banga, Ex-SVP-Mann und Präsident der Offiziersgesellschaft Ulrich Siegrist, und Hauseigentümer-Vertreter Rudolf Steiner. Ulrich Schlüer könnte um eine Abwahl herumkommen, falls Ueli Maurer im zweiten Wahlgang in den Ständerat gewählt wird. Der Linke Josef Zisyadis, der in den Kanton Obwalden zog, um dessen Steuersystem bekämpfen zu können, kann im Nationalrat bleiben, obwohl er abgewählt worden wäre. Er kann nachrücken, weil Parteikollegin Marianne Huguenin auf ihr Mandat verzichtet[19].
Neugewählte
- Aargau: Hans Killer (SVP), Sylvia Flückiger-Bäni (SVP), Esther Wyss (CVP), Adrian Ackermann (FDP), Corina Eichenberger-Walther (FDP)
- Baselland: Kathrin Amacker-Amann (CVP), Eric Nussbaumer (SP)
- Basel-Stadt: Anita Lachenmeier-Thüring (Grüne), Peter Malama (FDP)
- Bern: Ricardo Lumengo (SP), Christian Wasserfallen (FDP), Andreas Aebi (SVP), Andrea Geissbühler (SVP), Jean-Pierre Graber (SVP), Hans Grunder (SVP), Erich von Siebenthal (SVP), Alec von Graffenried (Grüne)
- Fribourg: Jacques Bourgeois (FDP)
- Genf: Antonio Hodgers (Grüne), Hugues Hiltpold (FDP), Yves Nidegger (SVP), Jean-Charles Rielle (SP), Christian Lüscher (LPS)
- Graubünden: Tarzisius Caviezel (FDP)
- Jura: Dominique Baettig (SVP)
- Luzern: Yvette Estermann (SVP), Pius Segmüller (CVP)
- Neuenburg: Sylvie Perrinjaquet (LPS), Laurent Favre (FDP)
- Obwalden: Christoph von Rotz (SVP)
- St. Gallen: Lukas Reimann (SVP), Yvonne Gilli (Grüne)
- Solothurn: Pirmin Bischof (CVP), Brigit Wyss (Grüne)
- Schaffhausen: Thomas Hurter (SVP)
- Waadt: Jacques Neirynck (CVP), Daniel Brélaz (Grüne), Adèle Thorens Goumaz (Grüne), Christian van Singer (Grüne), Olivier Français (FDP), Alice Glauser (SVP), Jean-Pierre Grin-Hoffmann (SVP), Eric Voruz (SP), Ada Marra (SP)
- Wallis: Roberto Schmidt (CVP/CSP)
- Zürich: Marlies Bänziger (Grüne), Bastien Girod (Grüne), Daniel Jositsch (SP), Natalie Rickli (SVP) Alfred Heer (SVP), Doris Fiala (FDP), Thomas Weibel (glp), Tiana Angelina Moser (glp), Barbara Schmid Federer (CVP)
Bekannte Namen unter den Neugewählten sind der Lausanner Stadtpräsident Daniel Brélaz und der ehemalige Kommandant der Schweizergarde, Pius Segmüller. Ricardo Lumengo zieht als zweiter Dunkelhäutiger nach Tilo Frey ins nationale Parlament ein. Einige vergleichsweise Junge schafften den Sprung in den Nationalrat: Christian Wasserfallen (26), der damit den Sitz seines verstorbenen Vaters Kurt Wasserfallen erbt, Lukas Reimann (25), Tiana Moser (28), Natalie Rickli (30) und Bastien Girod (27).
Ständerat
Im ersten Wahlgang wurden 32 der 43 zu vergebenden Ständerats-Sitze (ohne Zug und Appenzell-Innerrhoden) besetzt. In den Kantonen Freiburg, Luzern, Wallis und Zürich war das 2. Ständeratsmandat noch offen, da nur ein Kandidat das absolute Mehr erreicht hat. Nur in Zürich gab es einen zweiten Wahlgang; in den drei anderen Kantonen kandidierte nur je ein Anwärter für die zweite Runde. In den Kantonen Neuenburg, St. Gallen, Tessin und Waadt erreichte kein Kandidat das absolute Mehr und vor dem zweiten Wahlgang waren noch beide Ständeratssitze offen. Im Kanton Zug wurden die beiden Ständeräte bereits im Oktober 2006 gewählt. In den Kantonen Obwalden und Nidwalden wurden die Ständeräte in stiller Wahl gewählt, da es keine Gegenkandidaten gab und im Kanton Appenzell-Innerrhoden wurde der Ständerat an der Landsgemeinde vom 29. April 2007 gewählt. Nach Durchführung der letzten beiden zweiten Wahlgänge in den Kantonen St. Gallen und Zürich am 25. November 2007 ergibt sich die folgende Mandatsverteilung:
| Kanton | 1. Ständeratssitz | 2. Ständeratssitz |
|---|---|---|
| Aargau | Christine Egerszegi-Obrist, FDP (neu) | Maximilian Reimann, SVP (bisher) |
| Appenzell-Innerrhoden | Ivo Bischofberger, CVP (neu) | nur 1 Sitz da Halbkanton |
| Appenzell-Ausserrhoden | Hans Altherr, FDP (bisher) | nur 1 Sitz da Halbkanton |
| Basel-Landschaft | Claude Janiak, SP (neu) | nur 1 Sitz da Halbkanton |
| Basel-Stadt | Anita Fetz, SP (bisher) | nur 1 Sitz da Halbkanton |
| Bern | Simonetta Sommaruga, SP (bisher) | Werner Luginbühl, SVP (neu) |
| Freiburg | Urs Schwaller, CVP (bisher) | Alain Berset, SP (bisher) |
| Genf | Liliane Maury Pasquier, SP (neu) | Robert Cramer, Grüne (neu) |
| Glarus | Franz Schiesser, FDP (bisher) | This Jenny, SVP (bisher) |
| Graubünden | Christoffel Brändli, SVP (bisher) | Theo Maissen, CVP (bisher) |
| Jura | Claude Hêche, SP (neu) | Anne Seydoux-Christe, CVP (neu) |
| Luzern | Helen Leumann-Würsch, FDP (bisher) | Konrad Graber, CVP (neu) |
| Neuenburg | Didier Burkhalter, FDP (neu) | Gisèle Ory, SP (bisher) |
| Nidwalden | Paul Niederberger, CVP (neu) | nur 1 Sitz da Halbkanton |
| Obwalden | Hans Hess, FDP (bisher) | nur 1 Sitz da Halbkanton |
| Sankt Gallen | Erika Forster, FDP (bisher) | Eugen David, CVP (bisher) |
| Schaffhausen | Peter Briner, FDP (bisher) | Hannes Germann, SVP (bisher) |
| Schwyz | Alex Kuprecht, SVP (bisher) | Bruno Frick, CVP (bisher) |
| Solothurn | Rolf Büttiker, FDP (bisher) | Ernst Leuenberger, SP (bisher) |
| Tessin | Dick Marty, FDP (bisher) | Filippo Lombardi, CVP (bisher) |
| Thurgau | Philipp Stähelin, CVP (bisher) | Hermann Bürgi, SVP (bisher) |
| Uri | Hansruedi Stadler, CVP (bisher) | Hansheiri Inderkum, CVP (bisher) |
| Waadt | Géraldine Savary, SP (neu) | Luc Recordon, Grüne (neu) |
| Wallis | Jean-René Fournier, CVP (neu) | René Imoberdorf, CVP (neu) |
| Zug | Peter Bieri, CVP (bisher) | Rolf Schweiger, FDP (bisher) |
| Zürich | Felix Gutzwiller, FDP (neu) | Verena Diener, GLP (neu) |
Somit ergibt sich die folgende Sitzverteilung nach Parteien: CVP 15 (±0), FDP 12 (-2), SP 9 (±0), SVP 7 (-1), Grüne 2 (+2) und GLP 1 (+1).
Die Grüne Partei der Schweiz errang mit Robert Cramer im Kanton Genf sowie mit Luc Recordon im 2. Wahlgang im Kanton Waadt erstmals Ständeratssitze. Auch die Grünliberale Partei zog, nur drei Jahre nach ihrer Gründung, mit Verena Diener erstmals in die kleine Kammer ein. Im Kanton Basel-Landschaft gelang es dem Sozialdemokraten Claude Janiak nach 20 Jahren den einzigen Ständeratssitz auf Kosten der Bürgerlichen zu gewinnen. Als einziger Kanton wählt der Kanton Jura im Proporzwahlsystem; dadurch war es möglich, dass die Bisherige Madeleine Amgwerd (CVP) auf Kosten einer Parteikollegin abgewählt wurde.
Auswirkungen
Parlamentsarbeit
Die gewählten Parlamentarier sind während einer vierjährigen Legislatur für die Beratung und Verabschiedung neuer und anzupassender Gesetze und Finanzvorlagen zuständig. Zudem hat das Parlament die Oberaufsicht über den Bundesrat und die Verwaltung. Somit ist die Zusammensetzung des Parlamentes von entscheidender Bedeutung für die politische Entwicklung des Landes.
Gemäss Smartvote und der dortigen Eigendeklaration der Kandidierenden ist der neu gewählte Nationalrat umwelt-, aber auch atomkraft- und wirtschaftsfreundlicher als der Nationalrat der letzten Legislatur.
Bundesrat
Das neue Parlament wird am 12. Dezember 2007 auch den neuen Bundesrat wählen. Im Normalfall werden wiederkandidierende Bundesräte wiedergewählt. Bisher sind erst drei Regierungsmitglieder abgewählt worden, nach über hundert Jahren letztmals 2003, als der CVP ein Sitz zu Gunsten der SVP und Christoph Blocher weggenommen wurde.
Vor den Parlamentswahlen 2007 wurde spekuliert, ob von der SVP oder der SP ein Abschied von der Konkordanz gefordert wird. Dies war jedoch nicht der Fall. Somit ist davon auszugehen, dass alle Bundesratsparteien im Bundesrat verbleiben.
Die CVP kündigte an, einen zweiten Bundesratssitz auf Kosten der FDP zu fordern, falls sie diese im Wähleranteil überholt. Dies war jedoch nicht der Fall, weshalb die FDP-Sitze bis zum Rücktritt einer ihrer Bundesräte wohl ungefährdet sind.
Die Grünen haben ihr Interesse an einer Regierungsbeteiligung angekündigt, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass sich die Koalition auf ein gemeinsames minimales Regierungsprogramm einigt, mit dem sich die Grünen anfreunden können. Mit Christoph Blocher in der Regierung sei dies wohl undenkbar.
Christoph Blocher wird von den linken Parteien nicht gewählt werden. Eine Abwahl wird aber von den bürgerlichen Parteien verhindert werden. Falls die Wiederwahl scheitert, hat die SVP bereits ein Jahr vor den Wahlen den Rückzug der Partei auf schweizerischer Ebene in die Opposition angekündigt. Der zweite SVP-Bundesrat, Samuel Schmid kündigte indessen an, in diesem Szenario weiterhin (als Parteiloser) in der Landesregierung zu verbleiben.
Nach den Parlamentswahlen regte FDP-Präsident Fulvio Pelli an, SP, FDP und SVP sollten je ihren amtsältesten Bundesrat zurückziehen, um eine Erneuerung der Landesregierung auf der Basis der Konkordanz zu ermöglichen. SVP-Präsident Ueli Maurer plädierte ebenfalls für eine solche Lösung.
Parteiinterne Auswirkungen
- SP: Parteipräsident Hans-Jürg Fehr gab am 26. Oktober seinen vorzeitigen Rücktritt bekannt. Die Ursachen der Wahlniederlage werden analysiert.
- SVP: Parteipräsident Ueli Maurer gab am 26. Oktober ebenfalls seinen Rücktritt bekannt. Er möchte sich nach eigenen Angaben selbstständig machen und sich auf sein allfälliges Ständeratsmandat konzentrieren.
Quellen
- ↑ Wahlstatistik des Kantons Zürich
- ↑ Wahlvorhersage IDHEAP (Working Paper)
- ↑ Parlament.ch: Rücktritte NR 2007
- ↑ SZonline.ch, Artikel vom 31.8.2007
- ↑ Espace.ch, Artikel vom 29.9.2007
- ↑ „Himmel und Hölle“ auf YouTube
- ↑ NZZ: Zwischen SVP-Himmel und schwarzer Hölle
- ↑ Basler Zeitung online: Bern: SVP-Veranstaltung löst massive Ausschreitungen aus, 6. Oktober 2007
- ↑ Schweizer Radio DRS 1: Tagesgespräch vom 08.10.2007
- ↑ http://news.independent.co.uk/europe/article2938940.ece
- ↑ http://www.nytimes.com/2007/10/08/world/europe/08swiss.html
- ↑ gfs-Wahlbarometer
- ↑ http://www.isopublic.ch/publikationen/archiv/2006/30.10.06_Politbarometer3.pdf
- ↑ http://www.isopublic.ch/publikationen/pdf/Wahlen.pdf
- ↑ http://www.isopublic.ch/publikationen/pdf/Wahlen.pdf
- ↑ http://www.nzz.ch/2007/06/29/il/newzzF3IX4U05-12.html
- ↑ http://www.politik-stat.ch/nrw2007CH_de.html
- ↑ http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/schweiz/805709.html
- ↑ [http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/schweiz/808790.html Tages-Anzeiger Online, 1.11.2007
Weblinks
- Informationen auf der Parlamentswebseite
- Portraits der kandidierenden Parteien
- SF Wahlen Portal des Schweizer Fernsehens
- Smartvote Wahlhilfe
- Interaktiver Wahlatlas des Bundesamt für Statistik, Neuchâtel
Vorlage:Navigationsleiste Parteien im schweizerischen Nationalrat