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Fridolinsmünster

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Doppeltumfassade des Fridolinsmünsters

Das Fridolinsmünster ist eine ursprünglich romanisch-gotische Klosterkirche, die im 17. und 18. Jahrhundert im Barockstil erneuert wurde. Das Wahrzeichen der Stadt Bad Säckingen ist dem heiligen Fridolin von Säckingen geweiht, der aus dieser Gegend stammt und verschiedene Klöster gründete. Die Gebeine des Heiligen Fridolin werden heute in der Fridolinskapelle, auf der rechten Seite des Münsterchors, in einem reich verzierten, über dreihundert Kilogramm schweren Silberschrein aufbewahrt. Am Sonntag nach dem 6. März wird der Todestag mit einer feierlichen Messe im Münster und einer Prozession gefeiert.

Geschichte

Das Fridolinsmünster zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Die erste Kirche in Säckingen war ein karolingischer Bau. Zu Lage, Aussehen und Errichtungsjahr lassen sich trotz Ausgrabungen an der aus dieser Zeit erhaltenen Krypta keine Rückschlüsse ziehen.

Der älteste erhaltene Bauteil des Münsters ist die Krypta, die allerdings zu einem Kirchenneubau des 11. Jahrhunderts gehört. Im 12. Jahrhundert blieb diese dreischiffige Basilika bestehen. Der Chorraum wurde allerdings in das Langhaus hinein verändert und die Zugänge zur Krypta verlegt. Gleichzeitig wurde in Verlängerung zur Kirchenschiffachse ein doppeltürmiger Westbau errichtet. Ein Atrium verband Kirche und Türme miteinander. Dabei wurden Kreuzgang und Klausurgebäude von der Nord- auf die Südseite des Münsters verlegt.

Nach einem verheerenden Brand wurde zwischen 1343 und 1360 ein völliger Neubau errichtet. Der Umbau in barocke Formen des Münsters vollzog sich in zwei Bauphasen. Die erste wurde durch den einen Brand infolge des Einfalls französischer Truppen während des holländischen Krieges verursacht. Nach anfänglich notdürftigen Sicherungsmaßnahmen erfolgte zwischen 1698 und 1701 durch Michael Widemann aus Elchingen ein Wiederaufbau. Dabei wurde das Langhaus eingewölbt, die beiden achteckigen Kapellen an den Seitenschiffen angefügt sowie zwischen die Strebepfeiler ein Chorumgang eingehängt. Die gotischen Maßwerkfenster wurden durch Abrunden dem barocken Stil angepasst. Der gesamte Deckenbereich wurde von Wessobrunner Stukkateuren mit einem sehr plastischen Stuck überzogen. Der Tessiner Francesco Antonio Giorgioli füllte die 145 Felder des Gewölbes mit Fresken aus. Die zerstörte Inneneinrichtung wurde in den Folgejahren ersetzt.

Zwischen 1725 und 1727 wurde die Turmfront erneuert. Dazu wurden die Türme erhöht und seitlich Kapellen errichtet, um die Fassade zu verbreitern. 1740 schuf der Deutschordensarchitekt Johann Caspar Bagnato die monumentale Umrahmung des Hauptportals und die obere halbrunde Verbindung der Chorstrebenpfeiler. 1751 zerstörte ein durch Unachtsamkeit bei Reparaturarbeiten an der Orgel entstandenes Feuer die Türme und das Langhausdach. Zum Wiederaufbau des Langhauses berief am 1752 Johann Michael Feuchtmayer der Jüngere aus Augsburg für den Stuckdekor und als Freskomaler Franz Joseph Spiegler. Im Jahr 1753 war die Erneuerung des Langhauses abgeschlossen.

In den 1970er-Jahren wurde das Kirchengebäude letztmals renoviert.

Gestaltung

Außenbau

Darstellung der Immaculata

Das Fridolinsmünster befindet sich zentral in der Altstadt von Bad Säckingen. Der Westbau ist eine barock überformte Doppelturmfassade. Zwischen beiden Türmen hat sich über dem Eingang der Rest eines romanischen Oratoriums erhalten. Die tonnengewölbte Eingangshalle war im Mittelalter Sitz des Gerichts. Der Stift besaß damals die hohe und niedrige Gerichtsbarkeit.

Figurengruppe des Heiligen Fridolin und Urso

Darauf nimmt die Figurengruppe oberhalb des Hauptportals mit dem Heiligen Fridolin, der den toten Urso aus Glarus aus dem Grab holt, Bezug. Die Originalfiguren stammen aus Michael Speer aus dem Jahr 1727 und stehen heute auf der Choraußenseite. Die Kopie von Heinz-Jürgen Funk stammt aus dem Jahr 1989. Oberhalb der an der Westfassade mittig angebrachten Kirchenuhr ist die Figur der Immaculata, die ebenfalls von Speer stammt. Die Fassade gliedert sich etwa hälftig in eine bemalte Fassade im unteren Teil und eine offene Backsteinfassade im oberen Teil bis zum Turmhelm. Die hellrote Außenmalerei von Johann Caspar Bagnato stellt die beiden heiligen Bischöfe Hilarius von Aquileia und Konrad von Konstanz dar und bildet eine Fassadenumrandung.

Der gotische Langchor hat trotz barocker Überformung die Strebeofeiler und die Sträbe der früheren Maßwerkfenster bewahrt. An der Außenwand des Chors befindet sich in einer Nische das Grabmal Franz Werner Kirchhofers und seiner Frau Maria Ursula von Schönau, deren Liebesgeschichte von Joseph Victor von Scheffel im Trompeter von Säckingen überliefert ist.

Innenraum und Ausstattung

Blick ins Innere des Münsters Richtung Osten

Der helle Innenraum des Fridolinsmünster ist von dem langgestreckten gotischen Raum und dem hochbarockem Stuck der älteren Wessobrunner Schule geprägt. Die Kuppeln der beiden Kapellen an den Seitenschiffen sind mit schweren Blattranken und Bildfeldern sowie mit Fresken von Giorgioli verziert. In der Nordkapelle werden das Wirken von Engeln dargestellt, in der Südkapelle sind Szenen der Apostel dargestellt.

Am Chorbogen trägt eine Stuckkartusche die Wappen der Äbtissinnen Maria Regina von Ostein mit dem Windhund sowie Maria Josepha Regina von Liebenfels mit dem Schwanenflügel. Beide leiteten die Barockisierung des Münsters.

Der Hochaltar des Münsters nimmt fast die gesamte Höhe des dreischiffigen Chorschlusses ein. Der in Säckingen ansässige Johann Pfeiffer (ca. 1660–1734) schuf ihn. Der Aufbau mit den beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus sowie der bekrönenden Gloriole werden vom Gemälde Giorgiolis eingerahmt. Das Gemälde stellt die Anbetung der Gottesmutter mit dem Jesuskind durch die Münsterpatrone Fridolin, Hilarius und Andreas dar. Ein Putto hält am unteren Bildrand ein Medaillion mit den Stifsdamen während auf der linken Seite das Münster zu sehen ist. Auch das vierteilige Chorgestühl stammt von Pfeiffer.

Kanzel mit Samson-Figur

Folgende Altarblätter der Kirche stammen von Giorglioli: im nördlichen Seitenschiff den Rosenkranzaltar, in der Engelskapelle ein Schutzengelbild sowie im Josephsaltar und der Apostelkapelle das Erscheinen Christi unter den Aposteln. Die Altarfigur des Franz von Assisi und Antonius von Padua sowie Dominikus und Katharina von Siena sind Arbeiten von Johann Isaak Freitag (1682–1734) aus Rheinfelden. Ebenfalls von Freitag stammen die Figuren der Kanzel. Diese stellen die Verkündigung des Wortes dar. Am Korb selbst werden die vier Evangelisten und Johannes der Täufer dargestellt, auf dem Schalldeckel die vier Kirchenväter und der heilige Fridolin sowie ein Posaunenengel als Abschluss. Die Kanzel selbst wird von Samson getragen, der als alttestamentarischer Vorläufer der Auferstehung Christi gilt. Deswegen befindet sich über ihm die Figur des Auferstandenen. Die Samsonfigur aus dem Jahr 1720 wurde von Johann Isaak Freitag geschaffen.

Der älteste erhaltende Bauabschnitte des Münsters ist die Krypta aus dem frühen 11. Jahrhundert. Diese ist nur mit Führung zugänglich. Zwei tonnengewölbte Gänge knicken rechtwinklig um und führen in den Hauptraum der früheren romanischen Apsis. Ursprünglich konnte diesen über Treppen von den Seitenschiffen betreten werden. Die Krypta blieb auch nach dem gotischen Neubau in Benutzung, wie man der 1360 geweihten Altar zeigt. Bei einer Sanierung wurden in der Wand des südlichen Kryptenganges Reste eines leeren, steinernen Sarkophages freigelegt und im westlichen Nebenraum der Krypta aufgestellt. Der Sarkophag barg ursprünglich vermutlich die Überrest des heiligen Fridolin. Die Verzierung des Deckels ist nur teilweise erhalten. Die verwendeten Elemente verweisen auf das 7. Jahrhundert. Die Krypta wurde im Jahr 1887 durch den Waldshuter Kirchenmaler Albert Duchow dekorativ ausgemalt. Die Motive lehnen sich der römische Katakombenmalerei an.

Über der Südseite des Hochchors befindet sich über der Fridolinkapelle der sogenannte Betsaal aus dem Jahr 1765 der Stiftsdamen. Johann Michael Feuchtmayer der Jüngere war sowohl für den Stuck wie auch die übrige Ausstattung verantwortlich. Der Innenraum des Betsaals gilt als der schönste Rokokoraum in Südwestdeutschland. Der Innenraum ist neben Stuck mit eichenen Waldverkleidungen und Türblättern ausgestattet. Der Kassettenfußboden ist in Eiche und Ahornholz gehalten. Die originalen Fenster sind erhalten und zum Chorraum versenkbar.

Orgel des Münsters

Das Münster besaß nachweislich seit dem 15. Jahrhundert eine Orgel. 1993 wurde die Firma Johannes Klais aus Bonn beauftragt eine dreimanualige Orgel mit Pedal und 57 Register zu errichten. Der Prospekt von 1933 orientiert sich an der Barockorgel aus dem Jahr 1758 und wurde mit wenigen Veränderungen beibehalten. Dieser stammt von der Überlinger Werkstatt der Gebrüder Mezger. Die Chororgel stammt von der Firma Klaus und wurde 1977 geliefert. Sie enthält zwei Manuale und 13 Register.

Schatzkammer

Fridolinsschrein

Im Jahr 1763 beauftragte Fürstäbtissin Anna Maria von Hornstein-Göffingen die Augsburger Goldschmiedefirma Rauner einen massiven silbernen Schrein anzufertigen. Der Entwurf stammt vermutlich von Johann Michael Feuchtmayer und sollte die Reliquien des heiligen Fridolin den Gläubigen zur Verehrung dargeboten werden. Der von Goldschmied Gottlieb Emanuel Oernster angefertige Schrein wurde ein Jahr später geliefert und kostete 8333 Gulden;[1] fast soviel wie Stuck und Fresken der Neuausstattung kosteten. Der gläserne Sarg ruht auf einem schwarz gebeizten und mit Silber beschlagenen Sockel. Der silberne Aufbau in Rocailleformen ist mit Putten, Wappen, Vasen und Blütenkanken verziert und zeigt auf seiner Spitze den heiligen Fridolin mit Urso. Zwischen diesem Aufbau geben Glasscheiben den Blick auf eine Samtpyramide mit Blüten aus Glassteinen, Perlen und Halbedelsteinen frei, in dem sich die Gebeine des Heiligen befinden. Der Schrein wiegt über 300 Kilogramm. Durch einen unsachgemäßen Eingriff befindet sich seit 1941 eine mit einer Decke verhängten Kassette statt der dunkelroten Samtpyramide.

Der Schrein wird am Sonntag nach dem Fest des Heiligen (6. März) in einer feierlichen Prozession durch die Stadt und über die Holzbrücke in Bad Säckingen getragen. Dieses Ritual ist seit 1347 urkundlich nachgewiesen. Während der Barockzeit stellte man in sogenannten „Lebenden Bildern“ auf mitgetragenen Schaubühnen die Szenen aus dem Leben des Heiligen Fridolins dar. Seit 1900 wird der Schrein in der damals neu eingerichteten Fridolinskapelle aufbewahrt.

Stiftsschatz

Südlich des Chors wurde 1975 eine Schatzkammer neu errichtet, die ausschließlich mit Führung zugänglich ist.[2]

Dort befindet sich eine weitere Kostbarkeit des Münsterschatzes: ein Buchdeckel aus dem 10. Jahrhundert. Diese Buchkassette aus Edelmetall ist mit Gold überzogen. Das ottonische Relief zeigt den gekreuzigten Jesus Christus. Unterhalb des Kreuzes erwächst ein Paradiesbaum. Auf der Rückseite des Evangeliars ist eine Darstellung der Himmelfahrt Christi, die vermutlich um 1320/30 von einer Basler Werkstatt angefertigt wurde.

Das älteste Exponat ist der Amazonenstoff, der vermutlich vor dem 7 Jahrhundert stammt. Der Stoff, der in ein Messgewand eingearbeitet wurde umhüllte bis 1661 die Reliquien des heiligen Fridolin. Der hervorragend erhaltene persisch-sassanidische Seidenstoff zeigt reitende Amazonen, die mit Pfeilen auf Panther schießen.

Aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammt das sogenannte Agnesenkreuz. Das mehrfach veränderte große Vortragekreuz enthält auf der Rückseite zahlreiche Reliquien hinter Glas, die mit Schriftbändern gekennzeichnet sind. Auf der Vorderseite sind zwei antike Gemmen.

Einzelnachweise

  1. St. Fridolinsmünster Bad Säckingen, Seite 22
  2. Schatzkammer des St. Fridolinsmünsters

Literatur

  • St. Fridolinsmünster Bad Säckingen. Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2001, ISBN 3-7954-4167-6

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