Erwerbsarmut
Working Poor (arbeitende Arme) bezeichnet Menschen, die trotz Erwerbstätigkeit keinen "existenzsichernden Lebensunterhalt" (living wage) verdienen. Im Jahr 1998 waren in Ostdeutschland 3,9% und im Westen 2,7% der Bevölkerung sowohl arm als auch erwerbstätig. Selbst die Anzahl der in Vollzeit erwerbstätigen Armen beträgt noch über eine Million (nach Strengmann-Kuhn 2003). Dabei ist im EU-Vergleich der Anteil der working poor an der Gesamtbevölkerung in Deutschland noch am zweitniedrigsten (nach Dänemark). Es wird aber befürchtet, dass durch die Reformen der sozialen Sicherungssysteme und die Ausweitung der Niedriglohnsegmente auf dem Arbeitsmarkt die Zahl der working poor in Zukunft erheblich ansteigt.
Ursachen von Armut trotz Erwerbstätigkeit sind im Wesentlichen prekäre Arbeitsverhältnisse mit
- geringem Lohn
- geringfügige Beschäftigung
- Teilzeitarbeit
- niedrig bezahlte Tätigkeit
- Scheinselbstständigkeit
- Leiharbeit) und/oder
- im Haushalt lebende Familienmitglieder ohne oder mit geringem eigenen Einkommen ("Kinder als Armutsrisiko").
Literatur
- Wolfgang Strengmann-Kuhn: Armut trotz Erwerbstätigkeit. Analysen und sozialpolitische Konsequenzen. Campus Verlag (Frankfurt) 2003. ISBN 3-593-37087-5
- Barbara Ehrenreich: Nickel and dimed. Undercover in low-wage USA. Granta Books (London), 2002 ISBN 1862075212
- Wie man mit Arbeit ärmer werden kann, FR 20. Januar 1998
Siehe auch: Lohnsklaverei