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Eulen

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Eulen
Raufußkauz
Raufußkauz
Raufußkauz (Aegolius funereus)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Subphylum: Wirbeltiere (Vertebrata)
Vorlage:Seria: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
Vorlage:Classis: Vögel (Aves)
Vorlage:Subclassis: Neukiefervögel (Neognathae)
Vorlage:Ordo: Eulen (Strigiformes)
Familien

Der Begriff Eulen bezeichnet innerhalb der Klasse der Vögel die Ordnung Strigiformes. In dieser sind zwei Familien zu unterscheiden (siehe auch Systematik der Vögel):

Die anatomischen Merkmale der Eulen

Als auf die Nächtliche Jagd spezialisierte Raubvögel unterscheiden sich Eulen von anderen Vogelarten durch spezifische anatomische Merkmale:

  • Eulen haben Tubularaugen mit einer relativ verkürzten Retina und einer konvexen Linse, die von einem langen Tubus aus Skleralknöchelchen umgeben sind.
  • Eulen können ihren Kopf bis zu 270° drehen
  • Während andere Vogelarten in der Regel kleine runde Ohröffnungen haben, zeichnen sich Eulen durch schlitzförmige Ohröffnungen aus, die fast so lang wie die Kopfhöhe sind.
  • Diese Ohröffnungen sind nicht symmetrisch am Kopf angeordnet. Die rechte Ohröffnung liegt etwas höher. Diese Asymmetrie ist je nach Eulengattung unterschiedlich stark ausgeprägt, bei allen jedoch vorhanden.
Skelettkopf eines Uhus
  • Bewegliche Ohrläppchen vor und hinter der Ohröffnung sind mit kurzen, harten Federn und unterstützen die Geräuschortung.
  • Ebenfalls die Geräuschortung unterstützend ist der im Vergleich zu anderen Vogelarten breitere Schädel. Ein seitliches Geräusch wird dadurch von einem Ohr den Bruchteil einer Sekunde früher wahrgenommen.
  • Im Verhältnis zum Körpergewicht haben Eulen eine große Flügelfläche. Dies ermöglicht Eulen einen geräuscharmen Flug.
  • Der geräuscharme Flug wird auch dadurch unterstützt, dass die Flugfedern der meisten Gattungen einen weichen Rand haben. Die Ausnahme davon stellen die Fischeulen und Fischuhus dar, die sich auf Fische als Nahrungstiere spezialisiert haben.

Mensch und Eule

Aberglaube rund um die Eule

Die Eulen mit ihren auffällig großen Augen, den wangenähnlichen Gesichtsflächen, der an eine stark gebogene Nase erinnernden Schnabel und der aufrechten Haltung, unterscheiden sich so deutlich von anderen Vogelgattungen, dass es sehr viel unterschiedlichen und teilweise widersprüchlichen Aberglauben rund um diese Vogelfamilie gibt.

Der Aberglaube differenziert dabei selten zwischen den einzelnen Eulenarten. Für den Aberglauben ist es in der Regel nicht wichtig, ob es sich bei der verwendeten Eulenfeder um die einer Zwergohreule oder die eines Uhus handelt. Als am nächsten zum Menschen lebende Art wird jedoch die Schleiereule in abergläubischen Rituale involviert gewesen sein.

Schleiereulen
Schleiereulen
Schleiereule (Tyto alba)

Hexen- und Teufelsvogel

In der heute populären Buchreihe Harry Potter der Autorin Joanne K. Rowling dienen Eulen den Hexen und Zauberer als Überbringer von Nachrichten und Paketen. Dies schließt an einen alten, europaweit verbreiteten Glauben an - die Eule ist ein "Hexenvogel", der auf Hexenversammlungen erscheint, den Hexen Botendienste leistet und mit dessen Federn sich die Hexen schmücken. Eulen begleiten das Wilde Heer und des Teufels Großmutter verwandelt sich in eine Eule. Die Eule ist damit im Aberglauben ein dämonischer Vogel, in Italien glaubte man gar daran, dass ihr Blick töte.

Eulen als Unglücksboten

Am Tag ist die Eule selten zu sehen - geschieht das trotzdem und ist sogar ihr Ruf tagsüber zu hören, dann wird es Seuchen oder eine Feuersbrunst geben. Im Isergebirge weist ist ihr Erscheinen am hellichten Tag nur auf Regen hin.

Unglück bedeutete es auch, wenn dem Brautpaar auf dem Weg zur Kirche eine Eule entgegengebracht wird. Ein ebenfalls weit verbreiteter Aberglaube war, dass der Ruf der Eule den Tod ankündige.

Der Aberglaube an die Eule als Todesbote läßt sich auch bei Shakespeare finden. In seinem Drama "Julius Cäsar" kündigt Eulengeschrei den Mord an.

Und gestern saß der Vogel
Der Nacht sogar am Mittag auf dem Markte
Und kreischt' und schrie.

Und auch Lady Macbeth hört im Drama Macbeth die Eule, während ihr Mann den rechtmäßigen König ermordet:

- Still, horch! -
Die Eule war's, die schrie, der traur'ge Wächter,
Die gräßlich gute Nacht wünscht.

Eulen als Glücksbringer

Aberglaube ist häufig regional unterschiedlich; so gibt es einige Regionen, in denen das Eulengeschrei nicht den Tod sondern die Geburt eines Kindes ankündigen. In Weissrussland ist es allerdings ein uneheliche Kind, dessen Geburt so beschrien wird.

Glück soll es auch bringen, wenn sich eine Eule in den Taubenschlag flüchtet und in Frankreich weist es auf eine reiche Ernte und klares Wetter hin, wenn man sie am Tage sichtet.

Eulen im Zauber

Ein ebenfalls weitverbreiteter Aberglaube war es, dass eine an den Stall oder die Scheune genagelte Eule den Hof vor Blitzschlag, Feuer und anderem Unglück schützt. Sympathischer ist der Brauch der Ainu-Völker in Japan, bei der für den selben Zweck bereits eine aus Holz geschnitzte Eule ausreichte.

Eine Eulenfeder im Kopfkissen eines Kindes dagegen sollte dafür sorgen, dass das Kind ruhig durchschläft, denn die Schlafsucht der Eule wird sich auf das Kind übertragen. Und wer eine Eulenfeder stets bei sich trägt, ist vor Hieb und Stich, Schuß und Schlag geschützt. Esten sind dagegen überzeugt, dass es besser ist, Eulenklauen mit sich zu tragen: eine Schütze werde dann immer treffen und einem Hirten werde dadurch die Herde vor Unglück geschützt.

Das Essen von Eulenaugen verleiht in manchen Regionen Europas die Fähigkeit, auch in der Nacht zu sehen. Bei den Cherokee-Indianern in Nordamerika stärkt es ganz allgemein das Sehvermögen. Ein altes pommerisches Heilkundebuch empfiehlt dagegen ganz profan:

Der Stein, die die Aule [Eule] im Nest hat, ist gut, wenn man den in einem Stall legt, wo man Hühner darin hat; so sind sie von dem Ungeziefer befreit

Die weise Eule

Die Eule ist jedoch auch der Vogel der Weisheit; als solcher ist der Steinkauz das Begleittier der Göttin Athene. Zu diesem Ruf hat sicherlich das menschenähnliche Aussehen der Eule und der starre, ruhige Blick ihrer Augen beigetragen.

In vielen Kinderbüchern wie beispielsweise bei Pu, der Bär und in Zeichentrickfilmen taucht sie mit Brille und gerne mit Buch unter dem Flügel auf.

Literatur

  • John A. Burton (Hrsg); Eulen der Welt - Entwicklung - Körperbau - Lebensweise, Neumann-Neudamm Verlag Melsungen, 1986, ISBN 3-7888-0495-5
  • Hanns Bächtold-Stäubli, Eduard Hoffmann-Krayer (Hrsg): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Walter de Gruyter Verlag 1987, ISBN 3-11-011194-2 (Unveränderte photomechanischer Nachdruck der Ausgabe von 1927), Band 2, Stichwort Eulen