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Christopher Lee

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Christopher Lee in einer Drehpause von "The Heavy", 2007

Sir Christopher Frank Carandini Lee, CBE, (* 27. Mai 1922 London) ist ein britischer Schauspieler und als solcher vorwiegend Darsteller von Bösewichten. Mit über 250 Rollen hält er den Weltrekord für die Beteiligung an den meisten Kinofilmen. Besondere Berühmtheit erlangte Lee in der Rolle des Grafen Dracula, den er ab 1958 in mehreren Horrorfilmen spielte.

Leben

Lees Vater war Offizier in der britischen Armee und Teilnehmer am Ersten Weltkrieg und am Burenkrieg. Über seine Mutter, die italienische Gräfin Estelle Marie Carandini di Sarzano, entstammt Lee einem alten Adelsgeschlecht, das sich angeblich bis zu Karl dem Großen zurückverfolgen lässt. (Aus diesem Grund nannte Lee seine eigene Filmfirma in den 1970er Jahren auch „Charlemagne“.)

Lee diente während des Zweiten Weltkriegs bei der Royal Air Force und den Special Forces, ehe er 1947 zum Film kam. Hauptsächlich lebt er in London. Während der 1980er Jahre zog er allerdings nach Los Angeles, kam aber wieder nach London zurück. In den USA machte er unter anderem Bekanntschaft mit dem Playboy-Gründer Hugh Hefner, mit dem er heute noch in gutem Kontakt steht. Auch Johnny Depp ist einer seiner guten Bekannten. Vom Guinness-Verlag wurde er bereits für die meisten Filme und für seine Größe als Schauspieler gekürt.

Er ist seit 1961 mit dem dänischen Ex-Model Birgit Kroencke verheiratet. Die beiden haben eine Tochter namens Christina, die am 23. November 1963 zur Welt kam.

Lee als Filmschauspieler

Seine erste Rolle hatte Lee in Corridors of Mirrors (1947), weitere Filme zu Beginn seiner Karriere waren unter anderem Scott of the Antarctic (1948; Scotts letzte Fahrt), The Battle of the River Plate (1956; Panzerschiff Graf Spee) und Moulin Rouge (1953; Moulin Rouge). Auch in einigen deutschen Edgar-Wallace-Verfilmungen der 1960er Jahre war er zu sehen. Hier spielte er mehrmals Polizeibeamte, da man ihn wegen seiner Größe (1,95 m) als Heldenfigur einstellen wollte. Im "Rätsel der roten Orchidee" spielt er sogar die Hauptrolle.

Weltberühmt wurde Lee durch seine Verkörperung des Dracula in dem gleichnamigen Horrorfilm von Terence Fisher 1958 (Hammer-Filme). Danach spielte Lee in zahlreichen weiteren Horrorfilmen von Fisher und anderen Haus-Regisseuren der Hammer, darunter in The Curse of Frankenstein (1957; Frankensteins Fluch), The Mummy (1959; Die Rache der Pharaonen) und The Hound of the Baskervilles (1959; Der Hund von Baskerville). Die Rolle des Dracula spielte Lee bis 1972 fünf Mal für die Hammer-Filmproduktion sowie in einer spanischen Fassung unter der Regie von Jess Franco. Lees Vampirdarstellung in der französischen Komödie Die Herren Dracula hingegen hatte nach seinen eigenen Aussagen nichts mit dem Dracula-Charakter zu tun. (Er wird im Film selbst auch nur „Le baron“, nicht aber „Dracula“ genannt.)

Aus Sorge, nur noch mit der Dracularolle identifiziert zu werden, weigerte sich Lee ab Mitte der 1970er Jahre, in weiteren Dracula-Adaptionen mitzuwirken, und nahm auch generell mehr und mehr Abstand vom Horrorgenre. In einem Interview 1989 sagte er dazu:

Ja, Dracula war die Rolle, die mich berühmt gemacht hat, und dafür bin ich dankbar. Aber das ist dreißig Jahre her, und ich arbeite immer noch im Film und in allen denkbaren Arten von Filmen. Ich mag keine Schubladen. Im letzten Jahr habe ich fünf Filme gemacht (darunter war kein einziger Horrorfilm, Anm.) - wo ist nun das Image: Verschwunden? Es wäre verschwunden, wenn man die Fakten akzeptierte. Aber das ist ein Problem der Presse, nicht des Publikums. Aber das Publikum glaubt, was die Presse schreibt, auch wenn das nicht stimmt. (C. Lee im Gespräch mit Gerd J. Pohl am 10. Februar 1989 in Duisburg)

In den 1960er Jahren wirkte Lee mit eigener Stimme in den zwei deutschsprachigen Edgar-Wallace-VerfilmungenDas Rätsel der roten Orchidee“ (1961/62) und „Das Geheimnis der gelben Narzissen“ (1961) sowie dessen englischsprachiger Version „The Devil's Daffodil“ mit. Auch der britische Film „Circus Of Fear“ (Das Rätsel des silbernen Dreiecks) wurde in Deutschland als Edgar-Wallace-Film vermarktet. Christopher Lee beherrscht insgesamt acht Sprachen. Einige davon hat er nie wirklich gelernt: In einem Interview gibt er zu, dass er Deutsch nur könne, weil er ab und zu auf Deutsch geschauspielert und gesungen habe; vor allem aber sei seine persönliche Liebe zur Musik Richard Wagners für seine intensive Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache verantwortlich. Des Weiteren spricht er Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch, Spanisch, Griechisch und Schwedisch.

Außerdem sah man Lee zwischen 1965 und 1969 in den Sax-Rohmer-Verfilmungen „Ich, Dr. Fu Man Chu“, „Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Man Chu“, „Die Rache des Dr. Fu Man Chu“, „Der Todeskuss des Dr. Fu Man Chu“ und „Die Folterkammer des Dr. Fu Man Chu“, in denen er stets die Titelrolle spielte. Später löste er sich von allen „Hammer“-Produktionen, da er die Filme zunehmend schlechter fand und sich anderen Rollen widmen wollte. Allerdings engagierten seine Agenten ihn abermals für eine Rolle in einer „Hammer“-Produktion. Er erfuhr erst davon, als schon alle anderen Rollen besetzt waren, damit er nicht mehr absagen konnte. Nach diesem Ereignis war seine Zusammenarbeit mit dem Filmstudio „Hammer“ für immer beendet.

1974 verkörperte er Francisco Scaramanga, den „Mann mit dem goldenen Colt“, im gleichnamigen Film als Gegenspieler von James Bond (Roger Moore). Christopher Lee ist ein Cousin des James-Bond-Erfinders Ian Fleming.

1976 wurde ihm die Rolle des Dr. Sam Loomis in Halloween angeboten. Er lehnte diese leichtfertig ab, und so bekam Donald Pleasence die Rolle. Er bezeichnete diese Entscheidung als seinen größten Fehler.

In vielen seiner Filme spielte Lee an der Seite von Peter Cushing, in dreien mit Vincent Price. 1983 spielte dieses „Trio Infernale“ zusammen mit John Carradine in der Horrorkomödie House of the Long Shadows (Das Haus der langen Schatten).

Nach der Jahrtausendwende sah man ihn in den ersten beiden Teilen der Herr der Ringe-Trilogie als Zauberer Saruman. Beim dritten Teil wurde in letzter Minute entschieden, alle Saruman-Szenen zu streichen. In der Special Extended Edition, die nur auf DVD und Video erhältlich ist, wurden seine Szenen aber wieder eingefügt. Lee war über diese Entscheidung so erbost, dass er kurzfristig „wegen gesundheitlicher Probleme“ seinen Besuch der Premiere in Neuseeland absagte. Die Mitwirkung bei dieser Verfilmung betrachtete er nach eigenen Angaben als eine große Ehre, sei er doch selbst ein großer Fan von Herr der Ringe, lese das Buch jedes Jahr einmal und durfte dem Autor, J.R.R. Tolkien, schon selbst die Hand schütteln. Außerdem spielte er in Star Wars Episode II: Angriff der Klonkrieger als Count Dooku bzw. Lord Tyranus. Letztere Rolle verkörperte er auch in Star Wars Episode III: Die Rache der Sith.

Lee als Musiker

Neben der Schauspielerei ist Christopher Lee auch zeitweilen musikalisch aktiv. Er genoss eine Ausbildung als Opernsänger und sang vor seiner Zeit als Schauspieler in diversen Opernhäusern.1973 trug er in dem brillanten The Wicker Man gemeinsam mit Diane Cilento die Ballade The Tinker of Rye vor. Bemerkenswert ist seine Mitarbeit als Erzähler und Sänger im Rockmusikal The King of Elfland's Daughter nach dem gleichnamigen Roman von Lord Dunsany, welches 1977 als LP-Produktion erschienen (und mittlerweile auch auf CD erhältlich) ist. Im Film Captain Invincible singt er die Titel Name Your Poison und (gemeinsam mit Alan Arkin) Mr. Midnight , die in Deutschland als Single herausgebracht wurden. Eine erstaunliche stimmliche Wandlungsfähigkeit zeigte Lee 1986 bei der Aufnahme von Strawinskys und Ramuz' The Soldier's Tale für Nimbus Records, wo er als Erzähler, Soldat und Teufel fungierte. Für Nimbus nahm er 1989 auch unter der Leitung von Yehudi Menuhin als Erzähler Prokofjews Peter und der Wolf auf. Mit der Sängerin Kathy Joe Daylor spielte er im gleichen Jahr die von Ralph Siegel komponierte und produzierte Single Little Witch ein, die leider ein Flop wurde. Ebenfalls nicht übermäßig erfolgreich war seine CD Christopher Lee sings Devils, Rogues & other Villains von 1996 mit Liedern von Mozart, Wagner, Stephen Sondheim und vielen mehr. 1994 hat Lee mit der Opernsängerin Valerie Masterson und dem National Symphony Orchestra die erste komplette Fassung des Musicals The King and I aufgenommen; ungefähr zur gleichen Zeit nahm er auch die Rolle des „Kriminologen“ bei einer CD-Aufnahme der Rocky Horror Show wahr. Auch in jüngerer Zeit widmet sich Lee wieder der Musik. So wirkte er, hauptsächlich als stimmungsvoller Erzähler, bei einigen Liedern der Power-Metal-Band Rhapsody mit. Die Lieder sind auf der EP The Dark Secret (2004) und der LP Symphony Of Enchanted Lands II – The Dark Secret (ebenfalls 2004) zu hören. Auf der EP The Magic of the Wizard's Dream (2005) sind mehrsprachige Versionen des gleichnamigen Liedes zu hören, in der Lee auch als Sänger mitwirkt. Außerdem hat Lee einige Sprechparts auf der 2006 erschienenen The Sons of Odin EP der Heavy Metal Band Manowar.

Auf der 2006 in Deutschland veröffentlichten Doppel-CD Edgar Allan Poe – Visionen trägt Lee nicht nur Poes Gedicht Ein Traum in einem Traume/A Dream Within A Dream vor, sondern singt auch die Komposition Elenore.

Mit dem Tolkien Ensemble arbeitete Lee ebenfalls zusammen. Dieses setzt die Gedichte J.R.R. Tolkiens stimmlich und musikalisch in Szene. Die komplette Fassung ist unter dem Namen „The Lord of the Rings – The Complete Songs & Poems“ erschienen, in der er den Ent Baumbart singt und zudem die nicht vertonten Gedichte vorträgt.

Trivia

  • Verschiedentlich ist in biografischen Artikeln zu lesen, der ungarische Dracula-Darsteller Bela Lugosi habe Christopher Lee kurz vor seinem Tod im Jahre 1956 den Dracula-Ring vermacht, um ihn als seinen Nachfolger zu designieren. Dies ist offenbar eine Erfindung der Hammer Corp., denn zu diesem Zeitpunkt war Lugosi längst in Vergessenheit geraten, während Lee überhaupt noch nicht als künftiger Horrorfilmstar der Filmgesellschaft in Erscheinung getreten war. Tatsächlich befindet sich der Ring im Besitz des Sammlers Forrest J. Ackermann in Los Angeles. Nach eigener Aussage hatte Lee den Ungarn noch nie zuvor im Film gesehen, als man ihm die Rolle des transylvanischen Grafen anbot.
  • Am 31. März 1993 veröffentlichte die britische Presse Nachrufe auf den angeblich verstorbenen Schauspieler – wohl deutlich zu früh.

Filmografie (Auswahl)

Literatur

  • Christopher Lee, Tall, Dark and Gruesome: An Autobiography. London 1977 (2nd enl. ed. 1997)
  • Christopher Lee: Lord of Misrule. The Autobiography of Christopher Lee. Orion Publishing Group, London 2004, ISBN 0752857703
  • Tom Johnson, Mark A. Miller: The Christopher Lee Filmography. All Theatrical Releases, 1948–2003. Jefferson, North Carolina 2004, ISBN 0786412771

Auszeichnungen