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Spandauer Straße

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Die Spandauer Straße ist eine Straße im Berliner Ortsteil Mitte im gleichnamigen Bezirk Mitte und gehört zu den ältesten Verkehrswegen der Hauptstadt. Ihr Name geht auf den heutigen Ortsteil Spandau im Westen der Stadt zurück, nach dem auch die Spandauer Vorstadt und das ehemalige Spandauer Tor benannt sind, beide in nächster Umgebung zu der Straße. Entlang der Spandauer Straße finden sich zahlreiche historische und moderne Kulturdenkmäler.

Verlauf

Die etwa 700 Meter lange Straße beginnt am Garnisonkirchplatz in Mitte, nahe dem Hackeschen Markt. Von dort verläuft sie in südöstlicher Richtung, kreuzt dabei die Karl-Liebknecht-Straße und die Rathausstraße und endet schließlich am Molkenmarkt, früher eine Platzanlage, heute eine ausgebaute Straßenkreuzung.

Geschichte

Blick durch die Spandauer Straße auf das Heilig-Geist-Spital, den Pulverturm und das dahinter liegende Spandauer Tor um 1700

Die Entstehungszeit der Spandauer Straße ist etwa deckungsgleich mit der Gründung Berlins im frühen 13. Jahrhundert. Sie gehörte zu den vornehmsten Straßen Berlins, dementsprechend waren an ihr einige der wichtigsten Institutionen wie das Berliner Rathaus oder das Heilig-Geist-Spital vertreten.

In mittelalterlichen Städten war es üblich, dass die Ausfallstraße und ihr Stadttor namensgleich waren, für Berlin waren dies unter anderem die Stralauer Straße mit dem Stralauer Tor und die Georgenstraße (heute: Rathausstraße) mit dem Georgentor. Die Spandauer Straße dagegen bestand zwar aus einem durchgehenden Straßenzug, jedoch besaß jeder Abschnitt einen anderen Namen, in Höhe des Berliner Rathauses sogar für jede Straßenseite. Erst mit dem Ausbau Berlins zur Festung wurden die einzelnen Straßen als Spandauer Straße zusammengefasst. Da das Tor auf Grund der Arbeiten nach Nordosten verschoben werden musste, endete die Straße am Festungsgraben. Über eine neu angelegte Verbindungsstraße wurden beide untereinander verknüpft. An der Kreuzung dieser neuen Verbindungsstraße mit der Spandauer Straße wurde eine neue Platzanlage, der Garnisonkirchplatz zusammen mit der gleichnamigen Kirche angelegt. Im Einzelnen bildeten die folgenden Straßen den Ursprung der heutigen Spandauer Straße:

  • Am Spandauer Thore (zwischen Spandauer Tor und Neuem Markt)
  • Am Kohlenmarkte (zwischen Neuem Markt und Rathaus)
  • Neben dem Rathaus (auf Höhe des Rathauses, Straßenseite vom Rathaus)
  • Gegen dem Rathaus (auf Höhe des Rathauses, gegenüberliegende Straßenseite vom Rathaus)
  • Middelstraße (zwischen Rathaus und Molkenmarkt)

In der darauf folgenden Zeit kommt die Straße von ihrer ursprünglichen Bedeutung (dem Weg nach Spandau) weg und entwickelt sich mehr und mehr zu einer Spange zwischen dem Molkenmarkt, der Georgenstraße (ab 1701: Königsstraße) und später dem Ausläufer des Boulevards Unter den Linden.

Blick vom Molkenmarkt in die Spandauer Straße im Jahr 1902

Die dichte Bebauung in Mitten von Altberlin blieb über Jahre erhalten, die Bauten wurden dem jeweiligen Zeitgeschmack angepasst – so etwa der Neubau des Rathauses 1861–1869 – und sollte sich erst mit dem Zweiten Weltkrieg und seinen Folgen drastisch verändern. Mit Ausnahme der Heilig-Geist-Kapelle und dem Roten Rathaus waren fast alle anliegenden Bauten komplett zerstört. Während an diesen beiden Bauten sowie später an der Ruine der Nikolaikirche die Schäden beseitigt wurden, sprengte man die übrigen Ruinen. Die so entstandene Freifläche zwischen der Liebknechtstraße (Verlängerung der Straße Unter den Linden, ab 1969 Karl-Liebknecht-Straße) und der Rathausstraße (ehemalige Königsstraße, Name ab 1951) besteht bis heute und ist markant für das Zentrum Ost-Berlins.

Mit dem Ausbau zur „Hauptstadt der DDR“ waren in dem Gebiet um den Alexanderplatz bis hin zur Spreeinsel umfangreiche Arbeiten vorgesehen, die die Spandauer Straße mit betrafen. Ausgehend vom Garnisonkirchplatz, der als solcher nur noch vom Namen her existierte, entstanden an der Ecke Karl-Liebknecht-Straße auf der Südseite das Palasthotel sowie auf der Nordseite eine mehr-geschossige Ladenzeile, die sich bis zur Stadtbahn hinzog. Im weiteren Verlauf folgten das Marx-Engels-Forum auf der Süd-, sowie der vom ehemaligen Schloßplatz verlegte Neptunbrunnen auf der Nordseite. Den Abschluss bildeten schließlich das Nikolaiviertel, dessen Wiederaufbau erst zum 750-jährigen Stadtjubiläum 1987 fertig gestellt wurde, und das Rote Rathaus. Der Molkenmarkt als Endpunkt der Straße wurde ebenfalls umgestaltet, wobei die ursprüngliche Platzform verloren ging und sich heute an ihrer Stelle eine für den Massenverkehr ausgebaute Kreuzung befindet. Die Spandauer Straße wurde während der Arbeiten auf vier bis sechs Spuren ausgebaut.

In den kommenden Jahren soll der Molkenmarkt als Abschluss der Straße wieder seine ursprüngliche Form erhalten. Dabei ist auch geplant, die Spandauer Straße auszubauen und die Trasse für eine Straßenbahnstrecke zwischen dem Platz und der Rathausstraße freizuhalten.[1]

Bebauung

Heilig-Geist-Spital

Das Heilig-Geist-Spital an der Spandauer Straße 1 war eins von insgesamt drei Spitälern in der Doppelstadt Berlin-Cölln. Die Anlage entstand vermutlich bei der ersten Erweiterung Berlins, als das Siedlungsgebiet, das zunächst nur das heutige Nikolaiviertel ausmachte, bis an die heutige Dircksenstraße ausgeweitet wurde. Die Ersterwähnung erfolgte in einem Gildebrief der Bäcker im Jahr 1272. Der Komplex verfügte neben dem eigentlichen Spital über eine Kapelle, einen Rüsthof, einen Wursthof, sowie ab dem Jahr 1600 über ein Brauhaus.

1720 ereignete sich in unmittelbarer Nähe die Explosion des Pulverturms am ehemaligen Spandauer Tor. Der Turm sollte durch einen Neubau außerhalb der Befestigungsanlagen ersetzt und anschließend leer geräumt werden. Bei den Arbeiten entzündete sich das Material und verursachte eine gewaltige Explosion, bei unter anderem der Westturm der Heilig-Geist-Kapelle als auch die nahe gelegene Garnisonkirche zerstört wurden. Insgesamt verloren 76 Menschen dabei ihr Leben.

Im Zuge der Säkularisierung der geistlichen Güter diente das Spital fortan als Armenhaus und wurde 1825 abgerissen. 1828 erfolgte der Neubau eines zweigeschossigen Spitals, das jedoch ebenfalls nur wenige Jahre stand. Die geschlossene Kapelle dagegen wurde bis 1835 unter Leitung von Carl Ferdinand Langhans renoviert und anschließend wiedereröffnet. 1905 entstand auf dem Gelände die Handelshochschule. Die Kapelle wurde dabei in den Bau integriert und bildet seitdem quasi den Südflügel des Gebäudes. Die Räumlichkeiten dienten nach Eröffnung der Hochschule als Mensa. Diese Funktion wurde nach 1945 beibehalten, als der Komplex an die neu gegründete Humboldt-Universität überging.

DomAquarée

Die westliche Ecke an der Kreuzung Karl-Liebknecht-Straße wurde bereits um das Jahr 1140 bebaut. Die ersten Datierungen dieser Zeit dokumentieren die Trockenlegung des Geländes um Wohnhäuser sowie das benachbarte Spital darauf anlegen zu können. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges befanden sich hier vorwiegend Wohnhäuser. Nach ihrer Zerstörung entstand auf dem Grundstück das Palasthotel. Der Bau, eines der bedeutendsten Hotels der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik wurde 1979 eröffnet. Bereits 1990 erfolgte die Schließung, da sich hier, wie beim nahe gelegenen Palast der Republik Asbest gebildet hatte. Ende der 1990er Jahre erfolgte der Abriss und kurze Zeit später begannen die Bauarbeiten für das CityQuartier DomAquarée, welches heute noch den Platz einnimmt.

Das Areal erstreckt sich über vier Blocks der alten Vorkriegsbebauung. Die darin bereits vorher aufgegangene Heilig-Geist- und Sankt-Wolfgang-Straße wurden dabei ihren alten Verläufen entsprechend nachempfunden, so dass man statt von einem von insgesamt vier miteinander verbundenen Gebäuden sprechen muss. Die Eröffnung des als Wohn- und Bürogebäude konzipierten Komplexes erfolgte im Jahr 2003.

Hauptanziehungspunkt des Quartiers ist der im Innern befindliche AquaDom, mit mehr als 2600 Fischen aus 56 Arten das größte Aquarium Europas, mit dem sich anschließenden Sea Life Berlin. Da die Architekten der Lage am Wasser eine besondere Bedeutung zukommen lassen wollten, entschieden sie sich, neben dem Wasser außerhalb des Gebäudes auch welches innerhalb desselbigen fließen zu lassen, eben in Form des AquaDoms. Bereits kurz nach seiner Eröffnung entwickelte sich die Sehenswürdigkeit zu einem Besuchermagneten. [2]

Marx-Engels-Forum

Denkmal für Karl Marx und Friedrich Engels am gleichnamigen Forum

Das Marx-Engels-Forum befindet sich auf der Südseite der Spandauer Straße zwischen der Karl-Liebknecht- und Rathausstraße. Ursprünglich war das Karree wie andere entlang der Straße dicht mit Wohn- und Geschäftshäusern bebaut, die im Zweiten Weltkrieg teilweise oder ganz zerstört wurden. Das Gelände wurde bereits in den 1950er Jahren weitgehend geräumt, so dass eine große Freifläche von der Stadtbahn am Alexanderplatz bis zur Spree entstehen konnte. Die letzten vereinzelten Ruinen wurden anschließend in den 1970er Jahren abgetragen, um die Anlage komplett neu zu gestalten. Im folgenden Jahrzehnt erfolgte der Umbau zum Marx-Engels-Forum, dessen Mittelpunkt ein überlebensgroßes Denkmal der beiden Namensgeber Karl Marx und Friedrich Engels ist. Dahinter befindet sich, direkt an der Spree gelegen, ein Marmorrelief mit Namen „Alte Welt“. Es zeigt die Arbeiter der frühkapitalistischen Welt des 19. Jahrhunderts.

Nach der Deutschen Wiedervereinigung 1990 gab es zahlreiche kontroverse Diskussionen um den Verbleib des Forums. Kritiker behaupteten, das Denkmal sei, ähnlich wie der Palast der Republik, Überbleibsel einer vergangenen und nicht wiederkehren sollenden Epoche. Dennoch ist sich die Mehrheit der Berliner Politiker heute einig, das Forum so wie es ist zu belassen.

Neptunbrunnen

Direkt gegenüber vom Marx-Engels-Forum und etwa auf halber Strecke zwischen Spree und Fernsehturm gelegen, befindet sich der Neptunbrunnen. Mit insgesamt etwa 18 Metern Höhe und einem Durchmesser von 10 Metern gehört er zu den größten Brunnen der Hauptstadt. Der Name geht auf den römischen Gott des Meeres, Neptun zurück. Von seiner Einweihung 1891 bis 1951 befand er sich am Schloßplatz, wurde danach eingemottet, restauriert und 1969 an seiner heutigen Stelle wieder errichtet. Die ersten Pläne für den Brunnen gehen auf Karl Friedrich Schinkel zurück, die Umsetzung erfolgte allerdings unter dem Baumeister Reinhold Begas.

Berliner Rathaus

Das Rote Rathaus um 1900, mit der Königstraße links und der Spandauer Straße rechts vom Gebäude

Das Berliner Rathaus befindet sich vermutlich seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts an seiner heute angestammten Stelle. Der Bau bestand zunächst aus einem einfachen Eckhaus, nicht unähnlich den Bürgerhäusern zu jener Zeit und fiel damit weniger imposant aus als der heutige Bau. Dieser brannte bei den Stadtbränden von 1380, 1448 und 1581 größtenteils ab und wurde anschließend auf den Grundmauern des alten Gebäudes neu errichtet. Als einziger Bestandteil des jeweiligen Vorgängerbaus wurde dabei die sogenannte Gerichtslaube, also der Teil, in dem das Gericht tagte, in den Neubau integriert.

Erst mit Beginn der Industrialisierung und dem damit verbundenen Wachstum Berlins zu einer Weltstadt machte sich ein Neubau notwendig. Dieser sollte auf Grund seiner Größe imposanter wirken und den Vorrang der weltlichen gegenüber der geistlichen Macht in der Hauptstadt zum Ausdruck bringen. Der für den Bau bestimmte Architekt Friedrich Waesemann entwarf daraufhin den Neubau, der auf Grund seiner Klinkerfassade auch als Rotes Rathaus bezeichnet wurde und bis heute bezeichnet wird. Für den Bau mussten einige der umliegenden Häuser mit abgerissen werden, das neue Rathaus beanspruchte ein ganzes Karree für sich.

Die Bauarbeiten begannen 1861, 1868 begann der Abriss der Gerichtslaube – sie wurde später im Park Babelsberg neu errichtet – und 1870 konnte der Bau fertig gestellt werden. Als Ausdruck der städtischen Selbstständigkeit erhielt das Rathaus mit 87 Metern einen höheren Turm als beispielsweise die Nikolaikirche oder gar das Stadtschloss aufwiesen. Der Bau war seit seiner Fertigstellung Sitz des Magistrats und des Berliner Oberbürgermeisters, nach 1990 der des Senats und des Regierenden Bürgermeisters.

Blankenfelde-Haus

Das Blankenfelde-Haus im Jahr 1871

Das Blankenfelde-Haus befand sich an der Spandauer Straße 49, also auf der nördlichen Seite zwischen Rathaus und Molkenmarkt. Es war bis zu seinem Abriss 1889 das älteste Bürgerhaus der Stadt und bis 1620 der Berliner Sitz der Adelsfamilie Blankenfelde. Nach ihr wiederum sind die Dörfer Blankenfelde auf dem Barnim und Blankenfelde auf dem Teltow benannt. Die erste Erwähnung der Familie stammt aus dem Jahr 1280, als Johannes von Blankenfelde zum Berliner Bürgermeister ernannt wurde.

Das erste Blankenfelde-Haus wird ebenfalls um diese Zeit datiert. Es bestand vermutlich aus Holz und wurde beim Stadtbrand 1380 vernichtet. Lediglich eine Büste mit einem Neidkopf, der das Feuer abhalten sollte, blieb erhalten. Der zweite steinerne Bau entstand daraufhin bis 1390. Zur Erinnerung an die Fertigstellung ließ der Bauherr Paul von Blankenfelde, Urenkel des ersteren, zudem eine lateinische Inschrift eingravieren. Sie lautete übersetzt:

„Die von Blankenfelde, Patirizier dieser Stadt, haben ums Jahr 1390, als Paul von Blankenfelde und Henning Strohband Bürgermeister waren, dieses Haus mit starken Mauern und Pfeilern wieder hergestellt und zwar im Backsteinbau: Sie haben seine Last einem Kellergewölbe von siebene Jochen aufgelegt.“

1474 ließ der Enkel Pauls, Thomas von Blankenfelde, den Eingangsbereich neu modellieren. Hauptprunkstück waren dabei vier Büsten, die ein junges Ehepaar – Thomas von Blankenfelde und seine Frau – als auch ein altes Ehepaar – Thomas' Vater Wilke von Blankenfelde und seine Frau Katharina Wins – darstellten. Die Halle selber wurde von einer mittigen Säule getragen, von der eine als Kreuzgewölbe angelegte Decke ausging. Die Säule wurde mit Disteln und je Seite mit einem Familienwappen verziert. Neben der Familie Blankenfelde waren dies die angeheirateten Familien Wilmersdorf, Strohband und Wins.

Nach 1530 beginnt sich die Familie zu zerstreuen, viele Mitglieder verlassen Berlin und siedeln sich in der Altmark an. Der letzte bedeutendere Vertreter, Johann V. von Blankenfelde hinterlässt einen derart großen Schuldenberg, dass sich seine Nachkommen gezwungen sehen, ihre Anwesen zu verkaufen, so auch 1620 das Stammhaus in der Spandauer Straße. Es geht in den Besitz der Adelsfamilie von Seidel von über, der zudem eine familiäre Verbindung zu den Blankenfeldes nachgesagt wurde.

Die von Seidels hielten das Haus nur knapp 100 Jahre, es geht 1722 an den Geheimen Rat Daniel Stepfani und wechselt in den kommenden 150 Jahren mehrmals den Besitzer. In den 1750er Jahren kauften die damaligen Besitzer die nach hinten herausgehenden Gebäude mit auf, ließen diese abtragen und nutzten die gewonnene Fläche als Innenhof. Äußerlich veränderte sich das Gebäude nur geringfügig, als letzte Maßnahme erhielt der Bau in den 1870er Jahre eine neue Fassade.

1895 ging das Gelände in den Besitz der Städtischen Elektrizitätswerke über, die auch die anliegenden Grundstücke aufkaufte. 1899 ließ sie die Gebäude abreißen und richtete auf dem Grund ein neues Kraftwerk ein, welches bis zum Kriegsende 1945 existierte. Das Gelände lag danach brach und wurde bei der Umgestaltung der angrenzenden Grunerstraße zum Parkplatz umgestaltet.

Nikolaiviertel

Das Berliner Nikolaiviertel bildet zusammen mit der Nikolaikirche in seinem Mittelpunkt die Keimzelle Berlins. Während die Kirche auf den Zeitraum um 1220 bis 1230 datiert wird, kann davon ausgegangen werden, dass die Bebauung um sie herum bereits früher stattfand. Im Gegensatz zu den Ausfallstraßen aus der Stadt heraus bewohnten vornehmlich Handwerker das verwinkelte Viertel.

Die Bebauung passte sich meistens dem Stil der Zeit an und wurde nur durch wenige einzelne Bauten unterbrochen, so etwa dem Ephraim-Palais an der Südecke des Viertels zwischen Spree und Mühlendamm. Während des Zweiten Weltkrieges wird das Nikolaiviertel fast vollständig zerstört, die Kirche bleibt dabei zunächst als Ruine erhalten. Der gesamte Wiederaufbau erfolgte in den 1970er und 1980er Jahren und wurde rechtzeitig zur 750-Jahrfeier der Stadt 1987 abgeschlossen. Ein Großteil der Häuser wurde dabei in Plattenbauweise neu errichtet und nur geringfügig dem historisierenden Stil der Altstadt angepasst.

Berühmte Anwohner

Gedenktafel für Martin Heinrich Klaproth an der Spandauer Straße 25
  • Otto Brahm (1856–1912) – Kritiker, Theaterleiter und Regisseur jüdischer Abstammung
  • Theodor Fontane (1819–1898) – Schriftsteller, war von 1836 bis 1840 als Lehrling in der Apotheke „Zum Weißen Schwan“, Nr. 40 tätig
  • Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719–1803) – Dichter, lebte zwischen 1845 und 1847 im Haus Nr. 68
  • Henriette Herz (1764–1847), Schriftstellerin, eröffnete 1807 ihren ersten literarischen Salon im Haus Nr. 53
  • Martin Heinrich Klaproth (1743–1817) – Chemiker, arbeitete in der Apotheke „Zum Weißen Schwan“ und wohnte im Haus Nr. 25
  • Heinrich von Kleist (1777–1811) – Schriftsteller und Publizist, wohnte im Haus Nr. 53
  • Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781) – Dichter, wohnte von 1751 bis 1753 im Haus Nr. 33
  • Moses Mendelssohn (1729–1786) – Philosoph jüdischer Abstammung, wohnte im Haus Nr. 33
  • Giacomo Meyerbeer (1791–1864) – Komponist, wohnte im Haus Nr. 72
  • Karl Wilhelm Ramler (1725–1798) – Dichter, lebte im Haus Nr. 68
  • Carl Ritter (1779–1859) – Geograph, wohnte im Haus Nr. 59
  • Rahel Varnhagen von Ense (1771–1833) – Schriftstellerin jüdischer Abstammung, wurde im Haus Nr. 26 geboren [3]

Verkehr

Individualverkehr

Die Spandauer Straße gehört zu den mit am stärksten belasteten Straßen des Bezirks Mitte. Neben dem Alexanderplatz und der Mollstraße weiter nördlich ist sie eine von drei Spangen die den Verkehr zwischen der Prenzlauer Allee/Karl-Liebknecht-Straße/Unter den Linden auf der einen und der Greifswalder Straße/Grunerstraße/Leipziger Straße auf der anderen Seite verteilen. Trotz ihres Ausbaus ist sie im Berufsverkehr anfällig für Staus.

Öffentlicher Verkehr

Zwischen 1883 und dem Ende des Zweiten Weltkrieges existierte die erste Straßenbahnstrecke durch die Spandauer Straße. Sie war Teil der Verbindung zwischen dem Hackeschen Markt und dem Molkenmarkt. Betrieben wurde sie zunächst von der Großen Berliner Pferde-Eisenbahn (GBPfE). Später kamen weitere Abzweige von und zur Spandauer Straße hinzu. Der Abschnitt zwischen der Königstraße und Molkenmarkt war dabei mit 206 Zügen pro Richtung und Stunde in der Hauptverkehrszeit einer der am stärksten belasteten Abschnitte im gesamten Straßenbahnnetz. Der Abschnitt Königstraße–Kaiser-Wilhelm-Straße (heute: Karl-Liebknecht-Straße) wies dagegen nur 58 Züge auf.[4]

Seit 1998 existiert auf dem westlichen Abschnitt zwischen Karl-Liebknecht-Straße und Garnisonkirchplatz eine Straßenbahntrasse, die im weiteren Verlauf über den Alexanderplatz bis zur Mollstraße reicht. Sie wird heute von den Metrolinien M4, M5 und M6 der Berliner Verkehrsbetriebe bedient.

Im Zuge der Wiederherstellung des Molkenmarkts ist geplant, eine weitere Strecke von der Rathausstraße aus kommend über die Spandauer Straße, Molkenmarkt und weiter über Leipziger Straße bis zum Potsdamer Platz und dem Kulturforum zu bauen. Das Projekt befindet sich zur Zeit noch in der Planungsphase, ursprünglich sollte die Strecke bereits 2006 fertig gestellt sein.

Siehe auch

Literatur

  • Wolfgang Ribbe, Jürgen Schmädecke: Kleine Berlin-Geschichte, Stapp Verlag, Berlin 1988, 31994. ISBN 3-877762-22-0

Einzelnachweise

  1. Planwerk Innenstadt: Vertiefungsbereich Molkenmarkt, Broschüre der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin
  2. CityQuartier DomAquarée, Berlin – Städtebauliches Konzept
  3. Spandauer Straße – Berlin Lexikon
  4. Holger Orb, Tilo Schütz: Straßenbahn für ganz Berlin. Geschichte - Konzeption - Städtebau, Jaron Verlag, Berlin, Oktober 2000, ISBN 3897730243. S. 17