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Friedhof Pankow III

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Feierhalle des landeseigenen Friedhofs Pankow III
Stele zum Gedenken an die Opfer des Krieges und der Kämpfer gegen den Krieg
Gräberfeld der Opfer des Krieges und der Gewaltherrschaft
Gedenktafel vom Friedhof Pankow VIII
Kriegsgräber in der Schönholzer Heide (Pankow VI)
Der VdN-Ehrenhain auf Friedhof Pankow III

Der Friedhof Pankow III ist ein landeseigener Friedhof im Berliner Ortsteil Niederschönhausen, Ortslage Schönholz. Der Waldfriedhof liegt zwischen der Leonhard-Frank-Straße, Am Bürgerpark und der Hermann-Hesse-Straße; der Haupteingang befindet sich Am Bürgerpark 24 unweit des S-Bahnhofes Schönholz, Nebeneingänge bestehen an den beiden anderen Straßen. Mit einer Fläche von rund 150.054 m² ist Pankow III der größte Friedhof im Ortsteil.

Geschichte

1903 erwarb die Gemeinde Pankow die „Schönhauser Fichten“ als forstfiskalisches Gelände. Schützenhaus und Parkanlage in der Schönholzer Heide bestanden zu diesem Zeitpunkt bereits. Der Friedhof I und die Fläche an der Gaillardstraße (zweiter Friedhof) genügten der wachsenden Gemeinde Pankow nicht mehr als Bestattungsflächen. Von der forstfiskalischen Fläche wurde ein Teil westlich der Panke als Begräbnisfläche gewidmet. Die ersten Beerdigungen fanden 1905 statt, damals waren ausschließlich Erdbestattungen zugelassen. Zur gleichen Zeit entstand nahe dem Haupteingang die neugotische Friedhofskapelle aus rotem Backstein nach einem Entwurf von Carl Lubig. Noch 1943 besaß der „3. Städtische Friedhof“ in Pankow nur etwa die Hälfte der heutigen Fläche und erstreckte sich entlang der Bahnhofstraße (jetzt Am Bürgerpark)[1] an der Bezirksgrenze zu Reinickendorf.

1943/1944 erfolgte die Erweiterung zur heutigen Größe. Die steigende Zahl an zivilen Bombenopfern, an gefallenen Luftwaffenhelfer sowie von Soldaten aus den Bucher Lazaretten und Krankenhäusern erforderte es zusätzliche Begräbnisflächen zu schaffen. Dabei wurde der gegenüber gelegene Lunapark und der gesamte Bereich der Schönholzer Heide mit in diese pietätsbefangene Fläche einbezogen. Auch der Friedhof Schönholz wurde erweitert und als Friedhof V dem Komplex angeschlossen. So entstand eine für Bestattungen freigegebene Fläche von nahezu 300.000 m².

Als der notwendige Flächenbedarf nach dem Kriegsende und dem kalten Nachkriegswinter 1945/1946 zurück ging, wurde der Volkspark Schönholzer Heide wieder teilweise (1946) und im Jahre 1981 nach der Schließung von Pankow VI für die Nutzung als Park zurückgegeben. Zuletzt hatte der Fridhof VI noch eine Fläche von 38 ha. Bis 2006 bestanden noch Grabstellen; für die zehnjährige Nachruhezeit der bestattungsrelevanten Flächen ist dieser Parkteil noch eingezäunt und nicht öffentlich zugänglich. Nach Ablauf der pietätbefangenen Nutzung der Flächen kann die Umwidmumg zur Parkfläche endgültig erfolgen. Im Flächennutzungsplan 2004 ist der Friedhof VI noch als Friedhofsfläche, mit Absicht auf Parkfläche verzeichnet.[2]

Der Friedhof III liegt entlang der Grenze zum Bezirk Reinickendorf. Der Pankower Friedhof gehörte zu Ost-Berlin und Reinickendorf als Teil des amerikanischen Sektors gehörte durch die Trennung der Stadt zu West-Berlin. So geriet 1961 ein etwa 50 Meter breiter Streifen Friedhofsfläche in die Errichtungszone der Berliner Mauer. Ende der 1960er-Jahre wurden Grabstellen entlang der Vorzone der Berliner Mauer aus einem 30 Meter breiten Streifen (entlang der Straße Am Bürgerpark) ins Innere der Anlage verlegt. 1990 kam das Gelände nach Abriss der Grenzbefestigungen wieder zur Friedhofsanlage. Heute markiert eine Baumreihe japanischer Kirschen beidseits des Zaunes das Gelände, welches vor dem Zaun nicht pietätsbefangen ist und die vormalige Bestattungsfläche innerhalb des Zaunes, das bei der Einbeziehung in die Grenzanlagen allerdings entwidmet wurde.

Der landeseigene Friedhof Pankow III ist auch Ersatzfläche für die geschlossenen Friedhöfe Pankow I, Pankow II und Pankow V. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs der Bedarf an notwendiger Bestattungsfläche durch die zunehmende Bevölkerungszahl. Die Gemeinden Pankow und Niederschönhausen bekamen Zuwachs durch die Nähe der preußischen Hauptstadt und nach der Reichsgründung durch die neue Rolle Berlins. Seit Ende des 20. Jahrhunderts kehrt sich der Bedarf aber um. Die geänderten Bestattungsgewohnheiten bedingen kleinere Grabstätten [3]. Eine Feuerbestattung bedarf nur ein Viertel der Fläche einer Erdbestattung, durch die wachsende Anzahl an anonymen Bestattungen und durch eine höhere Lebenserwartung geht der Flächenbedarf für Friedhöfe in Berlin [4] und ebenfalls im Bezirk Pankow zurück. Für Pankow folgten nach dem nachkriegsbedingten Schließen von Friedhof VI und der mauerbedingten Schließung von Friedhof VIII auch Friedhof I (1974), Friedhof II (2004) und Friedhof V (2007). Durch Lage und Größe ist Friedhof III als Bestattungsfläche für Umsetzungen und als Nachfolgefläche geeignet. Für den Friedhof III sit somit keine Flächenvergrößerung nötig, durch die Verdichtung der pietätsrelevanten Fläche ergibt sich eine intensivere Nutzung. Durch geänderte Vergaberichtlinien (Wahlgrab statt Festlegung durch die Verwaltung) ist die Umgestaltung einzelner Friedhofsteile nach modernen Gestaltungsgrundsätzen behindert.

Friedhof Pankow I war der älteste Friedhof der Gemeinde Pankow. Er liegt am Ende der verlängerten Breiten Straße in dem umzäunten Gebiet rechter Hand vor dem Eingangstor zum Bürgerpark. Als gemeindfriedhof in der Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet ist er von Beginn an kein Kirchhof. In diesem Friedhofspark stehen heute einige historisch erhaltenswerte und sehenswert schöne Grabsteine. An der Wand zum Bürgerpark befinden sich auch Wandplatten von bedeutenden Pankower Bürgern. Diese Anlage vermittelt eine Vorstellung zur Friedhofskultur um 1900. Nicht alle dieser Grabsteine stehen am Ort ihrer Aufstellung oder für hier Bestattete. Vielmehr wurden einige der Grabsteine von anderen Pankower Friedhöfen nach hier umgesetzt, um sie vor dem Abtransport aus Pankow und den Verkauf gegen Devisen zu sichern. Von der Größe her ist er der kleinste der Pankower Friedhöfe und wurde als erster geschlossen. Nach Ablauf der 20jährigen gesetzlichen Ruhefrist und der zehnjährigen Nachnutzungszeit unterliegt er nicht mehr der Berliner Bestattungsgesetzgebung, ist nicht mehr pietätsbefangen.

Der Friedhof II an der Gaillardstraße wurde um 1900 eingerichtet und 2004 geschlossen, hier haben bestehende Grabstätten noch ein Nachbeisetzungsrecht. Damit könnte es theoretisch bis 2060 dauern bis er entwidmet werden kann.

Friedhof Pankow V bestand bereits seit dem 19. Jahrhundert als Friedhof Schönholz. Er liegt rechter Hand an der Straße vor Schönholz etwa einen Kilometer in Richtung Wilhelmsruh. Bemerkenswert ist hier die Feierhalle, die in neugotischem Stil erbaut wurde. Im gleichen Zeitraum wurde auch die im gleichen Stile errichtete Unterkunft für die Friedhofsgärtner gebaut. Als Friedhof für den Ort Schönholz gehörte er zu den kleinen Friedhöfen im Altbezirk. Eine wesentliche Erweiterung als 5. Städtischer Friedhof in Pankow erhielt er mit der Zunahme der Toten im II. Weltkrieg. Durch die Auflösung von Park und Schloss Schönholz wurde unter Protest der Anwohner die Fläche in die Tiefe des Parkes hinein vergrößert. Damit ergab sich eine Fläche von 17 845 m². Wegen des beschriebenen sinkenden Flächenbedarfes wurde der Friedhof V auf Beschluss der BVV Pankow im August 2007 ohne Nachbeistzungrecht [5] geschlossen. Nach Ablauf der gesetzlichen Ruhefrist aller Grabstellen und einer zehnjährigen Ruhezeit kann die Fläche - nach bisherigem Stand - im Jahre 2037 wieder für den dahinterliegenden Park genutzt werden. Da hier eine Nachbeisetzung auf vorhandenen Grabstellen nicht möglich ist werden diese Stellen nach Gesetzeslage[6] auf den Friedhof III als Ersatznutzungsfläche umgesetzt, auf Wunsch auch auf andere Pankower Friedhöfe.

Ehrenhain für Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft

Im hinteren Teil des Geländes parallel zur Leonhard-Frank-Straße befindet sich die Grabanlage der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft des Zweiten Weltkrieges. Es sind insgesamt 1374 Einzelgräber in diesem Ehrenhain angelegt. Auf der Fläche dieser Kriegsgräberstätte sind auf mehreren Bronzeplatten alle Namen (sowie Geburts- und Sterbedatum) der hier Beerdigten erhaben eingegossen.

Nordöstlich angrenzend zum Heinrich-Mann-Platz hin schließt sich an die Stätte für Kriegsopfer eine Friedhofsanlage mit Einzelgräbern für Verfolgte des Nazi-Regimes, deren Status durch das gemeinsame Berliner Friedhofsrecht geändert wurde. Diese Anlage - in den 1960er-Jahren angelegt - ist durch einheitliche Denksteine charakterisiert. Hier wurde ursprünglich die Möglichkeit geschaffen, dass in einem gesonderten Friedhofsteil anerkannte Verfolgte des Naziregimes in ihren jeweils familienbezogenen Grabstätten, dennoch ihres gemeinsamen Kampfzieles verbunden sind. Allerdings war der Status nicht exakt definiert, da kein einheitlicher Ehrenhain für Kämpfer geschaffen wurde. Die geänderte Berliner Gesetzgebung nach der Wende fußte auf dem Friedhofsgesetz[7] des Landes Berlin, so blieb der Status dieses Gräberfeldes in den Ostbezirken unklar und strittig.

Bestandteil des Kriegsopferhains auf Friedhof Pankow III wurden ebenfalls die 46 Kriegsgräber vom landeseigenen Friedhof Pankow VIII (13159, Bahnhofstraße 16). Dieser Friedhof (vormals Friedhof Blankenfelde) lag an der Bezirksgrenze zum Reinickendorfer Ortsteil Lübars und war nördlich der Rieselfelderflächen ab 1961 im Bau-Bereich der Berliner Mauer, auch deshalb und wegen der fehlenden Nutzung wurde er 1974 stillgelegt. Mit der Wende war die Fläche zwar wieder als Begräbnisfläche verfügbar und die Ruhezeit noch nicht erreicht, aber die Schließung ist nach Berliner Landesgesetz verbindlich geblieben. Allerdings hatten die Kriegsgräber auf dem Friedhofsgelände ein Dauerruherecht. Wegen Vandalismus auf dem abgelegenen Gelände am Ortsrand von Blankenfelde wurde diese Kriegsgräberstätte in den Ehrenhain auf Friedhof Pankow III eingegliedert. Entsprechend der Neuorganisation vom Anfang der 1990er-Jahre erfolgt die Ehrung der 46 Kriegsopfer symbolisch durch die Bronzeplatte von Friedhof VIII, die nun in die vorhandene und gepflegte Anlage auf Friedhof Pankow III integriert ist. Auf dieser Namensplatte sind Namen und Lebensdaten erhaben eingegossen.

Jenseits der Hermann-Hesse-Straße, östlich der Schießanlage Schönholz befindet sich das Gelände des geschlossenen und in Kürze entwidmeten Friedhofs Pankow VI (Park- und Waldfriedhof Schönholz). Im nördlichen Bereich des vormaligen Friedhofs ca. 400 m von der Hermann-Hesse-Straße ist ebenfalls ein Kriegsgräberhain angelegt. Die umzäunte Stätte mit 348 Einzelgräbern in elf Reihen für Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft ist nach 1991 unter landschaftsgestalterischen Aspekten neugestaltet worden, da trotz der Schließung des Friedhofs 1981 diese Grabstätten Dauerruherecht besitzen und dem Schutz des Landes Berlin unterstehen. Im schattigen Park gelegen sind die Reihen von nunmehr symbolischen Grabstätten durch Efeu begrünt. Auf den schräg liegenden Keramikplatten, jede in einen individuellen Betonring eingelassen, sind (soweit zum Kriegsende bekannt) Namen und Lebensdaten von 1945 Bestatteten eingelassen. Unter diesen hier geehrten Kriegsopfern befinden sich Grabstätten von ca. 100 Frauen und Männern, die während der Zwangsarbeit in Berlin den Tod fanden.[8]

Grabstätten bekannter Persönlichkeiten

Auf dem Friedhof Pankow III gibt es gegenwärtig sechs Ehrengräber des Landes Berlin.[9] Besonders anmerkenswert ist der Schauspieler Ernst Busch, der von 1966 bis zu seinem Tod in der Leonhard-Frank-Straße 11 sein Haus hatte, nur wenige Meter von diesem Friedhofseingang entfernt. Das Grab von Hans Fallada wurde in seine Heimat umgebettet.

Anzumerken ist die schlichte Grabanlage für verstorbene Brüder des Franziskaner-Klosters, welches sich an der Wollankstraße befindet. Diese gepflegte Anlage liegt unweit der Feierhalle als Teil der Abteilung 8.

Folgende bekannte Persönlichkeiten sind auf diesem Friedhof bestattet worden (in Klammern Lage der Grabstelle, zu den Ehrengräbern ist der Beschluss des Senats benannt):

Denkstein Hans Pitra
Denkstein Max Butting
Denkstein Fritz Dähn
Denkstein Heinrich Drake

Siehe auch

Literatur

Commons: Friedhof Pankow III – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Berlin-Stadtplan von 1943
  2. Flächennutzungsplanung Berlin
  3. Flächenbedarf (1991-2004) PDF
  4. Friedhofsentwicklungsplan Bezirk Pankow (PDF)
  5. BVV-Beschluss vom 17.04.2007
  6. [http://www.bestattung-berlin.de/dokumente/bestattungsgesetz.pdf Bestattungsgesetz des Landes Berlin
  7. Friedhofsordnung (PDF)
  8. Zwangsarbeiter in Berlin
  9. Berliner Ehrengrabstätten und Vorordnung
  10. ABF-Gründer

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