Welschnonnenkirche (Trier)


Die Welschnonnenkirche in Trier ist eine barocke Kirche, die 1714-1716 von den Augustiner Chorfrauen B.M.V. (genannt "Welschnonnen") für das Trierer Welschnonnenkloster gebaut wurde. Sie ist Maria Himmelfahrt geweiht.
Im Inneren, dem einzigen unbeschadet erhaltenen hochbarocken Kirchenraum in Trier,[1] ist als älteste Orgel Triers eine spielbare Stummorgel von 1757 erhalten; sie ist die einzige in Trier erhaltene Stummorgel.
Baubeschreibung


Die Welschnonnenkirche ist ein einschiffiger Bau mit fünf Jochen und geradem Chorschluß (keine Apsis). Über schmalen Wandpfeilern und Gurtbögen ist ein Kreuzgratgewölbe ausgeführt. Auf dem steilen Kirchdach sitzt eine kleiner Dachreiter (Türmchen).
Die ursprünglich von den Nonnen genutzte Empore reicht von der Südwestseite des Kirchraums fast bis zu seiner Mitte; auf ihr befinden sich die Orgel und ein Chorgestühl. Die reiche Innenausstattung der Kirche ist einschließlich des barocken hölzernen Hochaltarretabels (Gemälde: Aufnahme Marias in den Himmel) am Chorschluß erhalten. Die beiden Seitenaltäre aus dem 17. Jahrhundert stammen aus einem älteren Bau.[2]
Der mit einem weiteren Chorgestühl ausgestattete ehemalige Kapitelsaal des Klosters wird über eine Wendeltreppe hinter dem Hochaltar erreicht. Die Sakristeiräume liegen im Erdgeschoss.
Geschichte
Die Welschnonnen waren 1640 nach Trier gekommen, um ein Kloster aufzubauen und durch eine Schulgründung (1652) die Mädchenbildung zu fördern. Sie kauften ein Haus an der Flanderstraße unmittelbar im Norden des Trierer Domberings und erwarben bis Mitte des folgenden Jahrhunderts das gesamte Gelände zwischen Flander-, Dewora- und Sichelstraße.
Am 4. August 1714 wurde der Grundstein für eine hochbarocke, nach Nordnordost ausgerichtete Kirche gelegt. Der Architekt der Kirche ist nicht bekannt.[2] 1716 wurde die Kirche konsekriert und fortan als Kloster- und Schulkirche genutzt.
1757 wurde von der zweiten Generation der namhaften Orgelbauerfamilie Stumm eine Orgel eingebaut. Das ursprüngliche Instrument hatte ein Manual und 11 Registern.
Unter Napoleon wurden die Welschnonnen als einzige Kongregation in Trier aufgrund ihrer Bildungs- und Erziehungsarbeit nicht aufgehoben.[3] Auch unter preußisch-protestantischer Herrschaft blieb die Welschnonnenkirche Kloster- und Schulkirche, bis die Schwestern am 31. März 1874 im Rahmen des Kulturkampfes von den Preußen nach Belgien ausgewiesen wurden. Die Kirche ging an die Marianische Jünglingskongregation über. Die übrigen Gebäude des Klosters werden heute vom Auguste-Viktoria-Gymnasium genutzt, das 1878/1879, wenige Jahre nach Schließung der Welschnonnenschule, an deren Stelle gegründet worden war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten die Pfarrgemeinde Unserer Lieben Frauen und St. Laurentius (Liebfrauen) die Welschnonnenkirche als Ausweichkirche.[2]
Im Rahmen einer Restaurierung wurde die bereits im 19. Jahrhundert veränderte Orgel 1957/58 umgebaut und unter anderem auf zwei Manuale erweitert. 2007, zum 250-jährigen Jubiläum der Stummorgel, wurde das Instrument wieder in seinen Ursprungszustand mit nur einem Manual zurückversetzt und ihm ein barocker Klang zurückgegeben.
Moderne Nutzung
Die Welschnonnenkirche ist heute im Eigentum der Marianischen Bürgersodalität Trier von 1610 und wird vom Förderverein Welschnonnenkirche Trier e. V. unterstützt.[1]
In der Kirche fanden mehrere Jahre lang die Messen der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Trier statt, die heute noch die Kar- und Ostertage in der Kirche feiert.[1] Außerdem finden in der Kirche Konzerte statt, einige von ihnen auf der historischen Stummorgel.
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Linker Seitenaltar
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Rechter Seitenaltar
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Knochenreliquien im linken Seitenaltar
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Namensliste der in der Gruft bestatteten Schwestern
Einzelnachweise
- ↑ a b c Welschnonnen auf den Internetseiten der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Trier (abgerufen 15. Oktober 2007)
- ↑ a b c Franz Ronig: Welschnonnenkirche (Flanderstraße) auf den Internetseiten des Trierer Orgelpunktes (abgerufen 15. Oktober 2007)
- ↑ Karl-August Heise (2003). Nachbarn des Domes - Klöster und künstlerischer Städtebau. Festschrift "Auguste-Viktoria-Gymnasium Trier: 350 Jahre Bildung und Erziehung" (abgerufen 15. Oktober 2007)
Weblinks
- Commons: Welschnonnenkirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Informationen zur Welschnonnenkirche mit Photo
- Photo von der Südfassade der Kirche
- Photo von der Stummorgel
- Photo von der Welschnonnenkirche im Trierer Stadtmodell von 1805 (Blick von Norden: Die Gebäude im Westen der Kirche sind nicht erhalten)