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Goldkröte

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Goldkröte (†)

Goldkröte (Bufo periglenes), Männchen

Systematik
Klasse: Lurche (Amphibia)
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Überfamilie: Hyloidea
Familie: Kröten (Bufonidae)
Gattung: Echte Kröten (Bufo)
Art: Goldkröte (†)
Wissenschaftlicher Name
Bufo periglenes
Savage, 1967

Die Goldkröte (Bufo periglenes) war ein kleiner mittelamerikanischer Froschlurch aus der Vorlage:Genus der Echten Kröten innerhalb der Vorlage:Familia der Kröten (Bufonidae). Die Vorlage:Species gilt heute als ausgestorben.

Merkmale

Goldkröten wiesen die für die Gattung typischen Kennzeichen wie Ohrdrüsen, waagerechte Pupillen, eine warzige Haut und andere mehr auf – siehe: Echte Kröten. Die Männchen erreichten eine Körperlänge von maximal 48 Millimetern, die Weibchen wurden mit bis zu 56 Millimetern etwas größer. Auch sonst herrschte ein sehr deutlicher Geschlechtsdimorphismus: Während die Männchen eine überall leuchtend gelborange Färbung aufwiesen, waren die Weibchen schwarz-gelb mit scharlachroten, gelb umrandeten Flecken. Die Jungtiere ließen sich dagegen äußerlich nicht nach Geschlechtern unterscheiden.

Fortpflanzung

Die Laichphase der Art lag im Zeitraum von April bis Juni (Starkregenzeit). Die erwachsenen Tiere suchten temporäre Tümpel und Pfützen auf. Die Goldkröte wird ökologisch als „Explosivlaicher“ eingeordnet. Solche Arten treffen innerhalb einer kurzen Zeitspanne des Jahres an einem Ort (dem Laichgewässer) zusammen, um dann gemeinsam synchron die Reproduktion durchzuführen (vergleiche z. B. Erdkröte, Grasfrosch). Die Balzrufe der Goldkröten-Männchen waren dabei nur sehr leise – es wird angenommen, dass für die Paarbildung visuelle Reize, also die grelle Färbung, wichtiger waren als akustische Signale. Die Männchen waren offensichtlich deutlich in der Überzahl: So wurde einmal ein Geschlechterverhältnis von 8:1 zugunsten der männlichen Individuen festgestellt. Da die brünstigen Tiere einen starken Klammerreflex hatten, wie dies für männliche Froschlurche zur Paarungszeit typisch ist, konnten leicht „Knäuel“ von bis zu zehn Männchen entstehen, die sich gegenseitig zu umklammern versuchten. (Dieses Phänomen kann man auch häufig in Laichgesellschaften der Erdkröte beobachten.) Gelang schließlich eine Paarung zwischen einem Männchen und einem der wenigen Weibchen, so legte dieses etwa 200 bis 400 Eier (in Laichschnüren) ab. Die sich daraus entwickelnden Kaulquappen benötigten etwa fünf Wochen bis zur Metamorphose zum Landtier.

Sonstige Lebensweise und Verbreitung

Monte Verde-Gebiet in Costa Rica

Über die Ernährungsgewohnheiten und die Aktivitäten außerhalb der Laichzeit weiß man recht wenig. Es liegt nahe anzunehmen, dass sich Goldkröten von Insekten und anderen kleinen Wirbellosen ernährten.

Vorkommen waren ausschließlich aus einem nur wenige Quadratkilometer kleinen Gebiet im dauernassen Bergnebelwald im Norden Zentral-Costa Ricas bekannt. Die Existenz der Art dort – auf einer Höhe von 2000 bis 2100 m – war erst Mitte der 1960er-Jahre unter anderem durch den Zoologen J.M. Savage nachgewiesen worden. Das Areal wird seitdem als „Monte Verde-Nebelwald-Reservat“ geschützt. Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) kaufte dort aus Mitgliedsspenden sogar ein Gelände an, um den Schutz zu gewährleisten.

Warum starb die Art aus?

Die IUCN führt die Goldkröte auf der internationalen Roten Liste inzwischen als extinct (ausgestorben), nachdem zuletzt 1989 oder 1990 Funde der Tiere gelangen. Über die Gründe für das Verschwinden kann nur spekuliert werden. Zunächst fällt das extrem kleine Verbreitungsgebiet auf, welches die Wahrscheinlichkeit des Aussterbens einer Population, in diesem Fall gleich der ganzen Spezies, durch äußere Einflüsse erheblich erhöht. Auch die Fortpflanzungsbiologie der Goldkröte, vor allem die kurze Laichzeit, machte die Art anfällig. Wenn es in dieser Phase zu allzu heftigen Starkregen-Ereignissen kam, konnten die Larven aus den Laichgewässern gespült und an Land verdriftet werden. Waren die Niederschläge dagegen zu gering, trockneten die Gewässer vorzeitig aus. Ein solches Katastrophenjahr war 1987, als ein Großteil der Kaulquappen wegen der Trockenheit nicht zur Metamorphose gelangte. Manche Beobachter nehmen an, dass hierbei die globale Erwärmung durch Veränderungen der Witterungsbedingungen in der Region eine Rolle spielt. So soll die Entwicklung von Nebel, der als Feuchtigkeitsspender des Gebietes fungiert, seit einiger Zeit deutlich beeinträchtigt sein, da durch den Temperaturanstieg das Kondensationsniveau nach oben verlagert wurde. Dadurch, dass wegen El Niño-ähnlichen Bedingungen weniger Regen fällt, sinkt der Wasserstand der Tümpel. So waren die Froschlarven viel weniger gegen UV-Licht geschützt. Dies machte sie anfälliger für einen Pilz: Bei 50 cm Wasssertiefe starben nur 12, bei 20 cm aber 80 Prozent der Kaulquappen. Später trockneten die bevorzugten Laichgebiete ganz aus und in den Flüssen, die als Ersatz erwählt worden waren, fraßen Fische die Nachkommen. Andere nennen Abholzungen des Waldes rund um das Reservat als Einflussfaktor für das Verschwinden der Goldkröte.

Auffällig ist, dass in den letzten Jahren auch weitere Froscharten in dem Gebiet und in anderen Teilen Mittel- und Südamerikas selten geworden oder ganz verschwunden sind (vergleiche beispielsweise: Stummelfußfrösche). Darüber hinaus wird unter dem Stichwort „Amphibian Decline“ bereits von einem weltweiten Sterben vieler Amphibien gesprochen, wobei dieses sicher nicht auf eine einzelne Ursache, sondern auf ein Zusammenwirken verschiedener Faktoren zurückzuführen ist. Dazu gehören Landschaftseingriffe des Menschen von der Beeinträchtigung und Zerstörung von Biotopen, über den Einsatz von Pestiziden bis hin zur anthropogen verursachten Globalen Erwärmung. Aber auch Krankheiten und Parasiten – deren Ausbreitung letztlich aber wiederum durch menschengemachte Umweltveränderungen begünstigt sein könnte – werden für das Amphibiensterben verantwortlich gemacht (vergleiche auch: Chytridpilz). Die Goldkröte ist zum Symbol dieser Entwicklung geworden.

Literatur

  • Harding, K. (1993): Conservation and the Case of the Golden Toad. In: British Herpetological Bulletin. 44: 31-34.
  • Jacobson, S. (1991): Reproductive Ecology of the Endangered Golden Toad (Bufo periglenes). In: Journal of Herpetology. 25: 321-326.
  • Pounds, A. (1996): Conservation of the Golden Toad: A Brief History. In: British Herpetological Bulletin. 55: 5-7.
Commons: Goldkröte – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien