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Kulturpolitik

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Kulturpolitik bezeichnet in einem engeren Verständnis alles Handeln eines Staates im Bereich der Kunst (bildende Kunst, darstellende Kunst, Musik, Literatur). In einem weiteren Verständnis umfasst Kulturpolitik jegliche Form gesellschaftlicher Beziehungen.

Eine exakte Definition der Kulturpolitik hängt vom jeweils zugrundliegenden theoretischen Konzept von Kultur und Politik ab.

Bereiche der Kulturpolitik

Kulturpolitik lässt sich in fünf Hauptbereiche gliedern, die teilweise selbst wieder als eigenständige Politikfelder definiert werden:

Kulturförderung & Schaffung von Rahmenbedingungen

Eine Hauptaufgabe der Kulturpolitik ist die Kulturförderung. Im traditionellen Verständnis der Kulturpolitik gehört hierzu die direkte Finanzierung öffentlicher Institutionen (z. B. Theater, Museen, Bibliotheken) und privater Kulturschaffender (z. B. Filmförderung, Kunstvereine). Die finanzielle Variante der Kulturförderung umfasst zudem die Vergabe von Preisen und Stipendien. Eine Förderung der Kultur findet weiterhin durch die Schaffung rechtlicher und sozialer Rahmenbedingungen (z. B. Steuerrecht, Medienrecht, Sozialpolitik) statt. Dadurch wird auch eine private Kulturförderung ermöglicht. Auf der Ebene des Bundes sind die Auswirkungen auf die Kulturarbeit durch die Gesetzgebungsaktivitäten größer als die Akzenten, die die direkte Kulturförderung setzt.


Träger der Kulturpolitik

sind nicht ausschließlich staatliche Institutionen, sondern auch private Institutionen wie Stiftungen, Vereine und Sponsoren. In Deutschland ist die Kulturpolitik in erster Linie Aufgabe der Bundesländer, die ihre Kulturpolitik in der Kultusministerkonferenz koordinieren.

Auswärtige Kulturpolitik

Eine besondere Variante ist die Auswärtige Kulturpolitik. Diese bezeichnet die aktive Verbreitung der jeweiligen Kultur eines Staates in der Welt. Betrieben wird diese vor allem durch die Einrichtung von Kulturinstituten (z. B. Goethe-Institut, in denen die Angehörigen eines Landes die Kultur des Trägerlandes vor allem durch Sprachkurse und die Nutzung umfassender Bibliotheken nutzen können. Eine weitere Variante ist die Einrichtung weltweit empfangbarer Fernseh- und Radiosender, die sich in ihrer Programmgestaltung bewusst nicht an Inländer richten. Im Zeitalter der Globalisierung dient die Auswärtige Kulturpolitik, die in erster Linie von Industriestaaten betrieben wird, dem Wettbewerb um hoch qualifizierte Arbeitskräfte. Im aktuellen Diskurs der Kulturpolitik ist Auswärtige Kulturpolitik als reiner Kulturexport eines Landes stark umstritten. Auswärtige Kulturpolitik gilt seit Willy Brandt als dritte Säule der Aussenpolitik und dient mittlerweile nicht mehr nur der Aussendarstellung eines Landes, sondern gilt auch als Instrument der Vermittlung zwischen Nationen. Auswärtige Kulturpolitik unterstützt also auch den Austausch und den Dialog.

Kritik an der bundesdeutschen Kulturpolitik

Die staatliche Kulturpolitik, wie sie der Bund, aber vor allem auch Länder und Gemeinden und Kirchen in der Bundesrepublik Deutschland betreiben, steht in verschiedener Hinsicht in Kritik. Bemängelt wird unter anderem die Prioritätensetzung bei der Auswahl der „Förderwürdigkeit“. Des weiteren wird von Betroffenen die Nichtberücksichtigung kultureller Minderheiten (Subkultur) bei der Stadtentwicklung und in den Öffentlich-rechtlichen Medien (Kulturauftrag) bemängelt. Dies drückt sich auch in Demonstrationen wie der Fuckparade, der Frankfurter Nachttanzdemo und Bündnissen wie der Berliner Radiokampangne aus.

Zitate

Wenn wir über Europa reden, reden wir im Kern über eine Idee. Und der Kern des Kerns dieser Idee ist Kultur.

Bundestagspräsident Norbert Lammert anläßlich der öffentlichen Buchpräsentation von Olaf Schwencke "Das Europa der Kulturen. Kulturpolitik in Europa" am 25. Oktober 2006 in Berlin (zitiert aus dem Jahresbericht 2006 des Instituts für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft, S. 18)

Literatur

  • Ralf Rytlewski (1994): Kulturpolitik, in: Everhard Holtmann (Hrsg.): Politik-Lexikon, 2. Auflage, München, Wien: R. Oldenbourg. ISBN 3-486-22566-9
  • Friedrich G. Schwegmann (2001): Kulturstaat/Kulturpolitik, in: Dieter Nohlen (Hrsg.): Kleines Lexikon der Politik, München: C.H.Beck. ISBN 3-89331-419-9
  • Heike Schmoll: Kulturpolitik. In: Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. Hrsg. von Hans Dieter Betz, Don S. Browning, Bernd Janowski, Eberhard Jüngel. Band 4: I-K, 4. völlig neu bearb. Auflage, Tübingen: Mohr Siebeck, 2001, LXXI, 962 Seiten, ISBN 978-3-16-146904-6
  • Andreas Joh. Wiesand (2000), Kulturpolitik, in: Andersen, Uwe/ Woyke, Wichard (Hrsg.): Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland, Bonn 2003. ISBN 3-89331-389-3 (Online: [1])
  • Martin Mumme: "Strategien Auswärtiger Bewußtseinspolitik" - Von der Macht der Ideen in der Politik", Eine kritische Analyse der Konzeption des Goethe-Instituts Verlag Königshausen & Neumann 2006 ISBN 3-8260-3297-7
  • Loock/Scheytt (Herausgeber): "Kulturmanagement & Kulturpolitik", Dr. Josef Raabe Verlag, Stuttgart, 2006, ISBN 3-8183-0525-0
  • Zembylas, T. (Hg.): Kunst und Politik. Aspekte einer Problematik. Innsbruck: StudienVerlag, 2000, ISBN 3-7065-1412-5
  • Zembylas/Tschmuck (Hg.): Der Staat als kulturfördernde Instanz, Innsbruck: StudienVerlag, 2005, ISBN 3-70654141-6