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Erdbeben

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Ein Erdbeben ist eine Erschütterung der Erdoberfläche. Erdbeben im Meeresboden werden auch als Seebeben bezeichnet.

Die Wissenschaft, die sich mit Erdbeben befasst, heißt Seismologie. Erdbeben zählen zu den Naturkatastrophen.

Datei:San fran earthquake.jpg
Panoramafoto von San Francisco nach dem Erdbeben 1906

Stärke und Häufigkeit

Erdbeben entstehen jeden Tag irgendwo auf der Erde, die allermeisten sind jedoch nur geringfügig, richten keine Schäden an und sind auch nicht wahrnehmbar. Große Erdbeben können massive Zerstörungen verursachen und große Verluste an Menschenleben fordern.

Große Erdbeben haben normalerweise ein starkes Anfangsbeben, gefolgt von einer Reihe kleinerer Nachbeben, die über Tage und Wochen hinweg auftreten können. Der Entstehungsort eines Erdbebens im Erdinneren wird Fokus oder Hypozentrum genannt. Die Stelle über dem Fokus an der Erdoberfläche heißt Epizentrum. Die Stärke eines Bebens wird nach der Richterskala oder der Mercalliskala bewertet.

Hauptbeben

Als Hauptbeben bezeichnet man das stärkste und/oder erste Erdbeben einer Serie von Erdbeben in räumlichem und zeitlichem Zusammenhang. Die nachfolgenden Erdbeben werden als Nachbeben bezeichnet.

Nachbeben

Als Nachbeben werden Erdbeben bezeichnet die in zeitlichem und räumlichen Zusammenhang mit einem Hauptbeben auftreten. Nachbeben haben meist eine geringere Stärke als das Hauptbeben. Trotzdem richten sie häufig erhebliche Schäden an, da Gebäude etc. vom Hauptbeben schon geschädigt und damit instabil sind.

Wie entstehen Erdbeben?

Erdbeben entstehen meist durch Reibung der Kontinentalplatten an Stellen, wo Platten sich aufeinander zu oder aneinander vorbei bewegen (tektonische Beben). Weniger häufig sind Erdbeben, die durch Bewegung von Magma in der Umgebung von Vulkanen auftreten. Erdbeben können auch durch einstürzende unterirdische Hohlräume beispielsweise im Bergbau entstehen (Gebirgsschlag).

Vor tektonischen Beben entstehen gewaltige Spannungen in der Erdkruste, wenn sich die Platten bei ihrer Bewegung ineinander verhaken. Ist die Scherfestigkeit der Gesteine überschritten, entladen sich dann plötzlich diese Spannungen durch ruckartige Bewegungen der Erdkruste. Die dabei freigesetzte Energie kann die einer Wasserstoffbombe um das hundertfache übertreffen. Die Kruste kann sich horizontal und vertikal bewegen, wobei vor allem die horizontale Bewegung für Schäden an Gebäuden verantwortlich ist. Bei der Katastrophe von San Francisco im Jahr 1906 machte der Boden binnen Sekunden einen horizontalen Sprung von über vier Metern.

An manchen Stellen entstehen durch Erdbeben Risse in der Erdoberfläche, so genannte Erdbebenspalten.

Erdbeben erzeugen Erdbebenwellen, die sich über die ganze Erde ausbreiten und von Seismographen überall auf der Erde aufgezeichnet werden können. Durch Auswertung der Stärke und Laufzeiten der Wellen kann nicht nur die genaue Position des Erdbebenherds bestimmt werden, sondern es werden auch Erkenntnisse über das Erdinnere gewonnen.

Durch unterseeische Erdbeben, bei der Eruption ozeanischer Vulkane oder durch unterseeische Erdrutsche können so genannte Tsunamis ausgelöst werden.

Durch die plötzliche Verlagerung großer Teile des Ozeanbodens entstehen Wellen, die sich mit Geschwindigkeiten von bis zu 800 Kilometer pro Stunde fortbewegen. Auf dem offenen Meer sind Tsunamis kaum wahrnehmbar, gelangt die Welle jedoch in flacheres Wasser, kann sich der Wellenberg auf bis zu 100 Meter Höhe erheben. Am häufigsten entstehen Tsunamis im Pazifik.

Vorhersage möglich?

Datei:Chuetsuearthquake in Ojiya.jpg
Zerrissene Bahn: Chuetsuerdbeben, Ojiya, Niigata, Japan, 2004

Die Vorhersage von Erdbeben galt bislang als nicht möglich. Allerdings können Tiere vor Erdbeben ungewöhnliches Verhalten zeigen. So konnte im Februar 1975 in China ein drohendes Erdbeben durch die Sensibilisierung der Bevölkerung in Bezug auf ungewöhnliches Verhalten der Tiere vorhergesagt werden.

Erste positive Ergebnisse auf dem Gebiet der Erdbebenvorhersage scheint (Stand Herbst 2003) der japanische Wissenschaftler Yoshio Kushida, eigentlich ein Astronom, erzielt zu haben. Risse in der Erdkruste und Magmabewegungen würden, so Kushida, zu elektromagnetischen Störungen in der Erdatmosphäre führen. Mit Hilfe der Ausmessung der dadurch entstehenden Radiowellen scheint es ihm möglicherweise gelungen zu sein, ein Erdbeben in Japan vorherzusagen.

Seine Voraussage beschrieb ein Erdbeben in Tokio für den Zeitraum 14. bis 19. September 2003 der Stärke 7. Am 20. September 2003 wurde Tokio tatsächlich von einem Erdbeben der Stärke 5,5 erschüttert; ein weiteres, stärkeres Beben (Stärke 8), mit zwei etwas schwächeren Nachbeben (Stärken 5,8 und 7) ereignete sich am 26. September, das Epizentrum lag ungefähr 80 Kilometer südöstlich vor der Küste der Hauptinsel Hokkaidō.

Kushidas Thesen haben nicht nur in der japanischen Seismologenschaft breite Resonanz (Kritik und Zustimmung) gefunden, sondern seine erste große Erdbebenvorhersage im Herbst 2003, die von einer populären Zeitschrift veröffentlicht wurde, führte in Tokio und Yokohama teilweise zu Massenkäufen von Sicherungsgegenständen.

Ein neuer Satellit, DEMETER (CNES, Frankreich), wurde im Juni 2004 ins All geschossen, um die vermutete Korrelation zwischen geophysischen Ereignissen und Veränderungen des elektromagnetischen Feldes der Erde nachzuweisen.

Andere Theorien vermuten einen Einfluss der Planetenkonstellationen (auch des Mondes) auf die Erbebenwahrscheinlichkeit.

Bekannte Erd- und Seebeben

Umfassende Aufstellung in der Liste von Erd- und Seebeben.

Stärkste Erd- und Seebeben

Nach Angaben des USGS; Stärke jeweils nach der Richter-Skala.

  1. Großes Chile-ErdbebenChile, 22. Mai 1960: 9,5
  2. Prince William Sound (Alaska), 28. März 1964: 9,2
  3. Andreanof Islands (Alaska), 9. März 1957: 9,1
  4. Kamtschatka, 4. November 1952: 9,0
  5. Seebeben im Indischen Ozean – vor Sumatra, 26. Dezember 2004: 9,0
  6. Seebeben vor Ecuador, 31. Januar 1906: 8,8
  7. Rat Islands (Alaska), 4. Februar 1965: 8,7
  8. Assam (Indien), 15. August 1950: 8,6
  9. Kamtschatka, 3. Februar 1923: 8,5
  10. Seebeben in der Banda-See (Indonesien), 1. Februar 1938: 8,5

Siehe auch: Erdbebengebiete der Erde, Seismische Welle

Literatur