Funktion (Mathematik)
Eine Funktion drückt die Abhängigkeit einer Größe von einer anderen aus.
Schulmathematik
Traditionell bzw. in der Schulmathematik benennt eine Funktion
- eine Quellmenge (Definitionsmenge D) und
- einen Wertebereich (Wertemenge W) (Menge, die die Funktionswerte enthält)
- eine Zuordnung zwischen D und W - Schreibweise:
Jedem Element der Quellmenge (=Argument, meist mit bezeichnet) ordnet diese <br\> ein Element der Wertemenge, den Funktionswert (meist mit bezeichnet), zu.
Die Zuordnung kann in (wenigstens) einer der folgenden Formen beschrieben werden:
- Funktionsterm
- Funktionsgleichung
- Zuordnungsvorschrift
- Wertetabelle (für endliche, aber auch aufzählbar-unendliche Definitionsbereiche)
x 1 2 3 4 5 6 … y 1 4 9 16 25 36 …
Dabei muss die Funktion nicht notwendigerweise für alle Elemente der Quellmenge definiert sein, noch müssen alle Elemente des Wertebereiches als Funktionswert vorkommen. Die Funktion muss noch nicht einmal eindeutig sein – im Gegensatz zur akademischen Mathematik, wo das ein Selbstverständnis ist. Funktionen, die nicht für alle Elemente der Quellmenge definiert sind, heißen partielle Funktionen, solche, die nicht eindeutig sind, mehrdeutige Funktionen.
Die Menge der Elemente, für die die Funktion definiert ist, heißt der Definitionsbereich der Funktion und wird mit oder kurz bezeichnet, die Menge der Bildelemente heißt Bildmenge/-bereich und wird mit oder kurz bezeichnet. Die Buchstaben und können auch durch und ersetzt werden. Der Wertebereich wird mit oder kurz und die Quellemenge mit oder kurz bezeichnet.
Akademische Mathematik
Die (akademische) Mathematik definiert Funktionen in den Begriffen der Mengenlehre. Dabei werden partielle und mehrdeutige Funktionen (zunächst) ausgeschlossen. Nur in speziellen Zusammenhängen werden partielle und (links-)totale Funktionen, mehrdeutige und eindeutige Funktionen ausdrücklich benutzt und voneinander unterschieden. Tritt der Begriff Funktion ohne Namenszusätze in der Fachliteratur (Schulbücher nicht eingeschlossen) auf, so sind die Funktionen immer rechtseindeutig und linkstotal aufzufassen. Für diese Form der Funktion wird synonym auch der Name Abbildung verwendet. Weitere Synonyme in spezielleren Zusammenhängen sind Verknüpfung (Algebra), Morphismus (Algebra), Operation (Analysis) und weitere.
Definition
Eine Funktion ordnet jedem Element einer Definitionsmenge (einem „-Wert“) genau ein Element einer Zielmenge (einen „-Wert“) zu. Eine Funktion ist also eine eindeutige Zuordnung eines Elementes der Zielmenge zu einem Element der Definitionsmenge. Die Umkehrung gilt nicht: Ein Element der Zielmenge muss (wenn überhaupt) nicht nur einem Element des Definitionsbereiches zugeordnet worden sein.
Mengentheoretisch ist eine Funktion eine linkstotale und rechtseindeutige Relation, das heißt:
- Eine Funktion von der Menge in die Menge ist eine Menge , welche die folgenden Eigenschaften hat:
- ist eine Teilmenge von (kartesisches Produkt), also eine Menge von Paaren wobei in und in liegt,
- zu jedem Element von gibt es genau ein Element von (geschrieben so dass das Paar bzw. Element von ist.
Oft möchte man aber auch die Zielmenge explizit zu einem Teil der Funktion machen. Letztlich werden sowohl Quell- als auch Zielmenge in die Definition aufgenommen und man erklärt:
- Ein Tripel , bestehend aus zwei Mengen und sowie einer Relation zwischen und , heißt Funktion von nach , wenn gilt: zu jedem Element von gibt es genau ein Element von (geschrieben so dass das Paar bzw. Element von ist.
R wird auch der Graph der Funktion genannt. Eine Funktion ist durch ihren Graphen und ihre Zielmenge eindeutig bestimmt. Stimmen zwei Funktionen in ihren Graphen überein, so sagt man auch, sie seien im Wesentlichen gleich.
Daneben gibt es – vor allem in der Informatik – noch den Begriff der partiellen Funktion. Bei dieser darf es Elemente der Quellmenge (-Werte) geben, denen kein Wert der Zielmenge (-Wert) zugeordnet ist. Hier ist dann die Nennung der Quellmenge in der obigen Tripelschreibweise tatsächlich notwendig. Allerdings darf es auch dort für einen -Wert nicht mehr als einen -Wert geben. Um partielle Funktionen von den in diesem Artikel behandelten Funktionen zu unterscheiden, bezeichnet man letztere auch als totale Funktionen.
Symbolik
Für Funktionen gibt es eine Menge symbolischer Schreibweisen, die jeweils einige spezielle Eigenschaften der Funktion ausdrücken. Im folgenden werden einige wichtige genannt.
Symbol Erklärung Funktion von nach Funktion, die auf abbildet; statt kann auch eine Formel o. Ä. stehen Funktion von nach (mengentheoretische Schreibweise) Funktion, die auf abbildet; statt kann auch eine Formel o. Ä. stehen (mengentheoretische Schreibweise) Ausführlichste Notation, die alle beteiligten Mengen und die elementweise Zuordnung mit Beschreibung der Funktionssymbolik (statt stehen oft Dinge wie u. Ä.) und der Formel o. Ä. (an der Stelle von ) zur Berechnung des Bildes angibt injektive Funktion von nach surjektive Funktion von nach
bijektive Funktion von nach Inklusionsabbildung, natürliche Inklusion, natürliche Einbettung von in
(D.h. A ist Untermenge von B und die Funktion bildet gleiche Elemente aufeinander ab.)Identität, identische Abbildung von nach
(D.h. A = B und die Funktion bildet gleiche Elemente aufeinander ab.)
Isomorphismus partielle Funktion (s. o.) von nach mehrdeutige Funktion (s. o.) von nach
Die Symbole können auch, wo sinnvoll, miteinander kombiniert werden.
Schreib- und Sprechweisen
Für die Zuordnung eines Funktionswertes y zu einem Argument x gibt es eine Reihe verschiedener Sprech- bzw. ausführlicher Schreibweisen, die alle mehr oder weniger gleichwertig sind und vor allem im Abhängigkeit von dem, was vordergründig ausgedrückt werden soll, vom jeweiligen Kontext, der benutzten Symbolik und auch vom Geschmack des Sprechers (Schreibers) gewählt werden. Hier einige Beispiele:
- „x wird abgebildet auf f von x“
- „f von x wird x zugeordnet“ (vornehmlich, wenn das -Symbol in der Symbolik steht)
- „y gleich f von x“ (vornehmlich, wenn ein Gleichheitszeichen in der Symbolik steht)
- „y ist das Bild von x unter der Abbildung f“
Davon zu unterscheiden ist die Sprech- und Schreibweise: „y ist eine Funktion von x“, die vor allem in der Physik und in der Physik sehr nahe stehenden Bereichen der Mathematik auftaucht. Sie ist die ältere und ursprüngliche Sprech- und Schreibweise und beschreibt die Abhängigkeit einer Variablen von einer anderen Variablen , im Gegensatz dazu, dass mit Hilfe der Variablen und (stellvertretend) die Zuordnung bestimmter Elemente von Mengen beschrieben wird. Die „physikalische“ Sprechweise stammt von dem Vorgehen, erst zwei veränderlichen Größen (der physikalischen Realität) Symbole, nämlich die Variablen und , zuzuordnen, und danach deren abhängig festzustellen. Steht z. B. für die Raumtemperatur und für die Zeit, so wird man feststellen können, dass sich die Raumtemperatur in Abhängigkeit der Zeit ändert und somit „die Raumtemperatur eine Funktion der Zeit ist“ bzw. stellvertretend „y eine Funktion von x ist.“
Statt Definitionsmenge wird auch Definitionsbereich, Domain, Urbildmenge oder schlicht Urbild gesagt. Insbesondere im Falle partieller Funktionen wird zusätzlich von der Quellmenge gesprochen, diese heißt auch Quelle oder Source. Die Elemente von heißen Funktionsargumente oder Urbilder, salopp auch -Werte. Die Zielmenge B wird auch Wertemenge, Wertebereich, Codomain oder Destination genannt, die Elemente von heißen Zielwerte oder Zielelemente, salopp auch -Werte. Funktionswerte, Bildelemente oder schlicht Bilder heißen dagegen nur diejenigen Elemente von die tatsächlich als Bild eines Arguments auftreten, die Menge der Funktionswerte heißt Bildmenge, Bild oder Image von
Wertemenge/-bereich wird manchmal etwas uneinheitlich auch als Synonym zu Bildmenge benutzt.
Für die verschiedenen Mengen sind diverse Operatoren-Schreibweisen in Gebrauch, also Kurzschreibweisen, die ähnlich eine Funktion der Funktion ihre verschiedenen Mengen zuordnet. Hier die gängigsten Beispiele:
Definitionsbereich Quellmenge Bildmenge Wertebereich
Insbesondere wird für jede Untermenge von mit das Urbild von bezüglich der Funktion bezeichnet. Es gilt dann Dieses ist nicht zu verwechseln mit dem Bild der Umkehrfunktion einer bijektiven Funktion, es ist nur eine Schreibweise für das Urbild; im Falle, dass bijektiv ist, stimmen aber das so beschriebene Urbild von bezüglich und das Bild von unter der Umkehrfunktion überein.
Funktionen als Strukturen
Eine große Rolle spielen Funktionen in der Mathematik auch als Hilfsmittel, um mehreren gleichartigen Größen eine Struktur zuzuordnen. Dabei kommt fast immer eine der folgenden Abbildungen (eventuell mit anderen Bezeichnungen) als konkretes Hilfmittel vor:
wobei die Menge ist, die die zu strukturierenden Größen enthält, die Menge der natürlichen Zahlen (mit oder ohne Null) als Sonderfall von , die eine beliebige Menge ist. Die zweite Variante enthält bereits die anderen drei Varianten als Sonderfälle. Die Mengen auf der linken Seite werden in diesem Zusammenhang Indexmenge genannt. Häufig trifft man auf die Formulierung: „Sei eine beliebige Indexmenge.“ Danach wird gar nicht weiter definiert, weil es meist unerheblich ist, wie die Elemente von tatsächlich aussehen. Deswegen wird für eine abzählbar unendliche Indexmenge oft gewählt, um die Sache anschaulicher zu machen.
Die Strukturierung der Menge erfolgt nun dadurch, dass man gedanklich die Strukturierung (Anordnung, Unterscheidung der Elemente etc.) der Indexmenge auf überträgt. Am einfachsten ist das im Falle der Indexmenge Die indizierten Elemente erhalten dann etwa die Reihenfolge, in der sie als Bilder der natürlichen Zahlen vorkommen, also zuerst das Bild der 1, dann das der 2, das der 3, der 4, der 5 etc. – so wird die Anordnung der natürlichen Zahlen übertragen. Kommt ein Element gleichzeitig als Bild mehrerer Zahlen vor, so wird es auch mehrfach aufgeführt – so wird die Unterscheidung zwischen natürlichen Zahlen übertragen.
Standardbeispiel sind Tupel: Ein -Tupel über einer Menge wird als Abbildung mit betrachtet, wobei gilt. Im Endeffekt sind die Indizes an den gleichbedeutend mit der indizierenden Abbildung – daher auch der Name.
- Beispiel:
- Um den Werten 4, 5, 6 und 4 die Struktur einer Tabelle mit zwei Spalten und zwei Zeilen zuzuordnen
- wird jeder Position in der Tabelle (repräsentiert durch das Zahlenpaar Zeile und Spalte) ein Wert zugeordnet, hier zum Beispiel für Wert 6 in Zeile 2, Spalte 1:
Das ist das Gleiche, als würde man dieses Zahlenpaar als Index der jeweiligen Position schreiben.
- Die Funktion
- ist eine allgemeine Darstellung einer solchen Tabelle mit Werten , , und .
Auf diese Weise werden in der Mathematik unter anderem -Tupel, Folgen und Matrizen definiert.
Darstellung von Funktionen
Eine Funktion kann man visualisieren, indem man ihren Graphen in ein (zweidimensionales) Koordinatensystem zeichnet. Der Funktionsgraph einer Funktion kann mathematisch definiert werden als die Menge aller Zahlenpaare , für die . Der Graph einer stetigen Funktion auf einem zusammenhängenden Intervall bildet eine zusammenhängende Kurve (genauer: die Menge der Punkte der Kurve, aufgefasst als Unterraum des topologischen Raumes ist zusammenhängend).
Analog kann man Funktionen und visualisieren, indem man sie in ein dreidimensionales Koordinatensystem zeichnet. Ist f stetig, so ergibt sich eine Kurve, die sich durch das Koordinatensystem „schlängelt“. Ist g stetig, so ergibt sich eine Fläche als Bild, typischerweise in Form einer „Gebirgslandschaft“.
Computerprogramme zur Darstellung von Funktionen heißen Funktionenplotter. Funktionsprogramme gehören auch zum Funktionsumfang von Computer-Algebra-Systemen (CAS), matrizenfähigen Programmierumgebungen wie MATLAB, Scilab, GNU Octave und anderen Systemen. Die wesentlichen Fähigkeiten eines Funktionenplotters sind auch auf einem graphikfähigen Taschenrechner verfügbar.
Beispiele
Die Normalparabel:
Die Nachfolger-Funktion:
Wichtige Begriffe
- Das Bild eines Elements der Definitionsmenge ist einfach .
- Das Bild einer Funktion ist die Menge aller Elemente die in getroffen werden, also und dies ist eine Teilmenge von
- Das Urbild eines Elements der Wertemenge ist die Menge aller Elemente des Definitionsbereichs, deren Bild ist. Man schreibt . Man sagt auch Faser von .
- Das Urbild einer Teilmenge der Zielmenge ist die Menge aller Elemente des Definitionsbereichs, deren Bild Element dieser Teilmenge ist. .
- Die Verkettung oder Komposition ist die Verknüpfung von Funktionen
durch Hintereinanderausführung .
- Die Umkehrfunktion einer bijektiven Funktion weist jedem Element der Wertemenge das Urbildelement zu. (Bei bijektiven Funktionen hat das Urbild jedes Elements genau ein Element.)
- Ein Fixpunkt ist ein Element des Definitionsbereichs von , für das gilt.
Eigenschaften von Funktionen
Allgemeine Eigenschaften
- Eine Funktion ist injektiv, wenn jedes Element des Wertebereichs höchstens ein Urbild hat. D. h. aus folgt
- Sie ist surjektiv, wenn jedes Element der Zielmenge mindestens ein Urbild hat. D. h. zu beliebigem gibt es ein , so dass
- Sie ist bijektiv, wenn sie injektiv und surjektiv ist, also wenn jedes Element der Zielmenge genau ein Urbild hat.
- Sie ist idempotent, wenn für alle Elemente des Definitionsbereichs gilt.
- Sie ist eine Involution, wenn für alle Elemente des Definitionsbereichs gilt.
- Eine zweistellige Funktion heißt kommutativ, wenn für alle und aus der Definitionsmenge gilt.
- Eine Funktion mit Definitionsbereich heißt gerade Funktion, wenn für alle auch ist und die Achsensymmetrie gilt.
- Eine Funktion mit Definitionsbereich heißt ungerade Funktion, wenn für alle auch ist und die Punktsymmetrie gilt.
Eigenschaften, die in der reellen und komplexen Analysis von Interesse sind
- Konstanz
- Beschränktheit
- Monotonie
- Stetigkeit
- Differenzierbarkeit
- Glattheit
- Holomorphie
- Homogenität
- Integrierbarkeit
- Konvergenz
- Konvexität
Funktionen, die Strukturen beachten
Funktionen, die auf Zusammenhänge wie z. B. Operationen (Addition, etc.) in der Definitions- und der Zielmenge „Rücksicht nehmen“, werden Morphismen genannt. Siehe Homomorphismus, Kategorientheorie.
Spezielle Funktionen und Funktionstypen




Es gibt unterschiedlichste Unterscheidungsmerkmale und somit auch viele Namen für einzelne Funktionstypen.
- Algebraische Funktionen: Man nennt eine Funktion algebraisch, wenn sie Lösung einer algebraischen Gleichung
- ist, wobei das Polynom
- über irreduzibel ist.[1]Zu der Menge der algebraischen Funktionen gehören unter anderem alle Funktionen, die sich aus einer Verknüpfung der Grundrechenarten und Radizieren zusammensetzen. Es existieren aber auch algebraische Funktionen, die sich auf diese Weise nicht darstellen lassen (siehe Galoistheorie).
- homogene lineare Funktion (auch: Proportionalität): allgemein beschrieben durch ; ist ein Homomorphismus bezüglich der Addition
- allgemeine lineare Funktion (oder affine Funktion): allg. beschrieben durch ; siehe auch affine Abbildung
- Quadratische Funktion: allg. beschrieben durch (s. Quadratische Gleichung)
- Kubische Funktion
- Potenzfunktion
- Polynom-Funktion; auch ganzrationale Funktion: allg. beschrieben durch oder
- Rationale Funktion; gebrochen-rationale Funktion: Quotient zweier Polynom-Funktionen,
- Wurzelfunktion: besteht aus gebrochenrationalen Funktionen verknüpft durch die Grundrechenarten und Wurzelausdrücke
- Transzendente Funktionen: Eine mathematische Funktion nennt man transzendent, wenn sie nicht algebraisch ist. Hierzu zählen:
- Exponentialfunktion
- Logarithmus
- Kreis- und Hyperbelfunktionen
- Spezielle Funktionen
- sonstige Funktionen
Reelle Funktionen, die nicht analytisch sind
Weitere Funktionen
- Charakteristische Funktion
- Vorzeichenfunktion
- Primitiv-rekursive Funktion
- Ackermannfunktion
- Phifunktion
- Zahlentheoretische Funktion
- Fehlerfunktion
- Lokal konstante Funktion
- Dirichlet-Funktion
Siehe auch
- Frege: Funktion und Begriff (der Begriff als Funktion)
- Funktionenplotter (zur graphischen Darstellung)
- Funktionsschar
- Funktion höherer Ordnung
- Satz von der impliziten Funktion
Quellen und Bemerkungen
- ↑ Naas J., Schmid H.L., Mathematisches Wörterbuch, B.G. Teubner Stuttgart, 1979, ISBN 3-519-02400-4