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Biled

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Die Banater Gemeinde Biled, früher Billiet (deutsch Billed, ungarisch Billéd) gehört heute zum Bezirk Timiş in Rumänien. Das Dorf liegt auf einer Höhe von 90–93 m über dem Meeresspiegel, am südöstlichen Rande der Banater Heide, die geographisch Teil der großen Ungarischen Tiefebene ist und hat 3571 Einwohner (Stand 2005).

Geographie

Ortsschild Biled Hauptstraße Südost
Datei:Katholische Kirche Billed 20.08.2005.JPG
Katholische Kirche Billed Aug.2005
Datei:Bahnhof Biled Aug.2005.JPG
Bahnhof Biled Aug.2005

Biled wird im Osten vom Jerbach und im Westen vom Warjascher Graben umflossen. Es liegt an der Staatsstraße Timişoara (Temeswar)–Sânnicolau Mare (Großsanktnikolaus), 28 km nordwestlich von Timişoara und hat Eisenbahnanschluss seit Ende des 19.Jahrhunderts. Wie das ganze Banat hat Biled kontinentales Klima, mit kalten Wintern und heißen Sommern, der Frühling ist meistens kurz. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 10,6 °C. Die Schwarzerde des Bileder Bodens und der relativ niedrige Grundwasserspiegel bestimmen die hohe Fruchtbarkeit der Felder.

Geschichte

Biled wurde im Jahre 1765 durch den 2. Schwabenzug mit anfangs 252 deutschen Siedler-Familien gegründet und gehörte zuerst noch zur Pfarrei Neubeschenowa. Für das Jahr 1766 werden 705 Einwohner in den Matrikelbüchern für Biled angegeben. Da schon in den ersten Jahren überproportional viele Sterbefälle verzeichnet sind, trifft für unser Heimatdorf der Kolonistenspruch voll zu: „Den Ersten den Tod, den Zweiten die Not, den Dritten das Brot“.

Seit der Grundsteinlegung des Ortes bis Ende des Jahres 1771 sind schon 936 Personen in Biled verstorben. Der Tod war in dem jungen Dorf allgegenwärtig. Allein im Hungerjahr 1770 sind 256 Menschen gestorben, darunter 185 Kinder. Ganze Familien wurden dabei ausgelöscht. Neue Siedler kamen jedoch hinzu und zogen in die leer stehenden Häuser. Schon 1771 kamen 150 Nachzügler aus dem Reich nach Biled. Das Leben ging weiter. In den bescheidenen Stuben unserer Ansiedlervorfahren standen die Wiegen nie still. Im Jahre 1772 wurden 117 Geburten in Biled registriert. Obwohl nach der Gründung von Knees 1797 viele Bileder dahin gezogen sind, musste 1798 die Neugasse angelegt werden, denn Biled hatte eine Bevölkerungszahl von 1800 Personen erreicht.

Ab 1830 steigen die Geburtenzahlen gar auf über 200 jährlich, wobei 1880 mit 276 Geburten das reichste Kinderjahr war. Dadurch steigt die Einwohnerzahl Bileds stetig, um im Jahre 1889 mit 5410 Einwohnern – davon 5254 Deutsche, den Höchststand in seiner Geschichte zu erreichen. Einige Jahre danach beginnt die Auswanderung nach Amerika, wobei weit über tausend Personen zwischen 1894 und 1914 aus Biled ausgezogen sind.

Der starke Geburtenrückgang ab 1900 wie auch der Verlust von 124 gefallenen jungen Männern im 1. Weltkrieg führen dazu, dass die Einwohnerzahl Bileds kontinuierlich sinkt. Bei der Erfassung im März 1941 wurden in Biled noch 3652 Deutsche gezählt. Die Zahl dezimierte sich weiter durch Gefallene und Vermisste im 2. Weltkrieg, sowie in Gefangenschaft geratene Söhne Bileds und Flüchtlingsfamilien nach Österreich, Deutschland und Übersee. Viele weitere kehrten nie wieder aus den russischen Arbeitslagern zurück, in die sie nach dem Weltkrieg deportiert wurden, als auch aus der Baragan-Verschleppung 1951–1956.

In Biled lebten bis in die 70er Jahre noch etwa 2500 Donauschwaben, was ca. 56 % seiner Gesamtbevölkerung ausmachte. In der darauffolgenden Zeit, vor allem in den 80ern hat jedoch die überwiegende Mehrheit das Land in Richtung Deutschland oder Amerika verlassen, so dass heute vielleicht noch 90 Einwohner donauschwäbischer Herkunft in Biled leben.

Zeittafel zur Billeder Ortsgeschichte

  • 1462: Der Ort wird erstmals dokumentarisch festgehalten, unter der Bezeichnung Billyed
  • 1720: Das Prädium Billied ist auf der Mercy-Karte eingezeichnet
  • 1765: Ortsgründung unter der Aufsicht des Distriktverwalters Franz Josef Knoll; Billiet wird als Deutsche Mustergemeinde mit 252 Häusern angelegt. Die Siedler kommen aus dem Rheinland und aus der Pfalz, aus Hessen, aus dem Sauerland, aus Baden und aus Württemberg, aus Luxemburg und aus Lothringen; der erste Friedhof in der Bahngasse wird angelegt
  • 1770/71: Hungersnot; 474 Menschen sterben
  • 1775–77: Bau der Kirche
  • 1778: Die Familie Habsburg-Lothringen überschreibt das Temescher Banat politisch an Ungarn. Billed gehört nun zum ungarischen Komitat Torontal
  • 1800: Übergabe der Kameralgemeinde Billiet an das Bistum Agram
  • 1809: Billiet wird zum Markt erhoben
  • 1833: Bau der barocken Pfarrkirche
  • 1848: Während der Revolution finden im Ort blutige Gefechte statt
  • 1849: Das Banat wird nach der Revolution wieder österreichisches Kronland
  • 1850: Errichtung eines Bezirksamtes in Billiet, zu welchem 20 Dörfer mit 37.257 Einwohnern gehören
  • 1867: Der „Ausgleich“ innerhalb der Doppelmonarchie findet statt. Das Banat fällt erneut an Ungarn
  • 1890: Billed zählt 4978 Einwohner, davon sind 4816 Deutsche (96,75 %)
  • 1895: Bau der Eisenbahnlinie Temeswar-Billed-Großsanktnikolaus
  • 1900: Auswanderungswelle nach Amerika
  • 1914–18: Erster Weltkrieg; Billed beklagt 123 Gefallene
  • 1918: Zerfall der k. u. k. Monarchie. Ausrufung der Autonomen Banater Republik
  • 1920: Der Friedensvertrag von Trianon hat die Dreiteilung des Banats zur Folge: Billed fällt an Rumänien
  • 1930: Volkszählung: 3791 Personen, davon 3431 Deutsche (90,5 %)
  • 1943: Zwischenstaatliches Abkommen über die Einreihung rumänischer Staatsbürger deutscher Nationalität in die deutsche Wehrmacht; Billed beklagt rund 100 Kriegsgefallene
  • 1944: Seitenwechsel Rumäniens; 70 Familien ergreifen die Flucht
  • 1945: Deportation aller deutschen Frauen und Männer in arbeitsfähigem Alter in Arbeitslager in der Sowjetunion; 76 Personen kehren nicht mehr zurück. Bodenreformgesetz; Enteignung der Deutschen
  • 1951: Zwangsevakuierung von 175 Personen in die Baragan-Steppe; davon kehren 59 nicht mehr zurück, die restlichen erst 1956
  • 1978: Mit dem Abkommen zwischen Deutschland und Rumänien über eine verstärkte Aussiedlung der deutschen Minderheit im Sinne der Familienzusammenführung beginnt die Auswanderungswelle
  • 1992: Laut Volkszählung leben in Billed 3458 Personen, davon 251 Deutsche (7,3 %)

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