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Polyphasischer Schlaf

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Polyphasischer Schlaf bezeichnet Schlafmuster, bei denen der Schlafbedarf auf mindestens drei Schläfe pro Tag verteilt wird. Dadurch ist es möglich, mit insgesamt sehr wenig Schlaf auszukommen. In der Extremform genügen zwei Stunden Schlaf pro Tag. Im Gegensatz dazu wird die Schlafverteilung auf einen langen Nacht- und einen kurzen Mittagsschlaf als Biphasischer Schlaf bezeichnet. monophasischer Schlaf bezeichnet die Form mit nur einem (langen) Schlaf pro 24 Stunden.

Die Schwierigkeit ist dabei die Umstellung des Rhythmus, und zwar sowohl auf körperlicher als auch auf geistiger Ebene. Insbesondere die ersten zwei Wochen sollen viel Überwindung kosten. Ist die Umstellung einmal geglückt, berichten Probanden, dass sie während der Wachperioden keine Müdigkeit empfinden und normal aufmerksam sind. Allerdings funktioniert der polyphasische Schlafrhythmus nur, wenn man sich strikt an einen Plan hält. Dies kann zu Inkompatibilitäten mit der Umwelt führen.

Es gibt nur wenig wissenschaftliche Untersuchungen des Polyphasischen Schlafes. Die meisten Angaben stammen aus Erfahrungen von Nichtwissenschaftlern. Viele davon sind Blogger.

Theorie

Üblicher, "monophasischer" Schlaf besteht aus mehreren Stadien (unter anderen Leichtschlaf, Tiefschlaf, REM-Schlaf). Verfechter des Polyphasischen Schlafes glauben, dass manche Stadien für die Erholung nicht in dem Maße erforderlich sind, in denen sie auftreten. Nach einer Eingewöhnungszeit, die mit Schlafentzug einhergeht, würde das Gehirn im Rahmen einer Überlebensstrategie die wichtigen Stadien erheblich schneller einleiten. Auf diese Weise solle es dauerhaft möglich sein, ausreichenden und erholsamen Schlaf nur durch Nickerchen zu erlangen. Solche Techniken werden von Solo-Bootskapitänen angewandt, um Gefahren zu entgehen, die durch langen Schlaf auftreten können. Auch bei Astronauten wurden entsprechende Versuche gemacht.

Arten

Die wahrscheinlich bekannteste Form wird Ubermann-Schlafmuster genannt. Dabei handelt es sich zugleich um diejenige mit dem strengsten Zeitplan. Der Ubermann-Schlaf besteht aus einem vier Stunden langen Abschnitt, der 20 bis 25 Minuten Schlaf enthält und praktisch unendlich wiederholt wird. Insgesamt kommt man so auf täglich auf zwei bis zweieinhalb Stunden Schlaf und bis zu 22 Stunden Wachzeit. Eine Verlängerung der Nickerchen ist nicht möglich, weil nach der Grene von etwa 25 Minuten das Aufstehen extrem schwerfällt. Die Wachphasen können gelegentlich auf bis etwa fünf Stunden ausgedehnt werden.

Kernschlaf ist eine Variante des Ubermann-Schlafmusters, bei dem man täglich einen längeren (meist mehrstündigen) Schlaf einschiebt. Dieser ersetzt ein bis zwei Nickerchen. Ähnlich ist der Everyman sleep schedule (engl. für Jedermann-Schlafmuster), der aus täglich einem dreistündigen Hauptschlaf und drei Nickerchen besteht; möglich sind auch 1,5 bis 4,5 Stunden Hauptschlaf und zwei bis fünf Nickerchen.

Der US-Amerikanische Visionär Buckminster Fuller hat den von ihm erdachten Dymaxion-Schlaf propagiert. Dabei schläft man alle sechs Stunden jeweils 30 Minuten. Dazu gab es 1943 einen kurzen Artikel im Time Magazine. Dem Artikel zufolge hat Fuller seinen Rhythmus zwei Jahre lang praktiziert und dann aufgegeben, weil er mit Geschäftspartnern kollidiert, die darauf bestanden, dass er wie jeder andere Mensch schläft.

Kritik

Einige halten die Theorien des Polyphasischen Schlafes für wenig stichhaltig. Den Kritikern zufolge gäbe es keine Kontrolle der Schlafstadien durch das Gehirn, der die Umstellung auf Polyphasischen Schlaf ermöglicht. Der Körper würde immer versuchen, wenigstens einen Hauptschlaf zu bekommen, üblicherweise in der Nacht oder den frühen Morgenstunden. Die Folge wäre, dass die Anpassungsphase nie enden und den Menschen ständig belasten würde. Es gäbe keine wissenschaftlichen Beweise, dass Polyphasischen Schlaf funktioniert.

Wissenschaftlichen Experimente haben zwar gezeigt, dass bei Polyphasischem Schlaf in den Nickerchen sämtliche Schlafstadien durchlaufen werden; und zwar zu denselben Anteilen wie bei normalem Nachtschlaf. Kritiker bemängeln aber die Art, in der Polyphasischer Schlaf die Schlafzeit reduziert, dass die peripheren Schlafstadien zu kurz seien und dass der Tagesrhythmus gestört wird. Dadurch könnten dieselben negativen Auswirkungen wie bei Schlafentzug auftreten, also verminderte geistige und körperliche Fähigkeiten, erhöhter Stress, verstärkte Angstgefühle und ein geschwächtes Immunsystem. Polyphasischer Schlaf könne außerdem zu gefährlichem Sekundenschlaf führen. Es gibt keine kontrollierten Studien über die unerwünschten Nebenwirkungen, aber Kritiker verweisen auf Berichte von Menschen, die Selbstversuche unternehmen und Schwierigkeiten haben, zu bestimmten Zeiten aufzuwachen.

Befürworter des Polyphasischen Schlafes behaupten oft, dass er die Aufmerksamkeit erhöht, wobei unklar ist, ob diese Wirkung durch das Schlafmuster selbst verursacht wird oder durch erhöhte Werte von Epinephrin und Cortisol, die auf Begeisterung für das Experiment beruhen. Gemäß einer Studie des Journal of Sleep Research im September 2002, erhöhen 10 Minuten lange nickerchen die Produktivität stärker als längere Nickerchen. Dies könnte bedeuten, dass letztlich das Einsetzen der Müdigkeit der Grund für die erhöhte Aufmerksamkeit ist.

Laut den meisten Menschen, die den Polyphasischen Schlaf praktizieren, ist der soziale Aspekt die größte Herausforderung. So erlaubt die Arbeitszeit von Arbeitnehmern in der Regel keine Nickerchen zu festgelegten Zeiten. Abgesehen von der fehlenden Möglichkeit in den meisten Betrieben. Schon das Auslassen eines einzigen Nickerchens kann zu starker Schläfrigkeit führen. Daher kehren viele zum monophasischen Schlaf zurück, selbst wenn der Polyphasischer Schlaf als solcher gut funktioniert hat.