Zaza
Die Zaza sind eine Volksgruppe in Ostanatolien und werden auch Dimili oder Dımıli genannt. Ihre Zahl wird auf eine bis drei Millionen geschätzt.
Sie sprechen eine iranische Sprache, die meist Zazaki genannt wird. Die Zazaische Sprache steht der Kurdischen Sprache nahe – ob sie als Dialekt des Kurdischen oder als eigenständige Einzelsprache anzusehen ist, ist ebenso umstritten wie die Frage, ob die Zaza als Teil der kurdischen Kultur und des - ohnehin sehr heterogenen - kurdischen Volkes anzusehen sind.
Bei dieser Kontroverse neigen für gewöhnlich die alewitischen Zaza eher dazu, ihre Sprache und ihr Volk als eigenständig anzusehen, die sunnitischen Zazas dagegen eher dazu, sich als Teil des kurdischen Volkes und dessen Sprache zu betrachten. Siehe hierzu auch: Dachsprache.
Der berühmte Turkologe Ziya Gökalp, der selbst ein Zaza war, schrieb in seinem seiner Bücher: "Diese (Zazas) nennen sich Kirt. Sie nennen kurmanci sprechende Kurden kürdasi oder kırdasi. Die Türken haben den Namen Kurde für Gurmançs (kurmanc) benutzt. Wenn man sagen will "ist dieser Mann Kurde oder Zaza" meint man mit Kurde die Gurmançs (kurmanc). Den Namen Zaza haben den Dımılis wiederum die Türken gegeben. Das Wort Zaza wird weder von Zazaki-Sprechern noch von Gurmanç-Sprechern benutzt." (1910 Kürt Aşiretleri hakkında Sosyolojik Tetkikler, Ziya Gökalp)
Die Zazas waren ursprünglich im schwer zugänglichen Bergland Anatoliens beheimatet und lebten von Ackerbau und Viehzucht. Das Gebiet umfasste die Provinzen Dersim (Dêsim), Erzincan (Erzingan), Bingöl (Çewlig), West-Sivas (Sêvaz/Qoçgiri), Süd-Erzurum (Xinis), Varto (Gimgim), Elazığ (Xarpêt), Diyarbakır (Amed), Siverek (Sêwereg), Adıyaman (Semsur), sowie teilweise in ein paar Dörfern von Malatya (Pötürge und Arapkir), Motki, Sarız (Kayseri), Aksaray. Die Zazas teilen sich etwa um die Hälfte auf in alewitische und sunnitische Moslems. Die Alewiten befinden sich im nördlichen Teil (Dersim, Xinis, Erzingan). Die sunnitischen dagegen leben in Sêwereg, Çewlig, Amed, Semsur und Motki.
Dazu kommen Diaspora-Gemeinden in den türkischen Metropolen wie Istanbul, Ankara, Izmir oder Mersin. In den Metropolen herrschen für diese Menschen schwierige Lebensumstände. In der erzwungenen Diaspora wird der Assimilationsprozess mit dem Verlust der Muttersprache beschleunigt.
Auch in Europa, daneben auch in Amerika und Australien, ist durch die forcierte Migrationspolitik des türkischen Staates eine Diaspora-Gemeinde entstanden. In Deutschland leben schätzungsweise 150.000-200.000 Zaza.
Die Lebensbasis der Zaza und wurde auch in den letzten Jahren durch den Krieg der kurdischen Freiheitsbewegung und des türkischen Militärs aufgrund der Dorfräumungen stark beschädigt oder gar völlig zerstört, so dass heute viele Dörfer leer stehen oder nur von alten Leuten bewohnt sind oder viele vorerst nur den Sommer im Dorf verbringen.
Weblinks
- Dimli - Wir, unsere Heimat und unsere Sprache (Suvar Temizbas)
http://www.zazaki.org Informative Zazakî-Seite mit Lernkursen sowie aktuelle Informationen auf Zazakî
- Deutschsprachige Website der Zata Aleviten
- http://www.rebir.com/cool/modules.php?name=Kurd&file=ziman Die kurdische Sprache mit allen Dialekten, darunter auch Zazakî
- Karte: Siedlingsgebiet der Zaza laut www.zazaki.net
- Karte: Verbreitungsgebiet von Dimli und Gurani laut www.kurdistanica.com