Wilhelm Gundert
Wilhelm Gundert (* 12. April 1880 in Stuttgart, † 3. August 1971) war ein deutscher Ostasienwissenschaftler, der sich vor allem der buddhistischen Literatur Chinas und Japans widmete. Als seine wichtigste Leistung gilt die (unvollendete) Übersetzung des Bi-Yän-Lu (chinesisch 碧巖錄, Pinyin Bìyán lù, W.-G. Pi-yen lu; jap. 碧巌録, Hekigan roku), eine durch Yüän-wu (chinesisch 圜悟克勤, Pinyin Yuánwù Kèqín, W.-G. Yüan-wu K'e-ch'in; 1063–1135) zusammengestellte Sammlung von einhundert Kōan. Große Beachtung fand diese Übersetzung beispielsweise durch Gunderts Cousin Hermann Hesse (Gundert und Hesse hatten den selben Großvater, Hermann Gundert (1814–1893)).
Leben
Vor seinem Eintritt in den Pfarrdienst studierte Gundert im Tübinger Stift (1898–1900, 1901/02) und in Halle (1900/01). Während seiner Studienzeit schloss er sich der evangelischen Deutschen Christlichen Studentenvereinigung (DCSV) an, wodurch er mit Uchimura Kanzō bekannt wurde. 1906 ging Gundert als Missionar nach Japan, wo er zunächst mit japanischen Christen um Uchimura zusammenarbeitete.
In Japan lehrte Gundert an mehreren Hochschulen als Lektor die deutsche Sprache (Tōkyō, Kumamoto (1915–1920), Mito (1922–1927)). Zwischenzeitlich (1920–1922) hielt er sich wieder in Deutschland auf und promovierte bei Karl Florenz in Hamburg. Von 1927 bis 1936 leitete Gundert anschließend das Japanisch-Deutsche Kulturinstitut in Tōkyō und wurde danach als Nachfolger von Florenz an die Universität Hamburg gerufen. 1934 war Gundert in die NSDAP eingetreten. 1938 bis 1941 war er Rektor der Universität. 1945 wurde er als politisch belastet seiner Lehrverpflichtungen entbunden.