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Freilichtmuseum

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Ein Freilichtmuseum (auch Freilandmuseum, Freiluftmuseum oder Museumsdorf) ist eine Institution, die eine Sammlung von Bauten bzw. Gegenstände für die Öffentlichkeit begehbar macht. Ziel eines Freilandmuseums ist es, die Besucher über ein bestimmtes Thema und/oder eine Epoche zu informieren. Vorzugsweise zeigen Freilandmuseen Häuser und Anlagen vergangener Zeiten. Sie bieten so einen Eindruck damaliger Bau- und ggf. Lebensweisen.

Definition und Geschichte

Volkskundliche Freilichtmuseen

Der häufigste Typ eines Freilichtmuseums ist das volkskundlichen Freilichtmuseums. Volkskundliche (oder ethnologische) Freilichtmuseen sind wissenschaftlich geführte Einrichtungen zum Erhalt, zur Erforschung und Präsentation von Zeugnissen, in der weitaus überwiegenden Zahl der Fälle des vorindustriellen ländlichen Bauens, Wohnens und Lebens. Auf vorbereitetem Gelände werden in der Regel die historischen Gebäude von ihren Originalstandorten umgesetzt und zu neuen, thematischen Ensembles zusammengefügt. Auswahlkriterien sind neben der Verfügbarkeit das Alter und der Zustand, der Bedeutungsgehalt und die Relevanz der mit dem jeweiligen Gebäude unter musealen Bedingungen zu vermittelnden Inhalte.

Im Zuge der europaweit im Gefolge der Industrialisierung aufkommenden „Heimatschutzbewegung“ wurden die ersten Bemühungen zur Rettung von Zeugnissen des „Traditionellen“ (= Vorindustriellen) gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Skandinavien unternommen. Vorgänger, wie etwa das von Marie Antoinette in Versailles erbaute "Bauerndorf" (Petit hameau de la Reine) dienten keinen wissenschaftlichen Zielen.

  • Das schwedische Freilichtmuseum Skansen in Stockholm, gegründet 1891, war der Ausgangspunkt für alle anderen europäischen Freilichtmuseen.
  • Das erste zentrale Freilichtmuseum Dänemarks wurde 1901 in Lyngby bei Kopenhagen eingerichtet
  • das der Niederlande 1912 in Arnheim aufgebaut.
  • Das aus dem etwa 15 km östlich von Husum gelegenen Ort Ostenfeld stammende niederdeutsche Fachhallenhaus ist das wohl älteste deutsche Freilichtmuseum – es wurde 1899 nach Husum gebracht.
  • zur Weltausstellung 1929 in Barcelona wurde ein "typisches" spanisches Dorf das „Poble Espanyol“ errichtet, das nach der Weltausstellung wieder abgebaut werden sollte, aber bis heute existiert.
  • Der erste deutsche Versuch zur Gründung eines größeren Freilichtmuseums geschah 1909 in Königsberg (Preußen), doch die gezeigten Bauernhäuser waren keine versetzten Originalgebäude, sondern Rekonstruktionen von Häusern aus verschiedenen Landschaften Ostpreußens und Litauens. 1940 wurde dieses Museum demontiert und nach Hohenstein gebracht, wo es heute als Teil des Polnischen Freilichtmuseums besucht werden kann.

Die Thüringer Bauernhäuser in Rudolstadt gelten ebenfalls als eines der ältesten Freilichtmuseen Deutschlands. Drei aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammende Häuser wurden in den Jahren 1913/14 in umliegenden Dörfern abgetragen und im Rudolstädter Stadtpark wieder aufgebaut. Auch andere kleinere Anlagen wie in Diesdorf in der Altmark, das Ostenfelder Bauernhaus bei Husum oder Bad Zwischenahn können mit gewisser Berechtigung das Attribut des „ältesten“ deutschen Freilichtmuseums für sich reklamieren.

Das Museumsdorf Cloppenburg (Cloppenburg in Niedersachsen), gegründet 1934, gilt als das erste größere „zentrale“ Freilichtmuseums Deutschlands. Das älteste Freilichtmuseum in Süddeutschland ist das 1955 eröffnete Schwäbisches Bauernhofmuseum (Illerbeuren in Bayern). In den 1960er Jahren kam es zu einer Gründungswelle von Freilichtmuseen. Anlagen wie das Rheinische Freilichtmuseum in Kommern oder das mit derzeit über 100 ha Gelände und über 110 Gebäuden größte deutsche Freilichtmuseum, das Westfälische Freilichtmuseum Detmold entstanden. Eine weitere Gründungswelle erfasste ab den 1970er Jahren auch den deutschen Süden. Neben Anlagen wie dem Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim entstanden vor allem kleinere regionale Museen, die im Gegensatz zu „zentralen“ Freilichtmuseen die Gegebenheit und Kontinuität des Ortsbezuges und der regionaltypischen Authentizität (Zusammenhang von Haus- und Landschaftsform) für sich beanspruchen.

Für die benachbarten Länder sind von herausragender Bedeutung das Schweizerische Freilichtmuseum Ballenberg, das Österreichische Freilichtmuseum in Stübing in der Steiermark sowie das Salzburger Freilichtmuseum Großgmain, das Nederlandse Openluchtmuseum Arnhem, das Openluchtmuseum Bookrijk in Belgien oder das Ecomusee d'Alsace (Freilichtmuseum des Elsass) inUngersheim bei Mulhouse, letzteres mit einem eigenen, weiterführenden konzeptionellen Ansatz, nämlich der Einbeziehung der Umwelt. Eine Besonderheit der dänischen Freilichtmuseen ist, dass sie in den Sommermonaten je nach Museumsgröße mit oft 100 und mehr Personen in sogenannten Trachten, von der Steinzeit bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, "belebt" werden.

Die Arbeit der Freilichtmuseen ist in allen Bereichen den Kriterien des internationalen Museumsrates ICOM verpflichtet. Es gibt auf regionaler wie auch auf nationaler und europäischer Ebene verschiedene Zusammenschlüsse und Kooperationsforen, etwa die „Sieben im Süden“ oder die „Arbeitsgemeinschaft Freilichtmuseen in Deutschlands Mitte“, auf europäischer Ebene den „Europäischen Verband der Freilichtmuseen“ oder Exarc. Der Dachverband nordamerikanischer Freilichtmuseen ist die Association for Living History, Farm and Agricultural Museums.

Freilichtmuseen gehören zu den am häufigsten besuchten Museen, die deutschen Freilichtmuseen haben nach den laufenden Erhebungen des Berliner Instituts für Museumskunde jährlich etwa 6 Mio. Besucher.

Städtische Anlagen

Eine Variante der Freilichtmuseen sind Museen, die kein Dorf, sondern eine Stadt darstellen. Die größten und bekanntesten sind Den Gamle By in Århus, Dänemark und das Freilichtmuseum Gamle Bergen in Norwegen. Die Museen liegen in (Århus) oder am Rande (Bergen) der jeweiligen Stadt. Historische Städte im Rahmen eines sonst eher ländlich ausgerichteten Freilichtmuseums gibt es im Freilichtmuseum Hessenpark (städtischer Marktplatz vor dem Museumseingang) und in der Domein Bokrijk (Flandern/Belgien). Bei letzterem wurde nach einem Wechsel in der Museumsleitung der Bau der Alten Stadt eingestellt, da es aus deren Sicht nicht sinnvoll war, städtische Gebäude auf dem platten Land wieder aufzubauen. Zeitweise wurden die Informationen über diesen Museumsteil auch aus den offiziellen Führern (nahezu) getilgt. Auch auf der derzeitigen (2006) Internetseite des Museums finden sich über die Alte Stadt nur wenige Informationen.

Neben den volkskundlichen Freilichtmuseen nennen sich manche Museen mit anderer fachlicher Ausrichtung Freilichtmuseum. Gemeinsam ist ihnen, dass ihre Sammlung nicht nur in einem einzigen Gebäude gezeigt wird.

Montanhistorische Freilichtmuseen

Montanhistorische Freilichtmuseen bestehen aus begehbaren Tagebauen, Stollenpfaden (Wanderwegen von Stollen zu Stollen) und/oder Bergwerksanlagen und Bergwerkssiedlungen. Oft existieren derartige Anlagen in Zusammenhang mit einem Besucherbergwerk. Fließend ist hier der Übergang zum Ecomuseum – wie z. B. dem Ekomuseum Bergslagen

Militärhistorische Freilichtmuseen

Militärhistorische Freilichtmuseen – insbesondere solche zur Geschichte des Gebirgskriegs im Ersten Weltkrieg finden sich in beträchtlicher Zahl in den Dolomiten, den Lienzer Dolomiten, in den Karnischen Alpen, der Adamello-Presanella-Gruppe und dem Monte Pasubio.

In Mödlareuth gibt es ein Freilichtmuseum mit Resten der deutsch-deutschen Grenze ("litte Berlin"). Freilichtmuseen mit meist moderner Kunst befinden sich in Parks, in denen meist großformatige Plastiken aufgestellt sind. Ein typischer Vertreter ist das Hakone Freilichtmuseum (Japan).

Archäologische Freilichtmuseen

  • Archäologische Freilichtmuseen sind entweder für die Öffentlichkeit zugängliche Grabungsstätten oder lebensgroße Modelle prähistorischer Häuser. Das Spektrum reicht in Europa von altsteinzeitlichen Siedlungen über Bronze- und Eisenzeitdörfern und römischen Villen bis zu mittelalterlichen Siedlungen.

Beispiele:

Siehe auch

Wiktionary: Freilichtmuseum – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen