Hubert Kiesewetter
Hubert Kiesewetter (* 11. Juli 1939 in Dessau) ist ein deutscher Wirtschafts- und Sozialhistoriker.
Seine Familie übersiedelte von Dessau nach Auerbach an der Bergstraße in Hessen. Dort absolvierte Kiesewetter von 1954 bis 1957 zunächst eine Ausbildung zum Maschinenschlosser, danach zum Techniker und Lokomotivführer bei der Deutschen Bundesbahn, bei der er auch als Lokführer arbeitete, während er bis 1963 im Abendgymnasium in Darmstadt sein Abitur nachmachte.
Nach einer Begegnung mit dem Onkel von Theodor W. Adorno entschloss er sich ab dem Wintersemester 1964/65 bei Adorno in Frankfurt Philosophie zu studieren, außerdem Geschichte und Ökonomie. Nach dem Weiterstudium in Kiel, ging er schließlich wegen Karl Popper nach London auf die London School of Economics. Aus der Begegnung mit Popper wurde eine lebenslange wissenschaftliche und persönliche Freundschaft.
Stark von Poppers Wissenschaftsverständnis und Hegelkritik geprägt, entschloss er sich zu einer Promotion über den Hegelianismus bei Ernst Topitsch in Heidelberg, die unter dem Titel Von Hegel zu Hitler 1973 angenommen wurde. Die Arbeit wurde von der philosophischen Fachwelt weitgehend skeptisch bis ablehnend aufgenommen, so dass eine Habilitation in Philosophie nicht sinnvoll erschien.
Schließlich habilitierte er sich 1985 an der Freien Universität Berlin für Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Er konnte während dieser Zeit am Forschungsschwerpunkt "Deutsche Industriegeschichte bis zum Ersten Weltkrieg" mitarbeiten.
Er forschte in den USA, England und Frankreich. 1987/88 war er Konrad-Adenauer-Professor an der Georgetown University in Washington, kurz darauf Gastprofessor am St. Anthony´s College in Oxford. Seit 1990 lehrt Kiesewetter als Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Eichstätt-Ingolstadt. 1994 war er Gastprofessor in Paris.
Schwerpunkt seiner Forschung liegt in der regionalen Industrialisierungsforschung (insbesondere Preußen, Frankreich, Großbritannien), als deren Vorreiter er gilt.
Auch auf seine Initiative hin erhielt Sir Karl Popper 1991 die Ehrendoktor der Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät an der KU.
Seit Oktober 2004 ist Kiesewetter emeritiert.
Werke
- Kiesewetter, "Industrielle Revolution in Deutschland. Regionen als Wachstumsmotoren", Frankfurt am Main (Suhrkamp Verlag) 1989; Stuttgart (Franz Steiner Verlag) 2004. ISBN 3-515-08613-7
- Kiesewetter, "Von Hegel zu Hitler. Die politische Verwirklichung einer totalitären Machtstaatstheorie in Deutschland (1815-1945)", Hamburg (Hoffmann und Campe Verlag) 1974; 2. völlig veränderte und erweiterte Auflage, Frankfurt am Main (Verlag Peter Lang) 1995. ISBN 3-631-49239-1
- Herausgeber (zusammen mit Rainer Fremdling) von "Staat, Region und Industrialisierung", Ostfildern (Scripta Mercaturae Verlag) 1985. ISBN 3-922661-14-9
- Kiesewetter, "Das einzigartige Europa. Wie ein Kontinent reich wurde", Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht) 1996; 2. veränderte Auflage, Stuttgart (Franz Steiner Verlag) 2006. ISBN 3-515-08927-6
- Kiesewetter, "Region und Industrie in Europa 1815-1995", Stuttgart (Franz Steiner Verlag) 2000. ISBN 3-515-06781-7
- Kiesewetter, "Karl Popper - Leben und Werk", Eichstätt (Eigenverlag) 2001. ISBN 3-00-007690-5
- Kiesewetter, "Irreale oder reale Geschichte? Ein Traktat über Methodenfragen der Geschichtswissenschaft", Herbolzheim (Centaurus Verlag) 2002. ISBN 3-8255-0378-X
- Kiesewetter, "Überwindung der Armut in der Dritten Welt. Hat Afrika eine Chance?", St. Katharinen (Scripta Mercaturae Verlag) 2002. ISBN 3-89590-112-1
- Herausgeber (zusammen mit Michel Hau) von "Der Wandel von Industrie, Wissenschaft und Technik in Frankreich und Deutschland im 20. Jahrhundert", Würzburg/Boston (Deutscher Wissenschafts-Verlag) 2002.ISBN 3-935176-14-7
- Herausgeber (zusammen mir Helmut Zenz) von "Karl Poppers Beiträge zur Ethik", Tübingen (Mohr Siebeck) 2002. ISBN 3-16-147773-1
- Herausgeber von Karl R. Popper, "Das Elend des Historizismus", Tübingen (Mohr Siebeck) 2003, ISBN 3-16-148069-4; und "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde I und II", Tübingen (Mohr Siebeck) 2003, ISBN 3-16-147843-6.
- Kiesewetter, "Die Industrialisierung Sachsens. Ein regional-vergleichendes Erklärungsmodell", Stuttgart (Franz Steiner Verlag) 2007. ISBN 3-515-08582-3
- Kiesewetter, "Julius Wolf 1862-1937 - zwischen Judentum und Nationalsozialismus. Eine wissenschaftliche Biographie", Stuttgart (Franz Steiner Verlag) 2007. ISBN 3-515-09116-9
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Kiesewetter, Hubert |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Wirtschafts- und Sozialhistoriker |
GEBURTSDATUM | 11. Juli 1939 |
GEBURTSORT | Dessau |