Zum Inhalt springen

Governance

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. November 2007 um 16:42 Uhr durch 84.190.229.99 (Diskussion) (Quellen: Online Etymology Dictionary [http://www.etymonline.com/index.php?search=plot&searchmode=none] und Etymologisches Wörterbuch d. Deutschen dtv 7. Auflg. 2004). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Governance (von frz. "gouverner" verwalten, leiten, erziehen aus lat. "gubernare" gleichbed. griech. "kybernan" das Steuerruder führen) bezeichnet generell das Steuerungs- und Regelungssystem im Sinn von Strukturen (Aufbau- und Ablauforganisation) einer politisch-gesellschaftlichen Einheit wie Staat, Verwaltung, Gemeinde, privater oder öffentlicher Organisation. Häufig wird es auch im Sinne von Steuerung oder Regelung einer jeglichen Institution (etwa einer Gesellschaft oder eines Betriebes) verwendet.

Für den aus dem Französischen kommenden Begriff ("Gouvernance") gibt es keine deutsche Entsprechung; Eindeutschungsversuche wie "Gouvernanz" haben sich (noch) nicht durchgesetzt, der Begriff "Lenkungsformen" bietet sich an, da damit sowohl der Bezug zu den Strukturen als auch der zur Intention gegeben ist. Der Ausdruck ist - im politischen Umfeld - alternativ zum Begriff Government (Regierung) entstanden und soll ausdrücken, dass innerhalb der jeweiligen politisch-gesellschaftlichen Einheit Steuerung und Regelung nicht nur vom Staat ("Erster Sektor"), sondern auch von der Privatwirtschaft ("Zweiter Sektor") und vom "Dritten Sektor" (Vereine, Verbände, Interessenvertretungen) wahrgenommen wird. (Unter Corporate Governance versteht man die Kontroll- und Steuerungsstruktur innerhalb, gelegentlich auch außerhalb - rechtliche Regelungen - privatwirtschaftlicher Unternehmen.). Governance bezieht sich ausschließlich auf Strukturen sowie institutionelle resp. prozessuale Elemente einer politischen oder gesellschaftlichen Einheit, wodurch deren Management unterstützt und verbessert werden soll.

Allerdings wird - rein empirisch - das Wort Governance häufig oder sogar meistens nicht in irgendeinem definierten Sinne, sondern als modische Alternative zu "Government" (Regierung) verwendet. In gewissen Begriffsverständnissen wird Governance sogar nur dann verwendet, wenn gerade nicht der Staat (=Government), sondern private Stakeholder Steuerungswirkung entwickeln. Eine integrative Beurteilung bezieht sämtliche Akteure ein, wobei - je nach Gegenstand und Sachlage - den einen eine höhere, anderen eine geringere Priorität eingeräumt werden muss.

Klassischerweise beziehen sich die Lenkungsstrukturformen auf die Triade Hierarchie, Markt und Netzwerk, welche in unterschiedlichen Formen auftreten und kombiniert werden können. Ferner werden jedwelche Regelsysteme, die die Entscheidungsorganisation festlegen als Governance-Mechanismen bezeichnet. Im Zusammenhang mit dem Europäischen Integrationsprozess wurden weitere Lenkungsstrukturen entwickelt, die in der Forschung auch unter "New Governance" geführt werden.

Mittlerweile kann Governance als Forschungs- und Handlungsfeld als überaus weit verzweigt bezeichnet werden. So scheint sich die Tendenz abzuzeichnen, dass das Konzept sowohl populär als auch zweckdienlich ist. Dies, obschon die Begriffsverwendung noch nicht zwingend auf eine faktische Veränderung schliessen lässt.


Siehe auch

Literatur

  • Bache, Ian (Hrsg.): Multi-level Governance, Oxford: Oxford University Press, 2004, ISBN 0-19-925925-9
  • Benz, Arthur: Politik im Mehrebenensystem, Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften, 2006, ISBN 3-531-14530-4
  • Blumenthal, Julia: Von Government zu Governance: Analysen zum Regieren im modernen Staat, Münster: LIT-Verlag, 2006, ISBN 3-8258-9571-8
  • De Bievre, Dirk, Christine Neuhold (Hrsg.): Dynamics and Obstacles of European Governance, Cheltenham: Edward Elgar, 2007, ISBN 1847200346
  • Edeling, Thomas / Jann, Werner / Wagner, Dieter (Hrsg.): Modern Governance. Koordination und Organisation zwischen Konkurrenz, Hierarchie und Solidarität, Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften, 2007, ISBN 3-8100-3244-1
  • Fukuyama, Francis: State Building. Governance and World Order in the Twenty-First Century, Ithaca, N.Y.: Cornell University Press, 2004, ISBN 0-8014-4292-3
  • Jansen, Dorothea (Hrsg.): New Forms of Governance in Research Organizations - Disciplinary Approaches, Interfaces and Integration, Dordrecht: Springer, 2007, ISBN 978-1-4020-5830-1
  • König, Klaus: Verwaltete Regierung, Köln: Heymann, 2002, ISBN 3-452-25252-3
  • Schuppert, Gunnar Folke, Governance im Spiegel der Wissenschaftsdisziplinen, in: Governance-Forschung, hrsg. v. Gunnar Folke Schuppert, 2. Aufl., Baden-Baden 2006, 371-469.