Wagnis
Wagnis (v. ahd. wagan = sich trauen; den Mut haben, etwas zu tun) wird im allgemeinen (gehobenen) Sprachgebrauch für Handlungen verwendet, welche mit einer bewusst in Kauf genommenen Gefahr bzw. einem eingegangenen hohen Risiko behaftet sind („ein Wagnis eingehen“, „waghalsig sein“ (d.h. ursprünglich: gehenkt zu werden wagen), „wagemutig sein“), jedoch gelingenden Falls auch große Chancen bieten. Im Gegensatz zum „Wagnis“ stehen Begriffe wie „Risikoscheu“ bzw. (umgangssprachlich) „auf Nummer(o) Sicher gehen“.
Das Wort Wagnis ist ein in den Human-, Geistes- und Gesellschaftswissenschaften verbreiteter Begriff. Wagnis ist ferner ein betriebswirtschaftlicher Fachbegriff der Kosten- und Leistungsrechnung.
Das Wagnis in den Human-, Geistes und Gesellschaftswissenschaften
Der Wagnisbegriff findet in den Wissenschaften vom Menschen nahezu durchgängig Verwendung. Er steht für den verantwortungsvollen, mutigen Umgang mit unsicheren Situationen, die bewusst gesucht werden, weil man über sie einen Wertgewinn erwartet. Schon Kierkegaard (1843) trifft dabei eine Unterscheidung zwischen dem Begriff ‚Wagnis’, dem er die Bedeutung einer wertvollen, aber gefahrenhaltigen Handlung zumisst und dem Begriff ‚Risiko’, der etwas über die Wahrscheinlichkeit des Ge- bzw. Misslingens der Wagnishandlung aussagt. Jaspers (1913) vertieft diese begriffliche Unterscheidung, indem er dem Wagnis eine innere moralische Entscheidung und dem Risiko das statistisch erfassbare Gefahrenpotenzial zuordnet. Warwitz (2001) bringt den Begriff ‚Wagnis’ mit dem Wort ‚Waage’ und dem Wortfeld ‚Wägen/Abwägen’ in Verbindung: Der Wagende legt die Gründe für das Wagnis in die eine und das Gefahrenpotenzial in die andere Waagschale und wägt diese vor einer Entscheidung gegeneinander ab. Das Wagnis gilt wegen der zugrundeliegenden Reflexionsprozesse und persönlichen Wertentscheidungen als nur dem Menschen zugängliche Verhaltensmöglichkeit.
Literatur
Jaspers, K.: Allgemeine Psychopathologie. Heidelberg 1913
Kierkegaard, S.: Entweder –Oder. Kopenhagen 1843
Warwitz, S.: Sinnsuche im Wagnis. Leben in wachsenden Ringen. Baltmannsweiler 2001
Das Wagnis in der Philosophie
Die Philosophie verwendet den Wagnisbegriff im Zusammenhang mit Sinnfragen des Lebens und ethischen Wertentscheidungen im Gefahrenumgang: Heidegger sieht den Menschen als ein in die Welt geworfenes und damit zum Wagnis verdammtes Wesen. Die ständige existenzielle Bedrohung zwingt ihn zu einem Überlebenskampf, der nur in stetigem Wagen Erfolg verspricht. Wust erkennt in der Unsicherheit der menschlichen Existenz einerseits und der Offenheit der menschlichen Anlagen andererseits die Chance, aber auch die Notwendigkeit einer individuellen Sinnfindung und Wertorientierung, die sich nur über das Wagnis ereignen kann. Es handelt sich aus philosophischer Sicht um eine ethische Verpflichtung zu wertausgerichteter Lebensplanung (Wagnisstrategie) und zum Aufbau konkreter Fähigkeiten zu deren Realisierung (Wagniskompetenzen). Das Wagnis steht in der Philosophie für Sinngewinn und Wertverwirklichung der menschlichen Existenz. Dabei besteht allerdings die Gefahr, dass Lebensentwürfe auch scheitern, Wertvorstellungen auch pervertiert werden können (Beispiel Mord-Märtyrer). Die Frage, ob das Wagnis schicksalhaft auferlegt und der Mensch sich dem zwangsläufig stellen muss oder ob er darüber hinaus aufgerufen ist, unter Wertaspekten auch bewusst Gefahren aufzusuchen und dabei die Möglichkeit von materiellen Verlusten wie körperlicher und seelischer Schädigung riskieren darf, wird kontrovers diskutiert.
Literatur
Heidegger, M.: Sein und Zeit. Tübingen 16.Auflage 1986
Jaspers, K.: Existenzherstellung. Berlin 1956
Wust, P.: Ungewissheit und Wagnis. Der Mensch in der Philosophie. Münster 1965
Das Wagnis in der Religion (Theologie)
In den Religionen erhält das Wagnis eine transzendente Dimension. Das Wagnis besteht im Glauben. Glauben aber heißt., etwas fest für wahr halten, ohne es zu wissen oder das Geglaubte als wahr beweisen zu können. Der Wagnisgewinn wird als Belohnung in einer jenseitigen Lebensform erwartet. So verspricht das Christentum dem Gläubigen das Eingehen in das Reich Gottes, das ewige Paradies der Seligen. Der Islam verheißt seinen Märtyrern den Empfang durch sieben Jungfrauen. Der Buddhismus spricht von der Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten (Samsara) durch Erreichen des Nirwana (ewige Glückseligkeit). Der Wagniseinsatz ist das gottesfürchtige, den Vorschriften der Religion gehorsame irdische Leben. Das Wagnis wächst mit dem Grad der Askese und des Weltverzichts (Laie, Priester, Nonne, Eremit, Karthäusermönch, Märtyrer). Die Religionsgeschichte verwendet den Begriff ‚Wagnis’ in einer zweiten Bedeutung: Sie spricht vom ‚Wagnis der Religionsausübung’ und meint damit die historische wie aktuelle Gefahr von Ausgrenzung und Verfolgung von Minderheiten durch Andersdenkende (Christenverfolgung, Judenverfolgung). Das offene Bekenntnis einer Religionszugehörigkeit in der römischen Kaiserzeit wird als Wagnis bezeichnet, das in den Märtyrertod führte. Das (zu) hohe Risiko dieses Wagnisses trieb die damaligen Christen in die Katakomben und die Gläubigen unter den kommunistischen Herrschaftssystemen in den Untergrund.
Literatur
Messner, J.: Das Wagnis des Christen. Innsbruck-Wien-München ²1960
Das Wagnis in der Humanmedizin
Wagnis ist kein medizinischer Fachterminus. Die Fachlexika benutzen den Begriff jedoch zur Beschreibung der persönlichen Verantwortungsnahme des Arztes in Entscheidungssituationen mit Gefahrenhintergrund. Der Begriff findet sich etwa bei der Verwendung noch nicht gesicherter Medikamente oder unkonventioneller Behandlungsmethoden. Beispiel: „Der behandelnde Arzt geht ein persönliches Wagnis ein, wenn er sich trotz des erheblichen Risikopotenzials für den klinisch nicht hinreichend erprobten Eingriff entscheidet. Es sind zuvor alle konventionellen Mittel auszuschöpfen.“ Der Patient ist über die Risiken der Methode aufzuklären und muss dazu schriftlich seine Einwilligung geben. Der Arzt ‚wagt’ die Operation zur möglichen Lebensverlängerung oder er ‚wagt’ sie nicht.
Literatur
Knaurs Großes Lexikon der Medizin, Internationale Enzyklopädie. Bd. 1-8. Stuttgart-Hamburg-München 1979
Roche Lexikon der Medizin. München-Stuttgart. 4. Auflage 1998
Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. Berlin-New York. 259. Auflage 2002
Das Wagnis in der Psychologie
Die Psychologie befasst sich mit der Psyche des Menschen. Bei dem Phänomen Wagnis geht es ihr entsprechend um die inneren Vorgänge, die im Menschen ablaufenden Entscheidungsprozesse bei gefahrvollen Handlungen oder bedrohlichen Situationen, konkret: um Motive, Triebe, Willensstrukturen, Persönlichkeitsmerkmale, kognitive Potenziale, Folgen für Lebensläufe und Lebenserfolg wagender und nicht wagender Menschen. Der Wagnisbegriff begegnet entsprechend vornehmlich in der Persönlichkeitspsychologie und der Entwicklungspsychologie. Die Psychologie lehrt, dass sich auf allen menschlichen Ebenen nur dem neue Möglichkeiten eröffnen, der es ‚wagt’, sie unter der Gefahr des Scheiterns auch praktisch in Angriff zu nehmen. Hinsichtlich dieser Bereitschaft (Wagemut) differenzieren sich die Menschen: Die Persönlichkeitspsychologie untersucht die menschlichen Mentalitäten und kommt dabei zu verschiedenen Typologien: Bekannt sind die dualen Verhaltensformen des „Wagnissuchers“ und des „Wagnismeiders“. Balint unterscheidet in seiner im wesentlichen noch heute gültigen Typologie zwischen dem zum Wagnis neigenden „Philobaten“ und dem das Wagnis meidenden „Oknophilen“. Warwitz unterscheidet noch genauer zwischen „Wagenden“ und „Risikern“ bzw. zwischen „Skill-Suchern“ und „Thrill-Suchern“. Cube verspricht dem Wagnisbereiten gegenüber dem Wagnisenthaltsamen sogar einen Zugang zu höheren Sicherheitsstandards. Die Entwicklungspsychologie befasst sich mit den Auswirkungen von Wagemut und Wagnisscheu auf die Entwicklung des Menschen und kommt zu dem Ergebnis, dass Wagnisbereitschaft eine unverzichtbare Fähigkeit für die Fortentwicklung des Menschen darstellt. Beispiel: Wenn das Kleinkind wegen des Risikos zu fallen das Aufrichten nicht ‚wagt’, wird es nicht zum Zweibeiner werden, seine Hände frei bekommen und den Blick weiten können. Es wird im Vergleich zu seinen Altersgenossen physisch, psychisch und intellektuell retardieren. Das Wagnis wird als Teil erfolgreichen Lebens gesehen (Prüfungen, Bewerbungen). Die Fähigkeit dazu gilt als unterschiedlich disponiert, aber erlernbar.
Literatur
Balint, M.: Angstlust und Regression. Stuttgart 1959
Bennet, J.G.: Risiko und Freiheit. Hazard - Das Wagnis der Verwirklichung. Zürich 2005
Cube, F. v.: Gefährliche Sicherheit. Verhaltensbiologie des Risikos. Stuttgart. 2. Auflage 1995
Shelhy, G.: Neue Wege wagen. München 1981
Warwitz, S.: Sinnsuche im Wagnis. Leben in wachsenden Ringen. Baltmannsweiler 2001
Das Wagnis in der Pädagogik
Das Begriffsfeld ‚Wagnis’ ist in der pädagogischen Literatur weit verbreitet: Es wird hier mit förderungswürdigen Eigenschaften wie Mut zum Außergewöhnlichen, Zivilcourage, Selbstüberwindung, Frustrationstoleranz gegen Rückschläge verbunden. Der konkrete Bildungsauftrag besteht darin, Schwierigkeiten und Gefahren nicht zu meiden, sondern als Möglichkeiten zu erkennen und zu nutzen und dazu spezielle Fähigkeiten (Wagniskompetenzen) zu entwickeln. Das Heranführen an schwierige, gefährliche, aber werthaltige Aufgaben wird als Wagniserziehung bezeichnet. So stellt der Reformpädagoge und Schulgründer K. Hahn (Salem, Gordonstown) die Wagnisidee in den Mittelpunkt seines Erziehungskonzepts, bei dem es um die Vermittlung von Grenzerfahrungen und Verantwortungsbereitschaft und deren Herausforderung durch die Natur und die Gemeinschaft geht. Der Fachausdruck ‚Outward Bound’ aus der Seefahrt (= mit dem Segelschiff zu wagnisreicher Ausfahrt aufbrechen) wird dabei zur Namensgebung der Bewegung gewählt. Auch die Erlebnispädagogik bedient sich Begriff und Inhalt von Wagnis und Wagniserziehung. Sie werden als Medium einer spannungsgeladenen, mit Abenteuer verbundenen Persönlichkeitsentwicklung genutzt. Das pädagogisch orientierte Wagnis bestimmt auch einen Teil der Forschungsaktivitäten an Wissenschaftlichen Hochschulen, vor allem in der Lehrerbildung (z.B. in Karlsruhe, Marburg oder Lüneburg). Die Bundeswehr unterhält oberhalb von Berchtesgaden ein Ausbildungszentrum, in dem die Wagnisfähigkeit als integraler Bestandteil der militärischen Qualifikation trainiert wird. Das Wagnis wird dort als unverzichtbar für die Persönlichkeitsbildung angehender Führungskräfte gesehen und genutzt.
Literatur
Hahn, K.: Erziehung zur Verantwortung. Stuttgart 1958
Nobbe, M.: Erziehung und Bildung in der Bundeswehr. Köln 1985
Röhrs, H.(Hrsg.): Bildung als Wagnis und Bewährung. Heidelberg 1966
Warwitz, S.: Sinnsuche im Wagnis. Leben in wachsenden Ringen. Baltmannsweiler 2001
Das Wagnis im Sport
Das Wagnis spielt in Theorie und Praxis des Sports eine bedeutende Rolle. Der Begriff findet entsprechend sowohl in der wissenschaftlichen als auch in der anwendungsbezogenen didaktisch-methodischen Literatur allgemeine Verwendung. Wagnis bedeutet im Sport, sich anspruchsvollen psychophysischen Herausforderungen stellen, die mit der Gefahr von Verletzungen verbunden sein können, die sich aber mit einem entsprechenden Kompetenzaufbau, mit Mut und Selbstsicherheit beherrschen lassen. Beispiel: „Das Kind wagt es, vom Dreimeterbrett zu springen.“ Das sportliche Wagnis erfordert Selbstüberwindung und Verletzungstoleranz, weswegen ihm neben dem motorisch-technischen Können auch eine gewisse mentale Stärke zugeordnet wird. Das Wagnis gibt die Chance, vermeintliche Leistungsgrenzen zu sprengen und wird deshalb als didaktisch wertvoll gefördert. Die Sportwissenschaft unterscheidet zwischen einem zwar gefahrenhaltigen, aber wertvollen, verantwortbaren Sport (Wagnissport) und einem Sport, der auf den bloßen Nervenkitzel der Gefahr ausgerichtet ist (Risikosport). Warwitz verwendet dazu auch die Begriffe „Skill-Sport“ und „Thrill-Sport“. Seriös organisierte und ausgeübte Sportarten wie das Reiten, Fallschirmspringen oder Gleitschirmfliegen gelten entsprechend als Wagnissport, während etwa das Base-Jumping oder Fassadenklettern zum Risikosport gezählt wird. Die Sportpädagogik und der Schulsport unterscheiden begrifflich zwischen einem Zuviel (Waghalsigkeit), einem angemessenem Maß (Wagemut) und einem Zuwenig (Wagnisscheu) an Wagnisbereitschaft, wobei didaktisch die Förderung der maßvollen Wagnisbereitschaft angestrebt wird. Besonders das Gerätturnen und das Wasserspringen bieten mit Kunststücken wie Schwingen, Klettern, Überschlagen viele Möglichkeiten der Wagnisbewährung. Die didaktische Umsetzung erfolgt heute in attraktiven Dschungellandschaften, Kletterparcours oder Artistik- Etüden. Der Freizeitsport entwickelt über die bereits etablierten Wagnissportarten wie Segelfliegen, Drachenfliegen oder Wildwasserfahren hinaus unter einem offensichtlichen gesellschaftlichen Interesse immer neue Sportformen, die Wagnisbereitschaft erfordern wie das Halfpipe-Skating, das Canyoning, das Skysurfen oder den neuen Trendsport Parkour. Der Extremsport steigert das Wagnis bis an die persönlichen Leistungsgrenzen und die Grenzen der Sportarten. Höchste physische, technische und psychische Schwierigkeiten dienen einer größtmöglichen Herausforderung der eigenen Wagniskompetenz. Dazu werden an den Rändern des Wagnissports oft neue Sportformen entwickelt, die wegen ihrer erheblichen Zufallskomponenten bis in den Risikosport reichen: Der Sport wird zum Akrosport, Windsurfen zum Extremsurfen, Skating zum Aggressiv-Skating, Fallschirmspringen zum Base-Jumping. Diese Sportformen prägen wegen ihrer starken Medienwirksamkeit wesentlich das Bild vom Wagnischarakter der Sportarten in der Öffentlichkeit.
Literatur
Boehnke, J.: Abenteuer- und Erlebnissport. Münster 2000
Neumann, P.: Das Wagnis im Sport. Schorndorf 1999
Schleske, W.: Abenteuer-Wagnis-Risiko im Sport. Schorndorf 1977
Warwitz, S.: Sinnsuche im Wagnis. Leben in wachsenden Ringen. Baltmannsweiler 2001
Warwitz, S.: Vom Sinn des Wagens. Warum Menschen sich gefährlichen Herausforderungen stellen. In: DAV (Hrsg) Berg 2006 München-Innsbruck-Bozen 2005. S. 96-111
Das Wagnis in Politik und Gesellschaftslehre
In Politik und Gesellschaftlehre ist der Begriff ‚Wagnis’ unter der Bedeutung in Gebrauch, eine mutige Entscheidung von großer Tragweite treffen, die mit erheblichen Risiken belastet ist und bei einem Scheitern überaus negative Folgen haben kann. Als ein solches ‚Wagnis’ bezeichnet Helmut Schmidt den Entschluss seiner Regierung zu der gewaltsamen Befreiung der Geiseln von Mogadischu. Ein Fehlschlag hätte nach seiner Aussage fatale politische Folgen wie den Rücktritt des Bundeskanzlers bedeutet. Bekannt geworden ist auch der Slogan von Willy Brandt „Mehr Demokratie wagen“, womit eine politische Erneuerung des Landes eingeleitet werden sollte. Cohn-Bendit hat in seinem Buch „Das Wagnis der multikulturellen Demokratie“ thematisiert und analysiert. Autoren wie Spengler (Untergang des Abendlandes), Beck (Die Risikogesellschaft), Warwitz (Sinnsuche im Wagnis) sehen in der Wagnisbereitschaft ein wesentliches Kennzeichen aufblühender Kulturen und in ihrem Fehlen ein Indiz für den sich andeutenden Verfall.
Literatur
Cohn-Bendit, D.: Das Wagnis der multikulturellen Demokratie. Hamburg 2003
Kieseritzky, W.v.: Mehr Demokratie wagen. Innen- und Gesellschaftspolitik 1966-74. Bonn 2001
Wagnis in der Kosten- und Leistungsrechnung
Einzelwagnisse
Einzelwagnisse (z.B. Garantieverpflichtungen) werden in der internen Betriebsbuchführung dazu verwendet, im einzelnen ungewisse, im ganzen aber planbare Risiken periodengerecht als „Kosten“ anzunehmen. Damit sind sie eng mit dem Begriff der Versicherung verknüpft. Grundidee ist, dass diese Ereignisse, dem gewöhnlichen Geschäftsbetrieb entspringen und somit in der Periode zu Kosten führen werden. Die tatsächlichen Kosten weichen in der Regel ab. Einzelwagnisse sind also kalkulatorische Plangrößen, welche in den Wagniskosten abgebildet werden. Die Abweichungen sollten sich über einen längeren Zeitraum ausgleichen. Einzelwagnisse, die durch Versicherungen abgedeckt werden, werden durch die Versicherungsprämie in der Betriebsbuchführung abgebildet.
Unternehmerwagnis
Das Unternehmerwagnis ist das allgemeine, auf die Periode der Lebensdauer einer Unternehmung bezogene Risiko, Kapital in ein Unternehmen zu investieren. Es gilt mit der Verzinsung des Eigenkapitals (Gewinn, Dividende) als abgegolten.
Siehe auch
- Betriebsbuchführung
- Chance
- Kosten- und Leistungsrechnung
- Risiko
- Versicherung
- Wagniskosten
- Wagniserziehung
Literatur
zum allgemeinen Wortgebrauch
Bücher
- Mathias Schüz (Hrsg.): Risiko und Wagnis. Die Herausforderung der industriellen Welt. Bd. 1 und 2, Pfullingen 1990
- Siegbert A. Warwitz: Sinnsuche im Wagnis. Leben in wachsenden Ringen. Erklärungsmodelle für grenzüberschreitendes Verhalten. Baltmannsweiler, 2001
Aufsätze
- Otto-Peter Obermeier: Eine Synopse zu "Risiko und Wagnis", in: Risiko und Wagnis (hrsg. M. Schüz), Pfullingen 1990, Bd. 1: S. 296-333, Bd. 2: S. 306-349.