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Stoa Basileios

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Die Stoa Basileios ist ein Gebäude auf der Agora von Athen.

Identifizierung

1970 wurden bei Ausgrabungen in der Nordwestecke der Agora, die Überreste der sogenannten Königsstoa gefunden. Wissenschaftler sind sich einig, dass es sich bei dem Fundament und den Mauerresten um die Stoa Basileios handelt. Pausanias 1, 3, 1 gibt eine eindeutige Wegbeschreibung, er schreibt: „Zur Rechten ist zunächst die „Königliche Stoa“ mit dem Sitz des „Königs“, der das sogenannte „Königliche Amt“ für ein Jahr innehat.“ Des weiteren fand man zwei Steine mit Inschriften des jeweiligen Archon Basileus. Sie ließen die Steine während, bzw. kurz nach ihrer Amtszeit errichten und machten damit eine eindeutige Identifizierung der Königsstoa möglich.

Datierung

Wann die Stoa Basileios erbaut wurde, ist unklar. Der Konflikt besteht darin, dass die architektonischen Merkmale wie dorische Säulen und ein dorisches Fries auf das sechste Jahrhundert vor Christus schließen lassen. In dem Fundament wurde allerdings Keramik gefunden, das frühestens im fünften Jahrhundert vor Christus zur Anwendung kam. Man geht nun davon aus, dass die Stoa Basileios im sechsten Jahrhundert vor Christus erbaut wurde, im Persersturm von 480 zerstört und danach wieder aufgebaut wurde.

Erscheinung

Die äußere Erscheinung der Königsstoa wird von acht dorischen) Säulen an der Vorderseite dominiert. Die Vorderseite der Stoa ist nach Osten in Richtung Panathenäen-Straße ausgerichtet. Die Seiten sind geschlossen, sodass nur die Vorderseite mit den Säulen geöffnet ist. Das Dach, wurde in der Mitte der Stoa, von vier dorischen Säulen getragen. Laut Pausanias „stehen [auf dem Ziegeldach dieser Stoa] Statuen aus gebrannter Erde: Theseus, der Skiron ins Meer stürzt, und Hemera, die Kephalos trägt.“ Diese Statuen befinden sich an den beiden Enden des Dachs. Die Mauern der Stoa sind aus massiven Kalksteinquadern. Eine der Außenwände ist noch teilweise erhalten (3 Steinreihen). Die Dachziegel der Stoa Basileios wurden aus Terrakotta gefertigt. Die Stoa hat eine Länge von 18 Metern und eine breite von 7,5 Metern. Während die Stoa Basileios im sechsten Jahrhundert vor Christus noch alleine stand, wurde später südlich angrenzend die Stoa des Zeus Eleutherios erbaut. Nordöstlich auf der anderen Seite der Straße befindet sich die Stoa Poikile. Vor der Stoa Basileios befindet sich ein Opferstein an dem Archonten vor Amtsantritt ihren Eid ablegen mussten. Im dritten Jahrhundert vor Christus, wurde vor der Stoa Basileios die Statue von Themis, der Göttin der Gerechtigkeit errichtet. Des weiteren wurden an den beiden Enden der Stoa, Flügel angebaut um mehr Platz für die Anbringung von Gesetzestafeln zu schaffen

Nutzung

Im antiken Griechenland wurde die Regierung der attischen Demokratie von neun Archonten gebildet: Dem Archon Eponymos, welcher der einflussreichste der Archonten war und dem Jahr seinen Namen gab. Dem Archon Basileus, welcher für kultische und religiöse Belange zuständig war und dem Archon Polemarchos, welcher der Befehlshaber über die Streitkräfte war. Die restlichen sechs Archonten, waren die sogenannten Thesmotheten. Ihre Aufgabe war es, richterliche Urteile zu dokumentieren und sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nach den Reformen 487/486 v. Chr. entschied das Los wer für ein Jahr Archon wurde. Diese Reform verlagerte große Teile der Macht zu den Strategen, die immer noch gewählt wurden. Der für religiöse Belange zuständige Archon Basileus hatte seinen Amtssitz in der Stoa Basileios. Seine Aufgabe war die Organisation von religiösen Festen wie Fackelläufe und Lenäen. Bei den Lenäen handelt es sich um Theaterspiele. Vom Archon Basileus wurden jeweils die besten Komödien und Tragödien geehrt. Es mag aus heutiger Perspektive komisch erscheinen, dass ein hoher religiöser Beamter für das Theater zuständig ist, in der Antike galt das Theaterspielen allerdings als heilig. Weiterhin fiel es in seine Zuständigkeit, Prozesse bei religiösen Vergehen wie Unfrömmigkeit zu leiten. Mord befand sich ebenfalls in seinen Zuständigkeitsbereich. Es war somit auch im Zuständigkeitsbereich des Archon Basileus, die Voruntersuchung in der Asebieklage (Anklage der Gottlosigkeit) gegen Sokrates (399 v. Chr.), zu leiten. Dieses Ereignis stellt eines der bekanntesten Geschehnisse in der Stoa Basileios da. Am Ende der Prozesse wurde Sokrates zum Tod durch den Schierlingsbecher verurteilt. Eine weitere Besonderheit an der Stoa Basileios besteht darin, dass in ihr die Gesetzestafeln gestanden haben nachdem Solon die neue Verfassung geschrieben hatte. Auch später wurden neue Gesetze in der Stoa Basileios aufgestellt damit die Öffentlichkeit Zugang zu ihnen hatte. Dies ist auch der Grund warum die kleine Halle später mit zwei Flügeln ausgebaut und vergrößert wurde. Der bereits oben beschriebene, 95 mal 295 Zentimeter große Kalkstein hatte vermutlich eine besondere Aufgabe. Er lag unbearbeitet direkt vor der Stoa Basileios und diente wahrscheinlich als Schwurstein, an dem Beamten ihren Eid ablegten. Die Staatsdiener mussten vor Dienstantritt ihren Eid ablegen, und darauf schwören, dass sie im Sinne des Staates handeln und die Gesetze achten. Mit diesem Eid haben sie geschworen, sollten sie ein Gesetz übertreten, eine goldene Statue zu errichten. Da der Stein, auch Lithos genannt, vermutlich älter ist als die Stoa selbst, gehen einige Wissenschaftler davon aus, dass er der Grund ist, warum die Stoa an der Stelle erbaut wurde.

Literatur

  • John M. Camp: Die Agora von Athen. Ausgrabungen im Herzen des klassischen Athen, Mainz 1989.
  • Hans Rupprecht Goette/ Jürgen Hammerstaedt: Das antike Athen. Ein literarischer Stadtführer, München 2004.
  • Christoph Höcker: Stoa, in: Der Neue Pauly 11, Stuttgart 2001, Sp. 1002.
  • Hans Lauter: Die Architektur des Hellenismus, Darmstadt 1986.
  • John Travlos: Bildlexikon zur Topographie des antiken Attika, Tübingen 1988.
  • Chester G. Starr: The Birth of Athenian Democracy. The Assembly in the Fifth Century B.C., New York 1990.