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Entführung von Bert Nussbaumer

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Bert Nussbaumer (* 29. Juli 1981) ist ein österreichischer Ex-Soldat und Angestellter einer privaten Sicherheits- und Militärfirma aus Altmünster im Bezirk Gmunden. Er wird seit dem 16. November 2006 gemeinsam mit vier US-Amerikanern als Geisel im Irak festgehalten.

Wehrdienst

Bert Nussbaumer war Zeitsoldat beim Jagdkommando, einer Eliteeinheit des Bundesheeres. Anschließend heuerte er bei einer privaten US-Sicherheitsfirma „Crescent Security Group“ an, um als Söldner im Irak Hilfstransporte zu begleiten und Personenschutz vorzunehmen.

Entführung

Er wurde am 16. November 2006 in Safwan an der Grenze zu Kuwait bei einem Überfall auf einen Konvoi mit Lebensmitteln samt seiner vier US-amerikanischen Kollegen entführt und an einen unbekannten Ort gebracht. Einen Tag nach der Entführung wurde in einem Fernsehbericht gemeldet, er sei bei einem Befreiungsversuch getötet und seine Leiche in der Wüste bei Al-Subair gefunden worden. Die Polizei hat am 6. Dezember 2006 in Basra einen Verdächtigen festgenommen.

Am 21. Dezember 2006 wurde von Bert Nussbaumer und den vier US-Amerikanern ein Video aufgenommen. Er sagte in englischer Sprache mit erkennbar österreischischem Akzent: „Mein Name ist Bert Nussbaumer. Ich bin österreichischer Staatsbürger. Ich arbeite im privaten Sicherheitsgeschäft für Crescent Security im Irak.“ Am 29. Dezember 2006 tauchte erstmals eine Tonaufnahme auf. Das Video wurde am 5. Januar 2007 veröffentlicht. Es zeigte alle fünf Geiseln lebend und unverletzt. Die vier ebenfalls entführten US-Amerikaner heißen Jonathan Cote, Paul Reuben, John Young und Josh Munns.

Es gibt weder neuen Kontakt zu den Entführern noch eine Forderung nach Lösegeld. Am 16. März 2007 setzte sich der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer in einem Brief an seinen irakischen Amtskollegen Dschalal Talabani für die Freilassung von Bert Nussbaumer ein. Das Staatsoberhaupt wies in dem Brief auf die guten Beziehungen der beiden Staaten hin und bat um die größtmögliche Unterstützung.

Im Irak ist bei einer Hausdurchsuchung am 21. März 2007 eine Liste mit Namen von ausländischen Geiseln aufgetaucht, auf der sich auch der des entführten österreichischen Staatsangehörigen befand. Seinen Namen habe Bert Nussbaumer offenbar selbst auf die Liste geschrieben. Dies bestätigten Personen, die seine Schreibschrift kennen, anhand des Schriftzug. Dies war sein bislang letztes Lebenszeichen.

Neue Hoffnung für die fünf Sicherheitsleute gab es am 31. Mai 2007, als Augenzeugen sie einige Wochen zuvor lebendig gesehen hätten. Das erklärte der Vater einer US-Geisel unter Berufung auf einer seiner Informanten. Eine private Hilfsinitiative geht davon aus, dass die Geiseln aus finanziellen statt aus politischen Motiven festgehalten werden. Für dienliche Hinweise wurden 150.000 US-Dollar Belohnung ausgesetzt. Am 16. Juni 2007 berichtete das Nachrichtenmagazin „profil“ von Gerüchten, wonach Bert Nussbaumer „als CIA-Agent eingestuft und in den Iran verschleppt worden“ sei. Es gebe „Indizien für eine Täterschaft des iranischen Geheimdienstes“ und Hinweise darauf, dass die Aktion ein Vergeltungsschlag für die vorangegangene Verhaftung mehrerer iranischer Geheimdienstangehöriger gewesen sei. Das Außenministerium in Wien konnte dies jedoch nicht bestätigen. Irak-Experten schätzten nach Recherchen die Überlebenschancen „sehr schlecht“ ein.

Am 15. Juli 2007 meldete die Zeitung „Österreich“, Bert Nussbaumer sei am 18. Juni 2007 zusammen mit den vier mit ihm gekidnappten US-Amerikanern bei Basra gesehen worden. Dies gaben die Eltern der amerikanischen Geiseln bei einer Pressekonferenz in den USA bekannt. Gegen die Sicherheitsfirma „Crescent Security Group“ erhob die US-Tageszeitung „Washington Post“ schwere Vorwürfe. Demnach habe die Firma die Sicherheit ihrer Angestellten zur Kostensparung geopfert.

Das Außenministerium in Wien lobte am 31. Juli 2007 die Zusammenarbeit mit der Firma. Der APA sagte Außenamtssprecher Georg Schnetzer, der Informationsaustausch hätte gut funktioniert. Der in Untersuchungshaft befindliche Terrorverdächtige Mohamed M. machte am 25. Oktober 2007 Aussagen zum Verbleib von Bert Nussbaumer. Er sagte, der entführte Österreicher werde in einem Gefängnis in Teheran festgehalten. Diese Information habe er via Al-Hesbah erfahren.

Am 21. November 2007 betonte ein Teilhaber von „Crescent Security Group“, Franco Picco, die Behörden unternähmen alle erdenklichen Bemühungen, um die Freilassung der Geiseln herbeizuführen. Die Sicherheitsfirma arbeite mit der FBI zusammen, um sie zu finden. Bis zum ersten Jahrestag seiner Entführung gab es von Bert Nussbaumer kein Lebenszeichen. Damit kann ihn die Familie rechtlich für tot erklären lassen. Sie hat die Hoffnung, dass er noch lebt und eines Tages wieder zurückkommt. Der einzige Kontakt in den Irak besteht über das Außenministerium, welches ein Informationsnetzwerk aufgebaut hat. Dieses liefert regelmäßig Hinweise auf den möglichen Aufenthaltsort.