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Flatland

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Flatland: A Romance of Many Dimensions (dt. Titel „Flächenland“) ist eine 1884 von Edwin Abbott Abbott veröffentlichte Kurzgeschichte. Es handelt sich dabei um eine „mathematische Satire“ auf die Hierarchie der Viktorianischen Gesellschaft.

Inhalt

Der Ich-Erzähler in Flatland lebt in einer flachen, also zweidimensionalen Welt, deren Bewohner, die die Gestalt einfacher geometrischer Formen haben, einem strengen Kastensystem unterliegen. Der Erzähler selbst ist ein Quadrat und gehört damit dem bürgerlichen Mittelstand an.

Im ersten Teil des Buches beschreibt das Quadrat ausführlich die gesellschaftlichen Besonderheiten von Flatland. Insbesondere werden die komplizierten Methoden dargestellt, mit denen die Bewohner erkennen, welche Form ihr Gegenüber hat und wie somit mit ihm umzugehen ist.

Im zweiten Teil besucht der Erzähler in einem Traum das eindimensionale Linienland, eine Welt, deren Bewohner nur (unterschiedlich lange) Strecken auf einer Geraden sind. Vergeblich versucht er den König von Linienland davon zu überzeugen, dass es noch eine weitere Dimension gibt. Zurück in seiner zweidimensionalen Welt erscheint dem Erzähler eine Kugel, ein Gast aus (unserer) dreidimensionalen Welt. Erst nach langer Mühe gelingt es ihr, das Quadrat von der Existenz der dritten Dimension zu überzeugen, und sie nimmt es zu einem 'Rundflug' über seine zweidimensionale Heimat mit. Der nun zur vollen Erkenntnis der Dimensionalität gelangte Erzähler übertrifft daraufhin seinen Lehrer (die Kugel) darin, indem er sogar die Denkbarkeit vier- und n-dimensionaler Welten beschreibt, was die Kugel verärgert, die ihn deshalb zurück in seine Welt stößt. Als der Erzähler seine Erkenntnis der höheren Dimensionen schließlich unter den Bewohnern von Flatland verbreiten will, stößt er allerdings nur auf Irritation und wird schließlich als Aufrührer eingekerkert.

Deutung

Abbott wollte mit seiner Gesellschaftssatire das geometrische bzw. stereometrische Denken seiner Leser fördern sowie Gesellschaftsordnung und Vorurteile seiner Zeit karikieren. Die Bewohner Flächenlands haben überaus starre Umgangsformen und betrachten Frauen, die bei ihnen Linien sind, als geistig minderbemittelt, was als übertreibende Verzeichnung der Verhältnisse des viktorianischen Englands gedeutet werden kann. Allerdings sind laut dem Vorwort des Übersetzers diese frauenfeindlichen Darstellungen in der deutschen Fassung entschärft.

Heute ist das Buch neben seinem unverminderten Unterhaltungswert hauptsächlich dadurch interessant, dass dem Leser ein plastischer Eindruck von anderen Räumen vermittelt wird: uns fällt die Vorstellung der vier- und mehrdimensionalen Räume der Mathematik und Physik ja ähnlich schwer, wie dem Quadrat der Umgang mit dem für uns selbstverständlichen dreidimensionalen Raum.

Rezeption

2001 erschien der Roman Flacherland des Mathematikprofessors Ian Stewart, der Abbotts Werk mithilfe aktueller mathematischer und physikalischer Kenntnisse in die Gegenwart überträgt. Stewarts Roman behält trotz seines offensichtlich höheren wissenschaftlichen Gehalts (Themen wie Feynman-Diagramme, die Superstring-Theorie und Quantenmechanik sind eingebaut) den satirischen Charakter, überträgt ihn aber auf die Realitätsferne des heutigen physikalischen Weltbilds.

Auch Dionys Burger griff das Thema auf und verarbeitete es in „Silvestergespräche eines Sechsecks“.

Siehe auch