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Mittelalterliche Klimaanomalie

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Rekonstruierter Temperaturverlauf der letzten 1.000 Jahre nach verschiedenen Quellen.

Die Mittelalterliche Warmzeit (auch Mittelalterliches Klimaoptimum genannt) war eine vom 9. bis in das 14. Jahrhundert andauernde Periode vergleichsweise milden Klimas. Regional und zeitlich versetzt lag die Jahresdurchschnittstemperatur in dieser Zeit um wenige Zehntel- und bis zu 1,0 Grad Celsius höher als gewöhnlich. In dieser Epoche zog sich das Packeis im nördlichen Atlantik nach Norden zurück und erlaubte es den Skandinaviern, Island (seit etwa 870) und Grönland (seit 986, siehe Grænlendingar) zu besiedeln. Durch das warme Klima begünstigt, wuchs die Bevölkerung in Europa stark an. Es ermöglichte eingeschränkte Viehzucht auf Grönland, den Weinanbau bis nach Südschottland sowie Südnorwegen und ließ auf Island Weizen und Gerste ausreifen. Zu Weihnachten blühten mancherorts bereits die Kirschbäume. Der Mittelalterlichen Warmzeit folgte die so genannte Kleine Eiszeit, eine relativ kalte Periode.

Ursachen

Die milderen Temperaturen während des mittelalterlichen Optimums können auf eine deutlich verstärkte Sonnenaktivität und weltweit ungewöhnlich geringe Vulkan-Aktivitäten zurückzuführen sein. Letzteres würde bewirken, dass weniger Aerosole das Sonnenlicht reflektierten und ihre kühlende Wirkung somit reduziert würde.

Andere Theorien verweisen auf periodische Schwankungen (ca. 1000-2000 Jahre) des Nordatlantikstromes als Ursache. Durch Verdunstung von 0,25 x 10^6 m³/s Wasser, welches in den Pazifik verfrachtet wird, steigt der Salzgehalt des Atlantik an. Die Zirkulation des Globalen Förderbandes soll ca. alle 1500 Jahre stark ansteigen, um den Salzgehalt auszugleichen. Dies sei mit Temperaturschwankunden des Meerwassers in der Größenordnung von 4-5 K verbunden, wodurch sich auch die Temperaturen an Land ändern könnten. [1]

Bewertung

Die Ansicht früher Skeptiker des Klimawandels, die mittelalterliche Warmzeit führe den Zusammenhang zwischen Treibhausgasen und Temperaturen ad absurdum, ist von der Paläoklimatologie weitgehend widerlegt worden. Tatsächlich haben Untersuchungen von Eisbohrkernen, Baumringen und Sedimenten in Süßwasserseen ergeben, dass die Erde während des mittelalterlichen Klimaoptimums global betrachtet kälter war als heute. Unterschiedliche Zirkulationen in der Troposphäre führten zu ungleichen Erwärmungs- bzw. Abkühlungsmustern. Dies erklärt auch, warum es während des Mittelalters zumindest in einigen Regionen Nordeuropas wärmer war als heute.

Einer neuen Studie aus dem Jahr 2007 zufolge soll die Mittelalterliche Warmzeit ein globales Ereignis gewesen sein, während der es um 0,3°C wärmer als im 20. Jahrhundert gewesen sein soll. Bei der Studie wurden Daten von achtzehn verschiedenen, bereits in peer-reviewten Publiikationen veröffentlichten, Temperatur-Proxy Zeitreihen (jeweils über mindestens die letzten 2000 Jahre) ausgewertet, wobei auf die Umstrittenen Ergebnisse von Baumringen verzichtet wurde [2].

Siehe auch

Commons: Mittelalterliche Warmzeit – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wallace S. Broecker, Was the Medieval Warm Period Global?, in: Science, Vol. 291. Nr. 5508, S. 1497 - 1499, 23. Februar 2001, doi:10.1126/science.291.5508.1497
  2. Loehle, C. 2007, A 2000-year global temperature reconstruction based on non-treering proxies, Energy & Environment 18(7-8) p.1049-1058 [1].