Osa-Klasse
Raketenschnellboot -- Klasse OSA-I | |
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Technische Daten | |
Länge: | 38,60 m |
Breite: | 7,60 m |
Tiefgang: | 2,73 m |
Verdrängung: | 209 t |
Antrieb: | 3 Reihensternmotoren M503A von JSC Zvezda aus St. Petersburg |
Leistung: | 12.000 PS / 8.826 kW |
Geschwindigkeit: | 39 kn / ca. 73 km/h |
Bordspannung: | 220 V DC Hauptspannung 24 V DC Hilfsspannung |
Besatzung: | 25-30 Mann |
Bewaffnung | |
2 Zwillingsgeschütze 30 mm AK230 | |
4 Seezielraketen P-15 (SS-N-2A oder auch Styx) |
Das Raketenschnellboot - Klasse OSA-I wurden von der UdSSR gebaut. Es ist ein sehr schnelles militärisches Wasserfahrzeug, welches mit Seezielraketen bewaffnet ist. Im weiteren Text wird es mit der Abkürzung RS-Boot bezeichnet. Die Nachfolgeklasse OSA II unterschied sich vor allem in den Raktenstartbehältern.
Beschreibung
Die Boote wurden Anfang der 1960er Jahre in verschiedenen Ländern in Dienst gestellt. Zu diesem Zeitpunkt verkörperten sie die Weltspitze. Trotzdem erfuhren sie erst Bekanntheit und vor allem Beachtung bei der NATO, als ein Boot, fast gleichen Bautyps, der ägyptischen Marine am 21. Oktober 1967 den israelischen Zerstörer Elath versenkte. Boote der Klasse OSA-I waren Bestandteil der Seestreitkräfte in mehreren Ländern des Warschauer Paktes. Aber auch andere nicht sozialistische Länder stellten Boote dieses Typs in Dienst. Die Boote der verschiedenen Marinen unterschieden sich teilweise in der Bewaffnung und Technik.
Das RS-Boot war ein kombiniertes Verdrängungs-Gleitboot mit einem voll geschweißten Schiffbaustahl-Bootskörper. Die Bootsauf- und -einbauten waren vorwiegend aus Aluminium und waren sowohl geschweißt als auch genietet und verschraubt.

Zum Antrieb besaß das Boot 3 Diesel-Sternmotoren vom Typ JSC Zvezda M503A. Diese Reihensternmotoren hatten 7 Blöcke mit je 6 Zylindern. Sie waren wassergekühlt, besaßen eine Turboladercompoundaufladung und hatten jeweils 4.000 PS (2.942 kW) Leistung. Die maximale Umdrehungszahl lag bei 2.500 Umdrehungen pro Minute. Die Steuerbord- und Backbordmaschine befanden sich im Bugmaschinenraum, die Mittelmaschine war im Heckmaschinenraum untergebracht. Zur Erzeugung der Bordspannung von 220 V DC standen 3 Hilfsdiesel zur Verfügung; einer im Bugmaschinenraum und zwei im Heckmaschinenraum.
Das Boot konnte mit vier zielsuchenden Seezielraketen von Typ Schiff/Schiff-Flugkörper P-15 (SS-N-2A) bestückt werden. Die Reichweite der Raketen betrug bis zu 25 sm (ca. 46 km).
Das Boot besaß je eine automatische Zwillings-30-mm-Schnellfeuerkanone AK-230 auf der Back und auf dem Achterdeck. Sie konnten sowohl über ein optisches Visier als auch per Waffenleit-Radar gerichtet werden und dienten zum einen als Selbstschutz (Flugabwehr) als auch zur Bekämpfung anderer Schiffseinheiten.
Das Boot war in zehn Rumpfkammern (auch Abteilung genannt) unterteilt, von denen drei nicht nebeneinander liegende Kammern geflutet hätten sein können, ohne dass das Boot gesunken wäre.
Länder, die RS-Boote OSA-I im Dienst haben oder hatten
Volksmarine der DDR
Die RS-Boote waren bei der Volksmarine in der 6. Flottille gruppiert.
Besonderheiten bei der Volksmarine
Die ersten an die Volksmarine gelieferten RS-Boote wurden noch ohne Waffenleitanlage ausgeliefert. Erst 1965 erfolgte in Tallinn eine Nachrüstung mit der Waffenleitanlage MR-104.
Da die elektrischen Geräte der DDR mit 220 V Wechselstrom funktionierten, an Bord aber nur Gleichstrom zur Verfügung stand, wurden die Boote zusätzlich mit einer 220-V-Wechselstromanlage ausgestattet. So konnten an Bord auch elektrische Geräte benutzt werden, die nicht zur fest eingebauten Ausrüstung gehörten.
1981 begann man, die ersten drei RS-Boote planmäßig außer Dienst zu stellen. Da aber noch kein Nachfolgemodell vorhanden war, welches die Aufgaben übernehmen hätten können, mussten die restlichen 12 RS-Boote trotz ihrer zunehmenden Materialermüdung und hohen technischen Verschleißes bis zu ihrer Außerdienststellung 1990 in Dienst bleiben.
Mitte der 1980er Jahre rüstete die Volksmarine ihre RS-Boote mit Täuschkörper-Wurfanlagen aus. Sie dienten zur Abwehr von angreifenden Flugkörpern.
Im Kriegseinsatz hätten die Boote in einem bestimmten Abstand ein Luftkissen hinter sich hergezogen. Die Oberfläche war stark radarreflektierend. Mit Hilfe des Kissen sollte einem radargesteuerten angreifenden Flugkörper ein wesentlich längeres Boot vorgetäuscht werden, sodass der die Mitte des Bootes ansteuernde Flugkörper zwischen Boot und Luftkissen hindurchgeflogen wäre.
Leben auf dem Boot
Die Besatzungen waren auch im Hafen ständig auf den Booten stationiert und wohnten und schliefen auch dort. Es gab in den Brigaden, in denen die RS-Boote organisiert waren, auch ein Wohnschiff, auf dem Räumlichkeiten für die Besatzungen vorhanden waren. Anfangs waren es vor allem die Torpedoschnellboot-Besatzungen, die hier untergebracht waren. Mit dem Außer-Dienst-Stellen der Torpedoschnellboote wurden die Räumlichkeiten nach und nach für RS-Boot-Besatzungen frei.
In der zweiten Bootsabteilung befand sich das 8-Mann-Deck, in dem die Maate, Meister und Fähnriche untergebracht waren. Die dritte Bootsabteilung war das 12-Mann Deck. Hier waren die Matrosen untergebracht. Da aber zur planmäßigen Besatzung mehr als 12 Matrosen gehörten, musste ein Teil von ihnen in der Offiziersmesse untergebracht werden. Diese befand sich in der achten Bootsabteilung. Dort hatten bis zu 6 Matrosen Platz. Das Offiziersdeck befand sich in der vierten Bootsabteilung.
Es gab zwar Toiletten an Bord, sie wurden aber nicht benutzt, da die Abflussrohre viel zu dünn ausgelegt waren. Im Hafen konnten die Toiletten auf dem Wohnschiff benutzt werden. War man auf See, musste man sich andere Lösungen ausdenken. Auf dem Wohnschiff gab es auch Duschen und Waschgelegenheiten. Auf See musste zum Duschen und Waschen Seewasser verwendet werden.
Das Wohnschiff hatte eine große Kombüse, wo für alle Besatzungen der Brigade gemeinsam gekocht wurde. Auch die Mannschaftsmesse (Speisesaal) war auf dem Wohnschiff untergebracht. Für die Offiziere gab es auf dem Wohnschiff ein eigenes Deck mit Unterkünften, Kombüse und Messe. Für die Tage auf See gab es eine kleine Kombüse auf dem RS-Boot. Entweder wurde auf Gefechtsstation gegessen oder in den Gefechtspausen auf dem Oberdeck, so weit es das Wetter zuließ.
Boote, die sich im Dienst befanden
Bau-Nr. | Kennzeichen | Name | Indienststellung | Außerdienststellung | Verbleib |
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205/01 | 751 | Max Reichpietsch | 20. November 1962 | 1. Oktober 1990 | 1971-1981 Schulboot S-31 Abbruch bis 1995 in Peenemünde-Nordhafen |
205/02 | Albin Köbis | 26. November 1962 | 22. September 1981 | 1971-1981 Schulboot S-32 verschrottet | |
205/03 | Rudolf Eglhofer | 14. Januar 1964 | 26. November 1981 | verschrottet (nicht zu verwechseln mit dem 1985 in Dienst getsellten gleichnamigen Flugkörperschnellboot der Tarantul-Klasse mit der Kennung P6166) | |
205/04 | (Schulboot) S713 | Dr. Richard Sorge | 14. Januar 1964 | 1. Oktober 1990 | 1971-1981 Schulboot S-33 Abbruch bis 1995 in Peenemünde-Nordhafen |
205/05 | 732 | August Lüttgens | 24. September 1964 | 1. Oktober 1990 | Abbruch bis 1995 in Peenemünde-Nordhafen |
205/06 | 713 | Paul Eisenschneider | 16. Oktober 1964 | 4. November 1981 | verschrottet |
205/07 | 733 | Karl Meseberg | 24. Oktober 1964 | 1. Oktober 1990 | Abbruch bis 1995 in Peenemünde-Nordhafen |
205/08 | 712 | Walter Krämer | 5. Dezember 1964 | 1. Oktober 1990 | Abbruch bis 1995 in Peenemünde-Nordhafen |
205/09 | 752 | Paul Schulz | 24. Dezember 1964 | 1. Oktober 1990 | Abbruch bis 1995 in Peenemünde-Nordhafen |
205/10 | 754 | Paul Wieczorek | 24. September 1965 | 1. Oktober 1990 | am 27. Juni 1995 als Materialreserve nach Lettland |
205/11 | 714 | Fritz Gast | 29. November 1965 | 1. Oktober 1990 | am 20. April 1995 als Materialreserve nach Lettland |
205/12 | 734 | Albert Gast | 23. Dezember 1965 | 1. Oktober 1990 | im Juli 1993 an Lettland; dort als Patroler P 01 Zibenz |
205/13 | 711 | Heinrich Dorrenbach | 3. September 1971 | 1. Oktober 1990 | am 30. August 1994 an Lettland; dort als Patroler P 02 |
205/14 | 731 | Otto Tost | 28. September 1971 | 1. Oktober 1990 | am 30. August 1994 an Lettland; dort ausgeschlachtet und abgebrochen |
205/15 | 753 | Josef Schares | 6. Oktober 1971 | 1. Oktober 1990 | am 30. August 1994 an Lettland |
Besatzung
Funktionsbezeichnung | |
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Nautisches Personal | Maschinentechnisches Personal |
Kommandant | Leitender Ingenieur |
1. Wachoffizier | Wachhabender Ingenieur |
2. Wachoffizier | |
Signal-Maat | Mot-Maat |
1. Signal-Gast | 1. Mot-Gast (Maschinist) |
2. Signal-Gast | 2. Mot-Gast (Maschinist) |
Steuermanns-Maat | Pumpen-Gast (Maschinist, spezialisiert auf Pumpen) |
Ruder-Gast | 1. E-Gast (Bord-Elektriker) |
2. E-Gast (Bord-Elektriker) | |
Waffentechnisches Personal | |
Funkmess-Maat | |
Funkmess-Gast | |
Funkmess-Waffenleit-Maat | |
1. Artillerie-Gast | |
2. Artillerie-Gast | |
Waffenleit-Maat | Sonstige |
1. Hangar-Gast | Bootsmann |
2. Hangar-Gast | Koch |