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Hochhaus

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Tagblatt-Turm in Stuttgart
Scheibenhochhäuser in Berlin
Die denkmalgeschützten Grindelhochhäuser in Hamburg
Die 1975 erbauten, 30 Stockwerke hohen Neckarhochhäuser sind zu einem umstrittenen Symbol für Mannheim geworden.

Der Begriff Hochhaus bezeichnet im deutschsprachigen Raum ursprünglich alle Gebäude, die eine in der jeweiligen Landesbauordnung festgelegte Gebäudehöhe überschreiten - auch wenn sie nicht die typische Gestalt (und die übergroße Höhe) eines Wolkenkratzers haben. Umgangssprachlich sind die Begriffe manchmal bedeutungsgleich.

Definition

Überwiegend definieren die Landesbauordnungen ein Gebäude als Hochhaus, wenn der Fußboden mindestens eines Aufenthaltsraumes mehr als 22 Meter über der Geländeoberfläche liegt. Denn Feuerwehrdrehleitern können Personen aus Räumen retten, deren Fußboden bis zu 23 Meter über dem Gelände liegt. Für höhere Gebäude - also die Hochhäuser - sind zusätzliche Brandschutzvorkehrungen zu treffen, wie zum Beispiel abgetrennte Fluchttreppenhäuser. Die Hochhausverordnung (HochhVO) regelt die besonderen Ansprüche des Gesetzgebers an den Bau und Betrieb von Hochhäusern.

Dem Begriff „Wolkenkratzer“ (englisch: "skyscraper") kommt das in den 1920er Jahren im deutschen Sprachraum gebräuchliche „Turmhaus“ nahe.

In Japan und China gelten erst mehr als 100 Meter hohe Gebäude als Hochhaus.

Geschichte

Die ersten bekannten Hochhäuser wurden im 16. Jahrhundert in der jemenitischen Stadt Schibam aus Holz und Lehm gebaut. Sie haben eine Höhe von bis zu 30 Metern bei bis zu neun Stockwerken.

Geburtsstunde des modernen Hochhauses

Als sich in Chicago, in den USA, zwischen 1880 und 1890 die Einwohnerzahl auf über eine Million verdoppelte, vervielfachten sich auch die Grundstückspreise in der Innenstadt. Kostete 1 im Jahr 1880 noch 130 US-Dollar, versiebenfachte er sich bis zum Jahr 1890 fast bis auf 900 US-Dollar pro m². Um rentabel zu wirtschaften, begannen Grundstückseigner, ihre Grundfläche maximal zu nutzen – was bedeutete, höher zu bauen. Dies ermöglichten neue Erfindungen wie elektrische Aufzugsanlagen, feuerfestere Baustoffe, vor allem der Skelettbaus und der Stahlskelettbau.

Das Home Insurance Building von 1885 (1931 abgerissen) vereinte als erstes Bauwerk die neuen technischen Errungenschaften und gilt mit seinen zehn Etagen als das erste Hochhaus der Welt. Das 1889 von Dankmar Adler und Louis Sullivan errichtete Auditorium Building wies zudem - neben seiner fast perfekten Akustik - als Neuheit eine Klimaanlage auf. Zwischen 1890 und 1894 entstand das Reliance Building, welches als Vorläufer der später den „internationalen Stil“ bestimmenden gläsernen Vorhangwandkonstruktion und als Meisterwerk der Ersten Chicagoer Schule gilt.

Manhattan, New York City, als exemplarische Hochhausstadt

Im Stadtteil Manhattan, New York City steht das Fuller Building (oder Flatiron Building) von 1902 noch heute als Beispiel der frühen Skelettbauweise. Die 1916 erlassene Bauordnung der Stadt New York, die nur für 25 Prozent der Grundstücksfläche eine unbegrenzte Höhenentwicklung erlaubte, und für den Rest des Bauwerks eine mathematisch bestimmte Abtreppungsvorschrift enthielt (sie galt bis in die 1950er Jahre) prägte den Typ des New Yorker Art Deco Hochhauses. Das von Cass Gilbert 1913 errichtete Woolworth Building wirkte hier stilbildend. Zahlreiche Hochhäuser dieses Typs wurden in der Hochkonjunkturphase knapp vor dem großen Börsenkrach vom Oktober 1929 geplant und bis in die ersten Jahre der Weltwirtschaftskrise errichtet, etwa William van Alens Chrysler Building (1930) oder das lange Jahre als höchstes Gebäude der Welt firmierende Empire State Building. 1929 standen von den damals 377 Hochhäusern der USA mit mehr als 20 Stockwerken 188 in New York City. Der Zeichner Hugh Ferriss verbreitete in seinem 1929 erschienenen Buch "The Metropolis of Tomorrow" den Mythos dieser Art von "Wolkenkratzerstadt", auch Metropolis, der berühmte Stummfilm Fritz Langs aus 1927 bezieht sich auf diese urbanistische Vision. Seit den 1980er Jahren nimmt unter dem Einfluss der Postmoderne die Architektur neuer Hochhausbauten wieder verstärkt auf dieses Hochhausmodell Bezug (siehe Messeturm Frankfurt, Rathaus Tokio von Kenzo Tange oder die Petronas Towers in Kuala Lumpur.

Deutschland

Das erste solitäre Hochhaus Deutschlands ist das 1915 bis 1916 nach Plänen des Architekten Friedrich Pützer errichtete Turmhaus Bau 15 der Carl Zeiss AG in Jena. Es erreichte mit 11 Geschossen eine Höhe von 43 Metern. Mit seinen rasterartig angeordneten Fenstern besitzt es eine an US-amerikanischen Vorbildern orientierte Fassade. Die ehemalige Zeiss-Produktionsstätte wird heute, nach umfassender Sanierung, für Büros, Appartements und Arztpraxen genutzt.

Als erstes, wenn auch deutlich niedrigeres Bürohochhaus entstand das siebengeschossige „Industriehaus“ in Düsseldorf am Wehrhahn 1921 bis 1923 nach Plänen der Düsseldorfer Architekten Hans Tietmann und Karl Haake.

Ein weiteres frühes Hochhaus ist das Wilhelm-Marx-Haus, 1922 bis 1924 nach Plänen des Architekten Wilhelm Kreis ebenfalls in Düsseldorf errichtet (13 Geschosse, 57 Meter hoch).

Das Hansahochhaus von Jacob Koerfer in Köln war ab 1925 mit seiner Höhe von 65 Metern bei 17 Geschossen einige Jahre lang das höchste profane Gebäude Europas.

Der 1928 errichtete Tagblatt-Turm in Stuttgart mit seinen 16 Etagen bei 61 Metern Höhe gilt als das erste in Sichtbeton ausgeführte Hochhaus Deutschlands, entworfen von Ernst Otto Oßwald.

Das 1928 fertiggestellte Anzeigerhochhaus in Hannover des Architekten Fritz Höger hat eine Höhe von 50 Meter bei 12 Etagen.

Ein weiteres frühes Hochhaus ist das in Eisenbeton und als Stahl-Skelettbau errichtete „Hochhaus am Albertplatz“ in Dresden-Neustadt, das nach Plänen von Hermann Paulick 1929 fertig wurde.

Wiederum für die Firma Carl Zeiss entstand in den Jahren 1935 bis 1936 das „Ernst-Abbe-Hochhaus“ in Jena. Heute ist das Gebäude nach umfassender Sanierung Sitz der Jenoptik-Konzernverwaltung. Das Hochhaus mit seinen 16 Etagen und 66,29 Metern Höhe errichtete die Dyckerhoff & Widmann AG unter der Leitung von Johann Braun nach Plänen der Architekten Hans Hertlein und Georg Steinmetz.

Nach der Form wird zwischen Punkthochhäusern mit eher quadratischer Grundfläche und Scheibenhochhäusern mit längsrechteckiger Grundfläche unterschieden.

Der Name "Windmühlen"-Hochhaus kennzeichnet eine Bauart, welche in der DDR (z.B. in Rostock) häufiger gebaut wurde und leitet sich von der Draufsicht ab, die in ihrer symmetrischen Form an die eines Windmühlrenrades erinnert.

Kritik

Ökologische Nachteile durch viele Klimaanlagen bei einem Hochhaus.

Der Vorteil der Gewinnung von zusätzlicher Fläche wird bei Hochhäusern mit einer Reihe von Nachteilen erkauft:

Verschattung der Umgebung
Durch ihre Höhe werfen Hochhäuser einen größeren Schatten als andere Gebäude auf ihre Umgebung. Dies führt in der Regel zu einer niedrigeren Aufenthaltsqualität in der Umgebung und den verschatteten Gebäuden.
Fallwinde
Hochhäuser verursachen durch ihre großflächige Fassade mitunter Fallwinde, d.h. das Mikroklima der Umgebung wird verändert. Bei besonders hohen Gebäuden können die Fallwinde eine Stärke erreichen, die einen Aufenthalt in der Umgebung nahezu unmöglich machen.
Unterbrechung von Sichtachsen
Hochhäuser können durch ihre Wirkung gewachsene Sichtachsen historischer Städte und Orte empfindlich stören. Ebenso werden harmonische Linien und Traufhöhen von Straßenzügen unterbrochen. Hochhäuser können optisch ganze Stadtteile voneinander trennen.
Energieverbrauch
Die große Fläche der Fassade von Hochhäusern erschwert die Wärmedämmung im Winter und erhöht die Wärmeaufnahme im Sommer. Aus diesem Grund ist ein erhöhter Verbrauch von Energie für Klimaanlagen im Vergleich zu anderen Gebäudetypen notwendig.

Diese Punkte haben dazu geführt, dass in vielen Städten die Mehrheit der Bevölkerung Hochhäuser ablehnt. (siehe dazu beispielsweise das Ergebnis der Hochhausabstimmung München im November 2004, das um so bemerkenswerter erscheint als Parteien, Wirtschaft und die Süddeutsche Zeitung als führendes Massenmedium eher pro Hochhaus agiert haben). Auch ICOMOS und die Unesco Welterbekommission stehen vielen Hochhausbauten in sensiblen Altstadtbereichen (auch außerhalb Europas) kritisch gegenüber. So sind viele Hochhaus-Projekte nach Kontroversen unterblieben.

Literatur

  • Thomas A.P. Van Leeuwen, The Skyward Trend of Thought, Amsterdam, 1986, ISBN 0262720167
  • Robert Schediwy, Städtebilder - Reflexionen zum Wandel in Architektur und Urbanistik, (S. 148 ff) , Wien, 2005, ISBN 3825877558
  • Kai Eckart: Den Wolken entgegen. Die höchsten Türme Deutschlands. Herbert Utz Verlag, München 1998, ISBN 3-89675-902-7 Das Buch zum kostenlosen Download
  • "High Society", Aktuelle Hochhausarchitektur und der internationale Hochhaus Preis 2006, Christina Gräwe, Peter Cachola Schmal (Hg.), JOVIS Verlag 2006, ISBN 978-3-936314-77-9

Städte mit den meisten Hochhäusern

Die Städte mit den meisten Hochhäusern
(Gebäude mit mehr als 12 Stockwerken oder höher als 40 m; inkl. Kirchen und Türme) Quelle: emporis (Stand: Frühjahr 2006)
Rang Stadt Land Anzahl Weiterführende Informationen
1 Hong Kong China 7.549
2 New York City USA 5.478
3 Singapur Singapur 3.619
4 São Paulo Brasilien 3.549
5 Seoul Südkorea 2.842
6 Tokio Japan 2.496
7 Istanbul Türkei 2.122
8 Rio de Janeiro Brasilien 1.989
9 Toronto Kanada 1.645
10 Buenos Aires Argentinien 1.528
11 London Großbritannien 1.303
12 Madrid Spanien 1.144
13 Chicago USA 1.046
14 Sydney Australien 829
15 Peking China 825
... Berlin Deutschland 326 41 angekündigt, weitere 2 in Bau
... Frankfurt Deutschland 280 59 angekündigt, weitere 8 bereits in Bau; siehe auch Liste der Hochhäuser in Frankfurt am Main
... Wien Österreich 88 7 angekündigt, weitere 2 in Bau
... Basel Schweiz 32 2 angekündigt, weitere 2 in Bau
... Zürich Schweiz 23 7 weitere angekündigt; siehe auch Hochhäuser in Zürich

Wolfram Lübbeke, Hochhäuser, in: Historisches Lexikon Bayerns

Siehe auch

Commons: Hochhäuser – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Hochhaus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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