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Heinrich IV. (Schlesien)

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Heinrich von Breslau (Codex Manesse, 14. Jahrhundert)

Heinrich III., genannt der Gerechte, (poln.) Henryk IV Probus (* um 1256; † 23. Juni 1290) war (als Heinrich IV.) ab 1270 Herzog in Schlesien-Breslau und ab 1288 Herzog in Krakau und somit (als Heinrich III.) Seniorherzog (Princeps) von Polen; aus der Dynastie der Piasten.

Politik

Er beherrschte als Herzog in Breslau nur den östlichen Teil Niederschlesiens. In Prag erzogen, stand er auch nach Regierungsantritt beim Tod seines Vaters 1266, Herzog Heinrichs III., unter dem Einfluss seines Onkels, König Přemysl Ottokars von Böhmen, während die Verweserschaft über das Herzogtum sein Onkel väterlicherseits, Erzbischof Władysław von Salzburg, übernahm. Nach dem Tod Königs Přemysl Ottokars 1278 konnte er das Glatzer Land, nicht aber die Regentschaft über Böhmen erringen.

Er machte Breslau zur Hauptstadt Schlesiens und verlieh der Stadt 1272 das „Große Privileg“. 1280 leistete er als erster schlesischer Herzog für sein Land König Rudolf von Habsburg einen unter Historikern allerdings umstrittenen Lehnseid. Mit dem Bischof von Breslau, Thomas II., focht er einen heftigen Immunitätsstreit aus, in dem es auch um die Einnahmen der Kirche ging und war deshalb zeitweise gebannt, was seine Stellung jedoch nicht schwächte. Es kam 1288 zur Einigung in Form eines Privilegs für das Bistum und der Gewährung der Landeshoheit für das Bistumsland, zudem stiftete er die Kreuzkirche auf der Dominsel in Breslau. Im gleichen Jahr schloss er nach vielem Streit um das Lebuser Land mit der Brandenburg Frieden, um den Rücken freizuhaben für den Erbkrieg um die polnische Seniorwürde gegen seine Verwandten, die Piasten Władysław I. Ellenlang von Kujawien und Przemysł II. von Großpolen. Er nahm das Herzogtum Kleinpolen-Krakau 1289 endgültig in Besitz, wodurch er Senior von Polen wurde und markierte so einen letzten Höhepunkt der Herrschaft der schlesischen Linie der Piasten in Polen. Heinrich wurde wahrscheinlich vergiftet. Das Erbe des kinderlos verstorbenen Herzogs fiel an die anderen schlesischen Piasten. Er wurde in der Kreuzkirche von Breslau beigesetzt.

Nachlass

Heinrich war der bedeutendste Vertreter schlesischen Piasten in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Er förderte das Turnierwesen und bekämpfte energisch das Fehdewesen. Er war verbündet mit Herzog Przemysł II. und setzte ihn als Erben in Krakau und Sandomir und somit als Nachfolger auf dem polnischen Thron ein, während sein väterliches Erbe, das Herzogtum Schlesien-Breslau, an Heinrich I. von Schlesien-Glogau ging. Heinrich gab in einem Testament, allerdings bis heute sehr umstrittenen, alle der schlesischen Kirche genommenen Rechte und Privilegien zurück und trat die herzoglichen Rechte im Bistumsland Neiße an den Bischof von Breslau ab. Er begründete damit „eine Staat-im-Staate-Situation“ der schlesischen Kirche, die Anlass für jahrhundertelange Auseinandersetzungen zwischen den Herzögen und der Kirche war. In der Manessischen Liederhandschrift sind unter seinem Namen Heinrich von Pressela zwei deutsche Minnelieder und eine Turnierszene überliefert. Er ist im Codex Manesse mit seinem Minnesang verewigt.

Vorlage:PND


VorgängerAmtNachfolger
Leszek II. der SchwarzeHerzog von Polen
1288–1290
Przemysł II.