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Malakow-Turm

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Malakow-Turm der Zeche Hannover
Malakow-Turm der Zeche Westhausen
Malakow-Turm als Hebeturm
Malakow-Turm der Zeche Prosper

Ein Malakow-Turm, Schreibweise teilweise auch Malakoff-Turm oder Malakov-Turm, ist eine Turmform, die insbesondere im Bergbau im Zeitraum 1855 bis 1880 für den Bau von Fördertürmen benutzt wurde.

Technik

Die stabile Bauform des Schachtturmes war mit 2,50 m dickem massiven Ziegelmauerwerk und einer aufwendig versteiften Innen-Konstruktion zunächst aus Holz, später aus Profileisen war darauf ausgelegt, die Seilscheiben zu halten. Außerdem war häufig auch noch der Dampfzylinder oder der Balancier für den Antrieb des Gestänges der Wasserhaltung eingebaut. Die großen vermauerten Torbogen waren für den Einbau der Technik (Zylinder,Gestänge) erforderlich.

Bei anderen Anwendungen wie dem Heben von Lasten in der Industrie wurde aus den gleichen Gründen diese Bauform angewendet.

Etymologie

Benannt sind die Türme aufgrund ihrer massiven Bauweise nach dem Fort Malakow, einer Befestigung bei Sewastopol in Russland, die 1855 im Krim-Krieg belagert wurde. Dementsprechend wurden die Wachtürmen ähnlichen Gebäude äußerliches mit meist neoromanischem Zierrat wie zum Beispiel Ecktürmchen, Zinnen, Rundbogenfenstern und Maschikulis versehen. Dieser Stil der Fördertürme im Ruhrgebiet ist englischen Ingenieuren zu verdanken, die man zum Bau engagiert hatte. Der Krimkrieg war der erste Krieg, bei dem eine umfangreiche Kriegsberichterstattung erfolgte. Nur so ist es zu erklären, dass in diesem Zeitraum u.a. im Ruhrgebiet zur Kohleförderung gebaute Türme Malakow-Turm genannt wurden. Bemerkenswert ist, dass die Ähnlichkeit mit den Türmen des Fort Malakow strenggenommen gering war: Die Türme der Festung waren nämlich rund und deutlich niedriger als die Fördertürme.

Das Ende der Malakow-Türme waren die Stählernen Fördergerüste, die ab 1864/69 die Malakow-Türme ablösten bzw. vielerorts aber noch in die alten Türme hineingebaut wurden. Ein weiterer Grund waren Brände, die die aus Holz gefertigten Einbauten zerstörten.

Erhaltene Bauwerke

Ruhrbergbau

Von den ursprünglich etwa 100 Malakow-Türmen stehen im Ruhrgebiet noch 14 Bauwerke:

Bergwerk Ort Baujahr
Zeche Carolinenglück Bochum-Hamme 1847-56
Zeche Carl Essen-Altenessen 1856
Zeche Holland 1/2 Gelsenkirchen-Ückendorf 1856-60
Zeche Hannover 1 Bochum-Hordel 1857
Zeche Rheinpreußen 1 Duisburg-Homberg 1857-79
Zeche Unser Fritz Herne-Wanne 1871
Zeche Prosper 2 Bottrop 1872-75
Zeche Westhausen Dortmund-Bodelschwingh 1872-73
Zeche Ewald Herten-Süd 1872-75
Zeche Fürst Hardenberg Dortmund 1874
Zeche Brockhauser Tiefbau Bochum-Stiepel 1874
Zeche Julius-Philipp Bochum-Wiemelhausen 1875-78

weitere Bergwerke

  • Mechernich / Eifel: letzter erhaltener Förderturm des ehemaligen Bleibergwerkes
  • Bad Ems / Rheinland-Pfalz: Förderturm des Adolph-Schachtes der Grube "Pfingstwiese", 1873 erbaut.
  • Bendorf / Rheinland-Pfalz: Förderturm der Eisenerzgrube "Werner", umgenutzt als Wohnhaus.

Industrie

  • Köln: bewacht gegenüber dem Schokoladenmuseum an der Drehbrücke die Einfahrt zum Rheinauhafen

Weitere

  • Ingelheim: 1856 wurde ein Turm der Stadtmauer, der zuvor Alte Wache hieß, in Malakoffturm umbenannt
  • Auch am Rheinufer in Mainz gibt es ein Fort Malakow, 1843 als Bundesfestung errichtet. 1871 wurde es Bestandteil Reichsfestung Mainz. Nach 1856 Fort Malakow genannt. Nach 1919 zum Teil abgebrochen (geschleift).

Der Turm in Sprockhövel der Zeche Alte Haase ist erst 1897 zusammen mit dem Seilscheibengerüst errichtet worden. Es ist aber nur eine Einhausung für die Hängebank der Zeche.

Siehe auch

Bildersammlung

Der Krim-Krieg in der Wochenzeitung "DIE ZEIT"