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Winterdepression

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Die Winterdepression oder saisonal-affektive Störung (auch SAD von Seasonal Affective Disorder; saisonal abhängige Depression) ist eine depressive Störung, die in den Herbst- und Wintermonaten auftritt.

Als eine Ursache werden Störungen des biologischen Tagesrhythmus angenommen. Es bestehen bzgl. der Ätiologie unterschiedliche Hypothesen. Eine besagt, dass die Symptomatik der SAD-Patienten in Zusammenhang mit dem Melatoninstoffwechsel steht und somit eine Beeinflussung des Melatoninspiegels einen antidepressiven Effekt haben kann. Das auftreten der depressiven Symptome im Winter lässt sich dieser Theorie zufolge mit der erhöhten Melatoninproduktion in den dunklen Wintermonaten und den daraus resultierenden niedrigeren Serotoninspiegeln erklären (Melatonin ist ein Abbauprodukt des Serotonin). Niedrige Serotoninspiegel wiederum werden insb. bei der SAD für die depressive Symptomatik und die ansonsten atypischen Symptome verantwortlich gemacht.

Neben den typischen Symptomen einer depressiven Verstimmung mit erhöhter Irritabilität und Angst sowie einer Reduzierung des Energieniveaus kommt es sehr häufig darüber hinaus zu atypischen Symptomen wie Verlängerung der Schlafdauer, verstärkter Appetit mit auffälligem Kohlehydratheißhunger und einer daraus folgenden Gewichtszunahme (Bei der Depression ansonsten eher Gewichtsabnahme, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen).

Therapeutisch können moderne Antidepressiva eingesetzt werden, wie z.B. SSRIs, NARIs, SNRIs oder atypische Antidepressiva wie derselektive Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (NDRI) Bupropion, welcher in den USA als einziges Antidepressiva (Handelsname: Wellbutrin®) eine Zulassung für die Behandlung von Seasonal Affective Disorder (saisonal-affektive Störung) hat.[1] Der Wirkstoff Bupropion ist auch als Raucherentwöhnungmedikament Zyban® erhältlich und in Deutschland als Elontril® seit April 2007 für die Behandlung von Depression zugelassen.

Zudem konnten gute Ergebnisse mit Lichttherapie erzielt werden, die die Melatoninsynthese modifiziert. Neumeister et al. 1994 Rosenthal et al. 1984 Lam et al. 1989

Im Gehirn des Menschen sitzen viele Serotonin produzierende Zellen, die Serotonin tageszeitabhängig (in den Wachphasen verstärkt) ins Blut abgeben.

Ist der Serotonin-Abgabe-Rhythmus dieser Zellen gestört, zum Beispiel durch fehlende Zeitgeber, kann es zur Depression kommen.

Werden diese Zeitgeber gezielt eingesetzt, kann die Winterdepression abgemildert werden. Sinnvoll ist die Therapie am frühen Morgen. Erfolgreich eingesetzt werden: Lichttherapie, Frühsport (Versuche an der Uni Tübingen), Medikamente, die die Lichtempfindlichkeit erhöhen, wie Johanniskraut (vgl. Abschnitt bei Depressionen).

Vorsicht: der Einsatz dieser Zeitgeber am Abend müsste nach den Theorien der Chronobiologie die Stimmung sogar noch verschlechtern.

Historie

Winterdepressionen wurden bereits in der Antike von Hippokrates und Aretaios beschrieben.

Referenzen

  1. http://www.gsk.com/ControllerServlet?appId=4&pageId=402&newsid=853