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Cuckold

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Als Cuckold wird vor allem in der BDSM-Szene ein Mann bezeichnet, der in einer festen Partnerschaft oder Liebesbeziehung durch das Fremdgehen seiner Partnerin sexuellen Lustgewinn erlangt. Diese Neigung findet sich sowohl bei unverheirateten als auch bei verheirateten Paaren. Der Neigung kann der Wunsch nach Demütigung oder Kontrolle zugrunde liegen. Dabei zeigt sich auf Seiten der Cuckolds dominantes oder auch devotes Verhalten.

Im englischen Sprachgebrauch ist Cuckold gleichzeitig die Entsprechung des veralteten deutschen Begriffs Hahnrei, also ein Mann, der durch das Fremdgehen seiner Partnerin gedemütigt wird. Mit der Einführung des englischen Lehnworts in die deutsche Sprache findet hier eine Differenzierung statt.

Etymologie

Das englische Wort „Cuckold“ setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen: Das Cuck leitet sich vom englischen Cuckoo oder vom französischen Coucou ab (beides: Kuckuck), das pejorative Suffix von -ald.

Entsprechend dem Verhalten des Kuckucksweibchens, das ihre Eier dem Teichrohrsänger zur Brut und Aufzucht unterschiebt, wird bereits im Mittelalter dieses Verhalten auf den Menschen übertragen, wenn eine verheiratete Frau das aus Untreue entstandene Kind ihrem Ehemann als dessen eigenes Kind unterschiebt (Kuckuckskind). Im Mittelenglischen taucht für den vorgeführten Ehemann 1250 der Begriff „cokewold“ auf. Als „wittol“, einer Ableitung des mittelenglischen Begriffs „willing“ (willentlich) wird der Mann bezeichnet, der wissentlich einen Geliebten seiner Frau duldet oder wünscht. Der Begriff taucht 1589 in Verbform als „cuckolding“ auf und beschreibt verschiedene Formen nichtmonogamer Beziehungen. [1]

Wifesharing oder Cuckold

Bei leichten Formen (Wifesharing) hat der Mann auch geschlechtliche Beziehungen zu anderen Frauen und kommt damit dem Swinger nahe. Er bietet seine Frau einzelnen Männern oder Gruppen zum Geschlechtsverkehr an. Er handelt soweit dominant. Leicht devote Formen zeigt der Mann, der seiner Frau einen Liebhaber gestattet und sich aktiv oder nur passiv am Liebesakt beteiligt (Flotter Dreier).

Der echte Cuckold ist in der Regel immer devot veranlagt. Er genießt es von seiner Frau fremdbestimmt und dominiert zu werden und zwar nicht nur in sexuellen, sondern auch in alltäglichen Dingen. Der Cuckold findet es erregend, wenn die Frau einen oder mehrere feste Liebhaber hat, insbesondere wenn sie zu diesen eine engere Bindung aufbaut. Es erfüllt ihn mit Stolz, wenn seine Frau von „echten Männern“ begehrt wird. Deshalb unterstützt er sie nach Kräften, sich für ihren Liebhaber besonders sexy herzurichten und zu stylen. Er lässt sich auch gern von ihr vorwerfen, dass er sie nicht richtig befriedigen kann.

Oft dehnt sich die bewusst gewollte Unterordnung auch auf den Lover aus, indem der Cuckold auch ihm gegenüber eine devote Rolle einnimmt und sich von ihm kommandieren und erniedrigen lässt. Das kann so weit gehen, dass der Cuckold die Rolle eines Dieners einnimmt, der z.B. seiner Partnerin und ihrem Liebhaber Getränke serviert, das Frühstück ans Bett bringt oder Kleidung und Schuhe des Lovers zu reinigen hat, während der sich mit seiner Frau im Schlafzimmer amüsiert.

Bei allen, auch extremen Ausformungen liegt der Beziehung zwischen dem Cuckold und seiner Partnerin aber stets eine intensive gegenseitige Zuneigung zugrunde. Obwohl die Partnerin sexuelle und auch andere emotionale Befriedigung nur bei ihrem Liebhaber findet, liegt es ihr fern, sich von ihrem Cucki zu trennen. Oft ist die Liebe und Bindung zum Partner wesentlich stärker als zu dem Liebhaber, wenn auch nicht in sexueller Hinsicht. Zudem genießt es auch die Frau, ihre Macht gelegentlich demonstrieren zu können, indem sie den Cuckold insbesondere vor ihrem Liebhaber aber auch manchmal in der Öffentlichkeit wie einen Dienstboten behandelt. Für den Cuckold bedeutet das natürlich einen besonderen Kick, aber auch eine Ehre in dieser Form „ernst genommen“ zu werden. Trifft sich die Partnerin allein mit ihrem Liebhaber in dessen Wohnung oder verbringt sie mehrere Tage oder Wochen mit ihm, wird sie dem Cuckold nach ihrer Rückkehr offen über alles berichten. Es finden keinerlei Heimlichkeiten zwischen den Partnern statt. Daher werden Cuckold-Beziehungen häufig als sehr intensiv und beständig beschrieben.

Stufen des Cuckolds

Wie bei allen Lebensformen sind auch bei Cuckold-Beziehungen die Ausprägungen vielfältig und fließend. In der letzten Zeit haben sich aber drei Kategorien herausgebildet, um die Beziehung näher zu kennzeichnen: C1, C2 und C3


C1 (der einsteiger Cuckold)

Der C1 steht durchaus darauf, seine Partnerin mit anderen Männern zu teilen und sich diesen auch ein wenig zu unterwerfen. Er und die Frau verstehen das Cuckolding aber mehr als ein Spiel. Bei einem C1 kommt es seltener vor, das sie sich mit einem anderen Mann alleine trifft. Der C1 nimmt oftmals aktiv am Sex mit anderen Männern teil. Häufig kommt es zu oralen Diensten, z.B. muß der Cuckold seine Partnerin und ihren Lover nach dem Verkehr oral säubern. Beim C1 ist das Cuckolding also mehr als Rollenspiel zu verstehen, welches auch nach dem Sex beendet ist. Veränderungen in der Beziehung gibt es so gut wie keine.


C2 (der typische Cuckold)

Im Leben des C2 wird die sexuelle Selbstbestimmung der Frau und der daraus resultierenden Lustgewinn für ihn mehr sichtbar. Sex zwischen seiner Partnerin und ihm selbst wird weniger. Zeitweise kann es vorkommen, dass er keinen Sex mehr mit seiner Frau hat. Der Liebhaber übernimmt immer mehr die Stelle des sexuellen und emotionalen Befriedigers. Die Beziehung zwischen der Partnerin und dem Lover wird fester. Es entsteht zwischen ihnen ein sehr vertrautes und verliebtes Verhältnis. Der C2 hat keinerlei Einfluss darauf. Obwohl häufig ein freundschaftliches Verhältnis zwischen dem C2 und dem Liebhaber seiner Frau besteht und auch gemeinsame Unternehmungen keine Seltenheit sind, besteht doch zwischen allen Beteiligten Klarheit darüber, daß der C2 sich letztlich unterzuordnen hat und seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse zurückstellt. Beim Sex hat er nichts mehr zu sagen, entweder bestimmt sie oder ihr Lover das Geschehen. Vor dem Besuch des Liebhabers hat der C2 dafür zu sorgen, es beiden so angenehm wie möglich zu machen. Er hat die Wohnung zu säubern, die Betten des "gemeinsamen" Schlafzimmers frisch zu beziehen und seine Partnerin durch Rat und Tat zu unterstützen, sich so attraktiv wie möglich zurecht zu machen. Der C2 hat sich auf Anweisung sofort diskret zurückzuziehen, wenn sich die Partnerin und ihr Liebhaber amüsieren oder einfach ungestört allein sein möchten. Gelegentlich wird er auch der Wohnung verwiesen und darf erst zurückkehren, wenn er über Handy die Erlaubnis bekommt. Auch kleinere Dienstleistungen, wie morgens Brötchen zu besorgen oder abends beiden eine warme Mahlzeit zu servieren, an der er teilnehmen darf oder auch nicht, können vorkommen. Während des Besuchs des Liebhabers ist das "gemeinsame Schlafzimmer" für ihn tabu, er schläft dann in einem separaten Raum.

Es steht der Partnerin frei, die Nacht, das Wochenende oder den Urlaub allein bei und mit ihrem Liebhaber ohne den C2 zu verbringen. Dem C2 sind ohne Erlaubnis seiner Partnerin keinerlei sexuellen Kontakte erlaubt.


C3 (der durch und durch Cuckold)

Das Leben eines C3 wird fast ausschließlich durch seine Partnerin bestimmt. Das gilt auch für Angelegenheiten des täglichen Lebens. Der C3 lässt sich bis zum Maximum dominieren und genießt das. In Anwesenheit des Liebhabers hat sich der C3 stets devot und unterwürfig zu verhalten und jeglichen Anweisungen Folge zu leisten. Es kann auch zur Änderung der Anrede wie z.B. "gnädige Herrin" und "gnädiger Herr" kommen. Die Partnerin und ihr Liebhaber machen sich einen Spass daraus, den C3 zu erniedrigen, sich über ihn lächerlich zu machen und ihn auch anderen Personen gegenüber zu demütigen. Es ist ihm nur gestattet zu sprechen, wenn er die Erlaubnis dazu hat. Auf seine eigenen Wünsche oder Bedrüfnisse werden sie keine Rücksicht nehmen. Widerworte oder Ungehorsam können empfindliche Strafen nach sich ziehen. Fesselungen, und Einkerkerungen im Keller oder auf dem Dachboden sind keine Seltenheit. Sexuellen Kontakt zwischen ihm und ihr gibt es so gut wie gar nicht mehr. Teilweise wird er durch seine Partnerin komplett keusch gehalten. Oft ist es Gepflogenheit, dem Partner sogar zu verbieten sich selbst zu befriedigen. Das wird durch entsprechende Massnahmen, wie einen abschließbaren Peniskäfig oder entsprechende Piercings sichergestellt, insbesondere dann wenn der C3 allein zu hause ist, weil die Partnerin bei Ihrem Liebhaber übernachtet oder mit ihm auf Reisen ist. Man spricht auch von „Never-Inside", was den Verzicht auf jeglichen Sexualverkehr bedeutet. Dem C3 ist auch jeglicher Kontakt zu anderen weiblichen Personen untersagt. Bei einem C3 kann es auch zu Dingen wie Fremdschwängerung kommen, in ganz extremen Fällen sogar zu einer freiwilligen Entfernung der Hoden. Trotz dieser teilweise extremen Formen wird die Partnerin den C3 niemals ernstaft verletzen, sondern ihn immer auch spüren lassen, dass sie ihm gegenüber echte Liebe empfindet und nicht ohne ihn leben möchte.

Der C3 ist sicher als seltener Grenzfall anzusehen. Vielleicht wird es ihn in dieser Form überhaupt nicht geben. Übergangsformen zwischen C2 und C3 sind aber fliessend und nicht so stark abgegrenzt wie zum C1.


Allen Formen kommt eine unterschiedlich stark ausgeprägte masochistische Komponente zu. Der Cuckold erlangt Befriedigung aus der Demütigung und der Vorstellung, dass seine Partnerin sich stärker zu ihrem Liebhaber hingezogen fühlt, als zu ihm selbst.

Literatur

  • Kiran Nagarkar, Cuckold (englisch), Verlag HarperCollins India, Oktober 1999, ISBN 8172233604

Quellen

  1. http://en.wikipedia.org/wiki/Cuckold#History_of_the_term Etymologische Herleitung im Artikel der englischen Wikipedia

http://www.cuckold.de/CWLeittext1.htm

http://www.dreierbeziehung.de/Seiten/BezVarianten/Klassen.htm Einteilung Wifesharing, C1, C2, C3