Liste geflügelter Worte/A
A Star is born
„A Star is born“ (deutsch: „Ein Stern geht auf“) war der Titel eines US-amerikanischen Films aus dem Jahr 1937, in dem ein Mädchen vom Lande in Hollywood zum Filmstar aufgebaut wird. In der Neuverfilmung unter der Regie von George Cukor im Jahr 1954 lautet der deutsche Titel Ein neuer Stern am Himmel. Mit den Worten „A Star is born“ kommentiert man den Beginn einer steilen Karriere.
Ab ovo
Der römische Dichter Horaz lobt Homers Ilias als gutes Beispiel dafür, wie der Anfang eines epischen Gedichts zu gestalten sei, denn Homer führt rasch mitten in das Geschehen hinein und beginnt seine Erzählung des Trojanischen Kriegs nicht mit dem doppelten Ei der Sage um Leda und dem Schwan, aus dem die schöne Helena geboren wurden. Die Wendung ab ovo (lateinisch: „vom Ei an“) bedeutet heute „sehr weitschweifig“, vom allerersten Anfang an.
Ab nach Kassel!
Die Entstehung der Redensart Ab nach Kassel wird häufig in die Zeit des nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieges datiert, als deutsche Landesfürsten, unter ihnen auch der hessische Landgraf Friedrich II., dem englischen König Untertanen zur Verfügung stellten. Andere sehen den Ursprung dieser Redensart in der Zeit nach der französischen Kapitulation von Sedan, als Napoleon III. auf Schloss Wilhelmshöhe bei Kassel interniert wurde.
Die Stadt Kassel hat den Spruch in der Bedeutung umgekehrt und lange als Werbespruch verwendet. Auf der Homepage der Stadt Kassel wird erklärt, dass die Redensart „Ab nach Kassel“ nichts mit der Entsendung von Soldaten zu tun haben kann, denn die Sammelstellen für die Rekruten lagen nicht in der Stadt an, sondern in kleineren Orten wie zum Beispiel Ziegenhain. Fest stehe allerdings, dass der Ausruf verwendet wurde, als die Aachener nach der Schlacht bei Sedan 1870 dem in Gefangenschaft nach Kassel reisenden französischen Kaiser Napoleon III. auf dem Bahnhof zuriefen: „Ab nach Kassel!“ [1]
Aber fragt mich nur nicht, wie?
Der Stoßseufzer „Aber fragt mich nur nicht, wie?“, mit dem man zum Ausdruck bringt, dass man etwas nur mit Mühe bewerkstelligen konnte stammt aus einem Gedicht Heinrich Heines, das vollständig lautet:
Anfangs wollt ich fast verzagen
Und ich glaubt, ich trüg es nie;
Und ich hab es doch getragen,
Aber fragt mich nur nicht: wie?
Abschied von Gestern
„Abschied von Gestern“ ist der Titel eines Films von Alexander Kluge aus den Jahr 1966. In der Geschichte eines jüdischen Mädchens, das aus der DDR in die Bundesrepublik flieht, spielt auch die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit eine Rolle. Mit dem Zitat kann man auf die Notwendigkeit eines Neubeginns hinweisen.
Ad usum Delphini
Die lateinische Formel Ad usum Delphini im Sinne von gereinigter Ausgabe bedeutet wörtlich „für den Gebrauch des Dauphins“. Für den Unterricht des französischen Thronfolgers wurden auf Veranlassung seines Erziehers Ausgaben antiker Klassiker von moralisch oder politisch anstößigen Stellen gereinigt, die erst am Schluss zusammengestellt wurden. Die Bezeichnung wurde später auf Bearbeitungen literarischer Werke für die Jugend bezogen.
Philippe VI., dankte ab, wurde Dominikaner und bestimmte die Dauphiné zur Apanage seines ältesten Sohnes, des späteren Johann II. Hiernach etablierte sich die Tradition, dass der jeweilige französische Kronprinz bei seiner Geburt die Dauphiné und damit den Titel Dauphin erhielt (ähnlich wie der englische Kronprinz traditionell „Prince of Wales“).
Alle Jubeljahre

Woher kommt der Begriff Jubeljahr? Büchmann verweist auf die alttestamentlichen Wurzeln des Wortes:
- „Lev. Kapitel 25 ist überschrieben ‚Sabbatjahr und Erlaßjahr‘, im unrevidierten Text ‚Feier- und Jubeljahr‘. Den Kindern Israel wird darin befohlen, jedes fünfzigste Jahr mit dem Schall der Posaune (hebräisch: jobel) als ein Erlaßjahr anzukündigen, in dem ein jeder ‚zu seiner Habe und zu seiner Sippe kommen‘ soll.“
Das Jubeljahr des mittelalterlichen Christentums wurde alle 50 Jahre als besonders Heiliges Jahr ausgerufen, in dem ein besonderer Sünden-Ablass möglich war. Die Periodendauer wurde immer weiter verringert bis sie schließlich die heute üblichen 25 Jahre erreichte. Daraus abgeleitet ist die Redewendung „alle Jubeljahre einmal“, was soviel heißt wie „extrem selten“, da der Mensch in der Regel nur zwei bis drei dieser Jubeljahre erlebte. Das Jubeljahr hieß ursprünglich Jobeljahr. Das hebräische Wort Jobel (yo-bale') steht für den Klang des Schofars, der das Jubeljahr ankündigt.
Das Sabbatjahr ist in der Torah ein Ruhejahr für das Ackerland – jeweils nach 6 Jahren in Analogie zum Sabbat als Ruhetag (Exodus 23:10-11, Leviticus 25:1-7). Während des ganzen Jahres musste alle Feldarbeit ruhen, auch wurden die Sklaven freigelassen; verkaufte und verpfändete Grundstücke kamen ohne Entschädigung wieder an den ursprünglichen Besitzer oder seine rechtmäßigen Erben zurück und alle Schulden wurden erlassen. Der Hauptzweck dieser Einrichtung war, die Gleichheit unter den Güterbesitzern zu erhalten.
Alle Räder stehen still
Das Zitat „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will“ stammt aus einem Lied, das Georg Herwegh 1863 für den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein geschrieben hat. In dessen zehnter Strophe heißt es:
Mann der Arbeit, aufgewacht!
Und erkenne deine Macht!
Alle Räder stehen still,
Wenn dein starker Arm es will.
In den 1980er Jahren wurde dieses Motto im Zuge von Fernfahrer-Streiks erneut aufgegriffen.
== Alle reden vom Wetter, wir nicht! == Carolus Horn

„Alle reden vom Wetter, wir nicht! Fahr lieber mit der Bundesbahn.“ war ein Werbeslogan der Deutschen Bundesbahn aus dem Jahr 1966. Ein Plakat zeigte eine Lokomotive, die nicht Wind noch Wetter, weder Eis noch Schnee aufhalten kann. Dieser Satz wurde oft zitiert und parodiert. „Alle reden vom Wetter, wir auch!“ hieß es als im Januar 2007 beim Orkan Cyrill tausende von Fahrgästen erst nach 24-stündiger Verspätung an ihr Ziel kamen, nachdem die Deutsche Bahn den Verkehr auf ihren Strecken präventiv eingestellt hatte.
Als wär's ein Stück von mir
Als wär’s ein Stück von mir ist der Titel der 1966 erschienenen Autobiographie Carl Zuckmayers. Den Titel (eine Zeile aus dem Gedicht Der gute Kamerad von Ludwig Uhland) sowie den Untertitel Horen der Freundschaft wählte Zuckmayer, um auf die wesentliche Rolle hinzudeuten, die Freundschaften in seinem Leben gespielt hätten.
Eine Kugel kam geflogen,
Gilt's mir oder gilt es dir?
Ihn hat es weggerissen,
Er liegt mir vor den Füßen,
Als wär's ein Stück von mir.
Gleichzeitig kann der Buchtitel auch die Bedeutung „Als wär's ein (Theater)stück von mir“ haben.
Alle Tiere sind gleich, aber einige Tiere sind gleicher als andere

Der Slogan „Alle Tiere sind gleich, aber einige Tiere sind gleicher als andere“ (englisch: „All animals are equal, but some animals are more equal than others.“) stammt aus dem Roman Farm der Tiere von George Orwell und beschreibt den Niedergang eines Gemeinwesens der Tiere, die die Menschen von ihrem Hof verjagt haben. Darauf geben sie sich eine Art Verfassung, in der es heißt:
„Alle Tiere sind gleich.“
Daraus wird im Laufe der Handlung
„Alle Tiere sind gleich, aber einige Tiere sind gleicher.“
Am Schluss unterdrücken die Schweine die anderen Tiere und sind die gleichen Tyrannen, wie es der Bauer vorher war.
Alter Freund und Kupferstecher

„Mein lieber (oder alter) Freund und Kupferstecher!“ ist eine halb ironische, halb vertrauliche Anrede an jemanden, mit dem man sich irgendwie auseinandersetzt. Literarisch kommt sie in Theodor Fontanes „Frau Jenny Treibel“ vor:
- „Das hat so sein sollen, Freund und Kupferstecher; mitunter fällt Ostern und Pfingsten auf einen Tag“.
Die Redensart stammt von Friedrich Rückert, der mit dieser Formel die Briefe an seinen Freund, den Kupferstecher Carl Barth einleitete.
Carl Barth sammelte die Gedichte Rückerts und sorgte dafür, dass sie gedruckt wurden. Friedrich Rückert war ihm dankbar dafür und schrieb ihm viele Briefe, die immer mit der Anrede „Mein lieber Freund und Kupferstecher“ begannen. Während Rückert seinen Freund voller Freundlichkeit so titulierte, hat diese Anrede heute eine leicht ironische Bedeutung und vor allem das Wort Kupferstecher führt viele in die Irre. Mit dem Aufkommen des Papiergeldes hatten die Kupferstecher Voraussetzungen für das Fälschen von Geld, was wohl zum Bedeutungswandel beigetragen haben kann.
Alter Schwede
Die Bezeichnung „Alter Schwede“ führte Heinrich von Treitschke darauf zurück, dass der Große Kurfürst altgediente schwedische Soldaten in seine Dienste zu treten veranlasste. Diese Leute seien vornehmlich zu Unteroffizieren gemacht worden, weil sie Rekruten gut zu drillen verstanden; sie hießen „die alten Schweden“. Heute kennzeichnet dieser Begriff eine gemütliche Anrede.
Weiterhin findet der Ausruf „Alter Schwede!“ Verwendung, wenn etwas nicht erwartete oder unbekannte Ausmaße oder unerwartetes Aussehen hat oder nicht erwartete nicht bekannte Geschwindigkeiten, Höhen u.s.w. zu erreichen vermag. Der Ausruf „Alter Schwede!“ bringt somit eine Art Erstaunen zum Ausdruck und trifft vermutlich eher auf einen jugendlichen Umgangston zu.
Am deutschen Wesen soll die Welt genesen.
Das meist falsch gedeutete Wort „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“ stammt aus Emanuel Geibels Gedicht „Deutschlands Beruf“ aus dem Jahr 1861, dessen letzte Strophe lautet:
Macht und Freiheit, Recht und Sitte,
Klarer Geist und scharfer Hieb
Zügeln dann aus starker Mitte
Jeder Selbstsucht wilden Trieb,
Und es mag am deutschen Wesen
Einmal noch die Welt genesen.
Auch du, mein Sohn?

„Auch du, (mein) Kind?“ („Auch du, Brutus?“ – „Et tu, Brute?“) ist ein Zitat aus Shakespeares Drama Julius Cäsar. Shakespeare lässt hier Caesar auf Lateinisch sagen, was er nach Sueton auf Griechisch ausgerufen haben soll (Καὶ σὺ τέκνον. – Kai sy teknon.), als er seinen Freund Brutus unter den Mördern wahrnahm.
Auf den Hund bringen
Die französische Sage, dass der Hund des Ritters Aubry durch sein feindseliges Betragen gegen dessen Mörder die Aufdeckung des Mordes bewirkt habe, wurde zu einem Melodrama verarbeitet, in dem der Hauptdarsteller, ein dressierter Pudel, das Pariser Publikum in Begeisterung versetzte. 1816 ließ auch die königliche Bühne in Berlin den Pudel in dem Sensationsstück Der Hund des Aubry auftreten, was, die Berliner zu dem Witz veranlasst habe, „den Hund aufs Theater bringen“ heiße eigentlich „das Theater auf den Hund bringen“.
Der Großherzog Carl August von Weimar, ein großer Hundeliebhaber, wünschte den Hund auch auf seiner Bühne zu sehen, stieß aber auf den entschiedenen Widerstand seines Intendanten Goethe, der keine Hunde leiden konnte. Auch wegen anderer Differenzen in der Theaterleitung ging Goethe nach Jena. Dort erreichte ihn die Mitteilung, dass der Wiener Schauspieler Karsten mit seinem Pudel an der Hofbühne in Weimar auftreten werde. Darauf reichte Goethe sein Entlassungsgesuch ein und erhielt am folgenden Tag seinen Abschied. Friedrich Schiller änderte die Verse der Tagesblätter daraufhin folgendermaßen ab:
Es soll die Bühne nie dem Hundestalle gleichen,
Und kommt der Pudel, muß der Dichter weichen
Goethe selbst erwähnt von diesen Vorkommnissen übrigens nichts.
Auf Messers Schneide
Die Redewendung „Auf Messers Schneide stehen“ bedeutet, dass eine Person oder eine Sache sich in einer kritischen Situation befindet, wobei der Ausgang – ob gut oder schlecht – noch ungewiss ist. Ein ähnlicher Ausdruck findet sich bereits in Homers Ilias, wo es im 10. Gesang, Vers 173–174 heißt:
Vorlage:Polytonisch
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Denn nun steht es allen fürwahr auf der Schärfe des Messers:
Schmählicher Untergang den Achaiern oder auch Leben!