Fraktursatz
Fraktursatz bezeichnet den Schriftsatz deutschsprachiger Texte in der Fraktur und anderen gebrochenen Schriften. Folgende orthographische und typographische Regeln unterscheiden sich vom Antiquasatz.
Langes s, rundes s und Eszett

Die Fraktur unterscheidet zwischen zwei Varianten des Buchstaben »s«. Das lange s (»ſ«) kann nur am Wortanfang und im Wort erscheinen. Am Silben- oder Wortende wird das runde s (»s«) (oder Schluss-s) geschrieben. Deshalb: Muskel, Donnerstag, Arabeske sowie vor "k" innerhalb einiger eingedeutschter Wörter: brüsk, grotesk, Kiosk, Obelisk).
„Wachſtube“ wäre also eine Wach-stube, „Wachstube“ eine Wachs-tube.
Das "lange ſ" steht sonst fast überall, insbesondere am Silbenanfang (auch vor "k") und immer bei "ſch", wenn dies den einheitlichen Laut "sch" bedeutet, und bei ſp, ſſ und ſt innerhalb eines einfachen (d.h. nicht zusammengesetzten) Worts, und zwar – als Ausnahme von Regel – auch wenn die Silbentrennung nach dem "ſ" erfolgt (Knoſ-pe, Waſ-ſer, faſ-ten).
Es können nie zwei runde s aufeinanderfolgen. Sollten am Wortende zwei s aufeinanderfolgen, müssten sie in Fraktur deswegen als „ſs“ gesetzt werden. Heyse, der Entwickler der Heyseschen ß-Schreibung („dass“, „muss“, „Fluss“) selbst schrieb am Ende eines Wortes oder einer Silbe ſs (Meſsergebnis, daſs) und hatte dafür sogar eigene Ligaturen. Für den heutigen Fraktursatz empfiehlt unter anderem der (reformierte) Duden ebenfalls, „Faſs“ statt „Faß“ zu setzen. Wortzusammensetzungen, die in Antiqua „sss“ enthalten würden, wären in Fraktur also mit „ſsſ“ zu setzen, z. B. "Fluſsſchifffahrt" oder "Nuſsſchokolade".
Ligaturen und Trennregeln

Im Fraktursatz finden sich viele Ligaturen, von denen einige obligatorisch und bedeutungsunterscheidend sind. Das sind insbesondere die Zwangsligaturen ch, ck, ſt und tz. Die Ligatur ß gilt als ein Buchstabe. Es gibt noch weitere Ligaturen, die jedoch nicht zwingend verwendet werden müssen (z.B: tt, ti).
Auszeichnungen
Da Fraktur-Schriften in der Regel weder über einen fetten noch einen passenden kursiven Schriftschnitt verfügen, und weil Kapitälchen oder Versalsatz wegen der schnörkeligen Gestalt der Großbuchstaben nur schlecht zu lesen wäre, werden Textstellen üblicherweise durch Sperren hervorgehoben. Im Sperrsatz werden Ligaturen aufgelöst, mit Ausnahme der Zwangsligaturen ch, ck, ſt und tz.
Antiqua
Lateinische und andere fremdsprachige Abschnitte werden in Antiqua gesetzt, ebenso einzelne fremdsprachige Wörter oder Floskeln, die nicht als eingedeutscht gelten (wie en masse oder in flagranti). Wegen besserer Lesbarkeit werden auch Abkürzungen aus Großbuchstaben (wie BGB oder USA) in Antiqua gesetzt.
Ziffern
Die Ziffern werden üblicherweise als Minuskelziffern gesetzt.
Literatur
- Duden – Die deutsche Rechtschreibung. 22. Auflage. Bibl. Inst. & F. A. Brockhaus, Mannheim 2000, ISBN 3-411-04012-2
- J.E. Wülfing, A.C. Schmidt (Hrsg.): Duden, Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter nach den für Deutschland, Österreich und die Schweiz gültigen amtlichen Regeln. 9. Auflage, Bibl. Inst., Leipzig und Wien 1915 (gesetzt in Fraktur)
- F. Forssman, R. de Jong: Detailtypografie. 2. Aufl., Hermann Schmidt, Mainz 2004, ISBN 3-87439-642-8
Weblinks
- Bund für deutsche Schrift und Sprache e.V. – Zahlreiche Artikel zu Geschichte und Satzregeln der Fraktur.
- Ligaturix – Dokumentvorlage für Fraktursatz mit Microsoft Word
- Michael Gährken – Fraktursatz mit LaTeX