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Seeberge

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Großer Seeberg
Höhe 409 m
Lage Landkreis Gotha, Thüringen (Deutschland)
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Der Seeberg ist ein Naturschutzgebiet und besteht aus zwei Teilen, dem „Großen Seeberg“ mit einer Höhe von 409 Metern und dem „Kleinen Seeberg“ mit einer Höhe von 358 Metern. Der Große Seeberg ist der Hauptgipfel des nach ihm benannten bewaldeten Höhenzuges Seeberg (auch Seeberge), der sich auf sechs Kilometern westlich des thüringischen Ortes Seebergen und nördlich der Stadt Gotha erstreckt.

Lage und Landschaft

Naturschutzgebiet

Innerhalb des Westthüringer Berg- und Hügellandes ist die Landschaft des Seebergs ein eigenes Gebiet. Es ist überwiegend bewaldet und im Nordosten und Osten hat es relativ steile Bergrücken. Es ist heute als Naturschutzgebiet NSG 379 [1] besonders geschützt. Im Norden und Süden schließen sich landwirtschaftlich genutzte Gebiete mit den NSG Siebleber Teich und Apfelstädtaue an. Der im Südosten von Gotha gelegene Seeberg ist eine typische Hügelkette. Er besteht aus zwei geologisch voneinander abgegrenzten Höhen, dem Kleinen und dem Großen Seeberg. Die Apfelstädtaue trennt im Südosten den Großen Seeberg von dem Drei-Gleichen-Gebiet. Der Kleine Seeberg trennt im Nordosten das Tal der Ratsrinne am Viadukt von der Stadt Gotha.

Geologie und Bergbau

Datei:Haarhausen Steinbruch.JPG
Im Bereich der Eichenberg–Gotha–Saalefelder Störungszone

Der Seeberg ist ein Teil der durch Thüringen verlaufenden Eichenberg-Gotha-Arnstadt-Saalfelder Störungszone, die sich von West nach Südost quer durch Thüringen parallel zum Thüringer Wald erstreckt. Der Große Seeberg ist ein Grabenbruch mit Reliefumkehr. Der Kleine Seeberg ist geologisch ein Muschelkalk-Horst mit Mittelkeuper–Umrandung. Einige Teile des Seeberges bestehen aus Keuperletten und Streifen des Muschelkalkes (Kleiner Seeberg). Der große Seeberg besteht oberhalb aus Rhätsandstein und nach Süden aus Juraschichten. Das kann man heute noch sehen. Schulen machen regelmäßig Exkursionen zum Seeberg.

Der Sandstein vom Seeberg wurde seit Jahrhunderten für Bauwerke wie zum Beispiel Schloss Friedenstein Gotha und Museum der Natur Gotha abgebaut und verwendet. Durch den Sandsteinabbruch wurde die ehemalig einheitliche Sandsteindecke vollkommen zerstückelt. Bei gezielter Suche, kann man heute noch Gesteinsformen finden, die als Steinbrüche erkennbar sind. Auf dem Großen Seeberg findet man kleine Höhlen und Löcher. Diese bezeichnet man als „Sandlöcher“. Noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Sand von den umliegenden Gemeinden gefördert. Das erklärt die Herkunft der „Sandlöcher“. Heute wird wieder Sandstein auf dem „Maikopf“ abgebaut. Es handelt sich hier um einen umstrittenen Abbau, der die Landschaft weiter zerstört. Weiterhin veränderte der Kalk- und Gipsabbau am Kleinen Seeberg bis Anfang des 20. Jahrhunderts massiv die Landschaft. Die Steilwände am Südhang sind bis 15 Meter hoch und sind das Ergebnis vom Sandsteinabbau. Die Steilwände sind die bekanntesten Naturmerkmale für den Kleinen Seeberg. Der Seeberg gehört zum Nationalen GeoPark „Burgenland – Drei Gleichen“. Das geologische Naturdenkmal „Kammerbruch“ ist hierbei hervorzuheben.

Klima

Der Seeberg und seine angrenzenden Gebiete gehören zum schwach–kontinentalen mitteldeutschen Trockengebiet mit atlantischen Zügen. Am wärmsten und trocknesten ist der Südhang des Großen Seebergs. Immer feucht und kühl ist der Nordhang zwischen „Natzkopf“ und „Butterleite“.

Vegetation

Der Seeberg ist fast vollständig bewaldet. Es handelt sich dabei um Trocken– und Schattenwälder. Weiterhin gibt es Halbtrockenwiesen, Trockenwiesen, Streuobstwiesen, Heiden, Feuchtwiesen, Quellen und kleine Teiche. Wir finden hier eine abwechslungsreiche Naturlandschaft auf kleinen Raum vor. Es wurden hier zum Beispiel die Mehrheit an nachgewiesenen Farn– und Blütenpflanzen Thüringens gefunden. Von den 950 Arten stehen 38 in der Roten Liste. Nach der Bundesartenschutzverordnung sind hier 41 besonders geschützte und darunter 15 Orchideenarten. Hervorzuheben ist auch die Pilzflora. Erfreulich für den Pilzsucher, der hier reichlich Speisepilze finden kann. In der Nähe der „Ifflandquelle“, benannt nach August Wilhelm Iffland, wachsen auch seltene Pilzarten wie der Weinrote Schleimschirmling und der Grindige Rötling.

Tierarten

Die Artenvielfalt ist für den kleinen Raum erstaunlich. Auf dem Seeberg konnten seltene Arten von Heuschrecken, Käfer, Tagfalter, Wildbienen, Ameisen, Spinnen und Weichtiere nachgewiesen werden. Es leben vier Kriechtier– und neun Lurcharten im Gebiet einschließlich dem Siebleber Teichgebiet. Hervorzuheben sind dabei die vom Aussterben bedrohten Arten Wechselkröte und Moorfrosch. Weiterhin wurden die bedrohten Arten Kreuzkröte, Zauneidechse, Seefrosch, Kammmolch und Ringelnatter gefunden. Im Gebiet des Seeberges finden wir auch eine reiche Vogelvielfalt. In der „Steppenheide“ am Großen Seeberg findet man 27 Brutvogelarten vor. Heimisch sind Hausrotschwanz, Steinschmätzer, Schwarzspecht, Wendehals und Uhu. Säugetiere wie Wildschweine, Rehe, Hasen, Kaninchen, Eichhörnchen, Dachse, Füchse, Iltise, Steinmarder und Fledermäuse haben am Seeberg ihren Lebensraum. Es wurden auch Waschbären beobachtet.

Seeberg-Sternwarte

Seebergsternwarte 1800

Ende des 18. Jahrhunderts wurde am Westhang des Seebergs, noch auf dem Stadtgebiet von Gotha, die Seeberg-Sternwarte gebaut. Den Wetterunbilden stark ausgesetzt, traten 1810 die ersten Bauschäden ein. Der Turm musste abgetragen werden, 1811 das Wirtschaftsgebäude abgerissen und das Wohngebäude neu errichtet werden. 1839 verließ der damalige Direktor Peter Andreas Hansen den Seeberg. 1858 wurde der Meridiansaal abgerissen. Das Material wurde für einen Sternwartenneubau in der Jägerstraße genutzt. Das Wohnhaus diente bis zum Brand von 1901 als Gaststätte. Ein Neubau einer Gaststätte von 1904 auf dem Seeberg hatte nichts mehr mit der Sternwarte Gotha zu tun. Heute erinnern nur noch zwei Gedenktafeln im Gelände der Gaststätte an Herzog Ernst II. als den Stifter und an Franz Xaver von Zach als den ersten Betreiber der Seeberg-Sternwarte. Die ehemalige Sternwarte ist heute Hotel und Gaststätte mit anliegenden Kaffeegarten und Spielplatz.

Ausflugsgaststätte „Düppel“ am Seeberg

Seebergen vom Düppel

Am Nordosthang des Großen Seebergs befindet sich die 1862/63 errichtete Ausflugsgaststätte „Düppel“. Es war vom Seeberger Ludwig Schüller als kleine Schankwirtschaft errichtet wurden. Der Name wird nach Überlieferungen auf ehemals an den Düppeler Schanzen kämpfende und dann nach Gotha versetzte Soldaten zurückgeführt, die für den Besuch in der Ausflugsgaststätte den Spruch prägten „Laßt uns die Düppler Schanzen stürmen“[2]. Nach mehreren Eigentümerwechseln und Umbauten ist die traditionsreiche Ausflugsgaststätte heute ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer.

Ehemaliger Raketenstützpunkt der NVA

Auf dem Kamm des Berges befand sich ein ehemaliger Raketenstützpunkt der NVA. Das Objekt diente zur Luftverteidigung der vormaligen DDR-Grenze. Die Anlage ist kreisförmig aufgebaut und in der Mitte befand sich die Kommunikationszentrale mit Bunker. Noch heute kann man deutlich Spuren dieser Vergangenheit sehen.

Graf-Gleichen-Weg

Der Graf-Gleichen-Weg, benannt nach dem Adelsgeschlecht Grafen von Gleichen geht von Gotha zur Veste Wachsenburg. Die Länge des Wanderweges ist 20 km und hat einen leichten Schwierigkeitsgrad. Der Wanderweg verläuft über den Seeberg bis zum Gasthof „Düppel“ und durch Seebergen zum Wechmarer Speicher, in das Freudenthal und an der Burg Gleichen vorbei zur Wachsenburg[3]. Es ist ein historischer Wanderweg, der gut ausgeschildert ist.

Die Siedlungsgeschichte des Seeberges

Das Gebiet des Seeberges gehörte zu den ältesten Siedlungsgebieten. In ur– und frühgeschichtlicher Zeit war es eine der dichtesten besiedelten Regionen Thüringens. Die fruchtbaren Böden und die guten Wasser– und Klimaverhältnisse schafften die Bedingungen dazu. Während der Nacheiszeit (6000–5000 v.u.Z.) wurde die Gegend zwischen Töpfleben und dem Seeberg besiedelt. Von der Jungsteinzeit (3000 v.u.Z.) über die Bronzezeit (2000–800 v.u.Z.) bis zur Germanenzeit (100–500 n.d.Z.) war es Siedlungsraum. Der Seeberg wurde in diesem Zeitraum für Befestigungen, Steinbrüche und Begräbnisstätten genutzt. Unterhalb des Höhenzuges befanden sich Siedlungen.

Ur– und Frühgeschichtliche Fundplätze des Seeberges

Im Seeberggebiet gab es Bodenfunde von der Altsteinzeit (2,5 Mio–9500 v. Chr.) bis zur Frühgeschichte (50 v. Chr.–700 n. Chr.). Es handelt sich dabei um folgende Bodenfunde: Siedlungsplatz, Flachgrab, Grabhügel, Einzelfund, Depotfund und Münzfund.

Im Museum für Regionalgeschichte in Gotha sind Ausgrabungen aus dieser Zeit zu sehen. Mit den Ur– und frühgeschichtlichen Funden des Territoriums beginnt die Darstellung der Regionalgeschichte. In dieser Art ist sie ein Querschnitt der zweitgrößten Sammlung in Thüringen.

NABU Deutschland Projekt Seeberg

Datei:Logo nabu.jpg
NABU

Zum Projekt Seeberg gehört der Steilhang mit Halbtrockenrasen, der vordere Teil des Seeberges, der Kleine Seeberg – mit einer Höhe von 358 Meter. Auf diesem Hügel ist der NABU aktiv tätig. So wird vom NABU die Rasenfläche regelmäßig gemäht und das ganze Gebiet entbuscht. Das dient der Erhaltung und Förderung geschützter Tier- und Pflanzenarten. Der Schutzstatus des Gebietes mit einer Größe von 2,4 Hektar ist zum Teil Flächen-Naturdenkmal FND.[4]

Aktionsbündnis „Rettet den Seeberg“

Das Aktionsbündnis hat sich zur Aufgabe gesetzt das Naturschutzgebiet Seeberg vor dem Sandsteinabbau zu retten. In der Bevölkerung findet das Aktionsbündnis große Resonanz und überwiegende Zustimmung. Es wurde eine endgültige Grenzziehung des Naturschutzgebiets Seeberg zum Sandsteinabbau erreicht. Am 25. August 2002 organisierte der Verein KommPottPora Gotha die „Rettet den Seeberg“ Wanderung. An der Wanderung, die über den Kammweg zur Gaststätte „Düppel“ führte, waren auch das MDR Fernsehen, MDR Radio und die lokale Presse vertreten. Die ungefähr 1.500 Menschen, die an der Wanderung teilnahmen, konnten sich von der Wichtigkeit der Erhaltung des Naturschutzgebiets selbst überzeugen[5].

Datei:A W Iffland.jpg
Iffland

August Wilhelm Iffland beschreibt den Seeberg

„Nie, nie werde ich die Feiertage in diesem schönen Walde vergessen... An einer Quelle, welche gleich links vornan im Walde entspringt, wurde gewöhnlich unser Mittagsmahl genommen. Das schöne, wohlhabende, milde regierte Land liegt in fruchtbarer Ebene hinab - der große Seeberg rechts - sowie die Schlösser der Gleichen - das freundliche Gotha links - der blaue Brocken schließlich die romantische Ferne.“[6]

Literatur

  • Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefakten-kunde; Karl Cäsar von Leonhard, H. G. Bronn
  • Der Seeberg – Hausberg der Stadt Gotha, sowie der Anliegergemeinden Seebergen und Günthersleben–Wechmar; Förster, W.; 2003
  • Gutachten des KV NABU im Auftrag des Landratsamtes Gotha (Zur Naturausstattung des Gothaer Seeberges)
  • Der Seeberg als Teillandschaft des Westthüringer Berg– und Hügellandes; Nagel, M.; 1971

Einzelnachweise

  1. http://www.tlug-jena.de/uw_raum/umweltregional/gth/index.html?gth10.html Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie
  2. http://www.derdueppel.de/html/chronik.html Chronik der Ausflugsgaststätte Düppel
  3. http://www.gast-im-thueringer-wald.de/scripts/angebote/2831/173522?layout=2&backwandern=%2Fscripts%2Fangebote%2F2831 Thüringer Wanderweg
  4. http://www.nabu.de/m03/m03_09/05961.html Webseite NABU Deutschland – Thüringen Kleiner Seeberg
  5. http://www.kommpottpora.de/rettetdenseeberg/index.html?chronologie.htm~mainFrame Steinbruch im Naturschutzgebiet – Eine Chronologie
  6. Karl Kohlstock zitiert in seinen „Entdeckungsreisen in der Heimat“ den Schauspieler Iffland mit dessen Beschreibung der Gegend vom Seeberg und der später nach ihm benannten Iffland–Quelle am Seeberg.