Bokken

Ein Bokken (木剣) oder auch Bokuto (木刀) ist ein japanisches Holzschwert. Der Begriff setzt sich zusammen aus den Wörtern Boku (Holz) und Ken bzw. Tou für Schwert.
Material
Als Material wird hauptsächlich japanische Rot- oder Weißeiche verwendet. Jedoch finden auch einheimische Holzarten Verwendung. Außerdem sind (sehr teure) Bokken aus Edelhölzern wie japanische Sunuke oder Ebenholz erhältlich. Die meisten Bokken werden hinterher mit einer Schicht Klarlack überzogen, um spätere Verformungen und Fäulnis durch zu feuchte Lagerung zu verhindern. Bei billigen taiwanesischen Bokken aus Roteiche findet oft roter Lack Verwendung, hiermit werden hauptsächlich reparierte Fehlerstellen kaschiert.
Viele Anwender schwören aber auf unlackiertes Holz, das mit Öl behandelt wird, vor allem da verschwitzte Hände auf einer lackierten Tsuka nur schlecht Halt finden oder kleben bleiben.
Im Einzelhandel kostet ein großes Bokken je nach Holzgattung zwischen 20 und 50 Euro. Es können jedoch bei minderwertig oder besonders gut verarbeiteten Exemplaren Preise unter oder über dieser Orientierung auftreten. Ein kurzes Bokken kostet in der Regel etwas weniger als die lange Version der gleichen Holzart und Verarbeitung, jedoch tritt vor allem bei Importen und exklusiven Angeboten auf Grund einer weitaus aufwendigeren Herstellung oft der umgekehrte Fall auf.
Formen
Das übliche Bokken gibt es in zwei verschiedenen Größen. Das längere Bokutachi von ca. 104 cm Länge, welches ein Katana darstellt, und ein kürzeres Bokukodachi von ca. 57 cm.
Die Bokken werden üblicherweise mit einer Tsuba aus Plastik geliefert, die mit einem Gummiring befestigt wird. Hochwertige Tsuba können auch aus hartem Leder oder Holz bestehen. Die Tsuka ist, anders als beim Shinai, nicht rund, sondern oval ausgearbeitet. Diese Form ermöglicht es dem Trainierenden, die Lage der Klinge wie bei einem echten Katana während der Übung zu fühlen.
Neben dem in Europa bekannten Bokken gibt es verschiedene Sonderformen:
- Es gibt Bokken mit sogenannter "Blutrinne" (Hi) auf beiden Seiten, die den eingeschnittenen Rinnen der Katana-Klinge entsprechen. Diese Form ist zwar weniger robust und erheblich leichter, hat aber den Vorteil, dass das Bokken beim korrekten Schwingen ein zischendes Geräusch macht; bei Solo-Schnittübung kann man deshalb am Klang erkennen, ob man das Bokken gerade oder verkantet führt.
- Zum Üben des Iaido gibt es Bokken mit einer Saya aus Plastik, mit der der Iaidoka die korrekte Form des Schwertziehens und -Zurückführens üben kann.
- Das Iwama-ryu-Aikido benutzt relativ schwere Bokken mit größerem Durchmesser und ohne Spitze.
- Viele japanische Schwertkampfschulen (Kenjutsu-ryu) haben ihre eigene spezielle Bokkenform entwickelt, so z.B. das Kashima Shin-Ryu und das Itto-Ryu.
Verwendung
Das Bokken wird in verschiedenen japanischen Kampfkünsten als Trainingswaffe benutzt. Zu diesen gehören Aikido, Jodo und Kenjutsu sowie Iaido (anstelle eines Iai-to).
Weiterhin wird das Bokken zur Vorführung der Kata im Kendo eingesetzt; die ersten sieben Kata sind für das lange Tachi-Bokken, die weiteren drei Kata werden mit dem kurzen Bokukodachi ausgeführt.
Das Bokken wird auch, hauptsächlich außerhalb Japans, als eigenständige Waffengattung betrachtet, da es neue Waza bietet wie zum Beispiel Block- und Würgetechniken, die mit einem Katana aufgrund der scharfen Klinge nicht möglich sind.
Bei Freikämpfen oder Übungen, die für Shinai gedacht sind, zieht sich ein Bokken allerdings sehr schnell Risse und Scharten zu. Da es für den Übungspartner spätestens bei Splitterbildung an der Klinge zu gefährlich wird, sollten für derartige Aktivitäten verwendete Bokken regelmäßig ausgewechselt werden. Benutzt man das Bokken nur für die Kendo-Kata, hält es bedeutend länger als ein Shinai.
Es gibt Bokken mit und ohne Kissaki. Die Variante ohne Kissaki wird hauptsächlich zum Üben von Stichtechniken genutzt. Bei einem solchen Training könnte man dem Partner mit einem gewöhnlichen Bokken schwere Verletzungen zufügen.
Auch können mit etwas Druck ausgeführte Kendo-Waza beim Kontakt mit ungeschützten Körperstellen leicht Knochen zersplittern lassen. Somit ist das Bokken nicht nur Trainingsgerät, sondern kann auch eine tödliche Waffe sein.
Literatur
- Axel Schultz-Gora: Bokken. Weinmann Verlag, Oktober 2000, ISBN 3878920695
- Dave Lowry: Bokken: Art of the Japanese Sword. (englisch)