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Allein gegen die Mafia

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Vorlage:Infobox Fernsehserie

Allein gegen die Mafia (Originaltitel: "La Piovra", dt.: "Der Krake") ist eine vom italienischen Sender Rai Uno produzierte Thrillerserie. Sie lief in 10 Staffeln zwischen 1984 und 2001 in Italien. In Deutschland wurden die Folgen anfangs vom ZDF (das auch Co-Produzent der ersten Staffeln war) bzw. von 3sat gesendet. Später übernahmen Privatsender die Ausstrahlung. Die 10. Staffel wurde in Deutschland noch nicht gezeigt.

Regisseur der ersten Staffel war Damiano Damiani, die meisten späteren Staffeln wurden von Luigi Perelli inszeniert. Die Musik der Staffeln 2-10 stammt von Ennio Morricone, in der 4. Staffel sind zudem kurze Sequenzen aus dem Pink Floyd-Album A Momentary Lapse of Reason zu hören (The Dogs Of War, Yet Another Movie, Sorrow).

Allein gegen die Mafia gilt in Italien als die erfolgreichste Fernsehserie aller Zeiten. Auch in Deutschland kam sie sowohl bei der Kritik als auch beim Publikum wegen ihrer authentischen, atmosphärisch dichten Handlung, ihrer spannenden Inszenierung und ihrer glaubhaften Schauspielerleistungen sehr gut an.

Dominik Graf schrieb in der FAZ: "Man hat vom ersten Moment der Serie an - einer langen Autofahrt eines Fernsehteams in der Morgendämmerung zu einem Erschossenen am Rand der Stadt - den Eindruck einer souveränen Beherrschung von Dramaturgie, Psychologie, knapper TV-Erzählzeit, engem Kleinstadtraum, von äußerer Spannung und von allen inneren Konflikten."

Handlung

Die einzelnen Staffeln - geplant war zunächst nur die erste - bestehen in der Regel aus sechs bis sieben rund 60-minütigen, später teils auch 90 bis 100-minütigen Folgen. Einige der späteren Staffeln hatten nur zwei Folgen.

In der Abfolge der 10 Staffeln kam es u.a. aus dramaturgischen Gründen mehrfach zum Wechsel der Hauptdarsteller. Im Zentrum der Handlung steht staffelübergreifend die Arbeit von italienischen Polizeikommissaren gegen die Mafia.

Jede Staffel hat einen eigenen Spannungsbogen und greift eine jeweils andere Facette des organisierten Verbrechens auf. Ist es in der ersten Staffel noch die sizilianische "ehrenwerte Gesellschaft" mit Querverbindungen bis in den römischen Regierungsapparat, rücken in der dritten Staffel Banken und internationaler Waffenhandel in den Blickpunkt.

Hintergrund

Der Originaltitel "La Piovra" (Der Krake) zeigt noch besser als der deutsche Titel das Thema der Serie, nämlich "um sich greifende" organisierte Kriminalität. Nüchtern und sachlich, mit fast chirurgischer Präzision zeigt Allein gegen die Mafia die Welt des organisierten Verbrechens in ihrem Kern, der grenzenlosen Gier nach Geld und Macht, in einem ihrer regionalen Ursprünge, der sizilianischen patriarchalischen Gesellschaft, in ihren Geschäftsbereichen wie illegalen Devisen- und Wertpapiergeschäften, Drogen- und Waffenhandel sowie dem Waschen von Geld in legalen Projekten und in ihrer Vorgehensweise des Kaufens von Menschen und Entscheidungen und des Auslöschens von Gegnern.

Allein gegen die Mafia bedient sich realer Vorbilder in der Wirklichkeit, sowohl was Ursprung und Struktur der Mafia betrifft als auch was den schier aussichtslosen Kampf einzelner gegen die Gewaltstrukturen der Mafia angeht. Viele moralisch integre Polizisten bzw. Ermittler wie Carlo Alberto Dalla Chiesa, Giovanni Falcone oder Paolo Borsellino wurden in den 80er und 90er Jahren von der Mafia ermordet.

Die Serie zeigt aber auch ohne politische Rücksichtnahmen die vielfachen und intensiven Verbindungen der Mafia hinein in die italienische Verwaltung bis hoch in Regierungsränge. Weiterhin wurde die Tätigkeit der Geheimloge P2 (Propaganda Due), der u.a. der ehemalige italienische Regierungschef Silvio Berlusconi angehörte, thematisiert. Berlusconi soll Serien wie „La Piovra“ für „den Image-Verlust Italiens“ verantwortlich gemacht haben.[1]

Aufgrund der kompromisslosen politischen Anspielungen und der für die Zeit der 80er Jahre im Fernsehen ungewöhnlichen Härte der Gewaltdarstellungen wurde Allein gegen die Mafia in Italien bei der Erstausstrahlung im Staatsfernsehen RAI zensiert. Bei einzelnen Folgen fielen durchaus umfangreiche und dramaturgisch nennenswerte Passagen der staatlichen Aufsicht zum Opfer. In Deutschland wurde die ersten Staffeln der Serie im ZDF ebenfalls zur damals jugendfreien Zeit um 23.00 Uhr gezeigt.

Gewalt wird in Allein gegen die Mafia aber nie ästhetisierend dargestellt, sondern immer als Teil der Dramaturgie und, wie es in der dritten Staffel der Bankier Antinari ausdrückt, als eine Art von „Mechanismus“, den sich das Geld geschaffen hat, um seine Macht zu verteidigen.

Charaktere

Am bekanntesten und stilbildend für die Serie ist die Darstellung des Corrado Cattani durch Michele Placido in den ersten vier Staffeln. Michele Placido gelingt es, einen Polizisten zu spielen, der in seiner Härte und Integrität, aber auch in seiner Verletzlichkeit und Fehlerhaftigkeit glaubwürdig ist. Authentizität erlangt die Hauptfigur auch durch die Einbeziehung seines Privatlebens, in dem er in einer zerbrechenden Ehe mit Else (Nicole Jamet) auf der einen Seite und einer Beziehung zur drogenabhängigen Titti (Barbara de Rossi) auf der anderen Seite verstrickt ist.

Dominik Graf:

„Michele Placido war schlagartig ein Star. Attraktiv, minimalistisch, mit der Aura eines herrischen Priesters ausgestattet, der ein sehr unpriesterliches Geheimnis in sich trägt.“

So wie Corrado Cattani werden die Figuren unerbittlich hineingezogen in eine Handlung, in der auf viele der Tod durch die Kommandos der Mafia wartet.

Neben Corrado Cattani ist in den ersten drei Staffeln Avvocato Terrasini die markanteste männliche Person der Serie. Dem französischen Charakterschauspieler François Périer gelingt eine Darstellung, die ständig und mit kaum merklichen Übergängen changiert zwischen jovialer Freundlichkeit und südlicher Lebensfreude auf der einen Seite sowie kalter, berechnender Grausamkeit auf der anderen Seite. Später nehmen der Banker Gaetano "Tano" Cariddi (Remo Girone) und der Schweizer Geschäftsmann Antonio Espinosa (Bruno Cremer) ebenso glaubhaft die Rollen der Gegenspieler der Kommissare ein.

Gerühmt wurden von der Kritik auch die vielschichtigen, oft tragisch endenden Charaktere der Frauen.

Inhalt der Staffeln

Erste Staffel (1984)

Schauplatz: Hafen von Trapani

Die erste Staffel mit sechs Folgen á 60 Minuten lief 1984 in Italien bei Rai Uno und wurde im gleichen Jahr auch in Deutschland vom ZDF ab dem 6. Mai 1984 ausgestrahlt. Regisseur war Damiano Damiani, die Musik stammte von Riz Ortolani. Gedreht wurde an Schauorten in Rom und Trapani (Sizilien). Die Szenen in den Bergen und am See entstanden in Horgen (Schweiz) und am Genfersee.

Commissario Corrado Cattani wird von Rom nach Sizilien versetzt. Cattani zieht mit seiner Frau Else, mit der er häufig Streit hat, und seiner am Beginn der Pubertät stehenden Tochter Paola in eine namentlich nicht genannten Kleinstadt, in der er die Nachfolge des ermordeten Kommissars Marineo übernehmen soll.

Corrado Cattani stört durch seine Ermittlungen Geschäftsleute der sizilianischen Stadt, die, wie es scheint, mehr oder weniger alle in unsaubere Geschäfte verwickelt sind. In der Folge versucht die Mafia Einfluss auf Corrado zu nehmen. Ein ganzes Spektrum von Maßnahmen wird eingesetzt, um Corrado Cattani gefügig zu machen. Man überreicht seiner Tochter ein teures Geschenk, man umgarnt seine Frau und an ihn macht sich die stolze Architektin Contessa Olga Camastra heran, mit deren Bauprojekten Drogengelder der Mafia gewaschen werden. Schließlich wird Cattanis Mitarbeiter Vice-Commissario Leo De Maria von einem Mafia-Schergen in einem Café erschossen. Das Attentat auf Leo ist eine der brutalsten Szenen der ganzen Serie und wurde bei der Erstausstrahlung zensiert.

Als Corrado weiter unnachgiebig ist und auch ein Attentat auf ihn fehlschlägt, greift die Mafia zu einem letzten Plan, der Entführung von Corrados Tochter Paola. Damit bricht sie Corrados Persönlichkeit förmlich. Aus dem stolzen Commissario wird ein williges Nervenbündel. In panischer Angst um seine Tochter erfüllt er alle Forderungen der Mafia und widerruft seine Aussagen.

Beim Vorgehen der Mafia erweist sich Avvocato Terrasini als der Strippenzieher im Hintergrund. Terrasini ist ein mit allen Wassern gewaschener Anwalt, immer verbindlich und jovial im Auftreten, aber knallhart seine Interessen durchsetzend. Selbst die Ankündigung eines Mordes dem Opfer gegenüber klingt bei Terrassini noch freundlich und geschäftsmäßig. Brillant ist die schauspielerische Leistung des 2002 verstorbenen Schauspielers François Périer in der Rolle des Avvocato Terrasini.

Am Schluss entgleitet den kühlen Geschäftsleuten aber das Geschehen, als Paola vor ihrer Freilassung von einem Mafia-Schergen vergewaltigt wird und ein schweres Trauma davonträgt. Die drogenabhängige Comtessa Raffaella "Titti" Pecci Scialoia, deren Mutter zusammen mit Marineo erschossen worden war und die mit Corrados Hilfe versuchte, vom Heroin und von ihrem Dealer Sante Cirinnà wegzukommen, wird ebenfalls „beseitigt“.

Corrado quittiert den Dienst und zieht mit seiner Frau Else, die schon vorher nach einer schweren Ehekrise Sizilien verlassen hatte, nach Frankreich in eine kleine, an einem See liegende Stadt. Dort wird Paola in einem Hospital behandelt. Sizilien liegt, so scheint es, weit hinter Corrado Cattani.

Die erste Staffel von Allein gegen die Mafia überzeugt u.a. durch die eindringliche und facettenreichen Darstellung, wie die drei Menschen aus Rom in das Geschehen in der sizilianischen Stadt hineingezogen werden, ohne sich wirklich wehren zu können. Else erliegt den Werbungen des korrupten Schönlings und lokalen Fernsehmoderators Nanni Santamaria, Corrado kann wegen seiner Beziehung mit Titti Beruf und Privatleben nicht mehr trennen und Paola wird Opfer sowohl der krisenhaften Ehe ihrer Eltern als auch des Berufs ihres Vaters.

In einer weniger moralisierenden, sondern fast dokumentarischen Art wird die sizilianische Gesellschaft als von der Cosa Nostra mafiös durchdrungen gezeigt, welche überall präsent ist, im Fernsehen, bei der Staatsanwaltschaft, bei der Polizei und selbst im Gefängnis. Selbst die um ihre Jobs in einer armen Gegend fürchtenden Bauarbeiter protestieren, als gegen die Bauarchitektin Olga Camastra ermittelt wird. Somit sind auch sie Profiteure der Mafia.

Zweite Staffel (1986)

Schauplatz: Altstadt von Trapani

Die zweite Staffel mit sechs Folgen zu je 60 Minuten wurde 1986 in Italien vom Rai Uno und in Deutschland vom ZDF gezeigt. Regie führte nun Florestano Vancini und die Musik kam erstmals von Ennio Morricone. Gedreht wurde an den bisherigen Schauorten in Rom und Trapani sowie in Horgen (Schweiz) und am Genfersee.

In der zweiten Staffel verlagert sich der Focus zunehmend auf internationale Geschäfte der sizilianischen Mafia. In den Blickpunkt geraten amerikanische Verbindungen sowie die Kontakte in den italienischen Regierungsapparat. Eine zentrale Rolle spielt hierbei eine Geheimloge, was eine offene Anspielung auf die Loge P2 war, die in den 80er Jahren in Italien aufgedeckt wurde.

In den ersten beiden Folgen muss der eigentlich abgeschlossene Handlungsfaden wieder aufgenommen werden. Die Macher der Serie entschlossen sich dazu, alle Figuren, die im Verlauf dieser Staffel und in den weiteren Staffeln keine „Rolle mehr spielen“ sollten, liquidieren bzw. tödlich verunglücken zu lassen.

Und Corrado Cattani, der den Polizeidienst quittiert hatte, musste dazu bewegt werden, wieder ins Geschehen einzugreifen. Zu diesem Zweck taucht Colonel Ettore Ferretti auf, ein moralisch integrer hoher Mitarbeiter von Corrados langjährigem Freund und Menthor Sebastiano Cannito. Der korrupte Cannito hat mit Hilfe der Loge einen hohen Posten im Geheimdienst erhalten und ist tief in die Geschäfte der Mafia verstrickt, was Ferretti aufdecken will.

Zu Beginn der Handlung verunglückt Corrados immer noch traumatisierte Tochter Paola. Corrado beschließt, in Sizilien nach den Verantwortlichen für Paolas Entführung zu suchen. Dort läuft er jedoch in eine Falle und wird von einem korrupten Staatsanwalt in Untersuchungshaft genommen. Aus der lebensbedrohlichen Situation, in die er dort gerät, kann ihn nur ein Pakt mit seinem größten und gefährlichsten Gegner retten: Avvocato Terrasini.

Die Hauptspannung zieht die zweite Staffel daraus, dass Corrado Cattani undercover als Assistent des mächtigen Cannito arbeitet. In dieser Rolle muss er eng mit den Leuten zusammenarbeiten, die für den Tod seiner Tochter und mehrerer seiner Kollegen verantwortlich sind. Mit der Comtessa Olga Camastra geht er gar eine Liebesbeziehung ein. Später wird er zu ihr sagen: „Das waren keine vertrauten Gespräche, das waren Verhöre“.

Die übermenschliche Anstrengung, die die Mehrfachrolle als gezeichnetes Mafiaopfer, als kühl kalkulierender Doppelagent und als engvertrauter Logen- und Mafia-Assistent Corrado Cattani abverlangt, wird von Michele Placido meisterlich und hochgradig glaubwürdig dargestellt.

Dadurch, dass Corrado in Fraktionskämpfe der Loge und der Mafia hineingerät, wird für ihn die Lage nicht einfacher. Als sein Partner Ferreti liquidiert wird, ist er vollends auf sich allein gestellt. Nur seine von ihm getrennt lebende Frau Else, die weiter an einem See in den Alpen lebt, bleibt ihm noch als Gesprächspartnerin.

In der letzten Folge der zweiten Staffel hat Corrado genug Beweismaterial, damit die noch lebenden, rechtschaffenen Staatsanwälte Anklage gegen zentrale Figuren des organisierten Verbrechens erheben können. Else Cattani stirbt bei einem Attentat in den Händen von Corrado.

Dritte Staffel (1987)

Die dritte Staffel wurde 1987 in Italien von Rai Uno und in Deutschland vom ZDF ausgestrahlt. Regisseur war für diese und die nächsten Staffeln nun Luigi Perelli. Gedreht wurde auf Naxos und Taormina (Sizilien), in Mailand und im Kloster von Assisi (Umbrien).

Entsprechend dem Erzählmuster der Serie führt die dritte Staffel Corrado Cattani nochmals in eine höhere Ebene des organisierten Verbrechens. Es ist nun nicht mehr die historisch gewachsene mafiöse sizilianische Welt der „Ehre“ und der „Demut“, der Omerta, vielmehr sind es die kalten Zahlen der Bilanzen der im großen Maßstab aufgezogenen illegalen Geschäfte, die in den Top-Etagen des internationalen Verbrechens den Ton angeben. Verstrickt hierin sind biedere italienische Großbanken. Nicht überkommene patriarchalische Gesellschaftsformen bestimmen nun die Handlungen der Personen, sondern die nackte Macht des Geldes.

Beim Kampf um Provisionen aus den Geschäften und um einträgliche Posten in den Aufsichtsräten gehen Mafia und Loge mit derselben gandenlosen Härte in den eigenen Reihen vor wie bisher nur gegen ihre externen Gegner. Auf diesem Parkett wird auch Avvocato Terrasini nicht mehr bestehen können.

Wieder erlebt Corrado, dass seine Partner und Vertrauten ums Leben kommen und er tiefer in die Isolation gerät. Von Staffel zu Staffel entkommt er immer knapper seinen übermächtigen Gegnern. Erneut sind es auch Mafia-Bosse selbst, die ihm einen Aufschub seiner Lebenszeit gewähren.

Es gelingt den Machern der Serie erneut, in vielschichtiger und differenzierter Weise darzustellen, wie sich die Macht der vom Verbrechen organisierten Verhältnisse Bahn bricht in die Handlungen der Personen hinein.

Corrado wird auf schicksalhafte Weise beruflich und privat hineingezogen in das Umfeld der Großbankiersfamilie Antinari und wird Zeuge von schrecklichen Ereignissen, die er nicht verhindern kann. Wieder entziehen sich am Ende alle Schuldigen auf ihre Weise dem Zugriff der Justiz.

In der Bankiersfamilie Antinari beginnt auch die Karriere des Emporkömmlings "Tano" Carridi, der in der weiteren Handlung eine zentrale Rolle spielen wird.

Vierte Staffel (1989)

Schauplatz: Lago Maggiore. Die herrschaftliche Villa von Tano und Esther befindet sich am Lago Maggiore mit Blick auf die Borromäischen Inseln

In der 4. Staffel, in der die einzelnen Folgen erstmals Spielfilm-Länge haben, spielt sich das Geschehen der inneren Logik der Serie entsprechend auf der nächsthöheren Stufe der illegalen und halblegalen Geschäftsaktivitäten ab. Die Autoren zeigen dabei ein tiefes Verständnis der Mafia-Strukturen und ihrer historischen Entwicklung. Durch eine geschickte Wahl der Handlungs- und Drehorte von den oberitalienischen Seen über Mailand und Rom bis ins tiefste Sizilien wird die Ausbreitung der Mafia-Netzwerke über ganz Italien gezeigt.

Gaetano "Tano" Cariddi baut zielstrebig und skrupellos seine Position in der Antinari-Bank aus. Um die Alleinherrschaft über die Bank zu erhalten, hat er zunächst Giulia Antinari aus dem Weg geräumt, die bei einem "Badeunfall" ertrank. Weitere Anteile verspricht er sich durch die Übertragung des Sorgerechtes für Anna Antinari, die kleine Schwester Gulias. Damit wird Tano endgültig zum Todfeind von Corrado Cattani. Zunächst verweigert sich jedoch die Vormundschaftsrichterin.

"Tano" hat sich in der Antinari Bank mit modernster Kommunikationstechnik die Möglichkeiten geschaffen, globale Devisen- und Aktiengeschäfte vorzunehmen. Er versucht, die Mafia für solche legalen Geschäfte zu gewinnen und schmiedet ein Bündnis mit dem mächtigen Mafiaboss "Pupparo". Als Instrument für die Devisengeschäfte haben die neuen Partner die börsennotierte "Internationale Versicherung" auserkoren.

Den zunächst widerspenstigen Präsidenten der Versicherung Filippo Rasi erpresst Tano mit Hilfe des mysteriösen Schweizer Geschäftsmannes Antonio Espinosa, der über geheime Dossiers der Verfehlungen führender Wirtschaftskapitäne und Politiker verfügt. Damit nicht genug, verfolgt Tano den perfiden Plan, Rasis Tochter Esther mit einer Pro-Forma-Heirat an sich zu binden. Vater und Tochter willigen ein, weil sie glauben, damit das schlimmste abwenden zu können.

In einer Parallelhandlung taucht der Sizilianer Salvatore 'Acciduzzo' Frolo (gespielt von Mario Adorf) auf, der am Casino-Besitzer Tindari Rache für ein Jahrzehnte zurückliegendes grausiges Mafia-Verbrechen nimmt. Commissario Corrado Cattani findet heraus, dass es eine Verbindung zum "Pupparo" geben muss, der seit langem untergetaucht ist und unerkannt von einem einsamen Gehöft aus die Fäden zieht - daher auch der Spitzname "Puppenspieler".

In dieser Angelegenheit ermittelt auch ein Ex-Journalist, der der Lösung sehr nahe kommt, bevor er zusammen mit Tindaris Witwe Emma, die ihm Beweismittel übergeben will, ermordet wird. Es gelangt jedoch noch ein Bild in die Hände der Polizei, das ein junges Mädchen zeigt, dessen Identität zunächst unklar ist. Später wird sich herausstellen, dass es sich um Paola Frolo, die verschollene Tochter von "Acciduzzo" handelt.

Unterdessen spitzen sich die Ereignisse um die Internationale Versicherung weiter zu. Filippo Rasi wird von Tano Cariddi und vom mächtigen, in Ascona lebenden Finanzmagnaten Antonio Espinosa so unter Druck gesetzt, dass er keinen anderen Ausweg mehr als Selbstmord sieht.

Esther beschließt, ihren Vater zu rächen und Corrado Beweise gegen Tano zu liefern. Um dessen Vertrauen zu gewinnen, bietet sie ihm an, die Ehe zu vollziehen. Für die hinreißend schöne, aber zerbrechliche Esther Rasi beginnt in der Villa am Ufer des Lago Maggiore eine schwierige Zeit, und kaum, dass sie codierte Aufzeichnungen entdeckt, wird ihr Mann Tano misstrauisch und beginnt, sie observieren zu lassen.

Tano selbst steht zwischen der mächtigen Mafia-Gruppe um den Puppenspieler auf der einen Seite und Espinosa auf der anderen. Espinosa (herrlich verrucht und moralisch verkommen gespielt von Bruno Cremer, der später im französischen Fernsehen die Maigret-Rolle verkörperte) will ein gigantisches Geschäft mit Atommüll einfädeln und braucht dazu die Mafia, in deren Besitz sich eine kleine, unbewohnte Insel befindet, deren verlassene Bergstollen als versteckter Lagerplatz dienen sollen.

Der Puppenspieler weigert sich jedoch trotz großzügiger Beteiligungsangebote, die Insel, Teil seiner sizilianischen Heimat, herauszugeben, und wird dadurch zum Hemmnis für die Cosa Nostra selbst.

Für Corrado Cattani aber wird die Lage immer bedrohlicher. Ein Mafia-Kommando, geleitet vom Puppenspieler persönlich, hat sich auf den Weg nach Mailand gemacht, um ihn endlich "auzuschalten". Corrado entgeht mehrmals den Killern, aber die Staatsanwältin Silvia Conti, die sich der Mafia entgegenstellt, wird brutal zusammengeschlagen und vergewaltigt.

Corrado kehrt mit Silvia Conti ein letztes Mal nach Sizilien zurück. Der eigentliche Schauplatz Salemi wurde im Film nach Lipari (Bild) verlegt.

Zusammen mit Silvia Conti, mit der er seine letzte Liebesbeziehung haben wird, kehrt der Commissario ein letztes Mal nach Sizilien zurück, wohin die Spur des Fotos des jungen Mädchens führt. Im Städtchen Salemi (im Film ans Meer verlegt) finden Corrado und Silvia Paolas leeres Grab.

In den letzten beiden Folgen der 4. Staffel nehmen die Geschehnisse überraschende Wendungen, die an Dramatik kaum zu überbieten sind.

Der Bruder des Pupparo will diesen nach Rücksprache mit dem obersten Führungsrat der Cosa Nostra aus dem Weg räumen, wird jedoch selbst vom langgedienten Mafia-Killer Salieri Santuzzu erschossen. Daraufhin macht sich der Puppenspieler auf den Weg nach Mailand zum Commissario, denn dieser hat Paola Frolo unter dem Namen Lorella de Pisis in einem Schweizer Internat entdeckt und nach Mailand geholt. Der Puppenspieler, so stellt sich nun heraus, ist der Adoptivvater von Paola. In einer menschlichen Anwandlung hatte er sie aus dem brennenden Wagen nach einem von der Mafia herbeigeführten Unfall herausgeholt und zunächst in einem Internat in der Nähe von Salemi, später in der Schweiz untergebracht. Der Puppero - dem Zuschauer bisher als übelster Schurke dargestellt - bekennt sich als Vetreter des traditionellen, feudalen Selbstverständnisses der sizilianischen Mafia, das auf "Ehre" und jahrhundertelangen Traditionen beruhte. Den Einstieg der Mafia in den Drogenhandel erkennt er als Fehler, genauso wie er nun die Lagerung von strahlendem Atommüll in seiner Heimat ablehnt, auch wenn damit gewaltige Profite verbunden sind. Der Puppenspieler - ohnehin nach seinem Zerwürfnis mit der Cosa Nostra erledigt - bietet Corrado Cattani gar an, sich als Kronzeuge zur Verfügung zu stellen.

Corrado, von düsteren Vorahnungen gezeichnet, ist mit der Hilfe von Esther Rasi weiter Tano auf der Spur, der seinen Generalangriff auf die Internationale Versicherung vorbereitet. Aber gleich dem Puppenspieler hat auch Tano, perfekt und kalt wie eine Maschine, eine menschliche Schwäche: er hat sich in Esther verliebt und zögert deshalb, als ihm dämmert, dass sie ihn hintergehen könnte.

Unterdessen wird auch der Mann Silvia Contis, Ernesto, der eine Korruptionsaffäre in einem Mailänder Vorort aufdecken will, ermordet. Drahtzieher ist der angesehene Senator Ettore Salimbeni. Von Salimbeni werden die feierliche Eröffnung eines Altenheims und der Mordauftrag an Ernesto Conti fast in einem Atemzug erledigt.

Tano gelingt es, mit einem genial geplanten Börsenmanöver an der "Internationalen Versicherung" eine Sperrminorität zu übernehmen. Zufrieden und erstmals mit einem Lächeln auf den sonst kühlen, fast eingefrorenen Gesichtszügen macht er sich von Mailand auf den Weg nach Hause in die Villa am Lago Maggiore. Dort eröffnet ihm Esther, dass sie alle Geschäftsgeheimnisse an Corrado verraten hat und bekennt sich zu tiefem Hass und Abscheu ihm gegenüber. Als Tano erkennt, dass er alles verloren hat und auch in seiner Liebe zu Esther, getäuscht wurde, verliert er völlig die Fassung und brüllt wie ein angeschossenes Tier. Die Szene wird von Remo Girone so meisterlich und glaubhaft gespielt, dass den Zuschauer schier Mitleid mit einem kaltblütigen Mörder überkommt. Esther überlebt ihre Offenbarung nicht. Corrado kommt zu spät und wird gerade noch von seinem Assistenten davon abgehalten, Tano zu erwürgen.

Kurz zuvor hatte Corrado Cattani den Puppenspieler und den ihm ergebenen Killer Santuzzu gerade noch vor dem Zugriff der Mafia entzogen. Es gelang sogar, die obersten Vertreter der Cosa Nostra davon zu überzeugen, der Puppero sei tot. Dieser beginnt nun seine umfassenden Aussagen gegenüber der Staatsanwaltschaft. Nur als er von der Richterin Silvia Conti gefragt wird, welche Politiker bestochen sind, zögert er ob der Konsequenzen seiner Aussage und fragt: "Wer soll zuerst tot sein? Sie oder ich"?"

Noch gezeichnet von Esthers Tod macht sich der Commissario auf den Weg nach Ascona, um den Drahtzieher der Geschehnisse zur Rede zu stellen. Espinola lässt gegenüber Corrado die Maske des jovialen Kunstsammlers fallen und zeigt die hässliche Fratze des skrupellosen Geschäftemachers, dem zwei Deals durch die Lappen gegangen sind, der aber ungerührt mit seinen kriminellen Aktivitäten fortfahren wird und entschlossen ist, sich endgültig des hartnäckigen Verfolgers zu entledigen.

Corrado ist in eine Sphäre vorgestoßen, wo seine Gegner noch mächtiger sind als in der Welt der italienischen Mafia. Schließlich wird dem Commissario auch sein gutes Herz zum Verhängnis. Anstatt unverzüglich "weit zu verreisen", um den von Espinosa auf ihn angesetzten Attentätern zu entgehen, besucht er noch mit Paola Frolo im Krankenhaus deren Vater Salvatore, um dem schwerkranken Mann gegenüber ein Versprechen einzulösen.

Im Krankenhaushof warten die schwerbewaffneten Mafia-Killer auf Corrado.

In der letzten Szene schwört Silvia Conti dem tot in ihren Armen liegenden, von 70 Kugeln getroffenen Commissario, alles daran zu setzen, seine Mörder zu finden.

Fünfte bis zehnte Staffel (1990 - 2001)

In den Staffeln 5-7 führen zwei Nachfolger den Kampf fort, den Corrado Cattani in der vierten Staffel für immer verloren hatte. Staffel 8 und 9 bestehen aus Rückblenden in die Kindheit und Jugend von Corrado. Die in Deutschland bisher noch nicht gezeigte Staffel 10 schließt wieder an das Ende der siebten Staffel an und führt die Serie zu einem Abschluss.

Synchronisation

Rolle Synchronsprecher
Corrado Cattani Lutz Riedel
Anwalt Terrasini Edgar Ott

Auszeichnungen

  • Telegatto, Italien, für den besten italienischen Fernsehfilm in den Jahren 1984 (Staffel 1), 1986 (Staffel 2), 1989 (Staffel 4) und 1995 (Staffel 7).

Aktuelle Sendetermine und DVD-Veröfffentlichungen

Deutsche Privatsender, v.a. Premiere, zeigen regelmäßig Wiederholungen einzelner Staffeln.

Die ersten drei Staffeln wurden auf der Grundlage der ungekürzten italienischen originalversionen in den Jahren 2004 und 2005 von Koch Media auf DVD veröffentlicht. Seit Oktober 2007 erscheinen die Staffeln 4-7 in zweimonatigem Turnus bei Kinowelt, basierend diesmal auf den leicht gekürzten Versionen, die im ZDF liefen.[2]

Quellen

  1. Revolver.at: Wer den Wind sät
  2. F-LM: Der Kampf gegen die Krake

Literatur

Dominik Graf: Der ausdruckslose Blick des menschlichen Pitbulls. Licht und Korn: "Allein gegen die Mafia". In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.2.2007, S. 35 (exzellente Analyse der ersten Staffel).