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Eugene Talmadge

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Eugene Talmadge (* 23. September 1884 in Forsyth, Georgia; † 21. Dezember 1946 war ein US-amerikanischer Politiker und mehrfacher Gouverneur von Georgia. Bekannt wurde er auch durch die politische Krise, die sein Tod 1946 auslöste und die zu der bizarren Situation führte, dass Georgia plötzlich drei Gouverneure gleichzeitig hatte.

Jugend und politischer Aufstieg

Der junge Eugene studierte an der University of Georgia Jura. Anschliessend war er Verwaltungsangestellter beim Bezirk Telfair in Georgia. Zwei Veruche in das Parlament des Staates Georgia gewählt zu werden scheiterten. Immerhin wurde er 1926 zum Landwirtschaftsminister des Staates gewählt. In diesem Amt wurde er zweimal von den Wählern wiedergewählt. Allerdings geriet er bald in die Kritik. Seine Gegner warfen ihm Bereicherung vor weil er u.a. mit Regierungsgeldern Reisen zu Pfederennen finanzierte. Geschadet hat ihm diese Kritik im Georgia jener Zeit nicht. 1932 wurde der bisherige Gouverneur Richard Russel in den US Senat gewählt und Talmadge beschloss selbst für das Amt des Gouverneurs zu kandidieren. Nachdem er die Nominierung der Demokratischen Partei erhalten hatte, war die Wahl nur noch eine Formsache weil es zu jener Zeit keine ernsthafte Opposition in Georgia gab. Die Republikaner waren in diesem Staat so schwach, dass sie praktisch nicht existierten.

Gouverneur von Georgia

Dem Wahlsieg von 1932 folgte die Wiederwahl 1934. Er regierte den Staat autoritär. Seine Gegner bezeichneten seine Massnahmen zur Durchsetzung seines Willens des öfteren als diktatorisch. Er war ein Kritiker von Präsidenent Franklin Roosevelt, obwohl beide Politiker der gleichen Partei angehörten. 1936 konnte er verfassungsgemäss nicht wiederhgewählt werden. Stattdessen kandierte er für den US Senat und unterlag Senator Russel klar. 1938 nahm er einen erneuten Anlauf in den Senat gewählt zu werden. Diesmal unterlag er gegen Senator Walter George. 1940 wurde er erneut für zwei Jahre zum Gouverneur von Georgia gewählt. In dieser Zeit kam es zu einem Konflikt mit der University of Georgia. Talmadge beschuldigte den bisherigen Dekan Walter Cocking kommunistischer Umtriebe und verlangte von der Universitätsleitung ihn nicht in seinem Amt zu bestätigen. Das Gremium lehnte den Antrag des Gouverneurs ab, der daraufhin drei Mitglieder des Verwaltungsrats der Universtät aus ihren Ämtern entliess und diese durch drei seiner Gesinnungsfreunde ersetzte. Nun wurde Cocking mit der neuen Mehrheit entlassen. Das führte zu Sanktionen des “Southern Assosciation of Colleges” einem Schul und Universtätsverbund im Süden der USA gegen die University of Georgia. Dieser Konflikt führte dann 1942 auch zur Abwahl des Gouverneurs. Neuer Gouverneur wurde Ellis Arnall. In desses Amtszeit wurde die Legislaturperiode des Gouverneurs von zwei auf vier Jahre verlängert. Dafür wurde eine Wiederwahl eines Gouverneurs nach 4 Jahren untersagt. Ausserdem wurde das Amt des Vizegouverneurs in Georgia neu eingeführt. Talmadge beschloss nach Ablauf der vier Jahre 1946 trotz gesundheitlicher Probleme erneut zu kandidieren. und schaffte es tatsächlich nach 1932, 1934 und 1940 ein viertes mal zum Gouverneur von Georgia gewählt zu werden.

Talmadges Tod und die Drei Gouverneurs Krise

Am 21. Dezember 1946 starb Talmadge an einem Leberleiden noch bevor er in das Amt des Gouverneurs eingeführt worden war. In der Folge kam es zu einer der bizzarsten Situationen in der gesamten Amerikanischen Geschichte. Die Verfassung von Georgia hatte erst vor kurzem das Amt des Lieutenant Governors (Vizegouverneur) geschaffen. Dieses Amt sollte mit der neuen Amtszeit erstmals besetzt werden. Melvin Thompson, ein Gegener von Talmadge, war bei den Wahlen 1946 als erster Vizegouverneur Georgias gewählt worden. Laut Verfassung sollte der Vizegouverneur das Amt des Gouverneurs ausüben falls dieser während seiner Amtszeit verstarb oder aus anderen Gründen aus dem Amt schied. Nun war Eugene Talmadge zum Zeitpunkt seines Todes aber noch gar nicht im Amt und die Diskussion um die Nachfolge entbrannte zwischen drei Gruppen. Zum ersten beanspruchte Thompson als gewählter Vizegouverneur das Amt für sich. Die Talmadge Anhänger waren entschieden gegen diese Lösung. Sie schlugen die Wahl von Herman Talmadge, dem Sohn des verstorbenen Gouverneurs, durch die Nationalversammlung vor. Schliesslich folgte die Versammlung diesem Vorschlag und wählte am 15. Januar 1947 Herman Talmadge zum neuen Gouverneur. Daraufhin klagte Thompson vor dem Obersten Gerichtshof von Georgia. Damit noch nicht genug. Der scheidende Gouverneur Ellis Arnall sah nun ein Problem . Da er nicht genau wusste wer denn nun sein Nachfolger sei, weigerte er sich das Amt zu übergeben. Das brachte die Talmadge-Anhänger in Rage, sie hassten Arnall ohnehin wegen dessen Talmadge feindlicher Politik der letzten vier Jahre. Unter den Anhängern der verschiedenen Lager kam es sogar zu handfesten Schlägereien. Inzwischen hatte Herman Talmadge das Gouverneursgebäude militärisch besetzten lassen und erklärte sich zu Gouverneur von Georgia, während Arnall und Thompson ebenfalls dieses Amt beanspruchten. Kurzzeitig hatte Georgia im Januar 1947 also gleichzeitig drei Gouverneure. Schliesslich gab Arnall auf und erkannte Thompson als neuen Gouverneur an. Somit gab es aber immer noch die beiden Kontrahenten Thompson und Herman Talmadge, die den Staat für weitere zwei Monate in ein politisches Chaos stürzten. Im März 1947 entschied der Oberste Gerichtshof von Georgia zugunsten von Thompson. Dieser sollte solange als Gouverneur amtieren bis 1948 Neuwahlen das Problem lösen sollten. Herman Talmadge gab überraschend schnell auf und bereitete sich auf die Neuwahlen vor, die er 1948 dann auch gewinnen sollte.

Die durch den Tod von Eugene Talmadge ausgelöste Krise hat den Ruf des Staates Georgias schwer beschädigt, weil man darin einen Rückfall in längst überwundene Zeiten sah. Eugene Talmadge machte im Juni 2007 noch einmal Schlagzeilen als das FBI alte Akten aus dem Jahr 1946 unter dem neuen Freedom of Information Act veröffentlichte indenen das FBI Talmadge verdächtigte in einen Mord an zwei schwarzen Ehepaaren in Monroe, Georgia, verwickelt gewesen zu sein und dass er die Tätern aus wahltaktischen Gründen geschützt habe.

Quelle:

The New Georgia Encyclopedia (Geschichte des Staates Georgia in Biografien, siehe link)

Literatur:

  • William Anderson, The Wild Man from Sugar Creek: The Political Career of Eugene Talmadge (Baton Rouge: Louisiana State University Press, 1975).
  • Charles Myer Elson, "The Georgia Three-Governor Controversy of 1947," Atlanta Historical Bulletin 20 (fall 1976): 72-95.
  • Calvin McLeod Logue, Eugene Talmadge: Rhetoric and Response (New York: Greenwood Press, 1989).
  • Willis A. Sutton Jr., "The Talmadge Campaigns: A Sociological Analysis of Political Power" (Ph.D. diss., University of North Carolina, Chapel Hill, 1952).