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Königsmechanismus

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Der Königsmechanismus wurde als soziologischer Begriff von Norbert Elias geprägt. Er bezeichnete damit (in „Die Höfische Gesellschaft“) die Strategie eines Herrschenden, ihn bedrohende ähnlich starke Interessengruppen derart gegeneinander auszuspielen, dass sie sich in einem Machtgleichgewicht befinden und zu seinem Nutzen immer wieder an ihn appellieren müssen. Dies hält ihn nicht nur an der Macht, sondern ist auch geeignet, sein Ansehen derart zu steigern, dass man ihn z. B. als 'geniale' Führungspersönlichkeit überschätzt, indes er nur ein fähiger Spieler seiner sozialen Rolle ist.

Elias' Musterbeispiel war der „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. zwischen den zwei Ständen Adel und Bürgertum, der den Adel bei Hofe um seine Gunst konkurrieren ließ und damit wirtschaftlich ruinierte, die Staatsverwaltung aber davon getrennt hielt und bürgerlichen intendants (Verwaltern) wie Colbert zuordnete - daher „Königsmechanismus“. Doch findet sich dieser Mechanismus auch bei Formen autoritär oder demokratisch regierter Staaten, in Konzernen usw., ggf. abgeschwächt (vgl. divide et impera).

Solche Machtstrategie eines Königs erzwang den Verzicht auf eine unmittelbare Durchsetzung der parteilichen Eigeninteressen. Auch mussten die Akteure in einem „Prozess der Zivilisation“ gelernt haben, ihre spontanen Bedürfnisse und Affekte zu bändigen („sich zu beherrschen“), und das bildete sich am französischen Königshof auch kraft dessen strengen Zeremoniells heraus. Beim aufstrebenden Bürgerstand erwuchs er aus dessen haushälterischer Geschäftsdisziplin.