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Franz Jetzinger

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Franz Jetzinger (* 3. Dezember 1882 in Ranshofen in Oberösterreich, † 19. März 1965 in Ottensheim in Oberösterreich) war ein österreichischer Beamter, Politiker und Schriftsteller. Er wurde vor allem bekannt als Autor des Buches „Hitlers Jugend“.

Leben und Wirken

Jetzinger studierte nach dem Besuch des Gymansiums an der Theologischen Fakultät der Universität Salzburg. Danach wurde er Jesuiten-Preister und Professor an der Philosophisch-Theologischen Lehranstalt in Linz. In diesem Zusammenhang besuchte er unter anderem 1980 Palästina.

Ab 1914 nahm Jetzinger am 1. Weltkrieg als Feldkurat teil. Nach 1918 folgte eine intensive politische Betätigung: Zunächst in der Deutschen Volkspartei (Wahlkreis Ried), dann, ab 1919, bei der Sozialdemokratischen Partei. Von 1919 bis Februar 1934 war Jetzinger sozialdemokratischer Abgeordneter im Landtag (Wahlkreis Innviertel). Von 1920 bis 1930 agierte er als Redakteur beim "Tagesblatt". Am 14. Februar 1921 wurde er aus der katholischen Kirche exkommuniziert. 1930 wurde er Landrat-Ersatzmann und 1932 als Landrat Mitglied der oberösterreichischen Landesregierung in Linz.

Nach dem Verbot der Mandatsübernahme am 12. Februar 1934 wurde Jetzinger unter Dollfuß als Sozialdemokrat fünf Wochen in Haft genommen. Danach betätigte er sich als Versicherungsangestellter bei der Wiener Gemeindeverwaltung. 1935 Wiedereintritt in die katholische Kirche und Beschäftigung als Amtsbibliothekar in der Studienbibliothek in Linz. Als Mitglied der Landesregierung von Oberösterreich besorgte Jetzinger sich Hitlers österreichische Militärakte - in der unter anderem Details über dessen Verhaftung wegen Stellungsflucht 1914 enthalten waren - und verwahrte sie bis 1945. Hitlers Versuche, das kompromittierende Dokument nach seinem Einmarsch in Österreich 1938 durch die Gestapo ausfindig zu machen und an sich zu bringen, scheiterten. Am 22. April 1944 wurde Jetzinger von der Gestapo verhaftet. 1957 schrieb Jetzinger, der als Politiker Hitler und das NS-System hasste, das Buch „Hitlers Jugend“, in dem er unter anderem die Dokumente aus Hitlers Militärakte publizierte.

"Hitlers Jugend"

Bekannt wurde Jetzinger 1958 durch sein Buch „Hitlers Jugend“, in dem er viele von dem Diktator später lancierte Behauptungen über dessen frühe Jahre widerlegen konnte. Darüber hinaus fiel Jetzinger durch seine scharfe Kritik an dem kurz zuvor erschienen Buch "Adolf Hitler. Mein Jugendfreund" von August Kubizek auf, dem er vorwarf, falsche Behauptungen zu streuen. Während frühere Hitler-Biografen wie Joachim Fest oder Werner Maser sich Jetzingers Kritik zu eigen machten, konnte dessen vernichtendes Urteil über Kubizeks Glaubwürdigkeit von dere späteren Forschung (z. B. Brigitte Hamanns Buch "Hitlers Wien") korrigiert werden. Hamann konnte insbesondere persönliche Motive - schriftstellerische Konkurrenz und eine finanzielle Schädigung Jetzingers, dessen Buch eine geringere Nachfrage erfuhr als er erwartet hatte, nachdem Kubizeks Memoirenwerk - das dieselbe Zeit wie sein Werk behandelte - kurz vor der Veröffentlichung seines Buches auf den Mark gekommen war - für Jetzingers Neigung praktisch jede Angabe in Kubizeks Buch eine negative - nachträgliche Fabulierung unterstellende - Deutung zu geben, überzeugend darstellen.

Werke

  • Hitlers Jugend. Phantasien, Lügen und die Wahrheit, Wien 1956.