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Roter Sand

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Der Leuchtturm Roter Sand

Der Turm Roter Sand ist ein Leuchtturm in der Nordsee. Er steht in der Außenweser und ist heute nicht mehr als Leuchtfeuer in Betrieb. Jedoch dient er weiter als Markierung und Tagessichtmarke sowie als Sicherung vor der Untiefe Roter Sand. Wegen dieser Untiefe dürfen schwere Schiffe mit großem Tiefgang nur bis auf 1,5 Seemeilen an den Turm heranfahren.

Beschreibung

Der Leuchtturm Roter Sand besitzt eine Gesamthöhe von 52,5 Metern, die auch das Fundament unter Wasser mit einschließt. Bei Niedrigwasser beträgt seine Höhe über dem Meeresspiegel 30,7 Meter. Die Feuerhöhe liegt bei 24 Metern.

Das Fundament ist zylinderförmig und ragt bei Niedrigwasser zirka 1,5 Meter als Plattform über die Wasseroberfläche hinaus. Darüber verjüngt sich der Turm nach oben hin. Er besitzt einen rot-weißen Anstrich, welcher über einem etwa 8 Meter hohen schwarzen Fußbereich ansetzt. Von unten nach oben ist die Reihenfolge der Farben weiß-rot-weiß-rot-weiß, wobei die einzelnen Farbabschnitte auch gleichzeitig die Stockwerke markieren. Am unteren Ende des untersten weißen Ringes befindet sich die Einstiegstür.

Der Leuchtturm hat fünf Stockwerke, welche über dem schwarzbemalten Bereich beginnen. Der unterste Raum dient als Lagerraum. Eine Treppe führt in den darüberliegenden Schlafraum. Es folgen die Küche mit einem Kohleofen, Schränken und einer gepolsterten Sitzbank und der Aufenthalts- oder Dienstraum mit einem großen Tisch und Stühlen. Von diesem gehen drei Erker aus, von denen zwei die gleiche Höhe haben wie das Stockwerk selber. Der dritte jedoch zieht sich noch höher. Die Erker beherbergten früher die Nebenfeuer und zeigen nach Nordwesten, Süden und Nordosten. Aus dem Dienstraum gelangt man über eine weitere Treppe auf den Balkon, welcher um das Laternenhäuschen mit der kupfernen Kuppel herumläuft. Ein Rundgang auf dem Balkon ist jedoch nicht möglich, da der hohe Erker an einer Stelle den Weg blockiert.

In den 1940er Jahren sah die Raumaufteilung noch anders aus. Zu jener Zeit reichten die begehbaren Räume noch in den schwarz lackierten Sektor hinein. Dort befand sich der Lagerraum. Im heutigen Lagerraum befand sich damals die Technik zur Stromerzeugung.

Technik

Geschichte der Technik

Das erste Leuchtfeuer des Roten Sand war ein Petroleumbrenner mit zwei Dochten. Die Kennung entstand durch Otterblenden, die - erstmals in Deutschland eingesetzt - über ein Uhrwerk geöffnet und geschlossen wurden, welches von einer durch den gesamten Turmschaft führenden Kette mit Kontergewichten betrieben wurde. Die Quermarkenfeuer im Nordwest- und im Süderker des Turmes zeigen beide ein festes Feuer. Als Leuchtquelle dienten hier eindochtige Argandsche Petroleumleuchten. Für die Einfahrt in die Außenweser war im Nordosterkereine zweidochtige Argandsche Lampe als Nebenfeuer installiert.

Doch bereits ein Jahr nach der Inbetriebnahme des Turmes stellte man auf eine elektrische Bogenlampe um. Da diese Strom benötigte, wurde der Leuchtturm über ein Seekabel mit Wangerooge verbunden. Nach dem Einbau der Bogenlampe wurden die Turmkennung geändert und die Quermarkenfeuer in den Erkern, die nun nicht mehr benötigt wurden, gelöscht. Das kleine Nebenfeuer im großen Erker blieb erhalten. Die Kabelverbindung wurde jedoch häufig unterbrochen und musste ebenso häufig wieder repariert werden, sodass man acht Jahre später beschloss, wieder auf Petroleumglühlicht umzusteigen.

Anfang der 1940er Jahre wurde im Laternenhaus eine große Gürtelleuchte mit Glühlampenlicht und Wechselvorrichtung eingerichtet. Das Nebenfeuer im Nordosterker blieb erhalten und bekam zusätzlich noch eine Telegrafeneinrichtung und einen Nebelschallsender. Als Leuchtfeuer diente ab 1945 ein Propangasfeuer, welches einen Gasglühlichtkörper als Lichtquelle hatte. Neuerlich elektrifiziert wurde der Rote Sand erst im Jahre 1947. Hierfür produzierten neue Dieselaggregate rund 110 Volt Gleichstrom. Die Aggregate hatten zwei Funktionen: Zum einen erzeugten sie Strom und versorgten so auch den Rest des Turmes, zum anderen luden sie Nickel-Eisen-Batterien auf, die den Nachtbetrieb regelten. Durch die nun sicher geregelte Stromversorgung konnten 1.000-Watt-Leuchtfeuer verwendet werden, was die Tragweite des Feuers erheblich steigerte.

Einige Zeit später wurde das Laternenhaus auf dem Balkon durch ein neues ersetzt.

Ab der Dienstaufnahme des Ersatzleuchtturms Alte Weser im Jahre 1964 wurde im Roten Sand ein automatisch gesteuertes kleines Propangasfeuer eingebaut.

Letztes Leuchtfeuer

Die Gürtelleuchte wurde, wie der gesamte Leuchtapparat, in Berlin hergestellt.

Das Hauptfeuer, ein Fresnelscher Apparat IV. Ordnung mit Otterblenden hatte einen Durchmesser von 3,3 Metern und befand sich in 27 Meter Höhe über Hochwasser. Es diente zur Einfahrt in die Neue Weser. Es war weiß und hatte einen weißen Blitz. Die Kennung war: 1,25 Sekunden Blitz, 1,25 Sekunden Pause, 1,25 Sekunden Blitz und 4 Sekunden Pause. Das Feuer war in verschiedenen Sektoren als weißes Leitfeuer zu sehen. Von N 68' W durch Süd bis S 46' 0 besaß es eine Tragweite von zehn Seemeilen, ebenso zwischen N 75' W und N 82' W und zwischen S 36' 0 und S 40' 0. Zwischen N 82' W durch Süd bis S 36' 0 erschien es als weißes Blitzfeuer mit gleichmäßig aufeinander folgenden Blitzen. Hiebei betrug die Dauer der Blitze und der Verdunklung jeweils etwa 1,25 Sekunden. Von N 68' W bis N 75' W und außerdem von S 40' 0 bis S 46' 0 war das Hauptfeuer ebenfalls als weißes Blitzfeuer zu sehen, allerdings mit zwei rasch aufeinander folgenden Blitzen, denen eine Verdunkelung von ungefähr vier Sekunden folgte. Das Hauptfeuer wurde 1964 gelöscht.

Daneben existierte noch ein Nebenfeuer im nach Nordosten zeigenden Erker auf 22,9 Meter Höhe über Hochwasser. Dieses Leuchtfeuer, ein Fresnelscher Apparat V. Ordnung, diente der Einfahrt in die Alte Weser und war als festes weißes Feuer von N 25' W durch Nord bis N 41' 0 rund acht Seemeilen sichtbar. Die dazugehörigen festen Sektorenfeuer waren weiß mit einer Tragweite von zehn Seemeilen, rot mit einer Tragweite von sieben Seemeilen und grün mit einer Tragweite von lediglich sechs Seemeilen. Die Nebenfeuer wurden im November 1986 gelöscht.

Zusätzlich gab es noch zwei kleine Orientierungsfeuer, welche Fresnelsche Apparate VL. Ordnung waren. Sie befanden sich im nordwestlichen und im südlichen Erker. Ersteres leuchtete nach N 68' W durch West bis S 77' W, letzteres nach S 28' 0 bis S 46' 0. Beide hatten ein festes weißes Licht und eine Tragweite von zwei bis zweieinhalb Seemeilen.

Besatzung

Vom 3. November 1884 bis zum 1. September 1964 befanden sich befanden sich durchgehend jeweils ein Leuchtturmwärter und ein Gehilfe auf dem Turm. Sie bekamen alle acht Wochen per Boot eine Lieferung mit Proviant, Post und Zeitungen, konnten aber ansonsten auch per Telegraph Kontakt mit dem Festland aufnehmen. Der Besatzung standen zwei Zisternen im Fundament des Leuchtturmes sowie ein Süßwasser-Kondensierapparat zur Verfügung. Für den Notfall hing an einem Ausleger am Balkon ein Rettungsboot.

Am 9. Januar 1964 wurde die Besatzung des Roten Sand mit der Goldmedaille für verdienstvolle Leuchtturmwärter ausgezeichnet.

Geschichte

Situation vor dem Bau

Um 1875 verkehrten zwei Feuerschiffe in der Außenweser. Diese hatten die Aufgabe, die Fahrrinne zu markieren und so zu sichern.

Erste Ideen

Im Jahre 1878 einigten sich die Weseranrainer Bremen, Oldenburg und Preußen darauf, das Seezeichenwesen gemeinsam zu regeln. Der preußische Handelsminister brachte den Vorschlag ein, ein weiteres Feuerschiff in die Außenweser zu beordern. Dieser wurde jedoch abgelehnt, da Untersuchungen ergaben, dass die Auslegung eines Schiffes auf die Muschelbank Roter Sand unmöglich sei. Stattdessen machte das Tonnen- und Bakenamt Bremerhaven noch im gleichen Jahr einen Gegenvorschlag. Dieser sah die Errichtung eines festen Turmes am Rande der Untiefe vor und wurde relativ schnell angenommen, da die Kosten für einen Leuchtturm geringer eingeschätzt wurden, als die für ein Feuerschiff.

Der Leuchtturm Roter Sand

Am 23. August 1878 beauftragte man den Baurat Hanckes, welcher damals Leiter der Hafenbaudirektion war, einen Entwurf für den geplanten Turm zu erstellen. Der von Hanckes vorgelgte Plan sah ein Bauwerk vor, dessen Unterbau auf einem Caisson ruhen sollte. Knapp zwei Jahre später, am 15. September des Jahres 1880 endete die nationale Ausschreibung um den Bau des Leuchtturmes und zwei Firmen legten ihre Kostenvoranschläge ein. Bavier, Kunz & Weiß aus Bremen verlangten 227.524 Euro, während sich das Angebot von Harkort aus Duisburg auf knapp 245.420 Euro belief. Aufgrund der niedrigeren Kosten fiel die Entscheidung am 2. Oktober zugunsten der Bremer.

Bau

In den Wintermonaten 1880 / 1881 wurde im Kaiserhafen in Bremerhaven der Caisson gebaut. Die Auslieferung fand bei guten Wetterbedingungen am 22. Mai 1881 statt, als zwei Dampfschlepper begannen, das Gebilde zur Baustelle zu ziehen. Dort kamen sie jedoch erst am 26. Mai an, da sich der Senkkasten zwischendurch losgerissen hatte und auf eine Sandbank aufgelaufen war. Man konnte ihn erst in den Morgenstunden des nächsten Tages freischleppen. Auf dem Roten Sand wurde der Caisson auf etwa 22 Meter unter Niedrigwasser abgesenkt, in den Meeresboden gespült und mit Beton gefüllt. Dazu setzte man das Innere des Behälters unter Druck, sodass es kurzzeitig als Tauchkammer fungierte. Man hatte kaum mit den Arbeiten begonnen, als der Caisson beim Absenken in Schieflage geriet. Die Arbeiten wurden abgebrochen, bis die jährlichen Pfingsstürme den Kasten wieder aufrichteten. Durch diese Verzögerung gelang es nicht, den Kasten vor Einsetzen der schweren Herbststürme mit ausreichend Beton zu füllen. Am 13. Oktober 1881 wurde der Caisson in einer schweren Sturmflut zerstört und sank. Damit war der erste Gründungsversuch gescheitert.

Die Baufirma Bavier, Kunz & Weiß traf dieser Rückschlag so hart, dass sie wenige Wochen später Insolvenz anmelden musste. Daraufhin stellte Hanckes am 7. März 1882 einen Antrag, einen zweiten Gründungsversuch zu unternehmen. Dieses Mal erhielt Harkort den Auftrag zu einem Pries von etwa 436.131 Euro. Dass tatsächlich ein zweiter Versuch gestartet werden sollte, wurde am 21. September 1882 entschieden. Über den Winter 1882 / 1883 wurde im Bremerhavener Kaiserhafen ein neuer Caisson, stabiler als der vorherige, gebaut. Dieser hatte eine Seitenhöhe von 18,5 Metern, war im Frühling des Jahres 1883 fertig und wurde am 26. Mai sogleich rausgeschleppt. Zirka 1.100 Meter nördlich der alten Baustelle wurde er zwei Tage später erfolgreich abgesenkt. Danach wurden die Seitenwände erhöht und der Caisson in Handarbeit mit 316 Kubikmetern Beton gefüllt. Dieses Mal überstand er gut gesichert die Herbststürme, obwohl sie einige kleinere Schäden verursachten. Am 22. Mai 1884 war das Fundament des Leuchtturmes vollendet.

Am 10. Juni des gleichen Jahres begann man mit dem Bau und im Juli mit den Arbeiten am Turmschaft, sodass man den Turm bis Anfang November bereits bis zum dritten Stock hochgezogen hatte. Die unterste Ebene wurde mit Mauerwerk verkleidet und mit einer feuerfesten Decke versehen. Zu dieser Zeit, am 3. November wurden 12 Arbeiter im Turm einquartiert, um das Interieur zu beenden, während die Versorgungsschiffe die Häfen anliefen. Von Anfang Dezember bis April 1885 konnte aufgrund widriger Witterungsbedingungen nicht am Turm gearbeitet werden. Im Sommer 1885, am 10. August, wurden der Wohnraum, die Erker und die Laterne fertiggestellt, woraufhin mit dem Einbau der Beleuchtung begonnen wurde.

Am 23. Oktober erfolgte die Bauabnahme durch den Baurat Hanckes. Acht Tage darauf, am 1. November 1885 wurde um 00:00 Uhr das Feuer gezündet. Gerade einmal sieben Jahre nach den ersten Planungen war der Leuchtturm Roter Sand fertiggestellt. Er war das erste Offshorebauwerk der Geschichte und gilt als bauliche Pionierleistung jener Zeit.

Betrieb

Nahezu 35 Jahre lang tat der Leuchtturm ohne Probleme seinen Dienst. In den 1920er Jahren verlor er jedoch durch eine Verlagerung der Sandbänke und der dadurch bedingten Änderung der Fahrrinne etwas an Bedeutung, blieb aber für die Jade und die Außenweser weiterhin sehr wichtig.

Anfang des Jahres 1933 wurde die Steinschüttung um den Turm erhöht, um eine größere Standsicherheit zu gewährleisten. In den 1940er Jahren kam es zu einigen kleineren Baumaßnahmen. So wurden zum Beispiel ein neues Laternenhaus und die Laternen in den Erkern, welche nach Nordwesten und Süden zeigen, abmontiert. 1953 stellte man bei Analysen massive Durchrostungen der Stahlhaut im Niedrigwasserbereich fest. Daraufhin wurden bis 1955 sämtliche Stahlbauteile, das Mauerwerk, der Beton und die Steinschüttung untersucht. Man stieß auf schwere Schäden am Fundament, die nur durch umfangreiche und kostenaufwendige Bauarbeiten zu beheben waren. Andernfalls hätte die Standsicherheit des Turmes nicht garantiert werden können.

Nach Abschluss der Sanierungen wurden in den Jahren 1958 und 1959 Untersuchungen angestellt, ob der Turm für die Aufnahme eines Radar-Decks in Frage käme. Er sollte damit ein Teil einer langen Radarkette bilden. Es stellte sich jedoch heraus, dass der Stahlmantel Löcher aufwies. Zudem fand man Salzwasser im Beton. Somit war der Turm - weil nicht stabil genug - für eine Radaranlage ungeeignet, zumal er für die erforderlichen Betriebsräume der modernen Seezeichentechnik zu wenig Platz bot. Aus diesem Grunde wurde ab 1961 etwa drei Kilometer nördlich des Roten Sand der Ersatzbau Alte Weser errichtet. Dieser nahm am 1. September 1964 seinen Betrieb auf, wodurch der Rote Sand nahezu überflüssig wurde. Noch am selben Tag wurde seine letzte Besatzung abgezogen. Der Rote Sand diente nun nur noch als Tagessichtzeichen und des Nachts mit einem kleinen Propangasfeuer als Gegenfeuer zum Leuchtturm Hohe Weg und zwei Quermarkenfeuern nahe der Alten Weser.

Bis 1974 wurde der Turm durch das Wasser- und Schifffahrtsamt Bremerhaven finanziert. 1975 wurden die alte Nebelglocke und das Uhrwerk des Turms abgebaut und als Ausstellungsstücke ins Deutsche Schiffahrtsmuseum nach Bremerhaven transportiert. In de folgenden Jahren herrschte Uneinigkeit darüber, was mit dem Turm geschehen sollte. Einige befürworteten einen kompletten Abriss, andere ein Aufstellen an Land. In der Bevölkerung regte sich jedoch Protest gegen diese Pläne. daraufhin beschlossen alle Fraktionen der Bremischen Bürgerschaft am 16. November 1978 die Erhaltung des Leuchtturms, welcher ein Jahr später von der Landesdenkmalpflege als „kulturgeschichtliches Denkmal von erheblicher Bedeutung“ eingestuft wurde. Am 22. September 1982 gründete der Magistrat Bremerhavens einen Fond zur Rettung und Erhaltung des Leuchtturmes und wenige Wochen später stellte das Niedersächsische Amt für Denkmalpflege den Roten Sand unter Denkmalschutz.

Am 13. Januar 1983 wurde der Förderverein Rettet den Leuchtturm Roter Sand e.V. gegründet mit dem Ziel, den Turm an Ort und Stelle zu erhalten. Dieser Verein erzielte acht Monate später, im November 1983 einen großen Erfolg, als das Bundesministerium für Verkehr unter Werner Dollinger als Eigentümer des Turmes seine Position aufgab, das Oberteil des Turmes als Glied einer neuen Richtfeuerlinie nach Nordenham zu versetzen, sondern sich dafür entschied, das Gebäude an Ort und Stelle zu belassen.

Im Frühjahr des darauffolgenden Jahres begannen groß angelegte Untersuchungen zur Ermittlung der Standsicherheit. dabei sollten auch die ungefähren Finanzen berechnet werden, die die geplante Sanierung kosten würde.

Vor Beginn dieser Sanierungen wurde das letzte Feuer am 12. November 1986 gelöscht. Der Leuchtturm Roter Sand hatte insgesamt 101 Jahr und 11 Tage geleuchtet.

Restaurierung 1987 - 1990

Der Diplomingenieur Rolf Seedorf vom Wasser- und Schifffahrtsamt Bremerhaven brachte die Idee ein, einen Stahlmantel als Manschette über den Turm zu stülpen, der den nahezu zerstörten Caisson bis in eine Tiefe von 10 Metern umgeben sollte. Dann sollte der Zwischenraum zwischen Mantel und Senkkasten mit Beton ausgefüllt werden.

Schwimmkran ENAK in Bremerhaven

Anfang des Jahres 1987 gelang es, sich auf eine Finanzierung zu einigen. Der Gesamtpreis der Restaurierung wurde mit 562.421 Euro beziffert. Davon sollten der Bund 357.904 Euro, das Bundesland Niedersachsen 153.387 Euro und der Förderverein Rettet den Leuchtturm Roter Sand e.V. 51.129 Euro zahlen. Zusätzlich erklärte sich der Bund bereit noch einmal 255.645 Euro für die Unterhaltung des Turmes nach Abschluss der Arbeiten zur Verfügung zu stellen.

Am 24. April 1987 wurden die Anfangsuntersuchungen, wie zum Beispiel Probebaggerungen, abgeschlossen und ab Anfang Juni wurden im Kaiserhafen in Bremerhaven, in dem auch schon die beiden Caissons entstanden, 18 Stahltafeln zu einer Manschette zusammengefügt. Diese Arbeit war am 28. Juli abgeschlossen und die 110 Tonnen schwere un 15,0 Meter x 11,0 Meter x 10,0 Meter messende Manschette wurde probeweise vom Schwimmkran ENAK angehoben.

Derweil war bereits vierzehn Tage zuvor, am 14. Juli, ein selbstfahrender Ponton der Firma Ludwig Voss aus Cuxhaven ausgelaufen, um noch am gleichen Tag mit vorbereitenden Arbeiten am Leuchtturm zu beginnen. Dabei wurde ein 1,5 Meter breiter und zwei Meter tiefer Graben um das Fundament ausgehoben und in der Folge der Turmsockel von Tauchern mit Hilfe von Hochdruckgeräten von Algen, Rost und Muscheln gesäubert. Nach Abschluss der Arbeiten nach sechs Tagen kehrte der Ponton zurück.

Die Witterung unterbrach die Arbeiten für knapp zwei Monate. Am 23. September 1987 verließ ENAK Bremerhaven und sollte einen Tag später die Manschette über den Turm setzten, was durch starken Wind jedoch verhindert wurde. Ein zweiter Versuch wurde für den 30. September angesetzt. Der Kran verließ den Hafen um 8.00 Uhr und erreichte drei Stunden später den Leuchtturm. Gegen 13.30 wurde bei Niedrigwasser damit begonnen, den Stahlmantel langsam hochzuziehen. Dabei bewegte sich der Kran planmäßig auf den Turm zu. Anschließend begann man damit, die Manschette über dem Turm wieder herunterzulassen, wobei der Steuermann des ENAK auf der Turmspitze stand und über Funk Kommandos erteilte. Das Überstülpen funktionierte ohne Probleme und sogar ohne eine einzige Berührung, obwohl zwischen Mantel und Turm teilweise nur 50 Zentimeter Freiraum waren. Nur 50 Minuten nach dem Beginn der Aktion hatte der Mantel den Caisson vollständig umschlossen.

Anschließend füllte man den 30 Zentimeter breiten Zwischenraum mit Stahlschlacke und 40 Kubikmetern Beton auf. Die Betonschicht hatte zum Schluss eine Höhe von 60 Zentimetern.

Die Restaurierung war am 8. November 1987 offiziell abgeschlossen und das Wasser- und Schifffahrtsamt Bremerhaven übergab den Leuchtturm Roter Sand einen Tag später an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Tatsächlich war jedoch erst die erste Sanierungsphase beendet. Es folgten noch ein Außenanstrich und danach begann die Firma Ludwig Voss aus Cuxhaven am 13. Juni 1989 damit, alle Stahlteile zu entrosten und den Mantel zweimal und die Nieten dreimal zu grundieren. Diese Arbeiten konnten innerhalb von fünf Tagen vollendet werden.

Als letzter Akt der Restaurierung wurden bis zum 22. Juni 1990 noch drei Decksanstriche aufgetragen. Danach war die Sanierung abgeschlossen.

Heutige Situation

1995 erhielt der Leuchtturm zwei Anlegedalben für Schiffe und bis 1999 versuchte man, die Inneneinrichtung nach alten Fotos möglichst orginalgetreu zu rekonstruieren. Im Jahre 2001 wurde der Innenanstrich erneuert.

Schutz und Pflege

Heutzutage muss der Anstrich des Turms alle fünf Jahre komplett erneuert werden, wozu die Außenhaut im Vorfeld mit Frischwasser von Salzkristallen befreit wird. Begleitend wird noch ein Rostschutzlack aufgetragen. Die Arbeiten kosten jedes Mal rund 65.000 Euro. Zwischen den Hauptanstrichen müssen natürlich von Zeit zu Zeit kleinere Stellen ausgebessert werden.

Die Pflege des Turmes wird heute gemeinsam vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege, dem Wasser- und Schifffahrtsamt Bremerhaven, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Förderverein Rettet den Leuchtturm Roter Sand e.V. finanziert.

Tourismus

Seit 1990 gibt es die Möglichkeit, den Leuchtturm zu besuchen. Die Überfahrt erfolgt von der Seebäderkaje in Bremerhaven aus mit dem zum Museumsschiff umfunktionierten Watten-Bergungsschlepper „Goliath“ der Schifffahrts-Compagnie Bremerhaven e.V., der bei sechs Mann Besatzung maximal 42 Passagiere aufnehmen kann. Während der Überfahrt stehen den Gästen alle Schiffsräume offen. Auf den Turm gelangen sie über einen auslegbaren Steg und eine Leiter. Der Aufenthalt dauert etwa eine Stunde.

Zudem ist es seit dem 2. Juli 1999 in den Sommermonaten möglich, auf dem Roten Sand eine Nacht zu übernachten. Dafür stehen 6 Kojen zur Verfügung. Hat der Turm für eine Nacht wieder eine neue „Besatzung“, wird am Fahnenmast die Flagge Deutschlands gehisst. Bei mehr als Windstärke 4 ist ein Anlegen am Turm unmöglich. Für den Fall, dass Gäste länger auf dem Turm ausharren müssen, gibt es dort einen Notproviantvorrat.

Verwendungen

Datei:Briefmarke-RoterSand.jpg
Briefmarke Roter Sand

Der Leuchtturm Roter Sand diente mit seiner rot-weißen Markierung als Vorbild für die Farbgebung bei nachfolgenden Leuchttürmen. Er ist sehr populär und gilt einem Großteil der Bevölkerung als der klassische Leuchtturm schlechthin. Aufgrund seiner Berühmtheit wurde er in die Briefmarkenserie Leuchttürme der Deutschen Post AG aufgenommen. Er ziert eine 55-Cent-Marke, welche im Jahr 2004 ausgegeben wurde.

Unmittelbar nach der Fertigstellung des Leuchtturms schrieb Ger. v. Thienst folgendes Gedicht über das Bauwerk:

Wo sich der Weser Wellen
vermählen der offenen See,
da ragt für fahrende Gesellen
ein trautes Mal in die Höh’.
Es ist gar trefflich gegründet
in Meeresestiefen sein Stand.
Dem Maat sicher Fahren kündet
der Leuchtturm auf Roter Sand.

Siehe auch

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