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Tonalität (Musik)

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Tonalität ist eine Eigenschaft von großen Teilen der abendländischen Musik: tonale Musik bezieht sich innerhalb des vorherrschenden Systems aus 12 Halbtönen auf ein tonales Zentrum. Dieses besteht aus einem bestimmten Ton (dem Grundton bzw. Zielton) und den auf diesem aufbauenden sowie den damit verwandten Dreiklängen.

Dies bringt es mit sich, dass die in einem Musikstück vorkommenden Akkorde nach bestimmten Mustern zusammengesetzt sind und aufeinander folgen. Hierbei werden im Rahmen der Harmonielehre manche Akkorde als auflösungsbedürftige Dissonanzen, andere als in sich ruhende Konsonanzen gewertet. Eine Abweichung vom tonalen Zentrum verursacht einen Spannungsaufbau, eine Rückkehr eine Entspannung. Ebenfalls lassen sich in tonaler Musik die verwendeten Tonarten bestimmen. Genau genommen handelt es sich mit dieser Definition um die in unserem Kulturkreis fast selbstverständliche Dur-Moll-Tonalität.

Etwas allgemeiner läßt sich Tonalität fassen, wenn man von einem Tonsystem, also einer Auswahl von Tönen fester Tonhöhe ausgeht. Dort kann es je nach System ein, zwei oder mehrere Töne mit einer größeren Ruhewirkung, Schlußwirkung oder Auflösungswirkung geben. Diese Eigenschaft kann sich schon an einstimmigen Melodien zeigen. Entwickelt sich die Musik von diesen Ruhetönen weg oder baut zu ihnen Spannung auf, so wird die Annäherung an einen Ruheton und Auflösung der Spannungen wieder als Ruhewirkung oder gar als Schlußwirkung empfunden und ein tonales, eventuell nur vorübergehendes Zentrum erreicht. Als Beispiel lassen sich schon die mittelalterlichen Kirchentonleitern anführen, die Melodien hervorgebracht haben, die sich dem Dur-Moll Schema nicht vollständig fügen können, ohne ihre Charakteristik zu verlieren.

Geschichte

Die tonale Musik löste die modale Musik des Mittelalters ab, die auf den Kirchentonarten beruhte, wobei viele der Merkmale von Tonalität schon dort galten. Im 18. Jahrhundert waren schließlich nur noch die Tongeschlechter Dur und Moll übrig. Es bildeten sich Stufentheorie und der Funktionstheorie als Systeme der musikalischen Analyse. Zitat Hermann von Helmholtz: Die Vorherrschaft des Tonalen wirkt als Verbindungsglied für alle Töne eines Stückes.

Bei der Kadenz in der klassischen Musik als Ordnungsprinzip seit 1700 für ca. 200 Jahre handelt es sich um eine harmonische-tonale und gewichtsmäßig-metrische Gruppierung. Die einzelnen Stimmen bewegen sich einem Schluss zu, der als Tonalitätszentrum empfunden wird. Entfernt man sich vom Zentrum wird das als unbetonter, angehobener Schritt empfunden. Ebenso tragen rhythmische Aspekte zum Empfinden der Tonalität bei: ein erster Ton, ein erster Klang wird als Tonalität aufgefasst.[1]

Im 19. Jahrhundert wurden bei Richard Wagner und anderen Komponisten nach und nach die Grenzen der Tonalität erweitert, bis sie im musikalischen Impressionismus (z. B. Claude Debussy) schon nicht mehr stufen- oder funktionsharmonisch betrachtet werden konnte.

Die völlige Befreiung von der Beschränkung auf die Tonalität brachte im 20. Jahrhundert der Komponist Arnold Schönberg, dessen atonale Kompositionsweise theoretisch von Theodor W. Adorno in seiner „Philosophie der Neuen Musik“ vertreten wird.

Trotzdem sind bis heute nahezu alle Bereiche auch und gerade der populären Musik weiterhin durch eine mehr oder weniger erweiterte Tonalität geprägt. Lediglich Neue Musik ist in den überwiegenden Fällen atonal.

Einzelnachweise

  1. Lars Ulrich Abraham, Harmonielehre, zwei Bände, Laaber Verlag

Siehe auch