Sepp Dietrich
Josef „Sepp“ Dietrich (* 28. Mai 1892 in Hawangen, Allgäu; † 24. April 1966 in Ludwigsburg) war Befehlshaber der Leibwache (Leibstandarte SS Adolf Hitler) Adolf Hitlers und Generaloberst der Waffen-SS. Er wurde nach dem Krieg als Mitverantwortlicher für das Malmedy-Massaker und wegen seiner Rolle bei Morden in Zusammenhang mit dem sogenannten Röhm-Putsch zu Freiheitsstrafen verurteilt.
Leben
Jugend und Werdegang
Josef Dietrich absolvierte eine Lehre als Fleischer und war anschließend in Hotels des In- und Auslands sowie als Expedient tätig. 1911 gehörte er kurzzeitig der bayerischen Armee an. Bei Kriegsbeginn 1914 freiwillig eingetreten, diente er u.a. bei der Feldartillerie. Gegen Kriegsende war er bei der Bayerischen Sturmpanzerwagen-Abteilung 15 und damit einer der ersten Angehörigen einer deutschen Panzertruppe. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz (I. und II. Klasse) ausgezeichnet und zum Vizefeldwebel befördert.
Nach dem Erstem Weltkrieg
Nach dem Ersten Weltkrieg trat er dem Reichswehrregiment 1 in München bei und wurde in die bayerische Landespolizei als Wachtmeister übernommen. Als Mitglied des Freikorps Oberland war er an der Niederschlagung der Revolution und an der Beseitigung der Räteherrschaft beteiligt. Außerdem kämpfte er im Mai 1921 in Oberschlesien gegen die polnischen Aufständischen.
Als ehemaliger Freikorps-Angehöriger gehörte Dietrich in den 20er Jahren auch dem Stoßtrupp Adolf Hitler an und nahm am 9. November 1923 am Putschversuch Hitlers und Ludendorffs (Hitler-Putsch) in München teil. 1927 verließ er den bayerischen Polizeidienst und lebte von wechselnden Beschäftigungen.
Eintritt in die NSDAP und in die SS
Josef Dietrich wurde am 1. Mai 1928 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer: 89.015) und trat nur wenig später, am 5. Mai 1928, in die SS (SS-Mitgliedsnummer: 1.177) ein. Dort stellte er in München die 1. SS-Standarte auf und führte dort den "Sturm 1" (den späteren "SS-Traditionssturm") bis Juni 1928. Am 1. Juni 1928 wurde er zum SS-Untersturmführer ernannt und erhielt bereits am 18. November 1929 den Rang eines SS-Standartenführers. 1932 wurde Dietrich Reichstagsabgeordneter der NSDAP.
Innerhalb der SS machte Dietrich rasch Karriere. Am 11. Juli 1930 erfolgte seine Ernennung zum SS-Oberführer. Beim Stennes-Putsch im Jahre 1931 zeigte er unbedingte Loyalität zu Adolf Hitler. Er erhielt deshalb am 18. Dezember 1931 den Dienstgrad eines SS-Gruppenführers und wurde mit der Führung des SS-Oberabschnittes Nord (Hamburg) betraut.
Drittes Reich
Im März 1933 wurde er zum persönlichen Begleiter des Führers ernannt und übernahm den Schutz des Diktators als hauptberuflicher Leiter des SS-Wachbataillon Berlin. Eine herausragende Rolle übernahm Dietrich bei der Liquidierung der SA-Führungsspitze während des "Röhm-Putsches". Er selbst ermordete zusammen mit weiteren SS-Leuten am 30. Juni 1934 sechs prominente SA-Führer in München-Stadelheim und organisierte die Tötung weiterer Gegner. Schon einen Tag später wurde er dafür von Adolf Hitler zum Obergruppenführer der SS ernannt. Aus dem SS-Wachbataillon wurde 1934 die 1. SS-Standarte Adolf Hitler gebildet.
Zweiter Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkrieges wurde Dietrich Kommandeur der zur Division ausgebauten Leibstandarte und zuletzt Oberbefehlshaber über die 6. SS-Panzerarmee, zu der vier SS-Panzerdivisionen der Waffen-SS gehörten und die neben zwei weiteren Armeen ab 15. Dezember 1944 in der Ardennenoffensive eingesetzt war. Die zunächst nur als Wachsoldaten ausgebildeten SS-Männer wurden unter seiner Führung für Kriegsverbrechen und ihre Kriegsführung bekannt, die zu hohen Verlusten führte, aber auch militärische Erfolge erbrachte. Dietrich wurde mehrfach ausgezeichnet und 1944 zum Oberstgruppenführer der SS befördert. Er war beliebt in der Truppe, da er sich sehr um seine Männer kümmerte.
Nach Kriegsende
Dietrich wurde 1946 im Malmedy-Prozess, in welchem die Erschießung von über 70 amerikanischen Kriegsgefangenen durch eine Einheit der Waffen-SS verhandelt wurde, zu lebenslänglicher Haft verurteilt. 1955 wurde er im Rahmen eines Paroleverfahrens begnadigt und aus der Justizvollzugsanstalt Landsberg entlassen, nachdem seine Strafe schon 1951 in 25-jährige Haft umgewandelt worden war.
Seine Verbrechen im Zusammenhang mit dem Röhm-Putsch wurden 1957 vor dem Schwurgericht in München aufgerollt. Am 14. Mai 1957 wurde Dietrich wegen Beihilfe zum Totschlag zu einer Gefängnisstrafe von 18 Monaten verurteilt, von denen er sechs Monate von August 1958 bis Februar 1959 in der Justizvollzugsanstalt Landsberg verbüßte.
Dietrich blieb zeitlebens ein überzeugter Anhänger des Nationalsozialismus. An seiner Beerdigung nahmen 7.000 Menschen teil, überwiegend aus den Reihen der Waffen-SS.
Auszeichnungen
Auszeichnungen in der Zeit des Nationalsozialismus
- Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP
- Ehrenwinkel der Alten Kämpfer
- SS-Ehrenring (Totenkopfring)
- Medaille zur Erinnerung an den 9. November 1923 (Blutorden)
- Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938
- Medaille Winterschlacht im Osten 1941/42 (Ostmedaille)
- Krimschild
- Flugzeugführerabzeichen (ehrenhalber)
- Panzerkampfabzeichen
- Verwundetenabzeichen in Silber
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub, Schwertern und Brillanten
Sonstige Auszeichnungen (Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit)
- Eisernes Kreuz 1. und 2. Klasse
- Bayerisches Verdienstkreuz
- Österreichische Tapferkeitsmedaille
- Schlesischer Adler 1. und 2. Stufe (1919)
- Kampfwagen-Erinnerungsabzeichen (1921)
Literatur
- Robert Wistrich, Hermann Weiß: Wer war wer im Dritten Reich. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3596243734
- Michael Schadewitz: Zwischen Ritterkreuz und Galgen. Skorzenys Geheimunternehmen Greif in Hitlers Ardennenoffensive 1944/45. Helios-Verlag, Aachen 2007, ISBN 978-3-938208-48-9
Weblinks
- Zeitgenössisches Farbfoto
- [1], 189 Original-Dokumente von und über Dietrich aus dem Simon Wiesenthal Center
Personendaten | |
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NAME | Dietrich, Sepp |
ALTERNATIVNAMEN | Dietrich, Josef |
KURZBESCHREIBUNG | SS-Oberstgruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS |
GEBURTSDATUM | 28. Mai 1892 |
GEBURTSORT | Hawangen, Allgäu |
STERBEDATUM | 24. April 1966 |
STERBEORT | Ludwigsburg |