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Siegfried der Drachentöter

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Siegfried ist eine Sagenfigur verschiedener altnordischer und germanischer Sagenkreise, insbesondere der Nibelungensage.

Siegfried in der nordischen Sagenwelt

Kriemhild wirft sich auf den toten Siegfried

Die nordischen Sagen mit Sigurd sind zwar erst in jüngeren schriftlichen Aufzeichnungen erhalten als das Nibelungenlied, gehen aber zum Teil auf wesentlich ältere deutsche Vorlagen zurück und waren bei dessen Entstehung um 1200 in ganz Mittel- und Nordeuropa verbreitet.

Der Siegfried von Xanten am Niederrhein des Nibelungenliedes heißt in den nordischen Versionen der Nibelungensage Sigurd und stammt in den meisten von ihnen aus dem Heldengeschlecht der Wälsungen. Er erscheint auf Bilddarstellungen ab der 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts, ausgehend von Schweden, und in Dichtungen, die ab dem 13. Jahrhundert niedergeschrieben wurden. Insbesondere tritt er in folgenden Werken auf (kurze Erwähnungen sind nicht berücksichtigt):

In der Liederedda:

Grípisspá ('Die Weissagung des Grípir'): Sie ist den Sigurdliedern als eine Art Inhaltsangabe vorangestellt, in der Form, dass der junge Sigurd von einem (sonst nirgends genannten) Mutterbruder Grípir sein ganzes Leben in Form einer Weissagung vorauserzählt bekommt. Für die Forschung ist es interessant, weil dieses Lied von nur ca. 50 Strophen es nicht schafft, die Geschichte Sigurds widerspruchslos zu erzählen: die einzelnen Lieder erzählten die Sage so unterschiedlich, dass es um 1200, als die Grípisspá vermutlich entstand, schwer fiel, eine zusammenhängende in sich nicht widersprüchliche Geschichte von Sigurds Leben zu erzählen. Jung-Sigurd-Komplex: Ein langer, zusammenhängender Abschnitt der Liederedda, der von neuzeitlichen Herausgebern ohne Stütze in der Handschrift in drei Lieder unterteilt und mit folgenden Einzeltiteln versehen wurde: Reginsmál ('Das Lied von Regin'); Fáfnismál ('Das Lied von Fáfnir') und Sigrdrífumál ('Das Lied von Sigrdrífa').

Darauf folgt die Eddalücke: Aus der Handschrift der Liederedda wurde einmal eine ganze Lage herausgerissen; diese Blätter sind uns verloren. Dass die Völsunga saga diese Lieder noch benutzte, ist nur ein schlechter Ersatz dafür.

Brot af Sigurðarqviðu ('Bruchstück eines Sigurdliedes'): Nach der 'Lücke' beginnt der erhaltene Text mitten in einem Lied über Sigurd, das daher so benannt wird.

Guðrúnarkviða I ('Das erste Lied von Gudrun'):

Sigurðarkviða en skamma ('Das Kurze Sigurdlied'):

Helreið Brynhildar ('Brynhilds Ritt zur Hel'):

Dráp Niflunga ('Die Erschlagung der Niflungen [= Nibelungen]'):

Guðrúnarkviða II (en forna) ('Das zweite [alte] Lied von Gudrun'):

In den weiteren Liedern des Niflungenzyklus der Liederedda erscheint Sigurd nicht mehr.

(als Sigurd der Sigurdlieder), in der Völsunga-Saga, in der Thidrekssaga und anderen auf. Nicht aber im Atlilied (dessen Vorstufen von manchen schon um 800 angesetzt werden, das aber nur in einer Version des 13. Jh. erhalten ist), in dem die Sage vom Untergang Gunnars und Högnis durch eine verräterische Einladung Attilas noch nicht mit der Sage von Siegfried/Sigurd verbunden ist.

Wesentliche Elemente der Sigurd-Geschichten sind auch hier seine übermenschlichen Kräfte, die Gewinnung des Drachenhorts, die Tötung des Drachens (oder Lindwurmes, Fafnir), die Erlösung Brünhilds nach Durchdringen des Feuerwalls (Waberlohe) und Siegfrieds Ermordung durch Hagen von Tronje (das Alte Sigurdlied).

Der Sage nach badete Siegfried im Blut des erlegten Drachens, um seine Haut zu gerben. Dadurch wurde er unverwundbar – bis auf eine kleine Stelle zwischen den Schultern, an der nach der Version des Nibelungenliedes während des Badens ein Lindenblatt die Haut bedeckte (vergleiche auch mit der griechischen Sage von Achillesferse). Siegfrieds Frau Kriemhild markierte, durch einen Vorwand getäuscht, diese Stelle durch Aufsticken eines Kreuzes am Rock. Hagen von Tronje konnte den Siegfried somit bei einer Gelegenheit hinterrücks speeren - anders jedoch in den nordischen Fassungen, die jedoch, wie auch andere deutsche, die Geschichte mit dem Eichenblatt, eine Erfindung des Nibelungenliedes, nicht kennen. Auch die Tarnkappe kennen die nordischen Versionen nicht, genau so wenig wie seine Herkunft aus Xanten.

Siegfried im Nibelungenlied

Siegfried tritt nur im ersten Teil des Nibelungenliedes auf; sein Tod erfolgt schon vor der Mitte des Werkes. In der Erinnerung seiner Frau, Kriemhild, bleibt er jedoch bis zu ihrem Tod am Ende des Werkes lebendig. Seine strahlende Erscheinung dient dazu, ihre grausame Rache für seine Ermordung zu motivieren und auch im Publikum glaubhaft zu machen. Daher wird, was wir im ersten Teil über ihn erfahren, nicht als selbständige Siegfried-Biographie gestaltet, sondern in Hinblick darauf, wie er von den Hauptgegnern, Kriemhild und Hagen von Tronje, wahrgenommen wird. Eine detaillierte Inhaltsangabe siehe Nibelungenlied.

Literatur

  • Siegfried. Schmied und Drachentöter (= Nibelungenedition 1), hrsg. von Volker Gallé im Auftrag des Nibelungenmuseums Worms, Worms 2005. ISBN 3936118310
  • Mario Bauch: Wer waren die Nibelungen wirklich? Die historischen Hintergründe der germanischen Heldensagen. Berlin 2006. ISBN 3-938807-09-1

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