Schlacht bei Las Navas de Tolosa
Schlacht bei Las Navas de Tolosa | |||||||||||||||||
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Teil von: Reconquista | |||||||||||||||||
![]() Die Schlacht bei Las Navas de Tolosa (Historiengemälde von FP Van Halen, 19. Jh.) | |||||||||||||||||
Datum | 16. Juli 1212 | ||||||||||||||||
Ort | Las Navas de Tolosa, bei Jaén in Südspanien | ||||||||||||||||
Ausgang | Sieg der Christen | ||||||||||||||||
Folgen | Niederlage kündigt Ende der Almohadenherrschaft in Spanien an | ||||||||||||||||
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Bei Navas de Tolosa, einem Ort im Norden der spanischen Provinz Jaén bei La Carolina, fand am 16. Juli 1212 die entscheidende Schlacht zwischen Christen und Muslimen während der Reconquista statt. Dabei besiegte ein Bündnis aus Kastilien, Aragón und León unter Alfons VIII. die maurischen Almohaden unter Kalif Muhammad an-Nasir (1199 – 1213).
Vorgeschichte
Mit dem Niedergang der Almoravidenherrschaft in Andalusien nahmen die christlichen Reiche in Nordspanien ihre Expansion gegen die muslimischen Gebiete in Andalusien wieder auf. Nachdem es mit den Almohaden, die im 12. Jahrhundert die Herrschaft in Andalusien übernommen hatten, zu mehreren Kämpfen gekommen war, erlitt Kastilien in der Schlacht bei Alarcos 1195 gegen die Almohaden unter Yaqub al-Mansur eine schwere Niederlage. Damit wurden die christlichen Vorstöße nach Andalusien von den Muslimen zunächst aufgehalten.
1211 überquerte Sultan Muhammad al-Nasir mit einem grossen Heer die Strasse von Gibraltar, überfiel die christlichen Gebiete und eroberte die Ordensburg des Ordens von Calatrava in Salvatierra. Die meisten Soldaten des Heeres kamen aus Nordafrika.
Daraufhin rief der Papst Innozenz III. zu einem Kreuzzug auf und Erzbischof Rodrigo Jiménez de Rada von Toledo organisierte ein Bündnis der Königreiche Portugal, León, Kastilien, Navarra und Aragón gegen die Almohaden.
Die Schlacht
Die Kreuzritter versammelten sich Ende Mai in Toledo. Das Heer bestand aus 60 000 Kastiliern unter Führung von Alfonso VIII, 50000 Aragonier und Kastilianern unter Führung von Peter II. (Aragón) von Aragonien, 50 000 Vasallen von Alfons IX König von Leon und mehr als 60 000 "Francos" (Franzosen) mit den Prälaten von Narbonne, Bordeaux und Nantes.
Anfangs Juni brach die Armee Richtung Süden auf. Die Stadt Calatrava, die den Zugang zu Andalusien schützte, wurde bald eingenommen. Der Fall der Stadt war ein schwerer Rückschlag für die moslemische Seite. Der Verteidiger der Stadt, Yusuf ben Kadis, wurde nach dem Fall der Stadt auf Befehl des vom Kalifen an-Nâsir hingerichtet
Dieser Sieg führte dazu, dass viele der nichtiberischen Kreuzfahrer sich von ihrem Gelübde befreit fühlten und die Heimreise antrat, mit Ausnahme derer, die dem Ruf des Bischofs von Narbonne, Arnaud Amaury (1150-1225), gefolgt waren. Die Anhänger Amaurys waren auch die fanatischsten Kämpfer, die nicht verstanden, dass Alfons VIII die moslemische Bevölkerung der Stadt verschonte. Alfons VIII sah in den Moslems einfach neue Untertanen, die es galt, auf seine Seite zu ziehen.
Prinz Yaqub ben Yusuf, Sohn des Kalifen Muhammad an-Nâsir war besorgt über den christlichen Vorstoß und verließ mit einen aus Berbern und Arabern bestehenden Heer Marokko, um die christliche Festung Salvatierra zu erobern.
Am 24. Juni 1212 verließ die christliche Armee erneut Tolede. Sie bestand nun hauptsächlich aus Iberern, da nun auch Sanche VII., König von Navarro, zu dem Heer stieß.
Die Kreuzritter durchquerten die Sierra Morena auf Wegen, die von den Mauren nicht überwacht wurden und schafften es so, unbemerkt den Despeñaperros-Pass zu passieren. Am Freitag den. 13. Juli stand das Herr 9 km nordöstlich des kleinen Dorfes von ’’Las Navas de Tolosa’’, das am Südfuß der Sierra Morena liegt, von wo aus sie das almohadische Heer erblickten.
Der Fahnenträger des Königs von Navarra, Diego López de Haro, stieg mit Hilfe eines ortskundigen Hirten auf den Berg ‘‘puerto de la Losa und kundschaftete von der Anhöhe die Aufstellung des feindlichen Heeres aus. Dies war während der Schlacht ein entscheidender Vorteil für die Christen.
Prinz Yaqub ben Yusuf befand sich zur selben Zeit in Las Navas und befehligte ein Herr von etwa 200.000 Mann Seine Truppen bestanden aus zwei Reitereinheiten von freiwilligen Berbern und Andalusiern sowie den regulären Truppen der Almohaden. Diese waren zum Schutz des Prinzen um dessen Zelt aufgestellt. Ebenfalls Teil der Armee waren die ’’ Abiden’’, einige mit Bogen bewaffnete Sklaven.
Während der nächsten zwei Tagen kam es nun ständig zu kleineren Scharmützeln.
Nach dem sie die Beichte abgelegt und die Kommunion empfangen hatten, griff das christliche Heer am Morgen des 16. Juli 1212 die feindlichen Stellungen an.
Die Kastilier und die militärischen Orden bildeten das Zentrum. Rechts wurden sie von den Navarrern und der Stadtmilizen von Avila, Segovia und Medina del Campo flankiert und links von den Truppen aus Aragon.
Der Angriff begann unglücklich für die Christen. Während der Pfeilhagel der Mauren den Christlichen Truppen schwere Verluste zufügte, fing die leichte Kavallerie an, die Flügel des christlichen Heeres zu umfassen. Mehrer Einheiten begannen sich daraufhin vom Schlachtfeld abzusetzen.
Unter Führung des Königs von Kastilien und des Bischofs von Toledo gelange es der Kavallerie der Christen jedoch, in das Zentrum der Berber vorzustoßen. Als die Könige von Aragon und Navarro die Situation wahrnahmen, begannen sie ebenfalls mit ihrem Angriff auf die jeweilige Flanke des Feindes.
Die Christen im Zentrum gelangten bis zu den Stellungen der Bogenschützen der Almohaden vorzudringen und diese nieder zu metzeln.
Dies führte unmittelbar zu einem ungeordneten Rückzug der moslemischen Truppen. Durch ihren Erfolg angestachelt, begannen die Christen die Flüchtenden zu verfolgen. Prinz Yaqub setzte sich nun mit seiner Leibwache ab. Die Flucht ihres Anführers verstärkte die Panik im moslemischen Heer und die Schlacht wurde zu einem Gemetzel. Als die Kampfhandlungen eingestellt wurde, waren etwa 90.000 Moslems und 2.000 Christen gefallen oder verwundet.
Yaqub ben Yusuf zog sich nach Baeza zurück. Alfons VIII begann jedoch umgehend mit der Verfolgung und zwang Yusuf, nach Marokko übersetzen.
Durch die Flucht von Yaqub ben Yusuf fiel den Christen eine gewaltige Kriegsbeute in die Hände. Darunter auch eine Standarte Pendon. Diese ist heute im Kloster Santa Maria de las Huelgas Reales in Burgos ausgestellt.
Nach dem Sieg zelebrierte der Bischof von Toledo auf dem Schlachtfeld ein Te Deum, um Gott für den Sieg zu danken. Nach der Legende sei der Sieg der Heiligen Mutter Gottes von Rocamadour zu verdanken.
Folgen
Die Schlacht von Las Navas de Tolosa hatte keine unmittelbaren Folgen, außer der Eroberung von Baeza und der Einnahme des Guadalquivir-Tals.
Der Sieg öffnete hingegen den Weg für die Eroberung des Süden der iberischen Halbinsel. Die Muslime schafften es in der Folgezeit nicht mehr, sich von dieser Niederlage zu erholen, zumal der christliche Sieg die Legende der Unbesiegbarkeit der Almohaden widerlegte. In den folgenden Jahrzehnten wurden Andalusien von Kastilien und Aragón unterworfen: Cordoue fällt 1236, Sevilla 1248 und Cadiz 1261. Nur die Nasriden von Granada konnten ihre Herrschaft unter Anerkennung der kastilianische Oberhoheit noch bis 1492 behaupten.
Die Burg von Calatrava la Nueva, in der Nähe von Almagro, wurde mit Hilfe von moslemischen Kriegsgefangenen durch den Orden von Calatrava, zwischen 1213 und 1217 erbaut.